Bahnhof Minden
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Bahnhof Minden (Westf.) ist ein Inselbahnhof an den Bahnstrecken Ruhrgebiet–Hannover, Amsterdam–Osnabrück–Hannover und Nienburg–Minden im Netz der Deutschen Bahn AG. Er verknüpft als Knotenpunkt im Personennah- und Fernverkehr sowie im Güterverkehr die Region der ostwestfälischen Stadt Minden mit dem europaweiten Schienenverkehr.
Der Bahnhof wurde 1848 als Endbahnhof der Köln-Mindener Eisenbahn dem Verkehr übergeben und konnte damit von dem am 15. Oktober 1847 fertig gestellten Streckenabschnitten Minden – Köln der Köln–Mindner Eisenbahn sowie dem Abschnitt Minden – Hannover der Hannoversche Staatseisenbahnen genutzt werden. Damit war der Bahnhof zunächst noch Grenzbahnhof an einer der Hauptmagistralen des Ost–Westverkehrs. Doch mit der Annektion des Königreichs Hannover durch die Preußen war dies 1866 beendet und der durchgängige Eisenbahnverkehr Köln – Berlin konnte rollen.
Anfang des 20. Jahrhunderts kamen weitere Verknüpfungen durch die Mindener Kreisbahnen und kurzzeitig auch durch die Bad Eilsener Kleinbahn als Nebenbahnen hinzu. 1928 wurde durch den Bau der Weser-Aller-Bahn der Anschluss nach Norden in Richtung Bremen ausgebaut.
Der Bahnhof wurde durch den Güterbahnhof Minden und den Anschluss an die Hafenbahn ergänzt. Nach dem Krieg siedelte das Bundesbahn-Zentralamt aus Berlin nach Minden über und stärkte die eisenbahntechnische Bedeutung des Bahnhofs Minden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte des Bahnhofs
Der alte Stadtkern von Minden liegt auf dem linken Weserufer. Als es im Zuge des Baus der Köln–Mindener Eisenbahn zur Diskussion um die Lage des Endbahnhofs kam, wurde zunächst ein stadtnaher Bahnhof favorisiert. Doch die enge Bebauung und die schwierigen Geländeverhältnisse südlich der Stadt Minden zwangen die Erbauer des Bahnhofs, diesen außerhalb des eigentlichen Stadtkerns am anderen, also dem rechten Weserufer zu planen. Die südliche Anfahrt an die Stadt bedeutete einen Weserübergang schon bei Rehme südlich des Wiehengebirges mit einem Eisenbahnviadukt und die Durchquerung der südlich von Minden gelegenen Westfälische Pforte am engen östlichen Ufer. Dieses musste erst durch Sprengungen erweitert werden, sodass die Eisenbahnlinie sich der Stadt Minden auf einem Hochwasserdamm näherte, der die Weserwiesen überquerte und östlich der Stadt in der Bahnhofsfestung mündete. Von dort aus konnte die Hannoversche Staatsbahn ihre Eisenbahnverbindung nach Hannover nach Osten weiterbauen, ohne einen Weserübergang in Minden bauen zu müssen.
[Bearbeiten] Bahnhofsfestung
Der neue geplante Bahnhof Minden sollte außerhalb der Festung Minden liegen und war im gänzlich unbebauten Gelände am östlichen, rechten Weserufer geplant. Die Militärs befürworteten den neuen Bahnhof in eine Bahnhofsfestung mit einzubauen. Diese bestand aus einem Schutzwall aus Festungsmauern in Polygonform und wurde von 1847 bis 1850 erbaut. Nach Osten wurde diese Festung durch drei Forts geschützt. Die Bahn verließ die Bahnhofsfestung durch drei Eisenbahntore: Nach Westen durch das Kölner Tor (Köln – Mindener Eisenbahn), nach Osten durch das Magdeburger Tor (Hannoversche Staatsbahn ) und später dann erneut nach Westen durch das Löhner Tor die Hannoversche Westbahn.
Zur Weser hin wurde die Bahnhofsfestung durch eine Flankenbatterie geschützt. In dem relativ großen Gelände der Festung wurde 1869 eine Bahnhofskaserne erbaut, damit die durchreisenden Soldaten eine Unterkunft hatten und nicht von der Mindener Bevölkerung als Einquartierung aufgenommen werden mussten.
Erst durch die Annektierung des Königreichs Hannover 1866 wurde die Bahnhofsfestung strategisch unnötig und 1873 aufgegeben.
[Bearbeiten] Gleisnetz
Während die Köln-Mindener Eisenbahn von Süden herankam und westlich des Bahnhofs ihre Gleisanlagen erbaute, kam die Hannoversche Staatsbahn in einer großen Kurve von Osten heran und legte ihre Gleise östlich des Bahnhofs. Beide Eisenbahngesellschaften erbauten in ihrem Bereich Wartungsanlagen und Werkstätten. Der Bahnhof stand damit in der Mitte der Gleisanlagen der beiden Eisenbahngesellschaften. Wer weiterfahren wollte, musste auf der einen Seite den Zug verlassen, durch den Bahnhof gehen, und auf der anderen Seite den Zug der anderen Bahngesellschaft besteigen. Diesen Art Inselbahnhof gibt es in Westfalen nur noch mit dem Bahnhof Warburg.
[Bearbeiten] Erschließung des Bahnhofs
Die Bürger von Minden nahmen den neuen Bahnhof nur widerwillig an. Das rechte Weserufer galt nicht als zur Stadt zugehörig, erst nach der Auflösung der Mindener Festung 1873 begann sich das Gelände um den Bahnhof städtebaulich zu entwickeln. Um diesen neuen Bahnhof entstand dann ein neues Stadtquartier, die Laxburg. Geprägt durch die Bahnhofskaserne, gute Bürgerhäuser und Gebäude der Eisenbahn.
Um den Anschluss an die Stadt zu verbessern, bauten die Mindener Kreisbahnen eine Stichlinie, die von der Weserbrücke der Mindener Kreisbahn an der alten Festungsmauer entlang der Hafenstraße und der Kaiserstraße bis vor den Bahnhof Minden geführt wurde. Hier, wo heute ein Park and Ride Parkplatz besteht, war der Bahnhof Minden Kreisbahnhof der Mindener Kreisbahnen. Der erste Zug fuhr 1898 von Minden Kreisbahnhof auf der Strecke nach Uchte.
Die dort abfahrenden Züge fuhren über den Bahnhof Minden Stadt der Mindener Kreisbahnen. Da dieser jedoch auch nicht in der alten Innenstadt der Stadt Minden lag, sondern in der Nordstadt baute die Mindener Straßenbahn 1917 nach dem Neubau der Weserbrücke eine Linie aus der Innenstadt zum Bahnhof, um ihn verkehrstechnisch besser zu erschließen. Diese Linie wurde nach der Einstellung der Straßenbahn 1957 durch Busse ersetzt.
Die Mindener Kreisbahnen bauten weiterhin, zunächst noch in Meterspur, nördlich vom Bahnhof ein Rangiergelände, das mit der Umstellung auf Normalspur von allen Bahngesellschaften genutzt wurde. Die angeschlossenen Rangiergleise westlich vom Bahnhof sind lange vom Güterbahnhof Minden genutzt worden. Dort befand sich auch ein Zollhaus, die Oberpostdirektion und bahntechnische Anlagen wie Lokschuppen, Bahnbetriebswerk und eine Bahntankstelle.
[Bearbeiten] Das Bahnhofsgebäude
Der Bahnhof ist Station und Empfangsgebäude der Köln–Mindener Eisenbahn, das ab 1847 nach den Plänen des in Minden lebenden königlichen Bauinspektors Schelle errichtet wurde und 1848 fertig gestellt wurde. Er wurde im romantischen Baustil errichtet, der nach dem mittelalterlichen Vorbild Türmchen und Zinnen als Vorbild benutzte. Dies setzte sich in dieser Zeit bei immer mehr Bahnhöfen Westfalens durch. Beim Bahnhof Minden zählt zu den wenigen noch in diesem Baustil erhaltenen Bahnhöfen. Konzipiert als Umsteigebahnhof von der Köln–Mindener Eisenbahn zur Hannoverschen Staatseisenbahn fiel dies durch die Vereinigung von Hannover und Preußen weg, sodass der Bahnhof immer genug Platz aufwies und auf neue, größerer Verkehre problemlos und ohne weitere Umbauten aufnehmen konnte.
Die Fassade des Mindener Bahnhofs hat eine dreifache Gliederung, das Gebäude selber ist in zwei identisch wirkende Kopfbauten aufgeteilt. Sie sind verbunden durch einen eingeschossigen Mitteltrakt, das die Fahrkarten- und Gepäckabfertigung beherbergte, sowie die königliche Zollverwaltung und Wartesäle der ersten, zweiten, dritten und vierten Klasse. Des Weiteren befindet sich hier ein Restaurant und Gaststätte mit Wirtwohnung, das in früheren Zeiten einen sehr guten Ruf besaß und auch Kundschaft aus der Umgebung anzog. Dieser Bauteil ist aufgrund eines Brandes und eines äußerst schleppenden Wiederaufbaus zurzeit nicht in Benutzung.
In der Dienstwohnung über dem südlichen Haupteingang lebte von 1852 bis 1876 die mit dem ersten Eisenbahningenieur der Köln Mindener Eisenbahn verheiratete Elise Preko geborene Vogel (1823–1899). Sie pflegte hier freundschaftliche Beziehungen zu Dichtern und Malern und schrieb selbst Gedichte und Erzählungen. Vom Balkon über dem Südeingang hatte man freie Sicht bis zur Porta Westfalica.
Der Bahnhofsvorplatz war zu dieser Zeit noch ebenerdig, da er zwischen den Gleisen lag, konnte man ihn nur über beschrankte Bahnübergänge erreichen. Im Zuge des Ausbaus des Straßenverkehrs wurden die Eisenbahnstrecken dann untertunnelt, der Bahnhofvorplatz abgesenkt und das Gebäude wurde durch eine Treppe erreichbar. Der Südeingang wurde mit einem Vorbau ergänzt. Erst durch die erneute Anschüttung und Bildung einer Rampe ist dieser ebenerdige Zugang wieder möglich, der Vorbau wurde beseitigt und die alte freie Sicht auf die Südfassade wieder hergestellt.
Nach einem Brand werden Teile des Gebäudes heute nicht mehr genutzt.
[Bearbeiten] Heutige Bedeutung
Der Bahnhof ist wichtiger Bahnhof der großen kreisangehörigen Stadt Minden mit rund 80.000 Einwohnern. Als IC- und ICE-Station versorgt er Ostwestfalen und Lippe zusammen mit dem Bahnhof Herford und dem Bielefelder Hauptbahnhof. Hier halten Zuge der ICE Linie und der IC Linien, letztere im Stundentakt. Mit dem Mindener Anschluss an den Fernverkehr der Deutschen Bahn hat er daher einen beträchtlichen Einzugsbereich.
Im Nahverkehr der Deutschen Bahn wird der Bahnhof von drei Doppelstocktraktionen der RegionalExpress-Linien bedient: Im Stundentakt durch den RE 6 „Westfalen-Express“ Düsseldorf–Dortmund–Minden, im Zweistundentakt durch den „Ems-Leine-Express“ Rheine–Osnabrück–Hannover–Braunschweig und im Zweistundentakt durch den „Weser-Leine-Express“ Bielefeld–Hannover–Braunschweig. Außerdem verkehrt die „Weser-Aller-Bahn“ von Minden über Nienburg nach Rotenburg (Wümme) und montags bis freitags der „Porta-Express“ Bielefeld–Minden. Im Jahre 2000 wurden die Bahnsteige erhöht, sodass die S-Bahn Hannover dort nun niveaugleich halten kann. Der Bahnhof wird im Stundentakt durch die S1 angefahren und stellt eine neue Nahverkehrsverbindung zum östlichen Oberzentrum dar.
Der Bahnhof Minden wird von der Bahntochter DB Station & Service AG betreut. Diese klassifiziert Bahnhöfe in die Kategorien „1“ (Fernverkehrsknoten) bis „6“ (Nahverkehrshalt). Minden gehört dabei der Kategorie 3 an (Regionalknoten mit möglichem Fernverkehrshalt). Die Bahn beschreibt die Serviceleistungen in dieser Bahnhofskategorie mit Hauptbahnhöfen meist mittelgroßer Städte, mit Serviceangeboten bis in den Abend. Auf die permanente Kundenbetreuung durch DB-Mitarbeiter wird jedoch aus Kostengründen verzichtet. Neben dem Bahnhof Minden gibt es in Ostwestfalen weitere Bahnhöfe der Kategorie 3, der Bahnhof Bielefeld erreicht als einziger die Bahnhofskategorie 2. [1]
Der offizielle Name der Station ist Minden (Westf). Es hat sich erhalten aus der preußischen Zeit, als auch die Postadresse Minden (Westf.) war.
[Bearbeiten] Service im Bahnhof
Der Bahnhof ist barrierefrei eingerichtet. Alle Bahnsteige sind mit Aufzügen, über Rampen oder ebenerdig erreichbar. Außerdem gibt es Markierungen für Sehbehinderte (Blindenleitstreifen) auf dem Boden.
Minden (Westfalen) hat ein Reisezentrum. Im Bahnhofsgebäude gibt es eine Bäckerei und eine Bahnhofsbuchhandlung. Fahrradfahrer finden im Bahnhofsbereich eine Fahrradstation und zahlreiche Fahrradständer vor dem Haupteingang. Rund um den Bahnhof gibt es zurzeit rund 200 kostenlose Park-and-Ride-Plätze für Pendler, sowie etwa 100 Parkplätze auf einem bewachten Parkplatz. Vor dem Südportal ist ein Taxihalteplatz.
Am östlichen Ausgang befindet sich ein moderner Busbahnhof, der durch die Bahnsteigunterführung zu erreichen ist. Von hier fahren Stadtbusse im Halbstundentakt zum ZOB Minden (zentraler Omnibustreffpunkt, 2 Haltestellen entfernt) und in die östlichen Stadtteile. Etwa 200m westlich vom Bahnhof, erreichbar durch eine Unterführung, gibt es eine Haltestelle für die Stadtbusse nach Leteln. Alle übrigen Stadtteile können nur mit Umsteigen am ZOB erreicht werden. In allen Bussen und Regionalzügen in NRW gilt der NRW-Tarif und im Bereich des Verkehrsverbundes OstWestfalenLippe der regionale „Sechser-Tarif“. Da es in den angrenzenden niedersächsische Landkreisen keinen allgemeinen Verbund- oder S-Bahntarif gibt, sind Bahntickets aus Richtung Niedersachsen nur im Schienenverkehr gültig. Das Niedersachsen-Ticket kann in allen Regionalzügen genutzt werden (in Zügen nach NRW bis Löhne).
[Bearbeiten] Literatur
- Karl-Peter Ellerbrock und Marina Schuster (Hrsg.): 150 Jahre Köln-Mindener Eisenbahn. Katalog zur gleichnamigen Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe, im Auftrag der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv, Essen 1997, Klartext Verlag, ISBN 3-88474-560-3
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ http://www.db.de/site/bahn/de/geschaefte/infrastruktur__schiene/personenbahnhoefe/bahnhofskategorien/bahnhofs__kategorien.html – Bahnhofskategorien der Deutschen Bahn
[Bearbeiten] Weblinks
Dieser Artikel befindet sich derzeit im Reviewprozess. Sag auch dort deine Meinung und hilf mit, ihn zu verbessern! |
Koordinaten: 52° 17' 26" N, 8° 56' 04" O