Armin Mueller-Stahl
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Armin Mueller-Stahl (* 17. Dezember 1930 in Tilsit, heute Sowjetsk) ist ein deutscher Schauspieler, Musiker, Maler und Schriftsteller.
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[Bearbeiten] Biographie
[Bearbeiten] DDR
Mueller-Stahl ist das dritte von fünf Kindern eines ostpreußischen Bankbeamten. Zunächst wollte er Geiger werden und studierte Violine und Musikwissenschaft, was er 1949 mit einem Examen am Städtischen Konservatorium in Ostberlin als Musiklehrer abschloss. Dann wechselte er zur Schauspielerei. Vorerst wegen „mangelnder Begabung“ zum Studium abgelehnt, erhielt er dennoch 1952 sein erstes festes Engagement am Berliner Theater am Schiffbauerdamm. Seine Schauspielerkarriere begann 1960 mit dem Vierteiler Flucht aus der Hölle und dem spanischen Bürgerkriegsdrama Fünf Patronenhülsen. Er wurde zu einem gefeierten Charakterdarsteller in der DDR. In der Folgezeit avancierte er zu einem Publikumsliebling und wurde fünf Mal in Folge zum beliebtesten Schauspieler der DDR gewählt. Ende 1976 unterschrieb er einen Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR, worauf ihm zweieinhalb Jahre lang kaum noch Rollen angeboten wurden. 1980 wurde Mueller-Stahls Ausreiseantrag nach West-Berlin genehmigt.
[Bearbeiten] BRD und USA
In der Bundesrepublik knüpfte er nahtlos an die alten Erfolge an, spielte 1981 die männliche Hauptrolle in Lola von Rainer Werner Fassbinder und in Der Westen leuchtet! von Niklaus Schilling. Mit dem Film Music Box – Die ganze Wahrheit (1989) von Costa Gavras hatte er auch international Erfolg. In diesem Film spielte er einen Einwanderer, der in den USA angeklagt wird, Aufseher in einem Konzentrationslager gewesen zu sein. Im Episodenfilm Night on Earth spielte er den ostdeutschen Taxifahrer Helmut Grokenberger, der in New York sein Glück versucht. Hier konnte Armin Mueller-Stahl auch eine Kostprobe seines komödiantischen Talents unter Beweis stellen. Für die Rolle des fordernd-überforderten Vaters des Pianisten David Helfgott in Shine – Der Weg ins Licht wurde er 1996 mit einer Oscar-Nominierung geehrt.
Als Mueller-Stahl Einblick in seine Stasi-Akten nahm, musste er zu seinem Entsetzen feststellen, unter anderem von seinem besten Freund an die Staatssicherheit verraten worden zu sein. Dies war für ihn der Anlass, nie wieder in Deutschland heimisch werden zu wollen. Dennoch hält er bis heute ein Gesprächsangebot an ihn aufrecht. Heute ist ihm Kalifornien zur zweiten Heimat geworden, neben dem gleichmäßig warmen Klima erfreut ihn auch die Abwesenheit einer steten Erinnerung an die dunklen Seiten der DDR-Vergangenheit.
Trotz seines Erfolgs auch in Hollywood kehrte er immer wieder nach Deutschland zurück. So etwa übernahm er die Hauptrolle des Thomas Mann in dem Fernseh-Dreiteiler Die Manns – Ein Jahrhundertroman. Diese Darstellung wird mitunter als die gelungenste seiner Karriere angesehen.
Mueller-Stahl legte mit Conversation with the Beast sein Regie-Debüt vor. Er schrieb bereits einige Romane und Erzählungen. Weiterhin präsentierte Mueller-Stahl seine Zeichnungen und Aquarelle schon in mehreren Ausstellungen, darunter im Filmmuseum Potsdam und im Lübecker Buddenbrookhaus.
Am 30. September 2006 kündigte er seinen Abschied aus dem Filmgeschäft an. Er wird nur noch drei Rollen übernehmen, darunter die Buddenbrooks-Verfilmung von Heinrich Breloer. Als Gründe für seinen Ausstieg gab er unter anderem an, dass heutzutage die Qualität von Schauspielern und Produzenten nicht mehr mit ihrer spektakulären Bekanntheit und außergewöhnlich hohen Bezahlung einerseits und ihrem tatsächlichen Können andererseits übereinstimmten. Nach den Dreharbeiten wolle er sich dann ganz der Malerei, der Musik und der Förderung junger Künstler widmen.
Armin Mueller-Stahl ist verheiratet und hat einen Sohn.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1963 Erich-Weinert-Medaille (Kunstpreis der FDJ)
- 1972 Nationalpreis der DDR zweiter Klasse
- 1975 DDR-Fernsehkünstler des Jahres
- 1983 Deutscher Darstellerpreis
- 1985 Darstellerpreis beim Filmfestival von Montreal (Bittere Ernte)
- 1992 Silberner Bär bei der Berlinale 1992 (Utz)
- 1996 Oscar-Nominierung für Shine
- 1997 Berlinale Kamera für sein Lebenswerk
- 2002 Bundesverdienstkreuz
- 2003 Adolf-Grimme-Preis für Die Manns
- 2004/2005 Kulturpreis des Landeskulturverbandes Schleswig-Holstein e. V. „Kultur Aktuell“ [1]
- 2005 Hansepreis für Völkerverständigung des Bremer Kulturvereins für sein Lebenswerk
- 2005 Festival Honors / eDIT Filmmaker's Festival
- 2006 Carl-Zuckmayer-Medaille
- 2006 Schleswig-Holstein Filmpreis
[Bearbeiten] Literatur
von Mueller-Stahl
- Verordneter Sonntag. Berlin: Severin und Siedler 1981, 234 S.
- Unterwegs nach Hause. Erinnerungen. Düsseldorf: von Schröder 1997, 227 S. Neuauflage: Aufbau ISBN 3-7466-2196-8
- In Gedanken an Marie-Louise. Eine Liebesgeschichte. München: List 1998, 238 S., Ill.
- Armin Mueller Stahl – Malerei und Zeichnung. Katalog zur Ausstellung im Kulturforum Burgkloster zu Lübeck und im Buddenbrookhaus (Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum), 17. November 2001 bis 20. Januar 2002. Lübeck: Kulturforum Burgkloster 64 S., 62 farbige Abb., ISBN 3-9807752-1-6
- Armin Mueller Stahl – Urfaust. Katalog zum gleichnamigen Mappenwerk, 60 S., 21 Abb. in s/w, Verlag Kunsthaus Lübeck 2003, ISBN 3-923475-37-3
- Armin Mueller Stahl – Night on Earth – Day on Earth. zweisprachiger Katalog zur Ausstellung in der Villa Aurora, 80 S., Abb. in s/w u. farbig, Verlag Kunsthaus Lübeck 2003, ISBN 3-923475-97-7
- Hannah. Erzählung. Berlin: Aufbau 2006, 134 S, ISBN 3-7466-2224-7
- Rollenspiel. Ein Tagebuch während der Dreharbeiten zu dem Film „Die Manns“. Potsdam: J. Strauss 2001, 226 S., 113 Abb., ISBN 3-929748-24-X
- Venice. Ein amerikanisches Tagebuch. Berlin: Aufbau 2005, 141 S., ISBN 3-351-02609-9
- Kettenkarussell, Berlin: Aufbau 2006, 152 S., ISBN 3-351-03083-5 (Besprechung [1])
- Portraits. Malerei und Zeichnung. Berlin: Aufbau 2006, 157 S., ISBN 3-351-02641-2
über Mueller-Stahl
- Gabriele Michel: Armin Mueller-Stahl – Die Biografie. Ein intimes Porträt des großen Charakterdarstellers. München: List 2000
- Volker Skierka: Armin Mueller-Stahl. Begegnungen. Eine Biografie in Bildern. Berlin: Knesebeck 2002, ca. 240 S., 200 farb. und s/w Abb., Geb., ISBN 3-89660-139-3
[Bearbeiten] Filmographie
- Die Zeit: „Seit Anfang der achtziger Jahre haben Sie über 80 Filme gedreht. Liegt [sic] Ihnen alle am Herzen?“
- Mueller-Stahl: „Nee, ich würde sagen: Ich habe acht oder zehn außergewöhnlich gute Filme in meinem Leben gemacht.“ [2]
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[Bearbeiten] Synchronisation
Als Synchronsprecher lieh er unter anderem Roy Scheider in Tödliche Umarmung (Last Embrace, 1979) und Louis Zorich in Tod eines Handlungsreisenden (1986) seine Stimme.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Susanna Gilbert-Sättele: „Närrische Träume von den Schattenseiten.“ Armin Mueller-Stahls kafkaeske Erzählungen, dpa / Mittelbayerische Zeitung, 14. November 2006
- ↑ „Die Rollen meines Lebens“, Die Zeit, 16. Februar 2006, Nr. 8, Interview
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Armin Mueller-Stahl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Armin Mueller-Stahl in der Internet Movie Database
- Armin Mueller-Stahl in Filmportal.de
- „Armin Mueller-Stahl – Weltstar und Multitalent“, MDR, 21. Dezember 2005
- Video der Laudatio und Dankesrede zur Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 18. Januar 2006 [2]
- „Armin Mueller-Stahl – Das druckgraphische Oevre“, Graphik-Editionen, Januar 2007
Presseartikel
- „Die Rollen meines Lebens“, Die Zeit, 16. Februar 2006, Nr. 8, Interview
- „Verkommene Filmbranche: Armin Mueller-Stahl macht Schluss“, Spiegel Online, 1. Oktober 2006
Biographien
- Biographische Notiz auf defa-sternstunden.de
- Biographie auf steffi-line.de
- Biographie auf film-zeit.de
- Kurzbio des Dirk Jasper FilmLexikons
Personendaten | |
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NAME | Mueller-Stahl, Armin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler, Violinist, Maler und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 17. Dezember 1930 |
GEBURTSORT | Tilsit, Ostpreußen |