Außenwirtschaft
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Die Außenwirtschaftslehre (auch Internationale Wirtschaftsbeziehungen) ist ein Teilgebiet der Volkswirtschaftslehre. Sie befasst sich mit allen Fragen, die mit dem grenzüberschreitenden Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital zusammenhängen. Sie wendet dort die Aussagen und Theorien der Makroökonomie und Mikroökonomie an.
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[Bearbeiten] Unterteilung
Die Außenwirtschaftstheorie gliedert sich heute in drei Stränge: die reale (güterwirtschaftliche) Theorie, die monetäre Theorie und die Theorie wirtschaftlicher Integration. Die reale Außenwirtschaft ist das traditionelle Kernstück der Außenwirtschaftslehre (weswegen sie in älteren Lehrbüchern auch als "reine Außenwirtschaft" bezeichnet wird). Sie befasst sich mit dem Außenhandelsmarkt und den dort relevanten Größen Ex- und Import.
Insbesondere durch den Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems haben jedoch monetäre Aspekte in den letzten Jahrzehnten eine weit stärkere Bedeutung gewonnen. Die monetäre Außenwirtschaft hat sich daher seit den 1960ern als zweites bedeutendes Standbein der Außenwirtschaftstheorie herausgebildet. Sie untersucht den Devisenmarkt (und dort insbesondere den Wechselkurs). Beide Ansätze standen lange weitgehend unverbunden nebeneinander.
Als neuester Strang der Außenwirtschaftslehre haben sich in den letzten Jahrzehnten, insbesondere aber in den 1990er Jahren Theorien zu Fragen der wirtschaftlichen Integration herausgebildet. Sie verknüpfen reale und monetäre Außenwirtschaft und stellen heute den in der Öffentlichkeit am meisten beachteten Strang der Außenwirtschaft dar.
Ein gesondertes Wissensgebiet sind betriebswirtschaftliche Aspekte der Außenwirtschaftslehre, so z. B. der Anbahnung und Abwicklung von Exportgeschäften, der Absicherung gegen Wechselkurs-, wirtschaftliche und politische Risiken.
[Bearbeiten] Güterwirtschaftliche (reale) Außenwirtschaftstheorie
[Bearbeiten] Außenhandelstheorien
- Hauptartikel: Außenhandelstheorie
Die güterwirtschaftliche Theorie befasst sich mit den Ursachen des Außenhandels. Dieser kommt zu Stande
- wenn Güter in einem Land nicht verfügbar sind, (z.B. Deutschland importiert Bananen)
- besondere Präferenzen für ausländische Güter bestehen (Import von französischem Champagner)
- Länder über unterschiedliche Kostenvorteile verfügen.
Adam Smith ging noch davon aus, dass sich Außenhandel nur beim Vorhandensein absoluter Kostenvorteile lohnt. David Ricardo (1772-1825, englischer Nationalökonom) zeigte aber, dass auch ein Land, das bei allen Gütern über absolute Kostenvorteile verfügt, dennoch Nutzen aus dem Außenhandel ziehen kann, wenn es seine komparativen Kostenvorteile ausnutzt.
Quintessenz dieser Überlegungen ist, dass Spezialisierung und Außenhandel die Wohlfahrt aller Länder erhöht. Dies gilt zumindest dann, wenn sich auf den Weltmärkten ein Austauschverhältnis terms of trade herausbildet, bei dem beide Seiten profitieren. Allerdings sind die Vorteile aus dem Außenhandel an Annahmen geknüpft, die in der Praxis nicht ohne Weiteres erfüllt sind. So wird unterstellt, dass Produktionsfaktoren in den beteiligten Ländern flexibel einsetzbar sind, dass also ein Land, das z.B. seine Vorteile auf dem Gebiet der Landwirtschaft verliert, die dort beschäftigten Arbeitskräfte ohne weiteres in Industrien einsetzen kann, die über Vorteile im Außenhandel verfügen. Auch kann die Spezialisierung zu Monokulturen führen, wodurch Länder von einem Produkt abhängig werden und sich terms of trade herausbilden können, die nicht mehr vorteilhaft für das Land sind; unter diesem Problem leiden viele Entwicklungsländer.
[Bearbeiten] Handelspolitik und Protektionismus
Obwohl ein freier Welthandel nach der Theorie der komparativen Kosten den Wohlstand aller Volkswirtschaften begünstigt, ergriffen und ergreifen Länder protektionistische Maßnahmen zur Beschränkung des Handels. Das liegt unter anderem daran, dass die Vorteile des Freihandels für den Einzelnen von diesem nicht bewusst wahrgenommen werden, während die Nachteile oft kleine Gruppen (in Deutschland z.B. die Bergarbeiter) sehr hart treffen, die entsprechend laut ihre Interessen artikulieren.
Traditionelle Instrumente einer strategischen Handelspolitik sind Zölle, Kontingente und Exportsubventionen. Man bezeichnet diese auch als tarifäre Handelshemmnisse. Große Bedeutung besitzen aber auch nicht-tarifäre Maßnahmen wie z.B. Selbstbeschränkungsabkommen, Ausländer diskriminierende Vorschriften und Normen oder bürokratische Regelungen. (Grenzzuschläge, Konsulargebühren, Hafengebühren, Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen, Subventionen und andere staatliche Beihilfen, Importentmutigende Gesetze... )
[Bearbeiten] Ordnung des Welthandels
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Neuordnung des Welthandels 1947 mit der Gründung des Allgemein Zoll- und Handelsabkommen GATT. In seinem Rahmen fanden acht Verhandlungsrunden statt, in denen die Zölle weltweit gesenkt wurden. Die achte Runde (sog. Uruguay-Runde) endete mit der Gründung der Welthandelsorganisation WTO.
[Bearbeiten] Monetäre Außenwirtschaftstheorie
Während im Mittelpunkt der güterwirtschaftlichen Theorie physische Ströme von Waren und Dienstleistungen stehen, betrachtet die monetäre Theorie die denen entsprechenden Geldströme und bezieht auch den internationalen Kapitalverkehr mit ein.
[Bearbeiten] Darstellung des Außenhandels in der Zahlungsbilanz
Definitorischer Rahmen für die Abbildung der grenzüberschreitenden Geld- und Kapitalströme ist die Zahlungsbilanz. Diese ist insgesamt gesehen stets ausgeglichen, da alle Ungleichgewichte letztlich durch die Zentralbank ausgeglichen werden, deren Devisenreserven sich entsprechend verändern. Von einer ausgeglichenen Zahlungsbilanz spricht man, wenn sich die Devisenreserven nicht ändern, also die Devisenbilanz ausgeglichen ist. Instrumente zum Zahlungsbilanzausgleich sind der Wechselkurs und der Zins.
[Bearbeiten] Wechselkurs und Außenhandel
Die klassische Annahme der monetären Außenwirtschaftslehre ist, dass sich das Angebot und die Nachfrage auf den Devisenmärkten allein aus dem Außenhandel ergibt: Exporteure erlösen Devisen und bieten sie an, Importeure benötigen zur Bezahlung ihrer Rechnungen Devisen und fragen sie nach. Bildet sich der Wechselkurs frei nach Angebot und Nachfrage, dann beeinflussen Ungleichgewichte in der Zahlungsbilanz den Wechselkurs, und der Wechselkurs beeinflusst wiederum die Zahlungsbilanz. (Bei festen Wechselkursen erfolgt die Anpassung über die Inflationsraten). Hat ein Land einen Überschuss in der Zahlungsbilanz, übersteigt das Angebot auf dem Devisenmarkt die Nachfrage, der Kurs der ausländischen Währung gerät unter Druck bzw. die inländische Währung wertet auf.
Eine Aufwertung der heimischen Währung verteuert aber die Ausfuhren, so dass, eine normale Preiselastizität der Nachfrage vorausgesetzt, im Ausland weniger Exportgüter nachgefragt werden, die Ausfuhren also sinken. Gleichzeitig werden Importgüter billiger, so dass die Einfuhren steigen. Damit verringert sich der Überschuss in der Zahlungsbilanz. Diese hier nur vereinfacht wiedergegebene Argumentation war es, die Ende der sechziger Jahre, als das Bretton-Woods-System fester Wechselkurse zusammenbrach, die Forderung nach flexiblen Wechselkursen laut werden ließ.
Allerdings wird die Zahlungsbilanz in hohem Maße durch Kapitalströme beeinflusst, die zwar auch auf Wechselkurse reagieren, aber auch durch Zinsdifferenzen, Wachstumserwartungen etc. beeinflusst werden.
[Bearbeiten] Die internationale Währungsordnung
Noch während des Zweiten Weltkrieges wurde bei einer Konferenz in Bretton Woods die Neuordnung der internationalen Währungsordnung in die Wege geleitet mit Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und seiner Schwesterorganisationen Weltbank und Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD). Die Wechselkursbeziehungen zwischen den IWF-Mitgliedern waren durch das Bretton-Woods-System geregelt, das durch feste Wechselkurse aller Mitgliedsländer gegenüber dem Dollar gekennzeichnet war, für den wiederum ein Goldstandard galt. Als das System Anfang der siebziger Jahre zusammenbrach, bildete sich in Europa das Europäisches Währungssystem heraus, in dem die stark verflochtenen Länder der Europäischen Union untereinander feste Wechselkurse vereinbarten.
Aufgabe des IWF ist heute vor allem die Überwachung der Stabilität der Währungen ihrer Mitglieder (Surveillance) und die Gewährung von Überbrückungskrediten, um Währungskrisen zu vermeiden. Allerdings verfolgten die IWF-Mitglieder zeitweise informelle Wechselkursziele, so z.B. 1985, als sie in konzertierter Aktion eine außerordentlich starke Aufwertung des Dollar stoppten und 1987, als sie den Fall des Dollar beendeten.
[Bearbeiten] Internationale wirtschaftliche Integration
- Hauptartikel: Wirtschaftliche Integration
Reale und monetäre Außenwirtschaftslehre werden über die so genannte Integrationstheorie zusammengeführt. Sie ist das Ergebnis der derzeit zu beobachtenden zunehmenden wirtschaftlichen Integration, welche wiederum die direkte Folge vermehrter güterwirtschaftlicher und monetärer Interaktion zwischen Staaten ist.
Das Phänomen der wirtschaftlichen Integration hat sich in den letzten Jahren zu einer dritten Säule der Außenwirtschaftslehre entwickelt, da es in der Öffentlichkeit eine besonders starke Beachtung findet. In diesem Zusammenhang betrachtete Prozesse sind die Globalisierung, die Globalisierungskritik und die Institutionalisierung der Wirtschaftsintegration (durch Zollunionen, Freihandelszonen, Währungsunionen oder einen gemeinsamen Markt) durch Internationale Organisationen. Ergebnisse dieses Institutionalisierungsprozesses sind z. B. die Europäische Union, der Euro, die NAFTA oder Welthandelsorganisation.
Zur Untersuchung dieser Zusammenhänge verfügt die Außenwirtschaftslehre jedoch bisher über ein vergleichsweise kleines theoretisches Spektrum. In den letzten Jahrzehnten haben sich erst wenige Integrationstheorien herausgebildet, jedoch gibt es v. a. im Bereich der Währungsintegration eine ganze Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, die unter dem Schlagwort Theorie optimaler Währungsräume zusammengefasst werden.
Im Rahmen der Globalisierungsdebatte hat sich v. a. in den 1990er Jahren eine teils scharfe Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern entwickelt. Das theoretische Rüstzeug hierzu bilden bis heute v. a. die bekannten Außenhandelstheorien, denen Globalisierungskritiker jedoch die übergreifende Aussagekraft absprechen.
[Bearbeiten] Europäische Integration
- Hauptartikel: Europäische Union
Als weltweit erfolgreichstes Integrationsprojekt hat sich bis heute die Europäische Union bewiesen. Sie hat mehrere Stufen der Integration durchlaufen und ist heute mit der EWWU eine Wirtschafts- und Währungsunion, sowie mit den weiteren Integrationssäulen teilweise sogar eine Politische Union.
Die Außenwirtschaftslehre misst der europäischen Integration mehrheitlich einen stark positiven Nutzen bei. EU-Mitgliedsländer wie Irland, Spanien, Portugal oder die MOEL haben nicht zuletzt aufgrund der fruchtbaren institutionellen Rahmenbedingungen der EU ein beachtliches ökonomisches Wachstum erzielt.
[Bearbeiten] Andere Integrationsräume
In Europa hatte sich parallel zur EU die EFTA (European Free Trade Association) gegründet, die meisten ihrer Mitglieder traten aber nach und nach der EU bei. In Osteuropa war als Gegenpol zur Marshallplanhilfe der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW, COMECON) entstanden, der sich 1991 mit dem Ende des planwirtschaftlichen Systems auflöste.
In Nordamerika wurde die US-kanadische Freihandelszone 1994 durch den Beitritt Mexikos die NAFTA (Nordamerikanische Freihandelszone) gebildet. In Südamerika gründeten Argentinien, Uruguay, Brasilien und Paraguay den Mercosur. In der Planung ist eine panamerikanische Freihandelszone FTAA.
In Asien steht die regionale wirtschaftliche Integration noch am Anfang. In Südostasien existiert zwar schon seit 1967 die ASEAN, jedoch unternehmen ihre Mitglieder erst gegenwärtig erste Schritte in Richtung einer Freihandelszone.
[Bearbeiten] Betriebswirtschaftliche Aspekte der Außenwirtschaftslehre
Aus betrieblicher Sicht sind grenzüberschreitende Geschäfte mit besonderen Risiken verbunden: Dadurch, dass Geschäfte häufig in fremden Währungen fakturiert werden, ergibt sich die Notwendigkeit einer Absicherung gegen Wechselkursrisiken (z. B. durch Hedging). Dadurch, dass die Transportwege länger sind, entstehen auch größere Transportrisiken als im Binnenhandel. Deshalb sind klare Absprachen zu treffen, wo Risiken vom Versender auf den Empfänger übergehen und wer welche Kosten zu tragen hat. Um hier klare Regeln zu schaffen, werden in Verträgen international eindeutig definierte Handelsklauseln verwendet.
Ferner unterliegt Außenhandel besonderen Länder- und politischen Risiken. Eine staatlich garantierte Absicherung gegen solche Risiken bilden in Deutschland die Hermes-Bürgschaften. Eine Absicherung im Außenhandel ist z. B. auch durch Dokumentenakkreditiv möglich.
Außerdem kann es schwierig sein, Forderungen gegen Vertragspartner durchzusetzen, deren Rechtssitz im Ausland liegt und auf die daher das inländische Recht nicht anwendbar ist.
[Bearbeiten] Literatur
- Paul R. Krugman, Maurice Obstfeld: Internationale Wirtschaft. Theorie und Politik der Außenwirtschaft. 7. Auflage, Pearson Studium, München 2006. (Das Standard-Lehrbuch zur Außenwirtschaft)
- Klaus Rose ; Karlhans Sauernheimer: Theorie der Außenwirtschaft 14., überarb. Aufl.. - München : Vahlen, 2006
[Bearbeiten] Siehe auch
- Welthandel/Tabellen und Grafiken
- Außenhandelsstatistik
- Freihandel
- Handelsbilanz
- Balassa-Samuelson-Effekt
[Bearbeiten] Weblinks
- Handel und Investitionen aus: Zahlen&Fakten - Globalisierung Online Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)