Vergnügungspark
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Ein Vergnügungspark, auch als Rummel, Jahrmarkt oder Kirmes bezeichnet, ist eine räumliche Gruppierung von ein oder mehreren Fahrgeschäften und anderen Attraktionen zur Unterhaltung größerer Menschenmengen. Vergnügungsparks dienen der Unterhaltung von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. Ein Vergnügungspark kann dauerhaft oder zeitlich begrenzt sein. Dauerhaft angelegte Vergnügungsparks werden auch Freizeitpark genannt. Zeitlich begrenzte Vergnügungsparks finden häufig alljährlich für jeweils einige Tage oder Wochen im Rahmen von Volksfesten statt.
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[Bearbeiten] Hybris des Technischen und Reproduktion des Seltenen
In der Tradition der Jahrmärkte, seit dem Mittelalter Treffpunkt und Bühne für Gaukler, Tänzer und Akrobaten, entwickelte sich Ende des neunzehnten Jahrhunderts der Vergnügungspark als ein neuer Typ von Volksfest, als eine Art Volksfest des mechanischen Zeitalters.
Mit Motorkraft und elektrischem Licht entwickeln die neuen Fahrgeschäfte ein zentrales Thema: die Hybris des Technischen; den Reiz einer modernen, industrialisierten Welt, die sich genau an jenem Abgrund positioniert, an dem die von ihr selbst erzeugten Gefahren gerade noch von einer im selben Maße gesteigerten Fähigkeit zur Katastrophenverhinderung gebändigt werden. So war das Brennende Haus zu dieser Zeit aus begreiflichen Gründen ein beliebter Nervenkitzel. Diese Gefahr, der man erst im letzten Moment entkommt, kombinierten die Fahrgeschäfte mit der Reproduktion des Seltenen.
Für die Bewohner der überfüllten Großstädte der Jahrhundertwende konnte es aus Platz- und Geldmangel nicht mehr die herkömmlichen Vergnügungs- und Entspannungsmöglichkeiten geben - sie mussten künstlich reproduziert werden. Der Ausritt, die Reise, die Schlittenfahrt, die Seefahrt - das Abenteuer schlechthin, einst ein Privileg der Oberschicht, wurde nun mit Fahrgeschäften wie der Peterburger Schlittenfahrt, dem Pferderennen Steepelchase, dem Untergang von Pompeji, der Schweizer Bergbahn der Flussfahrt mit dem Baumstamm Shoot the Chutes und der Geisterbahn der Masse zugänglich gemacht. Auch das Kennenlernen, in den modernen, beschleunigten Städten für deren vereinsamte Bewohner schwierig, wurde im Verrückten Haus beim Übereinanderfallen der Geschlechter im Barrel of Love vereinfacht und konnte danach bei einer Fahrt im künstlichen Schwan im Tunnel of Love vertieft werden. Viele dieser mechanischen Wunderwerke stammten von Weltausstellungen und anderen nationalen Messen, so dass der Name Messe für Vergnügungspark ebenso gebräuchlich war, wie sich die Architektur mit ihrer Gruppierung um ein in allen Farben beleuchtetes Wasserbassin daran anlehnte.
Anfang des 20ten Jahrhunderts galten Vergnügungsparks als billige Unterhaltung für das Proletariat. Als Maxim Gorki Coney Island besuchte war er tief erschüttert, wie leicht und mit was für niedrigen Effekten sich die Masse bereitwillig verführen ließ. Erst mit dem Scheitern der Moderne und dem Beginn der Postmoderne wurde die Architektur der Vergnügungsparks neu untersucht und besser bewertet.
[Bearbeiten] Berühmte Vergnügungsparks
- In Blackpool, England, sind noch immer einige alte Fahrgeschäfte, wie die erste Wilde Maus, zu besichtigen.
- Die drei Parks von Coney Island (Steeplechase Park, Luna Park und Dreamland), von Rem Koolhaas als Laboratorium für Manhattan bezeichnet, fanden vielfältigen Eingang in die Welt des amerikanischen Films, Comics und Romans. Alle drei wurden zerstört oder brannten ab, an gleicher Stelle steht heute der Park Astroland.
- Luna Park in Moskau
- Tivoli Kopenhagen
- Wiener Prater
- Der Europa-Park in Rust und das Phantasialand in Brühl sind die berühmtesten und größten Vergnügungsparks Deutschlands.
- Bobbejaanland in (Lichtaart) und Walibi (Wavre) sind die berühmtesten und größten Vergnügungsparks in Belgien.
- Efteling (Holland).
Die ursprünglichen Vergnügungsparks waren die Vorläufer der modernen Themenparks. Neben den klassischen Vergnügungsparks gibt es eine ganze Reihe von Parks, die sich auf eine bestimmte Attraktion bzw. Personengruppe spezialisiert haben. In diesen Bereich fallen u.a. Hochseilparks, Barfußparks und Activity Center für Kinder.
Eine weitere Kategorie sind Parks mit maßstabsgetreu nachgebauten Städten (Miniaturpark).
[Bearbeiten] Literatur
- Rem Koolhaas: Delirious New York, Arch+ Verlag, 1999, ISBN 3-931435-00-8
- Dietrich Neumann: Architektur des Lichts, Prestel Verlag, 2002, ISBN 3-7913-2533-7
- Herwig, Oliver: Dream Worlds. Architecture and Entertainment. Fotografien von Florian Holzherr. Prestel, München 2006, ISBN 3-79133-22-01
[Bearbeiten] Siehe auch
- International Association of Amusement Parks and Attractions (IAAPA)
- Luna Luna - ein "Jahrmarkt der modernen Kunst" von André Heller (1987)