Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum (apabiz) ist ein antifaschistisches Bildungszentrum mit Sitz in Berlin. Das angegliederte Archiv sammelt Informationen aus dem Bereich des Rechtsextremismus und gehört zu den größten dieser Art in Deutschland. Es ist Mitglied im "Antifa-Net. International Antifascist Network for Research and Action".
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Organisation und Zielstellung
Das apabiz wird seit 1991 von dem gleichnamigen Verein apabiz e.V. betrieben. Die Zielsetzung des Vereins wird auf der Website angegeben mit:
- Wir fördern und vernetzen Initiativen gegen Rassismus, Antisemitismus und Neofaschismus. Unser Angebot richtet sich an alle, die mit rechtsextremer Gewalt, neofaschistischer Organisierung, rassistischen Übergriffen oder der Verbreitung von völkischen und menschenverachtenden Ideologien konfrontiert sind. Dem Wiedererstarken dieser Ideologien entgegenzutreten, erfordert Entschlossenheit, Kreativität - und Wissen.
Der aus einer 1985 in Berlin entstandenen gleichnamigen Initiative hervorgegangene Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, systematisch Publikationen der extremen Rechten und Informationen über Vorfälle, die mit der extremen Rechten in Zusammenhang stehen, zu sichten, zu sammeln und zu archivieren. Ergebnisse solcher Analysen werden in Veranstaltungen und Seminaren präsentiert. Zudem wird Zuarbeit für wissenschaftlich und journalistisch Tätige geleistet.
[Bearbeiten] Archiv
Das Archiv verfügt eine Vielzahl von Publikationen wie Bücher oder Zeitschriften aus dem rechten und rechtsextremen Spektrum in erster Linie in Deutschland, darüber hinaus aber auch aus anderen Ländern. Um dem Schwerpunkt Musik- und Jugendkulturen von rechts gerecht werden zu können, werden auch Musikveröffentlichungen auf CD, Video etc. archiviert. Der Bestand beträgt derzeit über 600 CDs mit Musik aus dem In- und Ausland, vor allem aus den Bereichen deutscher Rechtsrock und Liedermacher, aber auch Veröffentlichungen aus dem Black Metal- oder Dark Wave-Bereich sowie Militärmusik aus dem Nationalsozialismus.
Gesammelt wird grundsätzlich all das, was die extreme Rechte produziert: Vom Aufkleber über Flugblätter und Plakate, Broschüren, offene und interne Briefe, Rundschreiben und Programme bis hin zu Internet-Seiten. Diese Sammlung geht zurück bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Der deutliche Schwerpunkt liegt jedoch auf der Zeit von den 1980er Jahren bis heute. Die enthaltenen Primärquellen sind in Rubriken unterteilt, in einer Datenbank erfasst und zum Teil qualitativ ausgewertet. Das Archiv ist eines der größten dieser Art in der Bundesrepublik.
Der Archivbestand wächst kontinuierlich an. So wurden beispielsweise 1995 mehrere hundert Bücher aus der Zeit des Nationalsozialismus aus den Beständen der aufgelösten Staatsbibliothek der DDR übernommen. 1999 kam das Foto- und Redaktionsarchiv der "Deutschen Volkszeitung (DVZ) - die tat" hinzu. Außerdem wird die die Sammlung des Projekts für interdisziplinäre Faschismus-Forschung an der Freien Universität Berlin verwaltet.
Diese Primärquellen werden ergänzt durch eine Datenbank, in der Presseveröffentlichungen seit Anfang der 1990er Jahre erfasst sind, eine umfangreiche Präsenzbibliothek sowie antifaschistische Publikationen aus der gesamten BRD, Europa und den USA.
[Bearbeiten] Presseauswertung
Ein weiterer Kernbereich der Arbeit im apabiz ist die kontinuierliche Auswertung der Tagespresse. Auch wenn die ältesten ausgewerteten Quellen aus den fünfziger Jahren stammen, ist der Beginn der systematischen Auswertung auf das Jahr 1991 zu datieren. Seither werden etwa sieben Tageszeitungen auf Beiträge zum Thema Rechtsextremismus durchgesehen und inhaltlich ausgewertet. Hinzu kommen verschiedene Wochen- und Monats- sowie sonstige Zeitungen und Zeitschriften. Die entsprechenden Artikel werden in einer Datenbank erfasst, inhaltlich verschlagwortet und archiviert. Nach dreizehn Jahren systematischer Presseauswertung kann mit deren Hilfe auf 45.000 Artikel zugegriffen werden, die in mehr als 120 Presseordnern aufbewahrt sind.
Praktische Ergebnisse dieser Presseauswertung sind unter anderem auf der Website zu finden. So werden beispielsweise immer zu Beginn eines Jahres Chronologien zu rechtsextremen Übergriffen und weiteren Vorkommnissen veröffentlichen.
In Zusammenarbeit mit dem Online Magazin Hagalil werden Chronologien antisemitischer Vorfälle seit dem Jahr 1992 zusammengestellt. Diese zeigen nicht nur das erschreckende Ausmaß, welches der Judenhass nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis der extremen Rechten eingenommen hat. Die beinahe täglichen Übergriffe, Schmierereien und Beleidigungen sind ein wichtiger Indikator auch für die politische Stimmung in der Mitte der Gesellschaft und verdeutlicht die Notwendigkeit sich gegen diese menschenverachtende Ideologie von Rechtsextremen zu engagieren.
[Bearbeiten] Bildungsprogramm
Das apabiz bietet ein breites Bildungsprogramm mit Vorträge, Workshops oder Seminaren an, die sowohl als Abendveranstaltungen oder als Tages- oder Wochenendseminar gehalten werden können. Außerdem werden spezielle Gruppenseminare, Workshops in Schulen, Vortragsreihen oder Wochenseminare durchgeführt. Der ReferentInnen-Katalog umfasst etwa 50 Vorträge und Seminare aus den Bereichen Judentum und Antisemitismus, Frauen und Mädchen im Rechtsextremismus, Neofaschismus, Neue Rechte, Burschenschaften, Esoterik und Heidentum, rechtsextreme Publizistik, Internet, Vertriebenenverbände, Jugendsubkulturen, Rassismus sowie Praxistipps.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
Seit 2001 erscheint alle zwei Monate der Rundbrief des apabiz e.V. "Monitor", bei dem auf jeweils acht Seiten über rechte Aktivitäten und Neuigkeiten aus dem Archiv berichtet wird. Die älteren Ausgaben des Monitors werden auf der Website zum Download angeboten, ebenso die Pressemitteilungen des Vereins.
Mitarbeiter des apabiz waren und sind an zahlreichen Büchern, Broschüren und anderen Publikationen als Herausgeber oder Autoren beteiligt, die zum großen Teil ebenfalls über den Verein bezogen werden können.
[Bearbeiten] Weitere Tätigkeiten
Darüber hinaus initiiert und betreibt das apabiz weitere Projekte wie die Initiative Turn It Down und versucht, auch andere Initiativen gegen Rassismus, Antisemitismus und Neofaschismus zu fördern und zu vernetzen. Das apabiz ist Mitglied im Verein "Argumente - Netzwerk antirassistischer Bildung e.V." einem bundesweiten Netzwerk von antirassistischen/antifaschistischen Initiativen und arbeitet eng mit anderen antifaschistischen Jugendgruppen, Bildungsträgern, Gewerkschaften und kulturellen Projekten zusammen.
[Bearbeiten] Finanzierung
Die Tätigkeit im apabiz ist ehrenamtlich. Die laufenden Kosten werden hauptsächlich durch Spenden und Fördermitgliedschaften gedeckt. Darüber hinaus wird das apabiz im Rahmen des Berliner Landesprogrammes gegen Rechtsextremismus durch den Beauftragten für Integration und Migration gefördert.