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Birgitta von Schweden (Heilige)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Heiligen Birgitta, die im 14. Jahrhundert gelebt hat. Für die derzeit lebende schwedische Prinzessin Birgitta siehe Birgitta Ingeborg Alice von Schweden.

Birgitta Birgersdotter, Heilige Birgitta, manchmal auch Brigitta, (* 1303 in Finsta, Schweden; † 23. Juli 1373 in Rom) war die Ehefrau des Edlen Ulf Gudmarsson, Hofmeisterin am Hofe ihres Vetters Magnus Eriksson, Erzieherin seiner Frau Blanca von Namur und Gründerin des Erlöserordens.

Die Heilige Birgitta von Schweden, wie man sie sich im 19. Jahrhundert vorgestellt hat
Die Heilige Birgitta von Schweden, wie man sie sich im 19. Jahrhundert vorgestellt hat

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Familie

Birgitta war die Tochter einer der mächtigsten Familien Schwedens. Ihr Vater, Birger Persson, war Vorsitzender Richter in Uppland, Großgrundbesitzer und Mitglied des königlichen Reichsrates. Ihre Mutter, Ingeborg Bengtsdotter, war verwandt mit dem regierenden Königsgeschlecht.

[Bearbeiten] Frühe Jahre

Birgitta wurde 1303 in Finsta bei Uppsala geboren. Es war schon früh ihr Wunsch, einem Kloster beizutreten. Schon als Kind soll sie einige Offenbarungen erlebt haben. Als Siebenjährige erschien ihr der Sage nach die Jungfrau Maria, die ihr eine goldene Krone auf den Kopf gesetzt habe. Im Alter von acht Jahren soll ihr zum ersten Mal der gekreuzigte Jesus erschienen sein.

Anstatt eines Lebens im Kloster wurde sie als 13-jährige jedoch mit dem 18 Jahre alten Ademar Ulf Gudmarsson verheiratet, der Sohn des Ritters, Reichsrats und Vorsitzenden Richters Västergötlands Gudmar Magnusson war. Sie zog als Haus- und Ehefrau in die Burg von Ulvåsa nahe Motala.

[Bearbeiten] Ehefrau des Ulf Gudmarsson

Birgitta und ihr Mann Ulf lebten über 20 Jahre auf Ulvåsa. Noch bevor sie 35 wurde, gebar Birgitta acht Kinder; vier Jungen und vier Mädchen. Ihr Sohn Bengt starb noch vor seinem zwölften Geburtstag und ein weiterer Sohn, Gudmar, schon als 10-jähriger. Ihre Tochter Merete war die Erzieherin der jungen Königin Margarete I.. Diese war verheiratet mit Knut Algotsson, dem Bruder von Bengt Algotsson, dem ein homosexuelles Verhältnis zu Magnus Eriksson nachgesagt wurde. Neben ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter kümmerte sich Birgitta auch um Frauen, die wegen verschiedener Ursachen aus der Gesellschaft ausgeschlossen waren.

Während ihrer Zeit auf Ulvåsa begab sich Birgitta auch in die Große Politik als Hofmeisterin und Ratgeberin am Hofe des jungen Königs Magnus Eriksson und der Königin Blanca in Vadstena. Sie hatte keine Scheu, das Leben von geistlichen und adligen Männern zu kritisieren.

[Bearbeiten] Pilgerfahrten

1339 begaben sich Birgitta und ihr Mann Ulf auf ihre erste Pilgerfahrt zum Nidarosdom in Trondheim (Norwegen). Zwei Jahre später pilgerten sie nach Santiago de Compostela in Spanien. Auf der Heimreise erkrankte Ulf und starb 1344 in Alvastra. Dort erfuhr Birgitta neue Offenbarungen und fühlte sich berufen als „Braut Christi und Sprachrohr“. Sie sollte einen neuen Klosterorden gründen und ein Kloster im schwedischen Vadstena am Vätternsee errichten. So gründete sie dort 1349 den Erlöserorden, heute meist „Birgitten“ genannt. Im gleichen Jahr verließ sie Schweden und übersiedelte nach Rom.

[Bearbeiten] Leben als Prophetin

Birgitta begann ein neues Leben als Prophetin und Politikerin. Sie fühlte sich zu wichtigen Aufträgen berufen und macht sich auf, Frieden im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich zu stiften. Sie versuchte auch, den Papst dazu zu bringen, sein Exil im französischen Avignon zu verlassen und zu seinem Päpstlichen Stuhl nach Rom zurückzukehren, wohin sie erstmals 1349 gekommen war und den Verfall gesehen hatte. Sie hatte dort ein Hospiz für schwedische Pilger und Studenten gegründet und sich um Prostituierte gekümmert, denen sie einen Neuanfang zu ermöglichen versuchte.

Aus Rom kritisierte sie den schwedischen-norwegischen König Magnus Eriksson scharf, weil er nicht nur eine unziemliche Verbindung mit dem jungen schwedischen Aristokraten Bengt Algotsson unterhielt, sondern auch, weil er trotz des päpstlichen Bannes die Messe besuchte.

1370 gab Papst Urban V. seine Erlaubnis zu Birgittas Klosterorden. Zwei Jahre später pilgerte die 69-jährige Birgitta nach Jerusalem. Birgitta starb am 23. Juli 1373 in ihrem Wohnsitz an der Piazza Farnese in Rom. Ihre Tochter Katharina, die ebenfalls heilig gesprochen wurde, überführte ihre sterblichen Überreste nach Schweden. Den Papst nach Rom zurückzuholen sollte erst einer Verwandten im Geist, der ebenfalls visionären Katharina von Siena, vergönnt sein.

[Bearbeiten] Wirkung

Die Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald - in ihr lassen sich eine Reihe von Bezügen zu den Visionen der Birgitta von Schweden finden
Die Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald - in ihr lassen sich eine Reihe von Bezügen zu den Visionen der Birgitta von Schweden finden

Am 7. Oktober 1391 wurde sie von Papst Bonifatius IX. heilig gesprochen. Papst Johannes Paul II. ernannte sie am 1. Oktober 1999 zu einer Patronin Europas.

In der heutigen Schwedischen Kirche gibt es eine Societas Sanctae Birgittae, ein Pfarrer- und Laienorden, der in der Birgittinischen Spiritualität und Tradition steht.

Zu ihrem 700. Geburtstag im Jahr 2003 pilgerten mehr als 110 000 Menschen nach Finsta und vor allem Vadstena, wo ein neues Birgitta-Museum eröffnet wurde. Die Gemeinde hat heute 8000 Einwohner und wird „Rom des Nordens“ genannt. Ein Birgittenkloster in Deutschland befindet sich im bayerischen Altomünster. Seit Oktober 2003 besteht in Bremen ein Kloster der internationalen Birgitta-Schwestern im Stadtviertel Schnoor.

[Bearbeiten] Die Visionen der hl. Birgitta in der bildenden Kunst

Ihre Visionen hatten großen Einfluss auf die Frömmigkeitsentwicklung und die Darstellungsweise biblischer Szenen in der Bildenden Kunst. Hans Memling und Albrecht Dürer stellten das Jesuskind nicht in der Krippe, sondern wie sie es gesehen hatte, auf dem nackten Boden liegend dar. In den Werken des Malers und Dürer-Zeitgenossen Matthias Grünewald befinden sich gleichfalls mehrfach Bezüge auf ihre Visionen. Dies gilt ebenso für den Isenheimer Altar wie für die danach geschaffene Stuppacher Madonna. Auf ihre Visionen sind auch der Geburtsbild-Typus zurückzuführen, in denen eine das Kind anbetende Gottesmutter dargestellt ist.

Die Gestalt der Birgitta erscheint auch in bildlichen Darstellungen der Neun Guten Heldinnen, sie ist in dieser ikonografischen Reihe eine Vertreterin des Christentums.

[Bearbeiten] 700-Jahrfeier ihrer Geburt

  • 2003 Schweden: Gedenkmünze zu 2000 Kronen, 900er Gold, 13 gr, 26 mm (6000 Stück); Medailleur: Ernst Nordin
  • 2003 Schweden: Gedenkmünze zu 200 Kronen, 925er Silber, 27,03 gr, 36 mm (60.000 Stück; Medailleur: Ernst Nordin
  • 2003 Schweden: Gedenkmedaille, 56 mm. Ausführungen: Gold (20 Stück), Silber (500 Stück), Bronze (400 Stück). Medailleur: Ernst Nordin

[Bearbeiten] Werke

Drei ihrer Werke sind veröffentlicht.

  • Opera minora
  • Revelaciones extravagantes
  • Regula Sancti Salvatoris

Ihre Visionen wurden zwischen 1475-80 das erste Mal in lateinischer Sprache in Venedig veröffentlicht. Der erste erhaltene deutsche Druck der Revelationes erschien 1478 in Lübeck bei Lucas Brandis. Danach erschienen sie mit Holzschnitten versehen noch in selbem Jahr in Nürnberg sowie 1492 in Lübeck bei Bartholomäus Ghotan. 1502 wurde ihr Puch der himmlischen offenbarungen der heiligen wittiben von dem kunigreich Sweden in deutscher Sprache in Nürnberg veröffentlicht. Der Zustand der Kirche um das Jahr verlieh ihren Aufzeichnungen eine unerhörte Aktualität. Diese wurden noch durch den um diese Zeit herrschenden Immaculata-Streit verstärkt. Vor allem die Revelaciones extravagantes waren jedoch auch noch nach Birgittas Heiligsprechung stark umstritten und wurden im 15. Jahrhundert sowohl auf dem Konzil von Konstanz als auch auf dem Konzil von Basel einer kritischen Prüfung auf ihre Rechtgläubigkeit hin unterzogen.

[Bearbeiten] Legenden

Als Birgitta zwölf Jahre alt war, wurde sie von ihrer Muhme zu viel Arbeit angehalten. Sie betete zu Jesus, der ihr einen Engel in Gestalt eines Mädchens schickte, welcher die Arbeit mit großem Können tat. Bald darauf begann Birgitta, nach dem Vorbild von Maria und anderen Heiligen, von dem sie gehört hatte, heimlich nachts ihr Bett zu verlassen und bäuchlings auf dem kalten Fußboden ausgestreckt zu beten. Als sie ihre Muhme dabei fand, ließ sie eine Rute bringen, um sie für diesen kindlichen Unfug zu bestrafen. Als sie jedoch die Rute zum Schlag erhob, zerbrach sie in ihrer Hand in kleine Stücklein.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Die Werke der Hl. Birgitta auf Deutsch

  • Die Visionen der Hl. Birgitta von Schweden, herausgegeben von Elmar zur Bonsen und Cornelia Glees, Augsburg 1989 ISBN 3-629-00543-8
  • Himmlische Offenbarungen, übertragen von Helmhart Kanus-Credé, Allendorf an der Eder
  • Zusätzliche Offenbarungen. Revelationes extravagantes <deutsch>, Übertragen von Helmhart Kanus-Credé, Allendorf an der Eder 2003 ISBN 3-921755-75-1
  • Gebete zu unserem Herrn Jesus Christus in seinem Leiden: der heiligen Brigitta von Schweden in der Kirche Sankt Paulus zu Rom geoffenbart, Hauteville 1985

[Bearbeiten] Literatur über Birgitta

  • Barbara Günther-Haug: Birgitta von Schweden: die große Seherin des 14. Jahrhunderts, Mühlacker 2002 ISBN 3-7987-0359-0
  • Knud Carl Ansgar Krogh-Tonning: Die heilige Brigitta von Schweden (= Sammlung illustrierter Heiligenleben V), Kempten 1907
  • Günther Schiwy: Mystikerin und Visionärin des späten Mittelalters; eine Biographie, München 2003 ISBN 3-406-50487-6

[Bearbeiten] Weblink

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