Alemannische Grammatik
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S Alemannisch het, wiä jedi Sproch, e Grammatik. Bstimmti grammatischi Eigeheite hets mit andere Dialäkt un dr Standardsproch vum ditsche Sprochsyschtem gmeinsam. Bstimmti Eigeschafte deilts aü mit einere oder mehrere andere germanische Sproche. Aber in witte Bereiche isch d alemannisch Grammatik eigeständig.
In dr wisseschaftlige Literatür iber s Alemannisch gits Dutzendi vu Schrifte, wu sich mit dr Unterschiid vu Ort zu Ort befasse - des sin meischtens Lütunterschiid (Luutunterschiid). D grammatische Gmeinsamkeite vum Alemannische hän bishär numme wennig Beachtung gfunde.
Dä Artikel git e Iberblick. Üsfiährligi Bsprächige vu einzelne grammatische Broblem sin in äxtra Artikel gmacht wore (druck uf d Gleicher); anderi kumme no.
Bi dr Biispiil stehn vor dr Klammere Oberrhiinalemannischi Variante. Diä kumme viilmool aü im Hochalemannische un im Schwebische vor. In dr Klammere stehn numme zuesätzigi hochalemannischi un/oder schwebischi Forme.
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[ändere] Verb
[ändere] Indikativ
Kurzforme:
- D wichtigschte Verbe hän e eisilbige Infinitiv: sii, haa (hau), goh (gah, gau, geh), lo (la, lau), stoh (stah, stau, stong, steh) un anderi.
- Firs Partizip Perfekt gits - nit iberall bi glich viil Verbe - Kurzforme wiä: gsäh (gseh), gää, (g)lo, (cho), due (ta), gsait (gseit), drait (ddrääjt), gsi (gsei, gwä), gha (ghet)
- In dr Konjugation im Plural gits fascht iberal etligi Kurzforme: mir hän (hei, händ), mir gehn (göö, gönt, gont), mir len (löö, lont, lönt), mir gän (gää, gänt), mir wän (wei, wänt), mir hän (hei, hänt), mir miän (müent, mont), mir schleen (schlöö).
Konjugation Singular:
i gang, i stand, i ha (han), du witt (wettsch, wosch), du gisch, er git (gejt), er weißt isch witt verbreitet;
sage (sägge, säge), drage (trääge) un schlage (schlaa) hän Sonderforme in dr 2. un 3. Person Singular: du saisch (seisch), er sait (seit), du draisch (treisch), er drait (treit), du schleesch (schlaasch), er schleet (schlaat).
I vìlne Schwizer Dialäkt isch bir erschti Person sìngular d Ändig -e obligatorisch: i sìnge, i mache, i louffe.
Es wìchtigs Ùnterscheidigsmerkmaal zwǜsche verschìdnigen alemannische Dialäkt si d Ändigen im Plural:
- Drei Ändige: wir mache(n) – iir machit – si machent; typisch fǜr ds Höchschtalemannische.
- Zwo Ändige: mììr/si mache – (d)ììr machet; typisch fǜr di weschtleche Dialäkten vor Schwiz.
- Ei Ändig: mir/iir/si singed/singent/singe; typisch fǜr di öschtleche Dialäkten vor Schwiz.
[ändere] Konjunktiv
Dr Konjuktiv isch, bsunders im Oschte un Süde vu dr Alemannia, stärker im Brüch wiä im Standardditsche.
- D wichtigschte Forme vum Konjunktiv I heiße er dej (diäj, tüeji) un er diäg (deg, tüeg, tüegi) (beidi Type = er tue), er sej (sejg, sig, sigi) (= er sei), er heb (hej, hejg, hejgi) (= er habe)
- Konjunktiv II: S git e baar Forme, wu üsem Präteritum abgleitet sin, wu suscht im Alemannische nimmi im Brüch isch: er wär, er dät (det, däb) (= er täte; er würde), er giäng, (er miäch) (= er machte), er fänd, er wott, er sott, (er wurdi) (= er würde) un anderi.
[ändere] Vergangeheit
S Alemannisch kännt kei Präteritum, numme bim Verb sii hets sich z Ditschland wider kenne iibirgere (ich war usw.)
D eifach Vergangeheit wird mit eme Hilfsverb (sii oder ha) un em Partizip Perfekt bildet: i bi gsii, i bi gange (ggange), i bi gloffe; i ha gha (ghet), i ha welle (wölle), i ha gschlofe (gschlaaffe), i ha gfercht (gförcht, gförchtet, gfǜrchtet) usw.
D Vorvergangeheit wird zuesätzlig mit gsii (gsei, gwä) oder gha (ghet) bildet: i bi gange (ggange) gsii, i ha gfercht gha, i ha glupft (glǜpft) gha usw.
Dr ainzig alemannisch Dialäkt, wo no bis in s 20. Johrhundert e lääbigs Präteritum heig ghaa, sig dr Dialäkt vo Saley (ital. Salecchio) gsii, e Walserdialäkt z Italie, wo mittlerwiili uusgschdoorben isch.
[ändere] Gerundium
Im Oschte vu Alemanniä gits no e sognännts Gerundium - do heißts fir s Oberrhiinalemannisch "er het z due, er het z ässe" nämlig "er hot z dond (z tuid)", "er hot z essid" un ähnlig - d Ändung isch allewäg awel -d. Des Gebiät ziägt sich vum Schwobeland bis uf Appezäll un in dr Norde vum Thurgau (lueg z.B. SSA III/1.303, SBS Band 6 Kart 16, SDS Band III Sitte 2).
[ändere] Imperativ
E baar Verbe hän e bsunderi Befählsform: gang! (= geh!), stand! (= steh!), bis! bi!, bisch!, sej! (sig!) (= sei!), sin!, (sind!, siget!) (= seid!), diän! (tüet, düent!) (= tut!), lo (la) (= lass!), len (löt, lön, lönt) (= lasst!)
[ändere] Partizip
Partizip Präsenz un Partizip Perfekt lueg Artikel Partizip.
[ändere] Subschtantiv
[ändere] Kasus
- S Alemannisch het Nominativ, Dativ un Akkusativ, diä drei Fäll sin normalerwiis nit an ere Ändung z unterscheide, sondern a den Artikle.
- I verschìdnige Gebiet wìrd der Dativ dǜr ne Partikel a oder i iigleitet, so ìm nördleche Bärnbiet und im Aargouische: Ds Saxofoon ghört a/i der Lisa.
- Dr Genitiv isch numme no in wennige Fäll erhalte (lueg im Artikel Genitiv).
Suscht wird dr Genitiv vu Sache mit vu + Dativ ersetzt: Dr Hänkel vu dr Schnapsguttere ... , dr Genitiv vu Persone wird mit im ... si oder in dr ... ihre umschriibe (im Ruedi si Brueder; (in) dr Helen ihre Schwöschter) (lueg im Artikel Genitiv)
[ändere] Pluralbildung
- D Pluralbildung isch meglig dur Umlut: Müüs (Muus)/Miis (Müüs), Fueß/Fiäß (Füeß), Gascht/Gescht, Schopf/Schepf (Schöpf), Namme (Name)/Nämme (Näme), Fahne/Fähne, Gratte (Chratte)/Grätte (Chrätte) (e Art Korb), Noscht/Nescht (Ascht/Escht), Hund/Hind (Hünd) usw.
- dur Umlut un Ändung -er: Huus (Hous, Hüüs)/Hiiser (Hejser/Hüüser/Hüser), Dach/Dächer (Decher), Blatt (Blett)/Bletter usw.
- dur d Ändung -er: Näscht/Näschter, Liächt/Liächter, Fäscht (Fescht)/Fäschter (näbe Fescht)
- dur d Ändung -e: Has (Haas)/ Hase, Schnäck (Schnägg)/ Schnäcke (Schnägge), Keib (Cheib)/Keibe (Cheibe), Fraü (Frou)/Fraüe (Froue), Öpfel (Epfel)/Öpfle (näbe Epfel, Öpfel), Wääg (Wäg)/Wäge (näbe Wäg)
- dur d Ändung -e + Umlut: Mueter/Miätere (Müetere, näbe Müeter), Vatter/Vättere (näbe Vätter), Dochter (Tochter)/ Dechtere (Töchtere näbe Töchter)
- Substantiv, wu uf -i ände, hän viilmol d Pluraländung -ene (-ine): Mili (Müli)/Milene (Müline), Daifi (Toiffi, Tieffi)/Daifene (Toiffine, Tieffine), Decki (Dechi)/Deckene (Dechine), Kuchi (Chuchi)/Kuchene (Chuchine)
- Singular un Plural glich: Dire (Türe), Lupfede (= das Hochzuhebende), Leitere, Brot (Broo)
- dǜr d Ändig -s: Outo/Outos, Büro/Büros, BMW/BMWs – teil Gebiet kenne die Ändig aber nìd u sägen ooni Ùnderschììd: Aüdo (Auto), Büro, BMW
[ändere] Genus
Ds Genus (s grammatisch Gschlächt) ich im Alemannische in dr meischte Fäll glich wiä im Hochditsche. S git aber aü wit verbreiteti Üsnahme: Dr Schnäck, dr Zäck, dr Bank un anderi; do, wu s Wort dr Anke üsgstorbe isch, heißts jetze dr Butter.
In andere Fäll isch d Abweichig vum sällem Genus, wu mer üs em hochditsche gwehnt isch, e lokali oder regionali Erschiinig.
In viil alemannische Dialäktspiilarte, bsunders viil mol im Weschtalemannische, wäre Maidli un Fraüe mit sächligem grammatischem Gschlächt (Neutrum) bezeichnet, so dass es derte s (ds) Anneli, s (ds) Olga usw. heißt.
[ändere] Artikel
Der bestìmmt Artikel femininum u plural het zwo verschìdnigi Forme, dernah öb er vor emnen Adjektiv steit oder nid:
- Vor emnen Adjektiv: di gschidi Lisa, di gschide Leerer, di Gschidi, di Gschide
- Vor anderne Wörter: d Lisa, d Leerer
[ändere] Dr Artikel bi Personenämme
Fascht iberal im Alemannische stehn d Personenämme mit Artikel, also: Dr Goethe het dr Hebel arg gschetzt. D Vreni (s/ds Vreni, s/ds Vrenili) het d Mia Aegerter am liäbschte. Dr Vatter het (in/i/a) dr/de Mueter gruefe.
Üsnahme: 1. Im mittlere un südlige Bärnbiät un Friiburg stoht dr Artikel äntwäder nit oder beides isch meglig. Do heißts also Chrischte häts gsejt oder Räbersch Fritz oder Muetersch Brueder, was zum Biispiil im Oberrhiinalemannische dr Chrischtian hets gsait, s Räbers Fritz un s Mueters Brueder heißt. Lueg aü SDS III/141. 2. Im Nordoschte vum Bündner Land stoht dr Personenamme ebefalls ohni Artikel.
[ändere] Satzbildung
Lueg bi Alemannischer Satzbau un Relativsatz
[ändere] Lütstand (Luutstand)
Lueg bi Monophthong, Diphthong, Entrundig, Palatalisiärig
Änd-n: I de meischte alemannische Dialäktspiilarte (usgnoo nes paar höchschtalemannischi Dialäkt) sin d Änd-n, wus im Altalemannische no gä het, abgfalle. Einzelheite lueg im Kapitel Änd-n-Abfall. Das Phänomeen ìsch ìr Spraachwǜsseschaft bekannt als alemannischi n-Apokope. Bispìl: Mììr trìnke0 grad e0 guete0 Süessmoscht.
Vìli Gebiet kennen aber es Bìndigs-n vor vokaalischem Aalut: Mììr trìnke-n-e-n-usgezeichnete-n-Orangesaft. Das Bìndigs-n cha's i Wörter gä, wo ìm Hoochdütsche gaar kes n hei: Ì liebe-n-Öpfle.
[ändere] Sunschtigs
- Deklination im Alemannischen
- Genus vum Zahlwort (zwe, zwo, zwei) lueg Genus
[ändere] Lueg aü
Wiä schriib ich guets Alemannisch?
[ändere] Literatür
- Hans Bossard: Zuger Mundartbuch. Zürich 1962
- Hermann Braunstein: Der Dialekt des Dorfes Schutterwald (Ortenaukreis). Grammatik und Wortschatz. Schutterwald 1978
- Ludwig Fischer: Luzerndeutsche Grammatik. 2. Uflag. Hitzkirch 1989, ISBN 3-905286-32-7
- Alfonse Jenny, Doris Richert: Précis Pratique de Grammaire Alsacienne (en réference principalemant au parler de Strasbourg). Strasbourg 1984, ISSN 0048-9018
- Werner Marti: Berndeutsch-Grammatik. Bern 1985, ISBN 3-7720-1587-5
- Harald Noth: Kaiserstühler Alemannische Sprachlehre. In: Alemannisches Dialekthandbuch vom Kaiserstuhl und seiner Umgebung. Freiburg i.B. 1993, ISBN 3-89155-151-7
- Rudolf Suter: Baseldeutsch-Grammatik. Basel 1976, ISBN 3-85616-048-5
- Friedrich E. Vogt: Schwäbisch in Laut und Schrift. Eine ergründende und ergötzliche Sprachlehre. Stuttgart 1977, ISBN 3-7984-0340-6
- Albert Weber: Zürichdeutsche Grammatik. Zürich 1987, ISBN 3-85865-083-8