Tollkirschen
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Tollkirschen | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Atropa | ||||||||||||
L. |
Die Gattung Tollkirsche (Atropa) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Es gibt vier Arten, die sich durch einen strauchartigen, verzweigten Wuchs und dünne, weiche, ganzrandige Laubblätter auszeichnen.
Die heute vor allem als Kuriosität und zu Lehrzwecken gezogene Pflanze bevorzugt geschützte, feuchte Lagen und sehr stickstoffhaltige Böden. Sie ist in Wäldern und mäßig feuchten Gebieten - meist in schattigen Lagen - anzutreffen und in weiten Teilen Europas verbreitet.
Inhaltsverzeichnis[Verbergen] |
[Bearbeiten] Arten
- Schwarze Tollkirsche (Atropa bella-donna)
- Indische Tollkirsche (Atropa acuminata)
- Atropa caucasica
- Atropa komarovii
[Bearbeiten] Inhaltsstoffe
Alle Pflanzenteile, insbesondere aber die schwarz glänzenden Beeren, enthalten unter anderem das Alkaloid (S)-Hyoscyamin und sind sehr giftig. Bereits der Verzehr von 2 bis 3 Früchten kann für Kinder tödlich sein.
Für Erwachsene und ältere Jugendliche liegt eine tödliche Dosis erst bei etwa 10 bis 20 Früchten. Das Hauptalkaloid der Tollkirsche ist (S)-Hyoscyamin, auch (S)-Tropasäure-3-endo-tropylester oder (S)-Tropyltropat genannt. Atropin kommt in der Tollkirsche nicht vor. Es entsteht erst beim Isolieren von (S)-Hyoscyamin aus der Pflanze. (S)-Hyoscyamin wandelt sich in sein Spiegelbild um, das (R)-Hyoscyamin (und dieses dann wieder in das (S)-Hyoscyamin u.s.w.). Ein 1:1-Gemisch aus (R)- und (S)-Hyoscyamin wird Atropin genannt.
[Bearbeiten] Mythologie: Name
Der botanische Name der Schwarzen Tollkirsche lautet Atropa belladonna.
Atropos ist eine der drei Schicksalsgöttinnen, der sogenannten Moiren, in der griechischen Mythologie. Die Unerbittliche oder Unabwendbare wird Atropos genannt. Als dritte Schicksalsgöttin schneidet sie den Lebensfaden durch.
Der zweite Teil des Namens, Belladonna, bedeutet soviel wie "schöne Frau". Das in der Tollkirsche enthaltene Atropin weitet die Pupillen. Große dunkle Augen galten als Schönheitsideal, weshalb sich Frauen den Saft in die Augen tropften. Atropin wird heute noch in der Augenheilkunde verwendet.
[Bearbeiten] Literatur
- Andreas Alberts, Peter Mullen: Psychoaktive Pflanzen, Pilze und Tiere. Kosmos-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10749-3
- Bert Marco Schuldes: Psychoaktive Pflanzen, Nachtschatten Verlag, ISBN 3-9258-1764-6