Yasmina Khadra
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Yasmina Khadra , arabisch ياسمينة خضراء Yāsmīna Jaḍrā´(Pseudonym für Mohammed Moulessehoul) (* 10. Januar 1955 in Kenadsa, Algerien) ist ein algerischer Schriftsteller, der im Exil in Frankreich lebt.
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[Bearbeiten] Leben
Mohammed Moulessehoul wurde von seinem Vater, einem Heeresoffizier, bereits mit 9 Jahren in eine Militärschule gesteckt. In seiner 2001 in Frankreich erschienen Autobiografie L'écrivain (dt.: Der Schriftsteller), die bislang nicht auf Deutsch vorliegt, beschreibt er den Anfang seiner Leidenschaft zum Schreiben in dem darin verwirklichten dringend benötigten Freiheitsraum des Heranwachsenden, den er in jenen Kadetten-Schlafsälen und Kollektiv-Drill sehr vermisste. Er wurde ein hoher Offizier in der algerischen Armee und begann dort mit dem Schreiben und Veröffentlichen von literarisch anspruchsvollen, zeitkritischen Kriminal-Romanen. Sie erschienen auf Französisch zunächst unter seinem eigenen Namen. Um die zu einem bestimmten Zeitpunkt verschärften strengen Zensur-Bestimmungen zu umgehen, begann er ab Morituri unter den beiden Vornamen seiner Frau (Yasmina Khadra: "grüne Jasminblüte") zu publizieren. Nachdem er Ende 2000 mit seiner Familie nach Frankreich ins Exil geflohen war, lüftete er das Geheimnis um seine Identität. Aus Respekt vor den Leistungen seiner Ehefrau, die durch Reisen und Verhandlungen mit europäischen Behörden und Verlagen den wirtschaftliche Existenz-Neuanfang ermöglichte, hat er beschlossen, den Nom de plume Yasmina Khadra als seinen öffentlichen Autorennamen beizubehalten (siehe Chimären-Nachwort). Er wohnt heute in Aix-en-Provence.
International bekannt wurde er mit seiner Algier-Trilogie. In den drei 1997 und 1998 erschienen Kriminalromanen (Morituri, Doppelweiß, Herbst der Chimären) beschreibt er aus der Sicht des unbestechlichen Kommissars Brahim Llob das von Bombenanschlägen, Korruption und ökonomischer Perspektivlosigkeit weiter Teile der Bevölkerung geprägte Alltags-Drama der algerischen Gegenwart. Khadra schrieb diese Romane mit Blick auf eine europäische (französische) Leserschaft. Vorher hatte er bereits in Algerien die beiden Romane La Foire des Enfoirés und Le dingue au bistouri mit Kommissar Llob veröffentlicht. Mit diesen Llob-Romanen war es ihm gelungen, die Gattung Kriminalroman in der algerischen Literatur erstmals zu verankern. Alle fünf erwähnten Romane sind an den formalen Kriterien des französischen roman noir ausgerichtet. Llob lässt sich nach Auskunft der Nachwortautorin Beate Burtscher-Bechter übrigens frei übersetzen mit der deutschen Redewendung harte Schale, weicher Kern, die für einfühlungs- und kompromissfähige Männer-Persönlichkeiten steht.
Der Trilogie folgte 2004 der Kriminalroman Nacht über Algier, in dem Llob zum Spielball der Mächtigen im postkolonialen Algerien wird. Die Attentäterin, ein Roman über eine islamistische Terroristin in Tel Aviv, erhielt 2006 mehrere Literaturpreise. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Über diesen Roman sagt Khadra: Für Sie als Europäer ist es unmöglich, Terrorismus zu verstehen. ... Ich bin Araber ... Ich kenne sie von Nahem. Ich habe sie auf dem Schlachtfeld getroffen.
[Bearbeiten] Werke
- Les Sirénes de Bagdad, Roman, 2006
- L'attentat 2005; dt. Die Attentäterin, dt. von Regina Keil-Sagawe, Nagel & Kimche, Zürich und München 2006, ISBN 3312003806; als Hörbuch: ISBN 3-899-40882-9 (Rezension in: Das Parlament 4. September 2006, S. 21 [1] (siehe auch Weblinks)
- La part du mort 2004; dt. Nacht über Algier 2006
- Cousine K. 2003
- Les hirondelles de Kaboul 2002; dt. Die Schwalben von Kabul 2003 u.ö.
- L'imposture des mots 2002
- L'écrivain 2001
- À quoi rêvent les loups 1999; dt. Wovon die Wölfe träumen 2002 u.ö., auch Hörbuch
- Les agneaux du Seigneur 1998; dt. Die Lämmer des Herrn 2004
- Die Algier-Trilogie (kpl. Zürich: Union, 2006)
- Morituri 1997; dt. 1999 u.ö. ISBN 3293202098 auch Hörbuch
- Double blanc 1997; dt. Doppelweiß 2000 u.ö. ISBN 3293202241
- L'automne des chimères 1998; dt. Herbst der Chimären Haymon, Innsbruck 2001 u.ö. ISBN 3-293-20240-3)
- La Foire des Enfoirés 1993
- Le dingue au bistouri 1990
- Le privilège du phénix 1989
- De l'autre côté de la ville 1988
- El Kahira 1986
- La fille du pont 1985
- Houria 1984
- Amen 1984
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 2006 Prix Découverte, Prix Tropiques und Prix des libraires (franz. Buchhändlerpreis) für L'attentat
- 2002 Internationaler Deutscher Krimi Preis für Herbst der Chimären
[Bearbeiten] Sekundärliteratur
- Nachwort von Beate Burtscher-Bechter zu Morituri, deutsche Ausgabe Haymon Verlag 1997
- ausführliches Nachwort-Essay derselben Autorin in Herbst der Chimären, Haymon Verlag 2001
[Bearbeiten] Siehe auch
Jean-Claude Izzo, Hamid Skif, Yasmina Reza
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Yasmina Khadra im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website des Autors: www.yasmina-khadra.com (franz.)
- Webseite des Unions-Verlags (dt.)
- Webseite für arabisch-afrikanische Autoren (dt.)
- Interview mit YK "Der Westen verrät seine eigene Tradition" (FAZ 29. September 2006)
Personendaten | |
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NAME | Khadra, Yasmina |
ALTERNATIVNAMEN | Moulessehoul, Mohammed |
KURZBESCHREIBUNG | algerischer Schriftsteller im französischen Exil |
GEBURTSDATUM | 10. Januar 1955 |
GEBURTSORT | Kenadsa, Algerien |