Wallanlagen (Frankfurt)
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Die Frankfurter Wallanlagen bilden eine ringförmige Grünanlage um die Frankfurter Innenstadt. Sie ersetzen die mittelalterlichen Stadtmauern von Frankfurt am Main. Um die Wallanlagen verläuft der Frankfurter Anlagenring.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Ursprünge der Wallanlagen liegen in der Stadterweiterung von 1333. Damals erlaubte Kaiser Ludwig der Stadt eine enorme Ausweitung ihrer Grenzen. Gleichzeitig wurde mit dem Bau einer neuen Stadtmauer als Ersatz für die Staufermauer begonnen. Die Frankfurter Stadtbefestigung bestand aus dicken Mauern und einen umgebenden Wassergraben, der durch den Main bewässert wurde. Im 14. und 15. Jahrhundert kamen die Tortürme hinzu, von denen heute noch der Eschenheimer Turm steht.
Um 1705 wurden die ersten Lindenbäume an den Wallanlagen gepflanzt und ab dem Jahr 1765 wurde eine durchgehende Baumallee (Lustallee) um Frankfurt und Sachsenhausen herum gepflanzt.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Stadtbefestigungen geschleift. Zunächst wird das Gebiet der ehemaligen Stadtmauer parzelliert und versteigert. Am Anlagenring entstanden prächtige Villen mit großen Gärten. Die begehrten Grundstücke wurden mit der Auflage verkauft, dass die Gärten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Außerdem wurde das noch heute gültige Wallservitut erlassen, wonach dieser etwa 100 Meter breite Grünstreifen von der Bebauung freigelassen werden soll. Architektonisch forderte man die Einhaltung eines strengen klassizistischen Baustils.
Die Idee eines Volksparks um die Innenstadt stammt von Jakob Guiollett, der den Gartenarchitekten Sebastian Rinz 1806 beauftragte, die Gestaltung zu übernehmen.
[Bearbeiten] Unterteilung
Die Wallanlagen gliedern sich in sieben Abschnitte, die meistens die Namen der ehemaligen Stadttore tragen. Im Uhrzeigersinn sind dies: die Untermainanlage, die Gallusanlage, die Taunusanlage, die Bockenheimer Anlage, die Eschenheimer Anlage, die Friedberger Anlage und die Obermainanlage.
[Bearbeiten] Untermainanlage
Die kleinste der sieben Anlagen liegt im südwestlichen Teil und grenzt an den Main. Der Name bezieht sich hierbei auf die Laufrichtung des Flusses von Ost nach West. Die Fläche wurde trotz Wallservitut 1902 durch den Bau des Schauspielhauses stark reduziert, so dass als Grünfläche nur noch knapp 5.000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Nachdem es im Krieg schwer beschädigt wurde, diente das Schauspielhaus seit 1951 als Spielstätte der Oper Frankfurt. 1960 wurde der Gebäudekomplex modernisiert und erweitert, so daß er seither alle Sparten der Städtischen Bühnen aufnimmt.
Die Untermainanlage wurde zudem vor kurzem komplett umgestaltet. Der Grund war der Bau einer Tiefgarage für das Schauspielhaus. Sie reicht vom Main bis zum Willy-Brandt-Platz und wird durch die Hofstraße zweigeteilt. Während die Anlage nördlich davon von den Städtischen Bühnen dominiert wird, befinden sich südlich das Jüdische Museum Frankfurt und die Direktion der Schweizer Nationalversicherung.
[Bearbeiten] Gallusanlage
Die Gallusanlage beginnt im Süden am Willy-Brandt-Platz und erstreckt sich nach Norden bis zum Taunustor und hat eine Fläche von etwa 17.000 m². Dazwischen durchquert die Kaiserstraße die Anlage. Ihren Namen hat sie vom Gallustor, dem heutigen Willy-Brandt-Platz. Die Gallusanlage ist vom Bankenviertel geprägt. Das bekannteste angrenzende Hochhaus ist der Eurotower der Europäischen Zentralbank.
Eine weitere bekannte Touristenattraktion ist die Goethe-Denkmal. Die Statue wurde 1844 von Ludwig von Schwanthaler am Goetheplatz errichtet, wo sie bis zum Zweiten Weltkrieg auch blieb. Danach wurde sie restauriert und vorläufig an ihren heutigen Ort in der Gallusanlage verfrachtet, wo sie fast 60 Jahre bis zum 26. Januar 2007 stand. Nach der Umgestaltung des Goetheplatzes wird sie wieder dorthin zurückkehren. Am 28. August 2007 wird sie feierlich eingeweiht. Daneben befindet sich in der Gallusanlage noch das Opferdenkmal an dem am Jahrestag der Reichspogromnacht eine Kranzniederlegung stattfindet.
[Bearbeiten] Taunusanlage
Die Taunusanlage ist eine der größten Wallanlagen. Sie liegt in der Nordostkurve der ehemaligen Stadtbefestigung umfasst etwa 45.000 m². Ausgangspunkt und Namensgeber ist das Taunustor. Der Name stammt nicht von einem mittelalterlichen Stadttor an gleicher Stelle, sondern vom Taunusbahnhof. Es war die östliche Endstation der Taunus-Eisenbahn nach Wiesbaden.
Auch die Taunusanlage liegt noch mitten im Frankfurter Bankenviertel. Um sie herum liegen unter anderem der Maintower oder die Deutsche-Bank-Twintower.
Bekannt ist die Taunusanlage aber vor allem durch den gleichnamigen S-Bahnhof. Zugänge zur Anlage liegen an der hochfrequentierten Durchgangsstraße, der Junghofstraße. Mit Ausnahme der S7, halten dort alle S-Bahn-Linien der S-Bahn Rhein-Main. Hauptbenutzer der Station sind die Banker der umliegenden Großbanken.
Am Opernplatz endet die Taunusanlage. Die Alte Oper ist die einzige größere Unterbrechung der sonst zusammenhängenden Wallanlagen.
Die Taunusanlage galt einst als Treffpunkt für Drogenabhängige. Am 21. Juli 2006, dem nationalen Gedenktag für Drogentote, enthüllte Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann dort eine Gedenktafel, die an die Opfer der Sucht erinnern soll.
[Bearbeiten] Bockenheimer Anlage
An der Alten Oper beginnt die Bockenheimer Anlage. Ein kleiner Teil wird heute auch, der Frankfurter Volksschauspielerin zu Ehren, Liesel-Christ-Anlage benannt. Das namensgebende Tor zur ehemaligen Stadt Bockenheim heißt heute Opernplatz.
Die Bockenheimer Anlage liegt im Nordwesten der Innenstadt und hat eine Fläche von etwa 40.000 m². Im Gegensatz zu den westlichen Anlagen ist sie kaum bebaut, so dass die Grünfläche bis an die innere Ringstraße, hier die Hochstraße, reicht. In der Mitte liegt ein kleiner Weiher, der von dem ehemaligen bewässerten Stadtgraben übrig geblieben ist.
1810 entstand in der Bockenheimer Anlage das Nebbiensche Gartenhaus, ein klassizistischer Pavillon des Architekten Nicolas Alexandre Salins de Montfort. Das Gebäude gehört seit seiner Renovierung 1952 dem Frankfurter Künstlerclub e.V., der hier regelmäßig Kunstausstellungen durchführt. Zu der Anlage gehören ein italienischer Renaissance-Brunnen sowie ein weiterer kleiner, aus einem Kapitell gefertigter Brunnen.
Eines der wenigen Gebäude an der Anlage ist das heutige Hilton Hotel. Es wurde in den 1950ern als Stadtbad Mitte erbaut und war eines der ersten Nachkriegs-Hallenbäder in Frankfurt. Ein weiteres Beispiel Frankfurter Nachkriegsarchitektur befindet sich mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank daneben.
[Bearbeiten] Eschenheimer Anlage
Die Eschenheimer Anlage beginnt am Eschenheimer Tor und erstreckt sich dann nach Osten. Durchgangsstraßen sind die Krögerstraße und die Petersstraße. Waren die Gebäude an den vorherigen vier Anlagen noch vorwiegend gewerblich genutzt, erfolgt in der Eschenheimer Anlage eine meist private Wohnnutzung. An der südlich verlaufenden Bleichstraße sind dies einfache Wohnblocks, an der Krögerstraße in Richtung Grünanlage stehen Villen.
In der Grünfläche befindet sich das Denkmal von Philipp Reis und von Anton Kirchner.
An der Kreuzung der Eckenheimer Landstraße mit dem Anlagenring verläuft die Trasse der U5 einige Meter durch die Eschenheimer Anlage und verschwindet dann über eine Rampe in den Untergrund.
[Bearbeiten] Friedberger Anlage
Die flächenmäßig größte Anlage beginnt am Friedberger Tor und geht bis zum Allerheiligentor. Sie wird von der Zeil geteilt. Im nördlichen Teil befindet sich der Bethmannweiher sowie zwei Schulen. Dieser Teil gehörte ehemals der Familie Bethmann, die dort das erste Frankfurter Museum errichteten. Das heute unter dem Namen Odeon bekannte Gebäude zählt zu den wenigen erhaltenen klassizistischen Bauwerken Frankfurts. Im Teil südlich der Zeil liegt das zentrale Bürgeramt.
[Bearbeiten] Obermainanlage
Die analog zur Untermainanlage benannte Obermainanlage schließt die Wallanlagen in südöstlicher Richtung ab. Sie ist vor allem vom Rechneigrabenweiher geprägt. Der Rechneigraben war ein Teil des ehemaligen Wallgrabens. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Denkmäler von Gotthold Ephraim Lessing und Arthur Schopenhauer sowie das Grab von Jakob Guiollett, dem Begründer der Wallanlagen. Im südlichen Teil liegt das Hospital zum Heiligen Geist, dem einzigen Krankenhaus der Innenstadt mit seinem Schwesternhochhaus. Den Abschluss bildet die Alte Stadtbibliothek. Das klassizistische Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seit seinem Wiederaufbau im Oktober 2005 beherbergt es das Literaturhaus Frankfurt.
[Bearbeiten] Literatur
- Wolf-Christian Setzepfandt: Architekturführer Frankfurt am Main. 3. Auflage. Dietrich Reimer Verlag, Berlin August 2002, S. 7, ISBN 3496012366.
Staufenmauer • Frankfurter Stadtbefestigung von 1333: Fahrtor - Galgentor - Bockenheimer Tor - Eschenheimer Tor - Friedberger Tor - Allerheiligentor - Schaumaintor - Kuhhirtentor - Affentor - Wallservitut - Wallanlagen • Landwehr: Galluswarte - Bockenheimer Warte - Friedberger Warte - Sachsenhäuser Warte