Trance (Musik)
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Trance (engl.: [tɹæns]) ist eine Form der elektronischen Musik, die sich in den 1990er Jahren vom härteren Techno abspaltete und sich mehr nach den der Harmonik entsprechenden Akkorden und Melodien bei rund 125-145 BPM richtet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Musik
Der Grundrhythmus steht im 4/4-Takt, jedes Viertel wird durch eine Bass drum betont. Ergänzende Elemente sind Hi-Hats (auf den Und-Zählzeiten) und Snares/Handclaps (meist auf den Zählzeiten 2 und 4). Im Gegensatz zu Techno folgen Trance-Produktionen der Harmonik. Dabei werden eher Moll-Grundtonarten verwendet, manchmal sogar nur Quint-Oktav-Klänge. Das Harmonieschema ist eher einfach strukturiert; Erweiterungen wie Quartvorhalte, Sexten, Septimen oder Nonen werden zusätzlich verwendet, aber schnell aufgelöst und nicht als Dissonanzen stehengelassen oder weitergeführt. Die Harmonien bestehen typischerweise aus tragenden Synthesizer-Akkorden (oft als Arpeggio) und höheren Melodie-Sequenzen. Dabei werden die Harmoniefolgen immer wieder wiederholt, so entsteht eine monotone Sphäre, in die der Hörer sich fallen lassen kann (Trance-Zustand). In den 90er-Jahren wurde für Basslinien häufig auch der TB-303 eingesetzt. Wie auch einige andere Stilrichtungen der elektronischen Musik hält sich die Trancemusik nicht an das Schema von Strophe und Refrain, sondern setzt – insbesondere durch Breaks und Buildups – auf Spannungsaufbau. Hier kann man auch von Progressive Trance sprechen.
[Bearbeiten] Geschichte
Trance hat sich als musikalische Stilrichtung zu Beginn der 90er-Jahren vor allem in Deutschland entwickelt und durchgesetzt, gegen Mitte bis Ende des Jahrzehnts auch in England und den Niederlanden.
Entwickelt hat sich Trance aus der Musikrichtung Techno. Techno legte den Grundstein aller danach entstandenen Musikrichtungen der elektronischen Musik. Trance ist jedoch sehr viel melodischer, oft auch mit Einflüssen von Klassischer Musik (zum Bsp.: Klavier, Geige usw.), und besticht durch vielfältige Effekte und Klänge aus den verschiedensten Musikrichtungen.
In der Anfangszeit waren an der Entwicklung die Produzenten des Frankfurter Eye Q-Labels rund um den Star-DJ Sven Väth maßgebend beteiligt: Ralf Hildenbeutel, Stevie B-Zet und A.C. Boutsen. Ihre Projekte hatten unterschiedliche Namen (wie z.B. Cygnus X, Odyssee of Noises oder Earth Nation), und die Veröffentlichungen erfreuen sich auch noch heute großer Beliebtheit. In Berlin gehörten Cosmic Baby und Paul van Dyk, in Frankfurt Technoclub-Gründer Talla 2XLC und DJ Dag zu den erfolgreichsten Vertretern.
Um 1993 und 1994 nahm der Anteil an einfachen Produktionen zu, alte volkstümliche Lieder wurden gecovert, und während die Trance-Szene einen großen Zuwachs hatte, geriet sie innerhalb der Techno-Bewegung zunehmend in Verruf.
Ab 1996/97 nahm das Interesse an Trance innerhalb des deutschsprachigen Raum stark ab und konzentrierte sich auf einige wenige Charterfolge (z.B. Robert Miles: „Children“ oder „Seven Days And One Week“ von BBE). Dagegen entwickelte sich in den Niederlanden und in England eine eigene Trance-Kultur mit eigenen Persönlichkeiten wie Tiësto, Armin van Buuren, DJ Sasha und Ferry Corsten.
In Deutschland finden sich heute in einigen kommerzielleren Produktionen noch Trance-Elemente. In den Hitparaden beschränken sich die Erfolge auf wenige Ausnahmen wie z.B. Produktionen von rein kommerziellen Projekten à la Rocco oder Aquagen, von denen sich die Underground Trance-Szene versucht abzugrenzen.
[Bearbeiten] Genres und Stilrichtungen der Trance-Musik
Trance hat mit der Zeit, besonders durch Überschneidung mit anderen Musikrichtungen, einige Untergenres entwickelt, die ihren eigenen Charakter haben. Hier wären zu nennen:
[Bearbeiten] Acid Trance
Acid Trance bezeichnet eine Kreuzung zwischen Acid Techno und Trance, die sich teilweise auch mit Hard Trance überschneidet. Verbreitet war diese Unterform von Techno vor allem 1993 und 1994. Schnelle, Sechzehntel-betonte Sequenzen des TB-303 wurden mit sanften und warmen Synthesizer-Flächen, manchmal auch Melodien verbunden. Das Tempo kann beim Acid Trance variieren.
1997 wurde Kai Tracid mit seiner Single "Your Own Reality" bekannt, in der er die damals typischen Trance-Strukturen mit einer Acid-Linie vermischte. Sein Name setzt sich aus "Trance" und "Acid" zusammen und er wird oft als Begründer dieser Stilrichtung bezeichnet - doch kam er tatsächlich erst Jahre nach dem eigentlichen Zenit dieser Musikrichtung, die inzwischen schon wieder in Vergessenheit geraten war.
Typische Vertreter waren: Acrid Abeyance, Solar Quest, Instant Zen und Simon Berry.
Stiltypische Stücke
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[Bearbeiten] Dream House
Dream House [ˈdɹɪːmhaʊs] nennt man eine relativ langsame Mischung des Trance mit Elementen aus House und Eurodance und prägnanten Melodien. Das Genre war Mitte der 90er Jahre sehr erfolgreich.
Charakteristisch für den Dream House sind die "träumerischen", meist melancholischen Melodien, die von einem tanzbaren 4/4-Beat unterlegt sind. Auf House verweist eigentlich nur der relativ langsame Beat, die sonst anzutreffende Funkyness ist im Dreamhouse sehr stark zurückgenommen. Der archetypische Titel des Dream House ist Children von Robert Miles (1996), der die Welle zum Rollen brachte. Spätestens ein Jahr danach war der ganze Hype jedoch wieder vorbei. Verwandt mit dem Dream House, aber meist härter und weniger "träumerisch", ist der Pizzicato Trance.
[Bearbeiten] Dutch Trance
Dutch Trance wird als Bezeichnung für Trance-Musik aus den Niederlande verwendet. Zwischen Mitte und Ende der 90er-Jahre löste Trance den Hardcore Techno und Gabber in Holland als beliebteste Richtung der elektronischen Tanzmusik ab. Vor allem die DJs und Produzenten Tiësto, Armin van Buuren und Ferry Corsten gaben dem niederländischen Trance einen eigenen Charakter. Sie verwendeten neben speziellen Klangfarben und Strukturen auch Gesang, was sich bis dahin in der internationalen Trance-Szene (wahrscheinlich aufgrund der Nähe zur Pop-Musik) keiner großen Beliebtheit erfreute. Mit Songs wie Tiestos In Search Of Sunrise Remix von "Silence" (von Delerium) etablierte sich Dutch Trance in Diskotheken und bei Großveranstaltungen.
[Bearbeiten] Epic Trance
Epic Trance ist eine in der traditionellen Songstruktur gehaltene Form des Trance mit sehr prägnanten Melodien, die in seltenen Fällen sogar als „Hymnen“ für Veranstaltungen komponiert wurden. Extreme Form des Uplifting Trance, auch Anthem Trance.
[Bearbeiten] Hard Trance
Hard Trance bezeichnet eine "härtere" und (oft) schnellere Unterart des Musikstils Trance mit Einflüssen aus Hardcore Techno und desöfteren auch Acid. Der härtere Eindruck entsteht durch eine dominiererende Bassline und aggressiveren Melodie-Elementen sowie einer anderen Wahl der Töne (Instrumente) z.B. 303-Acid-Lines (dann zum Teil eng verwandt mit Acid Trance) und häufigeren Einsatz von Verzerrer-Effekten (vgl. Hoover Sound). Obwohl beim Hard-Trance härtere Klänge und mechanische Rhythmen zum Einsatz kommen, kann Hard-Trance im Gegensatz zu Progressive Trance und Tech-Trance zu den melodie-orientierten Trance-Stilen gezählt werden.
Hard Trance erlebte in den Jahren 1992 bis 1998 einen Boom, so dass einige Titel nicht nur in den Clubs und auf Raves, sondern auch in den Verkaufscharts erfolgreich waren. Dieser Umstand führte jedoch zu einer Trivialisierung und daraufhin als Gegenreaktion zu einem vorübergehenden Rückgang der Popularität dieser Musikrichtung. Zudem sank die Geschwindigkeit vieler neu produzierter Hard-Trance-Tracks nach dem Boom.
Einige wichtige Hard Trance-Künstler sind Cocooma, Lunatic Asylum, Gary D., DJ Scot Project, ASYS, Hennes & Cold, Datacide, Raver's Nature, DJ Wag, Shokk, Oliver Lieb und Beam vs. Cyrus.
Stiltypische Stücke:
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[Bearbeiten] Pizzicato Trance
Der Pizzicato-Trance [pitːsiˈkaːto-] ist ein kommerzieller Ableger der Trance-Musik, der Ende der 90er Jahre kurzzeitig erfolgreich war.
Hauptmerkmal des Genres ist die konsequente Verwendung des elektronischen Pizzicato-Streicher-Sounds, der sowohl als Lead- als auch als Rhythmus-"Instrument" genutzt wird. Die Struktur der Tracks ist meist sehr simpel und von einem einfachen Bass-Schema unterlegt.
Bekannte Interpreten sind unter anderem Brooklyn Bounce, DJ Sammy und DJ Dero.
Stiltypische Stücke:
- DJ Dero - El Tren
- DJ Quicksilver - Bellisima
[Bearbeiten] Progressive Trance
Progressive Trance ist eine Unterform des Trance in Verbindung mit Progressive House, die vielerorts als die ursprüngliche Trance-Form angesehen wird.
Die Grundstruktur orientiert sich an Techno. In einer Geschwindigkeit von etwa 130 bis 135 Beats per minute wird im 4/4-Takt jedes Viertel mit einer Bass drum betont. Hi-Hats und Snares sind typischerweise auf gerade (d. h. nicht punktierte) Sechzehntel verteilt. "Progressiv" bedeutet "fortschreitend", "aufbauend". Damit ist der typische, schrittweise Aufbau der Kompositionen gemeint, der sich meist über mehrere Minuten erstreckt und stark im Gegensatz zur klassischen Strophe-Refrain-Struktur steht, die man auch oft bei Trance antrifft. Diese Musikart charakterisiert weiterhin ein gewisses Maß an Innovation. Songs sind meist minimalistischer ausgeprägt, vor allem aber sind sie gekennzeichnet durch eine feinere Ausarbeitung und mehr Detail. Die Tonwahl orientiert sich an der Harmonik, vermittelt aber kaum klassische Melodien und Songstrukturen wie bei Trance.
Typische Vertreter sind: James Holden, Andy Moor, Perry O'Neil, John Graham, Atmos alias Tomasz Balicki, Özgür Can, Exit EEE und Dr. DNA
[Bearbeiten] Psytrance
- Hauptartikel: Psytrance
Psytrance, die kommerzielle Variante des ursprünglichen Goa-Trance , ist eine euphorisierende Mischung aus Trance mit EBM-Einflüssen, die auf schnellen Sechzehntel-Mustern aufgebaut ist.
[Bearbeiten] Tech Trance
Tech Trance ist äußerst perkussiv und rhythmus-betont, seine Verwandtschaft zu den oft monotonen Techno-Richtungen wie Progressive Techno, Schranz oder Detroit Techno lässt sich nicht verleugnen. Tech-Trance lebt weniger von Melodien, als viel mehr von aufwendigen Rhythmus-Arrangements und ausgeklügeltem Sound-Design. Dennoch gibt es durchaus auch tonal gespielte Synthesizer-Sounds; allerdings viel mehr in Form von kurzen Melodie-Fragmenten oder perkussiv gespielten Akkorden, welche sich perfekt in das Rhythmus-Gebilde eingliedern. So entsteht eine hypnotisierende, tranceartige Stimmung. Richtige Melodien oder komplexe, mehrtaktige Harmonieverläufe - wie sie z.B. beim Vocal Trance vorkommen, gibt es bei Tech Trance kaum.
Heimat des Tech-Trance sind die Clubs, an großen Raves und im Radio wird dieser Stil so gut wie nie gespielt.
Tech Trance wird oftmals mit Progressive Trance verwechselt und in der Tat gibt es große Überschneidungen. Im Gegensatz zu Progressive Trance klingt Tech Trance allerdings härter, rhythmischer, elektronischer, weniger sphärisch und hat weniger Tiefe. Ein weiteres Unterscheidungs-Merkmal ist das um einiges höhere Tempo (135- 145 BPM).
Bekannte Interpreten & DJs: Marco V, Sander van Doorn, Marcel Woods
[Bearbeiten] Uplifting Trance
Uplifting Trance wird heute im allgemeinen als Trance bezeichnet. Bezeichnende Merkmale sind eine relativ komplexe prägnante Melodie, energievolle Sounds und rollende Basslines um die 135-140 BPM. Häufig wird diese Form des Trance auch in traditioneller Songstruktur gehalten, wobei derartige Stücke gelegentlich explizit als „Hymnen“ für Veranstaltungen komponiert wurden.
[Bearbeiten] Balearic Trance
Balearic Trance hat seinen Ursprung auf den Balearen (hauptsächlich Ibiza). Er weist deswegen auch Ähnlichkeiten mit Ibiza House (Balearic House) auf. Balearic Trance ist ziemlich ruhiger Trance und liegt so ca. bei 130 BPM. Er spielt das dortige schöne Wetter, das Meer und schöne Sonnenuntergänge an. Bekannte Vertreter des Balearic Trance sind Pedro del Mar und DJ Shah mit ihrer Radioshow Mellomania Deluxe auf den Internetsendern ETN.fm und Internetradio.de.
[Bearbeiten] Vocal Trance
Vocal Trance nennt man den Teil den Trance-Musik, in dem Gesang eine prägende Rolle eingeräumt wird. Vocal Trance hat ein eher langsameres bis mittleres Tempo (134 - ca. 142 BPM) und ist äußerst melodie- und harmoniebetont; der Song-Aufbau orientiert sich im Gegensatz zu anderen Trance- und Techno-Stilen noch mehr an der traditionellen Musik und klassischen Song-Strukturen. Die Übergänge zum Genre Hands Up sind fließend. Aufgrund dieser Eigenschaften ist dieser Stil charts- und radio-tauglich.
Bekannte Interpreten & DJs:
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[Bearbeiten] Stiltypische Stücke
- Jam & Spoon Stella (1992)
- Zyon No Fate (1992)
- The Visions Of Shiva How Much Can You Take? (1993)
- Energy 52 Cafe del Mar (1993)
- Vernon Vernon's Wonderland (1993)
- Scooter Rhapsody In E (1994)
- Robert Miles Children (1995)
- Faithless Insomnia (1995)
- BBE Seven Days And One Week (1996) & Flash (1997)
- Paul van Dyk Forbidden Fruit (1996) & For An Angel (1998)
- Binary Finary Binary Finary (1998)
[Bearbeiten] Bedeutende DJs, Acts und Produzenten
- Armin van Buuren
- ATB
- Blank & Jones
- Cosmic Baby
- Cosmic Gate
- DJ Dag
- DJ Tatana
- DuMonde
- Emmanuel Top
- Energy 52
- Ferry Corsten
- Gary D
- Jam & Spoon
- Kai Tracid
- Mijk van Dijk
- Paul Oakenfold
- Paul van Dyk
- Ulli Brenner
- Talla 2XLC
- DJ Taucher
- Tiësto
- Vernon
- Yves Deruyter
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- www.trancearchiv.de Trance-Definition bei trancearchiv.de
- www.laut.de Trance-Definition bei laut.de
- www.heavenly-hymns.de vieles zum Thema Trance und Progressive mit Empfehlungen und Infos zu Produzenten, jungen Talenten und Labels (englischsprachig; nicht kommerziell)
- www.mp3tht.de Trance Portal mit vielen Informationen