Déjà-vu
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Als Déjà-vu-Erlebnis [deʒaˈvy] (frz. „schon gesehen“; auch Erinnerungstäuschung oder kurz Déjà-vu), auch als Déjà-entendu-Phänomen [deʒaɑ̃tɑ̃ˈdy] (frz. „schon gehört“) oder Déjà-vécu-Erlebnis [deʒaveˈky] (frz. „schon gelebt“) bezeichnet man ein psychologisches Phänomen, das sich in dem Gefühl äußert, eine an sich völlig neue Situation schon einmal exakt so erlebt, gesehen oder geträumt zu haben. Dabei handelt es sich nicht um eine falsche Wahrnehmung, sondern um ein paradoxes Gefühlserleben.
Das Erlebnis wird auch als Bekanntheitstäuschung oder Fausse reconnaissance [fos ʀəkɔnɛˈsɑ̃s] (frz. „falsches Wiedererkennen“) bezeichnet. Es tritt beim gesunden Menschen vereinzelt spontan, im Zustand der Erschöpfung oder bei Vergiftungen (vor allem mit Nervengiften wie Alkohol oder halluzinogenen Drogen) auf. Als Begleiterscheinung von Neurosen, Psychosen oder organischen Hirnerkrankungen, vor allem des Temporallappens, können Déjà-vu-Erlebnisse gehäuft auftreten. Nach Umfragen hatten 50 bis 90 Prozent aller Menschen mindestens einmal ein Déjà-vu-Erlebnis, vergessen aber meist nach einer gewissen Zeit, wo und wann sie das letzte Déjà-vu Erlebnis hatten.
Einige Menschen mit religiösem, spirituellem oder esoterischem Weltverständnis bzw. einer diesbezüglichen Offenheit, sind dazu geneigt, dieses Phänomen als Erinnerung an ein früheres Leben oder als eine besondere Botschaft oder Einsicht zu deuten.
Das Gegenteil des Déjà-vu-Erlebnisses, nämlich das Gefühl von Fremdheit in einer vertrauten Umgebung, heißt Jamais-vu-Erlebnis [ʒamɛˈvy] (frz. „nie gesehen“) und kann unter ähnlichen Umständen auftreten.
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[Bearbeiten] Forschung
Viele Wissenschaftler sehen in der Ergründung des Déjà-vu große Chancen. So könnte die Erforschung von Déjà-vus nicht nur erklären helfen, wie Gedächtnistäuschungen entstehen, sondern auch, wie es dem Gehirn überhaupt gelingt, ein kontinuierliches Abbild der Realität zu konstruieren. Entsprechend diesen Erwartungen liegen reichlich Studien und Erklärungsversuche vor, die sich zum Teil gegenseitig widersprechen:
- Einer Hypothese zufolge treten Déjà-vus in Situationen auf, die an ein verdrängtes tatsächlich erlebtes Ereignis erinnern, das so kurz wahrgenommen wurde, dass es nicht bewusst registriert werden konnte.
- Nach einer anderen Hypothese sind verdrängte Phantasien die Quelle von Déjà-vus.
- Möglicherweise handelt es sich um spezielle Situationen, in denen Kurz- und Langzeitgedächtnis für einen Moment nicht aufeinander abgestimmt sind. Danach beruht das Erlebnis auf teilweiser Übereinstimmung aktueller und früher erlebter Situationsmerkmale, die nach dem Pars-pro-toto-Prinzip ergänzt werden: Eine vertraut wirkende Situation enthält zum Beispiel einen bestimmten, bekannten Geruch. Dieses einzelne Element sorgt dann für ein Wiedererkennen, das auf die gesamte Situation übertragen wird.
- Frühe Experimente belegten, dass Déjà-vu-Erlebnisse mit neurochemischen Vorgängen in den Temporallappen des Gehirns zusammenhängen. Durch Elektrostimulation der äußeren Temporallappen ließ sich die Wahrscheinlichkeit eines Déjà-vu-Erlebnisses auf das Vierfache erhöhen.
- Traumatische Schädigungen des Temporallappens können Häufungen von Déjà-vu-Erlebnissen nach sich ziehen.
- Eine Überreizung der äußeren Schläfenlappen kann auch bei Epilepsiepatienten auftreten. Viele Betroffene beschreiben Zustände, die einen epileptischen Anfall ankündigen. Diese werden als eine Aura bezeichnet und gehen häufig mit Déjà-vu-Erlebnissen einher.
- Untersuchungen ergaben, dass Déjà-vus oft nach Phasen großer Belastung auftreten, wenn der Stress abebbt und der Mensch sich wieder entspannt.
- Weitere Studien zeigten einen Zusammenhang zwischen der Imaginationsfähigkeit eines Menschen und der Häufigkeit von Déjà-Vus.
- Drogen (vorwiegend chemische) erhöhen die Chance, diesem Phänomen zu unterliegen.
[Bearbeiten] Siehe auch
- False-Memory-Syndrom
- Depersonalisation
- Entfremdung
- Halluzination
- Illusion
- DjVu (ein offenes Dateiformat für Rastergrafiken)
- dejavu.sourceforge.net (eine Schriftart)
- Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit (Film)
- Kurzgeschichte Dieses Gefühl, das man nur auf Französisch ausdrücken kann von Stephen King (aus der Sammlung Im Kabinett des Todes)
[Bearbeiten] Literatur
- Uwe Wolfradt: Déjà-vu-Erfahrungen: Theoretische Annahmen und empirische Befunde. In: Zeitschrift für Klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie. 1989, S. 359–376
- Ina Schmied-Knittel: Erinnerungen an die Zukunft. Inhalt, Struktur und Deutung von Déjà-vu-Erfahrungen. In: Eberhard Bauer; Michael Schetsche (Hrsg.): Alltägliche Wunder: Erfahrungen mit dem Übersinnlichen – Wissenschaftliche Befunde. Ergon, Würzburg 2003, ISBN 3-89913-311-0
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Déjà-vu – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- wissenschaft.de: „Wie ein Déjà-vu entsteht“ (20.07.2006)
- "Alles schon mal da gewesen" ZEIT online vom 17. Dezember 2006
- WDR Quarks & Co: „Déjà-vu-Erlebnis – Hinweis auf ein früheres Leben?“ (12.10.2004)
- IGPP (Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene)
- allmystery.de: „Déjà-vu – Botschaften aus dem Jenseits?“ (06.07.2002)
- The Scientist: “Looking at Déjà Vu for the First Time – False-familiarity experiences may fit a plausible framework” (31.01.2005)