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Alec Guinness - Wikipedia

Alec Guinness

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Sir Alec Guinness (* 2. April 1914 in Marylebone, London; † 5. August 2000 in Midhurst, West Sussex) war ein britischer Schauspieler. Er war einer der bedeutendsten Filmakteure des 20. Jahrhunderts und wurde wegen seiner außerordentlichen Verwandlungsfähigkeit der „Sir mit den tausend Gesichtern“ genannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biografie

[Bearbeiten] Die frühen Jahre

Alec Guinness wächst in ärmlichen Verhältnissen in London auf. Guinness, der später durch seine chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit berühmt wird, erklärt dazu in seiner Autobiographie: "Ich wurde im Chaos geboren und versank darin für Jahre: Bis zum Alter von 14 hatte ich drei verschiedene Namen und lebte in ungefähr 30 verschiedenen Hotels". Guinness arbeitet bei einer Werbeagentur und erhält ein Schauspielstipendium. 1934 debütiert er am Theater. Zwei Jahre später ist er bereits Ensemblemitglied beim legendären Old Vic, wo er mit den größten britischen Theater-Stars - Sir Laurence Olivier, Sir John Gielgud und Sir Ralph Richardson - auf der Bühne steht.

[Bearbeiten] Erste Filmerfolge

1946 spielt Guinness seine erste Filmrolle in Geheimnisvolle Erbschaft. Regie führt Sir David Lean, mit dem er jahrzehntelang zusammenarbeiten wird. Lean ist auch sein Regisseur bei der berühmten Dickens-Verfilmung Oliver Twist, in der Guinness die Rolle des Juden Fagin spielt. Seine Konzeption des Charakters wird später kritisiert, weil sie antisemitische Klischees gefördert habe. 1949 gelingt Guinness mit einer bravourösen Performance in Adel verpflichtet der Durchbruch. In dieser klassischen Komödie porträtiert er in acht Rollen die exzentrischen Mitglieder eines britischen Clans, die im Zuge einer Erbschaftsaffäre ermordet werden. Bis Mitte der 50er Jahre etabliert sich Guinness als der wichtigste Komödiant des britischen Kinos und ist der prägende Darsteller in den erfolgreichen Komödien der Ealing-Studios (Der Mann im weißen Anzug, Ladykillers). In Hollywood steht er an der Seite von Grace Kelly (Der Schwan) vor der Kamera.

Zusammen mit seiner Frau konvertiert er zum Katholizismus, nachdem sein Sohn sich von schwerer Krankheit wieder vollständig erholt. Guinness hatte zuvor für diesen Fall ein entsprechendes Gelübde abgelegt. Er ist danach tief gläubig und pilgert mehrmals nach Rom, nimmt an Papst-Audienzen teil. Stark prägte ihn auch Gilbert Keith Chesterton, dessen Detektiv-Figur „Father Brown“ er in Die seltsamen Wege des Pater Brown verkörperte.

[Bearbeiten] Der Charakter-Star

1957 spielt er in David Leans epischem Kriegsfilm Die Brücke am Kwai die Rolle des prinzipientreuen Colonel Nicholson in japanischer Kriegsgefangenschaft. Der weltweite Erfolg des Films macht Guinness zu einem der führenden Charakterdarsteller des internationalen Kinos; er erhält den Oscar als bester Hauptdarsteller. 1959 wird Guinness in den Adelsstand erhoben. Er spielt in der Graham-Greene-Verfilmung Unser Mann in Havanna (1959) einen britischen Agenten und im Monumentalfilm Der Untergang des Römischen Reiches (1964) den römischen Kaiser Marcus Aurelius. In David Leans Klassiker Lawrence von Arabien (1962) brilliert er in der tiefgründig angelegten Rolle des Fürst Faisal. 1965 tritt er für Lean im Welterfolg Doktor Schiwago als Jurijs Halbbruder Yevgraf auf, der in der russischen Armee Karriere gemacht hat. Darüber hinaus wird die Handlung des Films durch seine Stimme als Erzähler begleitet.

Ab Mitte der 60er Jahre werden Guinness' Rollen und Filme zunehmend weniger attraktiv. Hauptrollen gehen an die britischen Charakter-Stars der nächsten Generation (wie Richard Burton, Albert Finney oder Peter O’Toole), während Guinness zunehmend in Nebenrollen oder in Fernsehfilmen auftritt. Wichtige Parts spielt er in Cromwell (1970; als König Charles I.) und in Hitler: Die letzten zehn Tage (1973; als Adolf Hitler). 1976 tritt er als blinder Butler in der Krimi-Komödie Eine Leiche zum Dessert auf, die inzwischen Kultstatus erreicht hat, seinerzeit aber eher als konventionelle Filmarbeit galt.

Im Alter von 63 Jahren gelingt ihm ein spektakuläres und unerwartetes Comeback. George Lucas verpflichtet ihn für sein Weltraummärchen Krieg der Sterne (1977). Guinness, bärtig und mit Kapuze, spielt Obi-Wan Kenobi, den weisen Lehrmeister des jungen Helden Luke Skywalker, und verleiht der Rolle eine machtvolle, mystische Ausstrahlung. Der gigantische Erfolg des Films macht den Charakterdarsteller bei einem jungen Publikum bekannt und saniert seine Finanzen (er erhielt nur 150.000 Pfund Gage, aber 2 % der Produzentengewinne). Vom Star Wars Kult und der Figur Obi-Wan Kenobis aber distanziert er sich und ignoriert jeden Autogrammwunsch, der in diesem Zusammenhang an ihn gerichtet wird. Den Rummel, der daraufhin um seine Person wie auch um die Personifizierung Obi-Wan Kenobis entsteht, empfindet Guinness als ausgesprochen störend, da er Wert auf ein unangetastetes Privatleben legt. Auch empfand er diese Aufmerksamkeit ähnlich unangemessen wie schon seinerzeit bei Die Brücke am Kwai, wo er seiner Meinung nach für eine Darstellung gefeiert worden war, die er selbst nicht als eine seiner besten Leistungen ansah. Aus Dankbarkeit gegenüber dem großzügigen George Lucas tritt Guinness dann auch in den beiden Sequels Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter auf, weist aber weiterhin jede Identifikation mit der von Spezialeffekten dominierten Märchensaga zurück.

[Bearbeiten] Die letzten Jahre

1979, mit 65 Jahren, spielt Sir Alec Guinness für das britische Fernsehen eine seiner populärsten Rollen: den Meisterspion im Ruhestand George Smiley, der in Dame, König, As, Spion einen Maulwurf im britischen Geheimdienst enttarnt. Er nimmt die Rolle in Smiley's People (dt. Agent in eigener Sache, 1982) noch einmal auf. Sein Bewunderer Dustin Hoffman überreicht ihm 1979 den Oscar für sein Lebenswerk. 1996 folgte der Lifetime Achievement Award der Europäischen Filmakademie.

1980 gelingt ihm in der Klassiker-Verfilmung Der kleine Lord die wohl definitive Interpretation des hartherzigen Earl of Dorincourt. In der kuriosen Rolle des indischen Professors Godbole tritt er nach vier Jahrzehnten noch einmal für David Lean vor die Kamera (Die Reise nach Indien, 1985). Ab Ende der 80er Jahre ist Guinness nur noch sporadisch im Kino zu sehen. In Steven Soderberghs Kafka (1991) spielt er die Rolle eines undurchsichtigen Bürochefs. Danach ist er noch in einigen kleineren Rollen für Produktionen des englischen Fernsehens zu sehen. 1985 veröffentlicht er seine Autobiographie Blessings in Disguise (dt. Das Glück hinter der Maske) sowie mehrere - in typischer Guinness-Manier - höchst geistreiche und amüsante Tagebuchbände. Sir Alec Guinness stirbt nach längerer Krebskrankheit am 5. August 2000 im Alter von 86 Jahren.

[Bearbeiten] Der Schauspieler Guinness

Der äußerlich unscheinbare Guinness war mit seinem Stan-Laurel-Gesicht weder für Liebhaber- noch für Heldenrollen geeignet. Doch er gestaltete seine Charaktere mit größter Meisterschaft und Präzision und schuf Meilensteine der Schauspielkunst. Als junger Komödiant entwickelte er einen subtil-britischen Humor und überraschte das Publikum im Laufe seiner Berufslaufbahn gerade wegen seiner unscheinbaren Gesichtszüge immer wieder durch chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit. Nachdem er in mittleren Jahren ins Charakterfach gewechselt war, stellte er oft charismatische Autoritätsfiguren wie Fürst Feisal oder Obi-Wan Kenobi dar, die von einer tiefgründigen, überlegenen Intelligenz umgeben waren. Seine Arbeit an der Rolle des George Smiley spielte er so weit herunter, dass er erklärte: „Wahrscheinlich hab ich's vermasselt.“ Ganz im Gegenteil gelang ihm jedoch auch hier einmal mehr, hinter den scheinbar unbewegten Gesichtszügen einen Charakters mit einer bemerkenswerten Gefühls- und Bedeutungstiefe aufscheinen zu lassen. John LeCarre meinte dazu, dass sich Guinness Smiley so sehr zu eigen gemacht hätte, dass er selbst danach nicht mehr in der Lage gewesen wäre, die Figur weiter literarisch zu entwickeln. Sir Alec Guinness, der privat ein zurückgezogenes Leben führte und jahrzehntelang skandalfrei verheiratet war, gilt als maßgeblicher Darsteller der Filmgeschichte.

[Bearbeiten] Ehrungen

Alec Guinness wurde 1955 zum Knight Commander of the Order of the British Empire ernannt, 1959 folgte der Ritterschlag. Seit 1994 war er zudem Companion of Honour.

[Bearbeiten] Filmografie

[Bearbeiten] Autobiographische Werke

  • Das Glück hinter der Maske. Autobiographie (OT: Blessings in Disguise). Kindler, München 1986, ISBN 3-463-40041-3
  • Adel verpflichtet. Tagebuch eines noblen Schauspielers (OT: My Name Escapes Me. The Diary of a Retiring Actor). Henschel, Berlin 1998, ISBN 3-89487-297-7

[Bearbeiten] Literatur

  • Kenneth Von Gunden: Alec Guinness. McFarland, Jefferson, NC 1987
  • Andreas Missler: Alec Guinness. Seine Filme - sein Leben. Heyne, München 1987, ISBN 3-453-00119-2
  • Ronald Harwood: Dear Alec. Limelight Edition, New York 1989
  • Garry O'Connor: Alec Guinness. Hodder & Stoughton, London 1994
  • John Russell Taylor: Alec Guinness. A Celebration. Pavilion, London 2000, ISBN 1-86205-501-7
  • Garry O'Connor: Alec Guinness The Unknown, A Life. Sidgwick & Jackson, Londom 2002
  • Piers Paul Read: Alec Guinness - The Authorised Biography. Simon & Schuster, London 2003

[Bearbeiten] Weblinks

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