SpaceShipOne
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Das SpaceShipOne (auch Scaled Model 316) der Firma Scaled Composites ist ein Experimentalflugzeug mit Raketentriebwerk für den privaten bzw. kommerziellen, bemannten, suborbitalen Raumflug bis etwa 100 Kilometer Höhe.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Flüge des SpaceShipOne | ||||
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Flug-Nr. | Datum | Maximale Geschwindigkeit |
Maximale Höhe | Pilot |
11P | 17. Dezember 2003 | Mach 1,2 | 20,7 km | Brian Binnie |
13P | 8. April 2004 | Mach 1,6 | 32 km | Peter Siebold |
14P | 13. Mai 2004 | Mach 2,5 | 64,4 km | Michael Melvill |
15P | 21. Juni 2004 | Mach 2,9 | 100,095 km | Michael Melvill |
16P | 29. September 2004 | 102,9 km | Michael Melvill | |
17P | 4. Oktober 2004 | Mach 3,1 | 111,996 km | Brian Binnie |
Die Maschine wurde von der Firma Scaled Composites im Rahmen des Projekts Tier One entwickelt, um den Wettbewerb Ansari X-Prize der X-Prize Foundation für sich entscheiden zu können. Dieser stellte zehn Millionen Dollar für denjenigen in Aussicht, der als erster mit einem Fluggerät neben dem Piloten zwei Personen oder entsprechenden Ballast in eine Höhe von mehr als 100 Kilometer befördert und dies mit demselben Fluggerät innerhalb von 14 Tagen wiederholt.
Entwickler des Flugzeuges ist Burt Rutan. Finanziert wurde das Projekt unter anderem von Paul Allen, einem Mitbegründer von Microsoft.
Der Erstflug der Maschine fand am 7. Oktober 2003 statt, gefolgt vom Erstflug mit Triebwerk am 17. Dezember 2003, bei dem Mach 1 überschritten wurde. Damit durchbrach SpaceShipOne als erstes Flugzeug einer Privatfirma, das ohne öffentliche Mittel gebaut wurde, die Schallmauer.
Am 8. April 2004 erteilte die Federal Aviation Administration eine für ein Jahr gültige Zulassung für das Flugzeug. Es wurde als nichteigenstartfähiges Segelflugzeug mit Hilfsantrieb zugelassen.
[Bearbeiten] Erster bemannter privater Flug ins All
Am 21. Juni 2004 startete das Trägerflugzeug White Knight um 15:45 Uhr MESZ (06:45 Uhr Ortszeit) vor den Augen tausender Zuschauer vom Mojave Airport in der gleichnamigen Wüste im US-Bundesstaat Kalifornien und brachte „SpaceShipOne“ zunächst auf eine Höhe von 14,3 Kilometern, wo es ausgeklinkt wurde. Daraufhin zündete der Pilot Michael Melvill den Raketenmotor, der das Flugzeug im Steigflug bis auf dreifache Schallgeschwindigkeit beschleunigen sollte, um dann im Parabelflug eine Flughöhe von rund 109 Kilometern zu erreichen.
Dabei traten allerdings einige technische Schwierigkeiten auf. So verformte sich ein Teil der Flugzeugverkleidung mit einem Knall, der auch vom Piloten wahrgenommen wurde, und es kam zu einem Fehler im Lagekontrollsystem, worauf das Flugzeug unkontrolliert rollte.
Nach Aktivierung eines Sicherheitssystems konnte die Flugbahn wieder stabilisiert werden, ohne dass ein kurzzeitig erwogener Flugabbruch durchgeführt werden musste. Da der Raketenantrieb nur für 76 statt der vorgesehenen 80 Sekunden gezündet wurde, und SpaceShipOne somit eine geringere Geschwindigkeit erreichte, kam es von seinem Kurs ab und blieb unter der ursprünglich vorgesehenen Höhe.
Trotzdem wurde auf dem historischen Flug die Höhe von 100 Kilometer – die von der FAI definierte Grenze des Weltraums – knapp überschritten. Der Flug ist damit der erste private bemannte Weltraumflug in der Geschichte.
Nach dem Abschalten des Triebwerks in rund 55 Kilometer Höhe folgte das Raumschiff in rein ballistischem Flug einer Parabel, während dessen der Pilot für rund dreieinhalb Minuten die Schwerelosigkeit erlebte.
[Bearbeiten] Ansari X-Prize
Am 29. September 2004 erreichte das Flugzeug im Rahmen des Ansari X-Prize eine Höhe von knapp über 100 Kilometern. Der Flug über der Mojave-Wüste in Kalifornien dauerte von 7:11 bis 8:39 Uhr Lokalzeit (16:11 bis 17:39 Uhr MESZ). In einer Höhe von 14 Kilometern wurde das Flugzeug um 8:09 Uhr vom Trägerflugzeug ausgeklinkt.
Beim Aufstieg kam es zu kleineren Problemen, die sich in heftig rollenden Bewegungen des Flugzeugs äußerten. Laut Aussagen des Piloten, Michael Melvill, waren diese möglicherweise auf einen Bedienungsfehler seinerseits zurückzuführen. Die Versorgung des Raketentriebwerks wurde darauf abgeschaltet, elf Sekunden früher als geplant. Durch den Impuls gewann das Flugzeug allerdings noch an Höhe und erreichte schließlich 102,9 Kilometer über dem Erdboden.
Durch den erfolgreichen zweiten Flug innerhalb einer Frist von zwei Wochen gewann SpaceShipOne am 4. Oktober 2004 den Ansari X-Prize. Pilot beim zweiten Flug war Brian Binnie.
[Bearbeiten] Kommerzielle suborbitale Raumflüge
Mittel- und langfristig hofft der Konstrukteur von SpaceShipOne, Luftfahrtingenieur Burt Rutan, mit der Pioniertat eine neue Ära in der Raumfahrt einzuleiten. Er will in Zukunft kommerzielle Flüge für zahlungskräftige Kunden zum Preis von rund 100.000 Dollar anbieten. Mit dem Bau weiterer Raumfähren bis 2010 könnte der Preis dann auf weniger als 10.000 Dollar gedrückt werden. Bereits in naher Zukunft sollen drei Passagiere gleichzeitig ins All fliegen können.
Der Unternehmer und Gründer der Virgin Group, Richard Branson, kündigte am 4. Oktober 2004 an, dass bis zum Jahr 2007 das auf Burt Rutans SpaceShipOne basierende Raumschiff SpaceShipTwo speziell für den Weltraumtourismusmarkt entwickelt werden soll. Allerdings wird das neue Raumschiff im Gegensatz zu SpaceShipOne Platz für fünf statt zwei Passagiere bieten, größere Fenster haben und insgesamt luxuriöser sein. Außerdem wird es größere Höhen erreichen können. Als Preis für einen Ausflug ins All veranschlagt die Virgin Group etwa 170.000 Dollar pro Passagier. Als ausführendes Unternehmen wurde Virgin Galactic gegründet.
[Bearbeiten] Technik
Grundsätzlich ist SpaceShipOne nicht für Flüge in eine Erdumlaufbahn ausgelegt, da seine Maximalgeschwindigkeit nur etwa ein Siebtel der dafür nötigen ersten kosmischen Geschwindigkeit beträgt.
Das Flugzeug erreicht während der 65 Sekunden dauernden Brennzeit des Triebwerkes eine Geschwindigkeit von Mach 3,5. Es hat ein von der US-amerikanischen Firma SpaceDev gebautes Hybrid-Raketentriebwerk, dessen Treibstoff aus einem festen Energieträger (HTPB, Hydroxyl-Terminiertes Poly-Butadien) – einer Art Reifengummi – und einem flüssigen Sauerstoffträger (N2O, Distickstoffmonoxid) besteht. Es ist teilweise wiederverwendbar. Der ballistische Raumflug dauert etwa dreieinhalb Minuten, dann wird wieder die obere Schicht der Atmosphäre erreicht. Beim Start wird das Flugzeug von einem Träger, dem so genannten White Knight, in eine Flughöhe von etwa 15 km geschleppt und dort ausgeklinkt. Daraufhin zündet das Raketentriebwerk.
Den Wiedereintritt in die Atmosphäre garantiert ein ausgefeilter Mechanismus, der die Leitwerksflächen hochklappen lässt und so einen optimalen Wiedereintrittswinkel garantiert, ohne dass der Pilot eingreifen muss. Dieses Wechseln der Konfiguration findet im Flug statt. Da das gesamte Flugprofil suborbital ausgelegt und auf relativ kleine Geschwindigkeiten begrenzt ist, bleiben die thermischen Belastungen gering, so dass keine Hitzeschilde notwendig sind.
Die Landung geschieht konventionell. Das Fahrwerk besteht aus dem Hauptfahrwerk, das mit Reifen ausgerüstet ist, und dem Bugfahrwerk, welches aus einer Gleitplatte besteht. Es wird durch einen Federmechanismus ausgefahren und kann während des Fluges nicht wieder eingefahren werden.
[Bearbeiten] Verbleib des Raumschiffs
SpaceShipOne ist im National Air and Space Museum in Washington (D.C.) ausgestellt. Es hat dabei seinen letzten Ruheplatz im selben Gebäude, wie auch schon Burt Rutans Voyager, John Glenns Mercurykapsel und die Kommandokapsel von Apollo 11 gefunden.
[Bearbeiten] Nachfolgermodell
Das Nachfolgermodell von SpaceShipOne heißt SpaceShipTwo und soll ab dem Jahr 2008 kommerzielle Flüge ins Weltall unternehmen.
[Bearbeiten] Sonstiges
Eine Kopie des SpaceShipOne hängt über einer Treppe im Google-Hauptquartier dem Googleplex in Mountain View (Santa Clara County, Kalifornien). Der Google Mitbegründer Larry Page ist ein bekennender "Weltraumfan".
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: SpaceShipOne – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |