Bahnhof Dresden-Neustadt
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Der Bahnhof Dresden-Neustadt ist der kleinere der beiden Fernbahnhöfe der Stadt Dresden und liegt auf Neustädter Elbseite, daher nördlich der Elbe. Direkt nördlich vor dem Bahnhof trennen sich die Strecken nach Berlin, Leipzig bzw. Cottbus und die Richtung Breslau/Görlitz und Zittau.
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[Bearbeiten] Lage
Der Bahnhof Neustadt liegt westlich der beiden Stadtteile Innere Neustadt und Äußere Neustadt in der Leipziger Vorstadt. Direkt vor dem Bahnhof liegt der Schlesische Platz, der an die ursprüngliche Bedeutung und Bezeichnung des Bahnhofs, „Schlesischer Bahnhof“, erinnert. Etwa 400 Meter östlich befindet sich mit dem Albertplatz einer der wichtigen Straßenbahnknotenpunkte Dresdens. Obwohl der Bahnhof nur 600 Meter nördlich der Marienbrücke liegt, ist er von Hochwassern der Elbe faktisch nicht bedroht.
[Bearbeiten] Aufbau
[Bearbeiten] Bauwerk
Der Bahnhof ist ein Hallenbau (Länge 146,00m, Breite 70,50m, Höhe 19,30 m) und beherbergt 4 Bahnsteige (A bis D) mit 8 Bahnsteiggleisen (1–8). Neben dem Bahnhof Dresden-Neustadt ist nur noch der Dresdner Hauptbahnhof als einer der ursprünglich drei Hallenbahnhöfe der Stadt erhalten. Die mittleren 4 Gleise werden von einer Bogenhalle (35,24 m breit) überspannt. Auf beiden Seiten befinden sich noch 2 Gleise unter jeweils einem an das Hauptschiff angebautem Pultdach. Die Bahnanlage besteht dabei aus Hochgleisen, die 6,35 m über Straßenniveau oder etwa zwei Etagen über der Empfangshalle liegen. Die Bahnsteige sind über zwei Tunnel auf halber Höhe zu erreichen, welche an den Westausgängen und in der Empfangshalle münden.
Das Empfangsgebäude wurde größtenteils aus Sandstein errichtet, wofür seinerzeit 2040m³ gebraucht wurden. Es befindet sich östlich der Bahnsteighalle und wird über den Schlesischen Platz erreicht. Bei der letzten Restaurierung wurden vor allem die aufwendigen Wandmalereien erneuert, aber auch ein modernes lichtdurchlässiges Dach eingebaut.
[Bearbeiten] Gleisanlagen
Im Bahnhof enden drei Strecken: Görlitz-Dresden (GD; km 102,102), Leipzig-Dresden (LD; km 115,936) sowie Děčín-Dresden (BD; km 66,333).
Die ursprüngliche Gleisanlage war fahrtrichtungsgetrennt gestaltet: Die Gleise 1,4,5,10 (Bahnsteige 1–4) waren für stadtauswärts-, die Gleise 11,16,17,20 (Bahnsteige 5–8) für stadteinwärtsfahrende Reisezüge, sowie die Gleise 21 und 22 westlich der Halle für Güterzüge nach bzw. aus Richtung Klotzsche bestimmt. Für Güterzüge der Relationen Klotzsche-Radebeul und Marienbrücke-Radebeul existierten jeweils den Bahnhof umgehende zweigleisige Verbindungskurven.
Die zweigleisige Klotzscher bzw. Görlitzer Strecke führte geraudeaus auf die mittleren Gleise (Bahnsteige 4 und 5). Von der viergleisigen Radebeuler bzw. Leipziger Strecke waren die Bahnsteige 2 (Vorortzüge) und 3 (Fernzüge) für stadtauswärts fahrende Züge vorgesehen, diese unterquerten die Gleise 10,11,20–22, während die stadteinwärts fahrenden Züge nur die Gleise 20–22 unterquerten und an den Bahnsteigen 6 (Fernzüge) und 7 (Vorortzüge) hielten. Die Bahnsteige 1 und 8 waren für die Vorortzüge nach und von Arnsdorf vorgesehen, wobei das Gleis 20 (Bahnsteig 8) parallel der Gütergleise 21 und 22 alle vier Radebeuler Gleise überquerte und die neben dem Gleis 1 liegenden Abstellanlagen die rasche Bereitstellung der im Bahnhof beginnenden Vorortzüge ermöglichte.
Das südwestliche Gleisvorfeld wies keine niveaufreien Gleisführungen auf, hier führten über Weichenverbindungen alle Gleise auf die viergleisige Marienbrücke in Richtung Hauptbahnhof.
Diese Anordnung findet sich, abgesehen von diversen im Krieg zerstörten und danach als Reparation demontierten Brücken noch heute. Sie wird mit dem Abschluss der Umbauarbeiten, bei der wie in den anderen Dresdner Bahnhöfen eine Linientrennung der Fahrwege erfolgen soll, teilweise der Vergangenheit angehören.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Bahnhof entstand im Zuge der Umgestaltung der gesamten Dresdner Bahnanlagen, ab Frühjahr 1898 auf dem Gelände des alten Schlesischen Bahnhofs. Der Bahnhof wurde am 1. März 1901 eröffnet. Dabei ersetzte er den in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Leipziger Bahnhof und den Berliner Bahnhof auf altstädter Elbseite. Wesentlich dabei ist, dass der Bahnhof als Durchgangsbahnhof erbaut wurde und so eine direkte Verbindung zum ebenfalls in dieser Zeit konzipierten Dresdner Hauptbahnhof zulässt.
Vor dem rechten Eingang in die Bahnhofshalle (vom Schlesischen Platz aus) erinnert eine Mahntafel an die Funktion des Neustädter Bahnhofs während des Dritten Reiches. Er war Ausgangsort für Deportationen von Juden und Minderheiten in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Während des Zweiten Weltkrieges erlitt der Bahnhof im Zuge des letzten schweren Bombenangriffs auf Dresden, der am 17. April 1945 besonders den nach dem 13. Februar noch intakt gebliebenen Verkehrseinrichtungen galt, schwere Zerstörungen. Schon bald nach dem Krieg wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, einzelne Trassen (die Vorortbahn nach Coswig) und Stahlbrücken aber auch als Reperation in die Sowjetunion gebracht. Es fehlen bis heute wichtige Gleisverbindungen sowie Über- und Unterführungen im nordöstlichen Gleisvorfeld, sodass der Bahnhof seine ursprüngliche Kapazität bislang nicht wieder erreicht hat. Der derzeit laufende Ausbau im Rahmen des Verkehrsprojets Deutsche Einheit Nr. 9 soll diese Engpässe beseitigen und den Verkehr beschleunigen. Nach Ausbau des Vorfelds wird der Nah- wieder vom Fernverkehr getrennt sein.
[Bearbeiten] Verkehr
[Bearbeiten] Fernverkehr
Dresden-Neustadt liegt an der ICE-Linie 50 Dresden Hbf – Leipzig Hbf – Frankfurt (Main) Hbf – Wiesbaden Hbf oder Saarbrücken Hbf, wobei einzelne Züge zur IC/ICE-Linie 51 Dresden Hbf – Leipzig Hbf – Kassel-Wilhelmshöhe – Paderborn – Dortmund Hbf – Duisburg Hbf – Köln Hbf gehören, sowie an der EC/IC-Linie 27 (Wien Südbf/Budapest Keleti pu) – Prag Holešovice – Dresden Hbf – Berlin Hbf – Hamburg Hbf – (Århus).
Die IR-Linie nach Breslau bzw. Warschau und die InterConnex-Verbindung nach Berlin – (Stralsund) wurden eingestellt. Ab Dresden-Neustadt verkehren auch zahlreiche Nachtzüge Richtung Ruhrgebiet, Zürich, München und Prag.
[Bearbeiten] Bedeutung für den ÖPNV
Der Bahnhof Dresden-Neustadt ist ein wichtiger Bahnhof für den Öffentlichen Personennahverkehr in und um Dresden.
Richtung Dresden-Klotzsche verlassen den Bahnhof die Linien S2 (zum Flughafen), RE1 / RB 60 (nach Görlitz), RE2 / RB61 (nach Zittau bzw. Liberec), RB33 (nach Königsbrück) und RB34 (nach Kamenz). Die Strecke Richtung Radebeul wird von den Linien S1 (nach Meißen), RE18 (nach Cottbus) und RE50 (nach Leipzig) befahren. Die meisten Züge fahren weiter bis zum Hauptbahnhof bzw. darüber hinaus.
Der Bahnhof stellt für den gesamten Nordteil der Stadt sowie für die Oberlausitz und den unteren Teil des Elbtalkessels den Zugang zum ICE-Netz dar und ermöglicht ein verteiltes Um- und Aussteigen innerhalb der Stadt sowie des Ballungsraums und entlastet so spürbar den Hauptbahnhof. Als weitere Angebote der deutschen Connex-Gruppe bestehen Verbindungen der Lausitzbahn nach Görlitz und probeweise nach Leipzig.
Am Bahnhof enden und beginnen viele Buslinien ins nördliche Dresdner Umland; Stadtbuslinien verkehren am Bahnhof Dresden-Neustadt nicht. Drei Straßenbahnlinien verkehren am Bahnhof und verbinden ihn mit dem Umstiegsknotenpunkt am Albertplatz.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Bahnhof Dresden-Neustadt – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Bahnhof Dresden-Neustadt Stadt-Panorama – Interaktives 360°-Panorama
- Oberlausitzer Eisenbahnen – Fotos vom Bahnhof Dresden-Neustadt
- Sachsenschiene – Fotos vom Bahnhof Dresden-Neustadt
- Oberlausitzer Eisenbahnen – Gleisplan um 1970
- Nahverkehr Ostsachsen – Liniennetzplan Schienenpersonennahverkehr Sachsen
- Dresdner Verkehrsbetriebe – Liniennetzpläne Städtischer Nahverkehr Dresden
- Deutsche Bahn – Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 9: Ausbaustrecke Leipzig – Dresden
- Bundesverkehrsministerium – Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 9: Ausbaustrecke Leipzig – Dresden
Koordinaten: 51° 3′ 56" n. Br., 13° 44′ 27" ö. L.