Berlin-Friedrichshagen
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Wappen | Karte |
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Details |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Berlin |
Bezirk: | Treptow-Köpenick |
Geografische Lage: | Koordinaten: 52° 27' N, 13° 37' O52° 27' N, 13° 37' O |
Höhe: | 34 m ü. NN |
Einwohner: | 16.740 (Quelle: StaLa Stand 31. 12. 2004) |
Postleitzahlen: | 12587 (alt: 1162, 1163) |
Website: | BA Treptow-Köpenick |
Friedrichshagen /friːdrɪçsˈhaːgn/ ist ein Ortsteil im Bezirk Treptow-Köpenick von Berlin, gelegen am Nordwestufer des Müggelsees.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ortsbeschreibung
Mittelpunkt von Friedrichshagen ist die Bölschestraße, die zwei Jahrhunderte Baugeschichte repräsentiert. Die schon zu DDR-Zeiten als „Ku'damm des Ostens“ weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Straße konnte durch Sanierungsmaßnahmen ihren Charakter - einerseits Lebensader und andererseits Flaniermeile - erhalten.
An der Einmündung der Bölschestraße zum Müggelseedamm - ganz in der Nähe des Spreetunnels - befindet sich das Betriebsgelände der Berliner Bürgerbräu GmbH, der letzten privaten und ältesten Brauerei Berlins. Teile des Industriebaus der Privatbrauerei sind unter Denkmalschutz gestellt worden.
In Richtung Rahnsdorf befindet sich beidseitig des Müggelseedamms das Wasserwerk Friedrichshagen. Das Alte Wasserwerk Friedrichshagen ist Endstation der Straßenbahnlinie 60 vom S-Bahnhof Adlershof.
Die Tram 88 ist eine Überlandstraßenbahn, die vom S-Bahnhof Friedrichshagen nach Alt-Rüdersdorf fährt.
[Bearbeiten] Geschichte
Friedrichshagen wurde als Kolonistendorf Friedrichsgnade am 29. Mai 1753 von Friedrich II. gegründet und erst 10 Jahre später in Friedrichshagen umbenannt. Vornehmlich wurden dort Baumwollspinner aus Böhmen und Schlesien angesiedelt, die in einfachen Lehmfachwerkhäusern lebten. Sie betrieben sowohl Baumwollspinnerei in Heimarbeit als auch Seidenraupenzucht und verdienten sich in den Wintermonaten ihren Lebensunterhalt durch Besenbinderei. Um Nahrung für die Seidenraupen zu haben, pflanzten die Friedrichshagener mehrere hundert Maulbeerbäume.
1849 wurde die Haltestelle Friedrichshagen auf der Strecke der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn von Berlin in Richtung Frankfurt eröffnet. Durch diese günstige Verkehrsanbindung entwickelte sich Friedrichshagen im 19. Jahrhundert zu einem Villenvorort und beliebten Ausflugsziel für „Sommerfrischler“, die besonders die landschaftlichen Reize des Müggelsees genossen. Friedrichshagen erhielt um 1880 den Titel „Klimatischer Luftkurort“ und es entstanden zwei Badestellen, ein Kurpark sowie Biergärten, Cafes und Hotels.
Hermann Gladenbeck verlegte 1887 seine weltbekannte Bildgießerei nach Friedrichshagen und bis 1926 wurden in Friedrichshagen Standbilder und Denkmale nach den Entwürfen bekannter Bildhauer in Erz gegossen.
Ab 1888 wurde in Friedsrichshagen ein großes Wasserwerk im Stil einer neogotischen Klosteranlage zur Wasserversorgung des Berliner Ostens errichtet und am 28. Oktober 1893 eröffnet. Nach zahlreichen Erweiterungs- und Modernisierungsbauten ist das Wasserwerk Friedrichshagen bis heute im Dienst. In einem Schöpfmaschinenhaus am Ufer des Müggelsees befindet sich seit 1987 das Wasserwerkwerkmuseum der Berliner Wasserbetriebe. Das gesamte Betriebsgelände steht unter Denkmalschutz.
1890 wurde der Friedrichshagener Dichterkreis gegründet. Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler haben den Ort „Vor der Weltstadt“ gewählt, da sie einerseits die Ruhe, die Natur für ihre kreativen Phasen, andererseits aber die Nähe zu den Verlegern schätzten (Siehe auch: Neuer Friedrichshagener Dichterkreis).
Als gegen 1898 die deutsche Obrigkeit massiv versuchte, den Geist der 1848er Revolution aus den Köpfen zu verdrängen, wurde in Friedrichshagen von konservativen und reaktionären Linientreuen ein Denkmal Friedrichs II. gesetzt. Dessen Kosten überstiegen den Jahresetat für Soziales des damals noch kleinen Ortes beträchtlich. Aber die hohenzollerntreuen Honoratoren konnten sich über Reputationen, Orden und nicht zuletzt volle Auftragsbücher freuen.
1920 erfolgte die Eingemeindung des 14.850 Einwohner zählenden Ortes als ein Ortsteil im Bezirk Köpenick nach Groß-Berlin.
Um die Belebung des Ausflugverkehrs auf beiden Seiten der Müggelspree zu steigern, hat man die wetterabhängige Überfahrt durch die Fähre abgelöst und 1926 den Spreetunnel Friedrichshagen errichtet - zu damaligen Zeiten ein Meisterwerk technischer Baukunst, da er in einem Stück gebaut und anschließend versenkt wurde. Durch den Spreetunnel kann man auf die Südseite des Müggelsees wechseln und trockenen Fußes zu den Ausflugsgaststätten in den Müggelbergen gelangen.
Im Herbst 1972 wurde während eines Orkans der Turm der Christophoruskirche so schwer beschädigt, das er abgetragen werden musste. Wegen fehlender finanzieller und materieller Mittel konnte der Kirchturm erst Jahre später in verkürzter und vereinfachter Form wieder errichtet werden.
[Bearbeiten] Standbild Friedrich II.
Mit der 250-Jahr-Feier im Jahre 2003 wurde auf dem Karree (Marktplatz) gegenüber der Christophoruskirche, ein neues, vom armenischen Bildhauer Spartak Babajan geschaffenes Bronze-Standbild Friedrichs II. aufgestellt. Das erste Friedrichs-Denkmal war am 25. September 1904 auf dem zum Friedrichsplatz umbenannten Marktplatz feierlich enthüllt worden. Das Denkmal überstand beide Weltkriege ohne Schäden, wurde aber nach Ende des Zweiten Weltkrieges vom Sockel gestoßen. Erst 1946 wurde es nach einer Buntmetallsammlung eingeschmolzen.
Das Standbild stellt den König, der durch die Trockenlegung von Landstrichen, Neugründung von Dörfern und die Ansiedlung von Kolonisten eine neue Provinz im Frieden eroberte, im Alter von 41 Jahren dar. Friedrich II. trägt seine typische Uniform mit dem historischen Seidenrock und stützt sich mit der rechten Hand auf den leicht zur Seite ausgestellten Krückstock.
[Bearbeiten] Hirschgarten
Zu Friedrichshagen gehört auch die Ortslage Hirschgarten. Hirschgarten liegt zwischen Köpenick und Friedrichshagen und hat einen S-Bahnhof mit dem gleichen Namen.
Hirschgarten wurde als Villenkolonie im Juni des Jahres 1870 vom Bankier Albert Hirte nach einem Bebauungsplan von Eduard Titz begründet. Die Ortsbezeichnung soll auf den Namen des Bankiers Hirsch zurückzuführen sein, der sich hier als einer der ersten eine Villa bauen ließ. In Hirschgarten wurde ein Naturbad errichtet, das besondere Anziehungskraft besaß, da es über eine warme Quelle verfügte, die bei Bauarbeiten entdeckt worden war. Als die heiße Quelle versiegte, musste der Solbadebetrieb eingestellt werden.
In Hirschgarten mündet das Neuenhagener Mühlenfließ (auch Erpe genannt) in die Spree.
[Bearbeiten] Kulturelles
Trotz oder gerade wegen der exzentrischen Lage im äußersten Südosten Berlins, ist Friedrichshagen auch heute noch ein „Künstlerdorf“. Jeden Sommer öffnen bildende Künstler aller couleur kostenlos ihre Ateliers und gewähren Einblicke in ihre Arbeit. Renommierte Maler wie Ralf Bergner, Egon Bresien, Sibylle Meister, Thomas Habedank, Günther Lerch oder Peter Weinreich, um nur einige wenige zu nennen, sind dort ebenso vertreten wie beispielsweise die eher objektorientiert arbeitende Ingrid Bertel oder der Fotograf Peter Tschauner. Darüber hinaus beherbergt Friedrichshagen eine Vielzahl von Galerien, in welchen in wechselnden Ausstellungen Werke von Künstlern aus ganz Europa zu sehen sind.
Das „Naturtheater Friedrichshagen“, in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs gelegen, bietet den Sommer über Kinovorstellungen und Konzerte unter freiem Himmel. Neben regelmäßigen Konzerten und Kleinkunstveranstaltungen gilt das einmal jährlich stattfindende „Kneipenfest“ als einer der musikalischen Höhepunkte. Eine Nacht lang bietet sich den Enthusiasten dann in zahlreichen Lokalen ein Kaleidoskop von Klassik über Jazz bis hin zu Rock und Blues.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Berlin-Friedrichshagen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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