Burg Calvörde
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Die Burg Calvörde in Calvörde wurde 786 zuerst urkundlich erwähnt und war auf Grund ihrer Grenzlage zwischen Brandenburg, Magdeburg und Braunschweig ein viel umkämpfter Ort im heutigen Sachsen-Anhalt.
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[Bearbeiten] Strategische Lage
Im Raum der oberen Aller und Ohre, wo lüneburgische und altmärkische, braunschweigische, magdeburgische und halberstädtische Gebiete benachbart und teilweise durcheinander lagen, traten mehrere Geschlechter hervor, die Bartensleben, Alvensleben, Schulenburg und andere, die durch ihre Stellung beiderseits dieser Grenzen eine bedeutende Rolle spielten. Sie brachten umfangreiche Lehnsherrschaften in allen anstoßenden Territorien zusammen, was ihnen für lange Zeiträume zu weitgehender Unabhängigkeit verhalf. Einen Hauptstützpunkt in diesem Zusammenhang bildete Calvörde, das am Südende der früher unpassierbaren Sumpfwaldungen des Drömling einstmals den Ohre-Übergang der von Braunschweig in die südliche Altmark führenden Straße bestimmte.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Ort, als Callenvorde 786 erstmals urkundlich erwähnt, befand sich ursprünglich im Besitz der Grafen von Hillersleben, von denen sie durch Erbrecht an die Regensteinischen Harzgrafen gelangte. Lange kämpften Brandenburg, Magdeburg und Braunschweig um Calvörde, bis die Welfenherzoge Sieger blieben. Das Städtchen gehörte mit mehreren Dörfern zur Burg und bildete eine Braunschweigische Exklave im später preußischen Gebiet. Vermutlich durch Heirat mit der Erbtochter der Familie von Wederde, Pfandherren auf Calvörde, die vor 1404 ausstarben, gelangte die Herrschaft an die Alvensleben aus Rogätz. Da die Liegenschaften von Calvörde und Rogätz in verschiedenen Staaten lagen, blieb die Behauptung bei beständigen Kämpfen oft schwierig. Gewöhnlich dienten die Burgherren gleichzeitig mehreren ihrer Landesherren als Geheime Räte. 1542 folgten die Schulenburg den Alvensleben im Pfandbesitz, bis das Haus Braunschweig-Wolfenbüttel die Herrschaft 1571 wieder einlöste, um sie künftig als Amt verwalten zu lassen. Wiewohl die Burg im 17. Jahrhundert als Festung ausgebaut wurde, geriet sie, überflüssig geworden, bald darauf in Verfall.
[Bearbeiten] Rekonstruktionsbild
Über das einstige Ansehen der Bauten sind wir durch zwei Abbildungen, einen Merianstich, ferner die auf ein noch älteres Vorbild zurückgehende Ansicht im Vaterländischen Museum zu Braunschweig und durch Pläne im Landeshauptarchiv zu Wolfenbüttel unterrichtet. Die kreisförmige Oberburg, eine Baugruppe aus verschiedenen Epochen, war, durch mehrere Ohre-Arme geschützt, über Zugbrücken zugänglich. Amtshof, Wassermühle und die sternförmig aufgeteilten Gärten entsprachen dem Zustand im 17.Jahrhundert. Im Halbkreise führt die Straße nach Gardelegen heute wie einst auf dem Staudamm der Ohre vorüber. Der runde Hauptturm in der Mitte des Innenhofes war im unteren Teil aus Feldsteinen, im oberen aus Ziegeln aufgemauert und wurde daher ,,de rode Hinrik" genannt. Er trug das Alvenslebensche Wappen und enthielt das Burgverlies, darüber in zwei Geschossen die Rüstkammern und oben die Wohnung des Turmwarts. Zinnenkranz und Spitzhelm wurden im dreißigjährigen Kriege zerstört. Den Rest trug man seit 1737 ab. Die Südostseite nahm der dreigeschossige Pallas mit gotischem Treppenturm ein, daran das Braunschweigische Wappen und eine Inschrift von 1590, Jahreszahl einer Erneuerung durch Herzog Heinrich Julius. Im Obergeschoss befanden sich Wohnräume, darüber der Rittersaal und im anstoßenden Flügel die Kapelle. Im nördlichen Teil hausten die Burgmannen; bis zum Torhaus folgten Brauhaus, Backhaus und Kornhaus. 1828 auf Abbruch verkauft, sind die Bauten bis auf unbedeutende Reste verschwunden.
Nach vorliegender Abrissgenehmigung werden die letzten Reste der historischen Anlage wohl noch 2006 abgerissen.
[Bearbeiten] Literatur
- Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben. Band I, 1819, S. 410–417
- Udo von Alvensleben-Wittenmoor: Alvenslebensche Burgen und Landsitze. Dortmund 1960
- Berent Schwineköper (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Elfter Band: Provinz Sachsen-Anhalt. Kröner, Stuttgart 1987, S. 67–68, 3-520-31402-9
Koordinaten: 52° 23' 46" N, 11° 18' 24" O