Waldbühne Sigmaringendorf
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Waldbühne Sigmaringendorf ist eine Freilichtbühne auf dem Gebiet der Gemeinde Sigmaringendorf im oberen Donautal. Die Bühne wird hauptsächlich für Amateurtheateraufführungen genutzt, aber auch Konzerte, Freilichtkinodarbietungen, Gottesdienste und andere Veranstaltungen finden hier statt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die Sigmaringendorfer Waldbühne wurde erstmals im Jahre 1928 bespielt. Ihre Gründung geht auf den 1895 gegründeten Theaterverein Sigmaringendorf zurück, dessen Spielleiter Josef Wintergerst, nach dem Besuch der Hohentwiel-Festspiele auf die Idee kam, auch in Sigmaringendorf eine Freilichtbühne zu bauen. In freiwilliger Arbeit der Vereinsmitglieder entstand diese im Jahre 1928 und wurde, noch im selben Jahr, mit dem Drama „Der arme Heinrich“ von Gerhart Hauptmann eingeweiht. Von da an führte der Sigmaringendorfer Theaterverein bis 1939 jährlich ein Theaterstück auf.
[Bearbeiten] Die allererste Freilichtaufführung
Die Zeit der Freilichtaufführungen in Sigmaringendorf begann jedoch streng genommen nicht erst 1928 mit der Inbetriebnahme der Waldbühne: Unterstützung und Begeisterung für das Projekt hatten die Mitglieder des Theatervereins in der Bevölkerung bereits im Jahre 1926 geweckt, als auf der Festwiese von Sigmaringendorf, nur wenige Meter vom späteren Standort der Waldbühne entfernt, Schillers Wilhelm Tell aufgeführt worden war.
[Bearbeiten] Nationalsozialismus und Kriegszeit
Im Jahre 1934 wurde der Verein von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet, das geplante Stück „Die versunkene Glocke“ (erneut ein Hauptmann-Werk) wurde verboten, stattdessen beschloss die neue Vereinsführung, dass Stück „Im weißen Rößl“ aufzuführen. Das Spieljahr 1939 stellte mit damals 7.000 Besuchern das bis dahin erfolgreichste Jahr der Sigmaringendorfer Waldbühne dar. Noch im selben Jahr jedoch erhielten die ersten Schauspieler den Stellungsbefehl und wurden zum Militär eingezogen. Der Betrieb der Waldbühne ruhte ab dieser Zeit während des gesamten Zweiten Weltkrieges.
[Bearbeiten] Neuanfang
Geplündert und zerstört präsentierte sich die Waldbühne nach dem Krieg. Den Verein, der bis dahin die Bühne betrieben hatte, gab es nicht mehr. Schließlich war es erneut Josef Wintergerst, der die Neugründung des Vereins betrieb und am 19. Februar 1949 schließlich vollenden konnte. Am 2. Juli genehmigte dann auch die französische Militärverwaltung den Theaterverein Sigmaringendorf, gerade noch rechtzeitig, um im selben Jahr den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. In Anlehnung an den eigentlichen Beginn des Freilichttheaters in Sigmaringendorf im Jahre 1926 wurde erneut „Wilhelm Tell“ aufgeführt.
[Bearbeiten] Ausweitung der Nutzung
In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Waldbühne baulich deutlich erweitert, um den steigenden Anforderungen an Komfort und Planungssicherheit Rechnung zu tragen. In diese Zeit fallen die zunächst teilweise, später vollständige Überdachung des Zuschauerraums, der Bau eines Souffleurgrabens und der Ausbau der technischen Anlagen im Bereich Licht- und Tontechnik.
[Bearbeiten] Parallele Nutzung der Bühne
Seit 1979 wird die Bühne nicht mehr nur für ein Theaterstück genutzt. Der Theaterverein Sigmaringendorf gründete in diesem Jahr eine Jugendgruppe, die von da an jährlich, parallel zum so genannten „Erwachsenenstück“ ein Kinderstück aufführte. Dies verschärfte natürlich die Anforderungen an den Bühnenbau, da nun zwei Stücke parallel auf ein- und derselben Bühne dargebracht werden mussten.
[Bearbeiten] Infrastruktur der Bühne heute
Die Waldbühne Sigmaringendorf besteht längst nicht mehr nur aus Bühne und Zuschauerraum. Ein Proben- und Lagergebäude für Kostüme, ein Kiosk, zwei Kassenhäuschen, ein Schmink- und Umkleidegebäude, sowie ein Aufenthaltsraum und ein großes Kulissenlager sind im Laufe der Jahre entstanden. Die Licht- und Tontechnik wurde mehrmals erweitert, heute steht ein moderner Technikraum zur Verfügung. Der Kulissenbau findet Jahr für Jahr aufs Neue statt und wird größtenteils ehrenamtlich von Vereinsmitgliedern erledigt.
[Bearbeiten] Zuschauerzahlen und Einzugsbereich
Der Zuschauerraum der Waldbühne bietet knapp 700 Menschen Platz. Jährlich besuchen mehr als 10.000 Besucher die ca. 25 Theateraufführungen, die Besucherzahlen der sonstigen Veranstaltungen sind sehr unterschiedlich. Einen Besucherrekord konnte die Waldbühne im Spieljahr 2003 verzeichnen, als zum 75-jährigen Jubiläum der Bühne die Stücke „Die Feuerzangenbowle“ und „Ronja Räubertochter“ über 13.000 Besucher anlockten. Die Besucherstrukturen, die Gäste weit über den Landkreis Sigmaringen hinaus aufweist, zeigen, dass die Waldbühne längst über die Grenzen der Region hinaus bekannt geworden ist.
[Bearbeiten] Aufführungen
Bis heute (Stand Februar 2007) wurden auf der Waldbühne Sigmaringendorf 96 Theaterstücke aufgeführt, das heißt, es gab bereits über 1.000 Theateraufführungen, darunter so bekannte Werke wie „Ein Sommernachtstraum“, „Götz von Berlichingen“ oder „Pippi Langstrumpf“.
[Bearbeiten] Literatur
- Gemeinde Sigmaringendorf (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Sigmaringendorf, 1249-1981. Sigmaringendorf, 1982
- Theaterverein Waldbühne Sigmaringendorf e.V.: 75 Jahre Waldbühne Sigmaringendorf. Eine Festschrift. Sigmaringendorf, 2003
- Anton Speh: „Mister Waldbühne weist immer den richtigen Weg“ - ein Portrait. In: Schwäbische Zeitung Sigmaringen, 26. Februar 2007
[Bearbeiten] Weblinks
- Internetseite der Waldbühne
- Internetseite der Gemeinde Sigmaringendorf
- Verband deutscher Freilichtbühnen VdF
Koordinaten: 48° 3'44.50" N, 9° 15' 46.50" O