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Suchoi Su-34 - Wikipedia

Suchoi Su-34

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Suchoi Su-27IB
Suchoi Su-27IB
Frontansicht
Frontansicht

Die Suchoi Su-34 (NATO-Codename Fullback) ist ein noch in der Sowjetunion entwickelter zweisitziger Jagdbomber aus dem Konstruktionsbüro Suchoi, dessen Serienproduktion im April 2006 angelaufen ist.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Anfang der 80er Jahre hatten die sowjetischen Frontfliegerkräfte einen breiten Umfang an Jagdbombenflugzeugen, der sich von der Su-17 über MiG-27 bis hin zum schweren Frontbomber Su-24 erstreckte. Vor allem veränderte Gefechtsführung und zunehmende Teuerungsraten machten die Entwicklung von Mehrzweckkampfflugzeugen notwendig. Es wurden Flugzeuge gefordert, die sowohl als Abfangjäger als auch als Jagdbomber einsetzbar waren. In Europa flog inzwischen der Tornado und die Amerikaner formten den Kampftrainer F-15B zum Mehrzweckjäger F-15E Strike Eagle um. Zwar hatte man mit dem leichten Frontjäger MiG-29 und dem schweren Luftüberlegenheitsjäger Su-27P bzw. Su-27S Flugzeuge, die der F-15E in vielen Bereichen überlegen waren, aber keines der genannten Muster war in der Lage, schwere Schläge gegen Bodenziele im Hinterland des Gegners oder gegen Seeziele wie Trägerverbände zu führen. Die Su-27P war rein auf den Luftkampf ausgelegt und die Su-27S konnte außer den Luft-Luft-Raketen lediglich ungelenkte Luft-Boden-Raketen kurzer Reichweite verschießen.

[Bearbeiten] Entwicklung

Auf Befehl des Ministers für Luftfahrt-Industrie begann am 21. Januar 1983 im OKB Sukhoi die Entwicklung eines schweren Jagdbombers. Die Forderungen der Luftstreitkräfte lauteten: hohe Manövierfähigkeit, hohe Waffenzuladung, hohe Geschwindigkeit, weiter Einsatzradius. Die Su-27 nutzte man als Vorlage. Die spezielle Form des Rumpfes und der Flügel ermöglichte extreme Luftkampfmanöver. Auch die Waffenzuladung war mit sechs Tonnen umfangreich und große interne Tanks ermöglichten Kampfradien von mehr als 2000 Kilometern. Die starken Triebwerke Al-31F brachten die Maschine auf Mach 2,35. Ausgehend von der Su-27 und ihren in Entwicklung befindlichen Modifikationen wurde der Nachfolger für den Frontbomber Su-24 projektiert. Allerdings sollte die neue Maschine auch den Mittelstreckenbomber Tupolew Tu-22M ersetzen. Sukhoi-Chefkonstrukteur Rolan Martirossow gab dem Vorhaben zunächst die Werksbezeichnung T-10W, später wurde auch die Bezeichnung Su-27IB (IB = Istrebitel Bombardirowtshik = Jagdbombenflugzeug) bekannt.

Mit der Entwicklung eines funkelektronischen Komplexes zur Waffenlenkung wurde die Vereinigung Leninets in St. Petersburg (damals noch Leningrad) beauftragt. Das Triebwerk wurden wieder von Saturn entwickelt. Die Luft-Luft-Raketen sollten von Wijmpel stammen, die Luft-Boden-Raketen von Raduga. Den Auftrag für die Bordkanone bekam das Konstruktionsbüros für Gerätebau Totshnost in Tula. Konkreter Ausgangspunkt für die T-10W war schließlich der nicht fertiggestellte Prototyp des bordgestützen Kampftrainers T-10KM-2 mit nebeneinander angeordneten Sitzen. Ursprünglich war lediglich die Aufrüstung der Su-27UB ins Auge gefasst worden, allerdings wäre die Belastung für die Besatzung bei Langstreckenflügen im engen Cockpit zu hoch geworden. In Nowosibirsk wurde schließlich ein neues Rumpfvorderteil mit gepanzerter Kabine angefertigt und an die T-10KM-2 angebaut. Durch die nebeneinander liegenden Sitze erhielt das Rumpfvorderteil keinen runden, sondern einen flachen, elliptischen Querschnitt mit scharfen Seitenkanten, die in die vorderen Tragflügelkonsolen übergingen. Der Einstieg ins Cockpit sollte über den Bugfahrwerksschacht geschehen. Da sich das Gewicht des Flugzeuges vor allem nach vorn verlagerte, wurde das Bugfahrwerk mit Doppelbereifung versehen und das Hauptfahrwerk als Tandem ausgelegt. Wesentlich verändert wurden auch die Luftansaugschächte, die nicht mehr regelbar waren. Das war möglich, da das Flugzeug als Jagdbomber vor allem im Tiefflug in Bodennähe eingesetzt werden sollte und somit die Maximalgeschwindigkeit in großen Höhen an Bedeutung verlor.

[Bearbeiten] Erprobung und Serienproduktion

Am 13. April 1990 hob der erste Prototyp der Su-27IB, die Blaue 42 zum Erstflug ab. Im Gegensatz zu den späteren Prototypen und Serienmodellen hatte die Maschine noch nicht das Tandemhauptfahrwerk. Geflogen wurde die Maschine von Jewgenij Aleksejewitsh Iwanow über dem Forschungsinstitut der russischen Luftstreitkräfte in Aktjubinsk.

Die Öffentlichkeit bekam das neue Flugzeug erstmals am 13. Februar 1992 anlässlich einer Beratung der GUS-Staaten in Matshulistshe in der Nähe von Minsk zu sehen. Die Organisatoren der Show rechneten offenbar damit, das mit der Vorstellung der Maschine staatliche Gelder zur Fortsetzung der Erprobung der Su-27IB bewilligt werden würden. Informationen über das neuen Flugzeug waren bereits früher an die Öffentlichkeit gedrungen, denn im Sommer 1990 befand sich das Flugzeug kurzzeitig auf dem Flugplatz Nowofjodorowka nahe der Stadt Sakij am Schwarzen Meer, wo sich das Testzentrum der russischen Fliegerkräfte der Seekriegsflotte befindet. Hintergrund war der Besuch des damaligen Präsidenten der Sowjetunion, Mikhail Gorbatshow, auf dem Flugzeugträger Tbilissi, heute Admiral Flota Sowetskowo Sojuza Kusnezow, der sich nach Deckerprobungen von Su-27K, MiG-29K und Su-25UTG und danach erfolgter Umbauten auf einer Werksfahrt befand. Diese Gelegenheit machte sich das OKB Sukhoi zur Vorstellung des neuen Mehrzweckkampfflugzeuges zunutze. Der Testpilot führte mit der Su-27IB einen Landeanflug auf die Tbilissi durch, fing die Maschine jedoch kurz vor dem Aufsetzen ab. Aufsetzen konnte die Maschine wegen des fehlenden Fanghakens nicht und außerdem war sie für den Schanzenstart viel zu schwer. Die Bilder gingen um die Welt und es wurde angenommen, die Maschine sei auf dem Träger gelandet. So sprach man in Westen zunächst vom neuen bordgestützen Kampftrainer Su-27KU.

Am 18. Dezember 1992 startete die erste Vorserienmaschine T-10W-2, Blaue 43, jetzt mit Tademhauptfahrwerk. Dabei handelte es sich um den zweiten Prototyp in Serienkonfiguration. Der Jagdbomber wurde so ausgelegt, dass er stark gesicherte Bodenziele bei allen Wetterbedingungen bei Tag und Nacht wirksam angreifen konnte. Auch wurde der Heckkonus vergrößert, um Platz für zwei Bremsschirme und ein nach hinten gerichtetes Radar zu schaffen. Im März 1994 wurde eine Su-27IB nonstop von Nowosibirsk nach Shukowskij überführt und dort als Su-34 vorgestellt. Die zweite Vorserienmaschine T-10W-3 erhielt die Seriennummer 45 und wurde 1995 als Su-32FN mit der Ausstellungsnummer 349 als statisches Display in Le Bourget vorgestellt. Diese Maschine war für Marineeinsätze mit dem Ortungssystem Otklik ausgerüstet, mit dem sich U-Boot-Periskope auf bis zu 150 Kilometer Entfernung orten lassen. Außerdem war sie mit Antischiffsraketen bestückt.

Die Bezeichnung Su-32FN war jedoch nur eine neue Bezeichnung für ein und dasselbe Flugzeug. Erst beim letzten Besuch des Chefs der Luftstreitkräfte beim Hersteller in Nowosibirsk wurde festgelegt, dass die Maschine als Su-34 in die die russischen Luftstreitkräfte aufgenommen wird. Der Hersteller bezeichntet jedoch die geplanten Exportmodelle als Su-32NF und Su-32M. Am 25. Dezember 1996 startete das nächste Exemplar, die T-10W-4. Im Unterschied zu ihrer Vorgängerin führte sie bereits die gesamte funkelektronische Ausrüstung mit. Anfang 1997 begann die Testphase. Die Maschine bekam der weiße Nummer 44 und die Ausstellungsnummer 343. 1997 enstand mit der T-10W-6 ein weiteres Muster. Ende der 90er Jahre wurde bekannt, dass die Maschine mit dem Triebwerk Al-41F mit schwenkbarer Schubdüse ausgerüstet war.

Angeblich haben 1999 Probeflüge unter Gefechtsbedingungen in Tschetschenien stattgefunden. Die Serienproduktion in Nowosibirsk ist angelaufen. Die Su-34 schloss 2005 die staatliche Erprobung ab und wird in den Dienst der russischen Luftstreitkräfte gestellt. Der erste Liefervertrag für die russischen Luftstreitkräfte wurde im März 2006 mit dem Herstellerwerk NAPO in Nowosibirsk abgeschlossen. Am 6. Juli 2006 wurde die erste fertiggestellte Maschine, Rote 01, der Öffentlichkeit vorgestellt [1] und zusammen mit der 02 am 19. Dezember den russischen Luftstreikräften im Ausbildungszentrum in Lipetsk übergeben. Wobei die 02 noch nicht fertig ausgerüstet war und noch sechs Monate beim Hersteller verbleibt. 2007 sollen sechs, 2008 zehn Maschine ausgeliefert werden. Laut Suchoi besteht erst ein Auftrag über 18 Maschinen. [2] 2009 sollen weitere sechs Stück geliefert werden. Bis 2010 soll das erste Regiment mit 24 (20?!) Maschinen einsatzbereit aufgestellt haben. Bis 2015 sollen 58 Maschinen ausgeliefert sein [3] und langfristige Pläne bis 2020 und darüber hinaus sprechen inzwischen von 200 Su-34. Der Stückpreis liegt bei einer Millarde Rubel, rund 30 Millionen Dollar. Erste Interessenten für den Export sollen Libyen, Syrien und eventuell der Iran sein. Als analoges Waffensystem kann die F-15E Strike Eagle angesehen werden, vergleichbare europäische Flugzeuge wie etwa der Tornado, die Jaguar oder Mirage F.1 sollen demnächst durch den Eurofighter ersetzt werden.

Die Su-34 soll die Modelle Su-17, Su-24, MiG-27, Tu-22 und Tu-142 ersetzen, allerdings in erheblich geringerer Stückzahl als die Vorgänger. Es war auch eine Aufklärungsvariante der Su-34 geplant, da aber die Jagdbomberversion schon über ein gutes Aufklärungspotential verfügt und mit entsprechenden Behältern ausgestattet werden kann, verzichtete man auf eine Neuentwicklung.

Nach der Indienststellung der ersten zwei Maschinen erhielt die Su-34 von der NATO die Kennung „Fullback“. Der ungewöhnliche Vorderrumpf der Maschine führte zu dem Spitznamen Platypus (zu dt.: Schnabeltier).

[Bearbeiten] Avionik und Bewaffnung

Mit T-10W-4 hatte die Waffensystemerprobung begonnen. Das Radar Leninetz W004 verfügt über passiv elektronische Strahlschwenkung (PESA). Es kann sowohl Luft wie Bodenziele erfassen und besitzt die Fähigkeit der Erstellung von hochauflösenden Radarkarten. Die Navigation übernimmt ein Empfänger in Kombination mit einer Trägheitsplattform, der sowohl mit GLONASS als auch mit GPS kompatibel ist und eine Genauigkeit von bis zu einem Meter ermöglicht. Um diese Genauigkeit unter GPS zu erreichen, müsste Russland eine Lizenz für das militärische GPS erwerben, um so in den Besitz der notwendigen Schlüssel zu gelangen. Ohne diese Schlüssel steht nur der öffentliche ungenaue GPS-Kanal zur Verfügung. Ein Radarwarnempfänger, ein Infrarotsensor und ein Laserwarner sichern die Warnung vor Angriffen. Durch die Formgebung des Rumpfbugs, den Wegfall der Stabilisierungsflossen unter den Seitenleitwerken, dem Einbau radarabsorbierder Materialien und einem Radarschutzanstrich wurde die Radarsignatur beträchtlich verringert. Die Besatzung kann außerdem einen Störsender und die üblichen IR-Leuchtkörper aktivieren. Das Cockpit ist mit einer 17 Millimeter starken und 1,48 Tonnen schweren Titanpanzerung versehen und sehr geräumig. Dies ermöglicht es den Piloten, während des Fluges auch aufzustehen. Für längere Flüge gibt es auch eine Toilette und eine kleine Kochnische. Außerdem erlaubt die vorhandene Druckbelüftung den Verzicht von Sauerstoffmasken.

Eine höhere Gefechtszuladung wurde unter Verwendung neuester Baustoffe sowie den Verzicht auf schwenkbare Tragflügel erreicht. Im Hecksteiß ist durch Verlegung der Bremsschirme ins Rumpfheck neben der funkeletronischen Ausrüstung noch Platz für einen Treibstofftank frei geworden. Wie Su-27K, Su-30 und Su-35 verfügt nun auch die Su-34 über ein Luftbetankungssystem, dass ihr mit drei bis vier Luftbetankungen praktisch globale Reichweite verleiht. Grenzen setzt hier lediglich die Belastbarkeit der Besatzung. Doch diese Belastung verringert sich, da in der großen Kabine eine Toilette, ein Mikrowellenherd und ein Kühlfach für Getränke vorhanden sind. Außerdem kann ein Besatzungsmitglied durch die verstellbaren Sitze in liegender Position ruhen.

Als Abfangjäger konfiguriert kann die Su-34 folgende Bewaffung mitführen: sechs Mittelstrecken-Luft-Luft-Raketen R-27R oder R-27T, acht Mittelstrecken-Luft-Luft-Raketen R-77 oder acht Luftkampfraketen R-73M2 für den Kurzstrecken- bzw. Nahkampf. Das Arsenal an lenkbaren Luft-Boden-Waffen besteht aus sechs Raketen Kh-29L, Kh-29T, Kh-25ML, S-25LD oder Korrekturbomben Kab-500Kr und Kab-500L, drei Raketen Kh-59M, Korrekturbomben Kab-1 500TK, sechs Antischiffraketen Kh-31A , Kh-41 oder Kh-35U oder sechs Antiradarraketen Kh-31P. An ungelenkten Waffen zur Bekämpfung von Erdzielen können an zwölf Pylonen drei Bomben zu je 1500 Kilo, 16 Bomben zu je 500 Kilo, 36 Bomben zu je 250 Kilo oder 48 Bomben zu je 100 Kilo befestigt werden. Weiter können acht Behälter KMGU, 120 Raketen S-8 (in sechs Behältern B-8M1), 30 Raketen S-13 (in sechs Behältern B-13L) oder sechs S-25 angebracht werden.

[Bearbeiten] Technische Daten

Su-34 „Fullback“
Kenngröße Daten
Typ:  schwerer taktischer Jagdbomber
Länge:    23,34 m
Flügelspannweite:    14,70 m
Höhe:    6,09 m
Tragflügelfläche:    62,04 m²
Leergewicht:  ca. 22.500 kg
normales Startgewicht:  38.240 kg
maximales Startgewicht:  44.360 kg
Höchstgeschwindigkeit:  Mach 1,17 (auf Seehöhe)
Mach 1,8 (in optimaler Höhe)
Dienstgipfelhöhe:  14.400 m
Einsatzradius:  1.100 km (ohne Zusatztanks)
1.355 km (mit externen Zusatztanks)
600km im Tiefflug
Überführungsreichweite:  ca. 4.000 km (ohne Zusatztanks)
ca. 7.000 km (mit externen Zusatztanks)
Besatzung:    2
maximale Waffenlast:  8.200 kg
Triebwerk:  zwei Mantelstromtriebwerke Saturn (Ljulka) AL-35F
Schubleistung pro Triebwerk:  137,2 kN (mit Nachbrenner)

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Sukhoi Su-34 – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

[Bearbeiten] Quellen

  1. Novosti: Präsentation des ersten serienmäßig hergestellten Jagdbombers Su-34
  2. http://www.flug-revue.rotor.com/FRHeft/FRHeft07/FRH0704/FR0704b.htm
  3. Novosti: Russlands Luftstreitkräfte werden voraussichtlich 58 Su-34 anschaffen


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