Dariusz Michalczewski
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Dariusz Michalczewski | |
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Daten | |
Geburtsname | Dariusz Michalczewski |
Gewichtsklasse | Halbschwergewicht |
Nationalität | polnisch |
Geburtstag | 5. Mai 1968 |
Geburtsort | Danzig |
Todestag | |
Todesort | |
Stil | Linksauslage |
Größe | 1,85 m |
Kampfstatistik | |
Kämpfe | 50 |
Siege | 48 |
K.-o.-Siege | 38 |
Niederlagen | 2 |
Unentschieden | |
Keine Wertung |
Dariusz Michalczewski (* 5. Mai 1968 in Danzig) ist ein ehemaliger Boxer aus Polen. Er besitzt neben seiner polnischen Staatsangehörigkeit auch die der Bundesrepublik Deutschland.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Anfänge und Amateurkarriere
Dariusz Michalczewski begann im Alter von zwölf Jahren mit dem Boxsport. Er wurde zunächst durch das staatliche polnische Sportprogramm gefördert. Sein erster internationaler Erfolg war ein dritter Platz 1986 bei den Junioreneuropameisterschaften in Kopenhagen. Er besiegte dort unter anderem im Viertelfinale den Franzosen Fabrice Tiozzo, sein letzter Gegner bei den Profis.
Am 24. April 1988 setzte er sich als Mitglied der polnischen Nationalmannschaft beim Intercup-Turnier in Karlsruhe ab; seine Familie konnte später zu ihm in die Bundesrepublik Deutschland nachziehen. Er wohnte ein Jahr in Hanau. Im Jahr 1989 wechselte er zu Bayer Leverkusen, wo er von Fritz Sdunek trainiert wurde. Er bestritt 150 Kämpfe, von denen er in 139 Begegnungen siegte, davon 89 durch KO. Gegen Sven Ottke verlor er zwei Mal, was er in seiner Biografie darauf zurückführt, dass er nach seiner Flucht zeitweise mit seinem Training aussetzen musste und noch nicht wieder richtig in Form war.
1990 besiegte er im Finale des Chemiepokals Torsten May.
Höhepunkt war der Amateur-Europameistertitel im Halbschwergewicht 1991 in Göteborg.
[Bearbeiten] Profikarriere
1991 nahm er die bundesdeutsche Staatsangehörigkeit an. Er wurde Profi-Boxer und durch Universum Box-Promotion unter Vertrag genommen, wo er zunächst von Eckhard Dagge dann von Chuck Talhami trainiert wurde. 1993 gewann der Pole und Wahlstaatsbürger den Deutschen Meistertitel im Halbschwergewicht und ein halbes Jahr später den IBF-Intercontinental-Titel. Aufgrund seines aggressiven Boxstils bekam Dariusz Michalczewski den Spitznamen „Tiger“ verpasst.
Am 10. September 1994 gewann er den WBO-Weltmeistertitel nach zwölf Runden gegen Titelverteidiger Leeonzer Barber. Da die WBO, erst sechs Jahre vorher gegründet, von den vier großen Weltverbänden am wenigsten Reputation genoss, wurde dieser Titelgewinn außerhalb von Deutschland kaum beachtet. In seiner polnischen Heimat bald ein gefeierter Star, stand der Pole Dariusz Michalczewski bei der bundesdeutschen Öffentlichkeit immer im Schatten des schier übermächtigen deutschen Boxers Henry Maske, der in der gleichen Gewichtsklasse den Weltmeistergürtel der IBF hielt.
Im Gegensatz zum Deutschen Henry Maske, der seine Boxauftritte regelmäßig vor einem Millionenpublikum an den Fernsehern zelebrierte, kämpfte der Pole Dariusz Michalczewskis nur vor einem relativ bescheidenen Publikum im Bezahlfernsehen bei Premiere. Daher war Michalczewski ständig bestrebt, seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Er und sein Management brachten sich immer wieder ins Gespräch, indem sie Henry Maske zum deutsch-polnischen Duell aufforderten. Dieser zeigte sich jedoch davon unbeeindruckt, blieb doch nicht nur seiner Ansicht nach Michalczewski den Nachweis seiner wirklichen Klasse schuldig. Mehrere Titelverteidigungen gegen namenlose und teilweise überforderte Gegner, wie Roberto Dominguez Perez, gegen den Michalczewski haarscharf an einer Erstrunden-Pleite vorbeischlitterte, oder Paul Carlo, gaben Kritikern Recht, welche immer wieder die Vermutung äußerten, diese Kämpfe dienten nur dazu, die Kampfbilanz Michalczewskis aufzuwerten.
Im Frühjahr 1996 wurde das erste Mal eine Titelverteidigung von Dariusz Michalczewski im öffentlichen Fernsehen in Polen und in Deutschland gezeigt. Da bereits für August des gleichen Jahres der große Showdown mit Graciano Rocchigiani geplant war, welcher sich nach langer Abstinenz durch zwei spektakuläre Kämpfe gegen Henry Maske wieder ins Rampenlicht katapultierte, wollte man kein Risiko eingehen und verpflichtete als Gegner den Franzosen Christophe Girard. Dieser galt nicht zuletzt durch eine bescheidene KO-Bilanz und dem eher defensiven Kampfstil im Lager Michalczewskis als kalkulierbares Risiko. Doch der erste Auftritt vor einem Millionenpublikum geriet zu einem Fiasko, an dessen Ende ein krasses Fehlurteil zugunsten des Titelverteidigers stand. Girard konterte zwölf Runden lang den planlos anrennenden Michalczewski immer wieder clever aus, ab der achten Runde nach einer Verletzung der Schlaghand sogar nur noch „einarmig“. Die Tatsache, das Girards Kampfstil pikanterweise stark an den von Henry Maske erinnerte, gab zu diesem Zeitpunkt vielen Boxfans die Antwort auf die Frage, wer von beiden ein mögliches Duell gewinnen würde.
Zwei Monate nach diesem Kampf musste Dariusz Michalczewski endgültig Farbe bekennen, als er seinen Titel gegen Graciano Rocchigiani verteidigen musste. Rocchigiani, der bei einem WM-Kampf rund ein Jahr vorher den haushohen Favoriten Maske an den Rand einer Niederlage brachte, galt zu dieser Zeit als einer der besten Halbschwergewichtler weltweit. Auch in diesem Kampf konnte Michalczewski nicht überzeugen. Nach Punkten deutlich zurückliegend und von harten Aufwärtshaken bereits mehrmals heftig getroffen, wurde Michalczewski nach einer Unterbrechung des Ringrichters von Graciano Rocchigiani vermutlich versehentlich getroffen. Daraufhin wurde der Kampf abgebrochen, was in und um den Ring zu tumultartigen Szenen führte, da man Michalczewski vorwarf, dass er seine Kampfunfähigkeit nach Rocchigianis Aktion nur vorgespielt habe. Der Kampf wurde zunächst unentschieden gewertet. Auf diese Weise blieb Michalczewski der Weltmeistertitel erhalten. Später wurde am Grünen Tisch das Unentschieden in einen Disqualifikationssieg Michalczewskis umgewandelt.
Nach diesem Skandalkampf wurde als Konsequenz Chuck Talhami als Cheftrainer abgelöst. An seine Stelle trat Fritz Sdunek, welcher sich bis dahin vorrangig um die Fitness der Boxer gekümmert hatte. Vier Monate später gelang Michalczewski zumindest auf dem Papier, die Schmach gegen Christophe Girard zu tilgen. Allerdings sollte erwähnt werden, dass Girard nur als Ersatzmann fungierte und erst wenige Tage vor dem Kampf von seiner zweiten Chance erfuhr. Dadurch war er auch nicht in bester körperlicher Verfassung, als er gegen Michalczewski wieder in den Ring stieg. Diesmal gab sich der WBO-Weltmeister keine Blöße und beendete den Kampf vorzeitig.
Bis zum Oktober 2003 verteidigte Michalczewski seinen Titel 24 Mal und gewann noch drei weitere Gürtel. Im Dezember 1994 gewann er darüber hinaus die Weltmeisterschaft des Verbandes WBO im Cruisergewicht gegen Nestor Giovannini. Der Argentinier, der diesen Titel vorher gegen den Deutschen Markus Bott gewann, galt mit seinem eher durchwachsenden Kampfrekord aber als „Alibi-Weltmeister“ und erreichte nie die Anerkennung wie andere Boxgrößen dieser Gewichtsklasse, zum Beispiel Orlin Norris oder Alfred Cole. So war dieser Titelgewinn für Dariusz Michalczewski eher von statistischen als von sportlichem Wert. Außerdem gab er diesen Titel wieder ab, um sich auf seine angestammte Gewichtsklasse zu konzentrieren.
Am 13. Juni 1997 gewann er die WBA- und IBF-Titel von Virgil Hill, der zuvor gegen Henry Maske gewonnen hatte. Da der WBO die Anerkennung als Weltverband vom Konkurrenten WBA verwehrt geblieben war, galt Dariusz Michalczewski in diesem Kampf als titelloser Herausforderer, das heißt, bei einer Niederlage gegen Hill hätte er seinen Weltmeistertitel weiterhin behalten. Nach seinem Sieg entschied sich Michalczewski, dem Gürtel der WBO treu zu bleiben. Daraufhin wurde ihm der WBA-Titel aberkannt. Aber auch die IBF hatte kein Interesse an einem gemeinsamen Champion, nicht zuletzt auch deswegen, da mittlerweile beim vierten der großen Weltverbände, dem World Boxing Council, mit Roy Jones Jr. der populärere und damals allgemein als der Beste aller Gewichtsklassen geltende Boxer den Titel hielt. Somit war es für Michalczewski schon aus Termingründen kaum möglich, den WBO- als auch den IBF- Titel zu behalten, da beide Verbände jeweils ihre eigenen Pflichtherausforderer stellten. Als Konsequenz darauf verzichtete er letztendlich auch auf den Titel der IBF. Nach dem Sieg gegen Hill verteidigte er seinen WBO-Titel noch gegen vierzehn weitere Gegner. Ab diesem Zeitpunkt mehrten sich die kritischen Stimmen zu den Erfolgen des „Tigers“. Man warf ihm vor als Profiboxer nicht außerhalb Deutschlands zu boxen. „Dariusz hat seine Bissigkeit verloren“, hieß es. Viele forderten ein Duell gegen Roy Jones Jr., der mittlerweile alle WM- Gürtel der anderen großen Weltverbände sein Eigen nannte und darüber hinaus ebenfalls Virgil Hill besiegt hatte. Offiziell galt laut Michalczewski Roy Jones Jr. als Wunschgegner Nummer eins. Aber ob die vermeintlichen Absichten auch ernst gemeint waren oder nur zum berühmten „Klappern“ gehörten, bleibt nur Spekulation.
Im April 2000 kam es zur der seit vielen Jahren geforderten Neuauflage des Duells der Polen Michalczewski gegen den Deutsch-Italiener Rocchigiani. Diesmal stand der Kampf aber unter anderen Vorzeichen als beim ersten Mal. Rocchigiani hatte durch Verletzungen seit über zwei Jahren nicht mehr geboxt, und war nicht mehr in der Form wie vor vier Jahren. Trotzdem war nicht zu übersehen, dass sich Michalczewski gegenüber dem ersten Mal stark verbessert hatte. Er ließ sich nicht von der aufgeheizten Atmosphäre in der Halle beirren und verfolgte konsequent seine Marschroute. Folgerichtig endete der Kampf diesmal durch Aufgabe Rocchigianis nach der neunten Runde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Tiger nach Punkten geführt und Rocky durch einen Leberhaken, zum ersten Mal in dessen Karriere, vorübergehend zu Boden geschickt.
In der Folge besiegte er sechs weitere Herausforderer. Er hatte jetzt 48 Siege in Folge errungen, nur einen Sieg weniger als Rocky Marcianos Rekord, der in 49 Kämpfen ungeschlagen geblieben war. Doch am 18. Oktober 2003 verlor der Tiger in seinem 49. Kampf gegen Julio Cesar Gonzalez aus Mexiko durch 1:2 Kampfrichterstimmen in der Color Line Arena in Hamburg. Allerdings sollte gesagt werden, dass dieser Rekord nur soviel Aussagekraft besitzt, als dass ein Boxer nach möglichst vielen Kämpfen seine Karriere mit einer weißen Weste beendet. Es gab schon mehrere Boxer, die weit mehr als 49 Kämpfe ungeschlagen geblieben sind. Als ein Beispiel dient hier die mexikanische Boxlegende Julio César Chávez, welcher erst im 89. Kampf das erste Mal den Ring nicht als Sieger verließ.
Dariusz Michalczewski hält den Rekord für die meisten Titelverteidigungen in Folge im Halbschwergewicht. Jedoch unter Berücksichtigung einiger fragwürdiger Entscheidungen zugunsten des Tigers und der Tatsache, dass es im Gegensatz zu Zeiten eines Archie Moore zumindest vier anerkannte Weltverbände gibt, welche in der Regel jeweils einen eigenen Titelträger pro Gewichtsklasse führen, ist dieser Rekord nicht unbedingt geeignet, die Qualitäten eines Boxers danach zu beurteilen.
In einem Comeback-Kampf am 26. Februar 2005 gegen Fabrice Tiozzo verlor er in der 6. Runde durch K.o. und erklärte am 1. Juni 2005 seine Karriere für beendet. Er bekam für den Kampf 3 Millionen Euro.
[Bearbeiten] Privat
Dariusz Michalczewski war mit seiner ersten Frau Dorota von 1987 bis 1990 und erneut von 1992 bis 2004 verheiratet und hat mit ihr seine beiden Söhne Michael (* 1987) und Nicolas (* 1991). Dorota lebt heute mit den beiden Kindern in Florida.
Seit dem 14. Oktober 2006 ist Michalczewski in zweiter Ehe mit seiner langjährigen polnischen Freundin Patrycja Ossowska verheiratet, mit der er in Hamburg lebt. Sie haben sich im März 2007 wieder getrennt.
[Bearbeiten] Weblinks
- offizielle Seite (deutsch/polnisch)
- Dariusz Michalczewski in der BoxRec-Datenbank.
- Tiger – Ein Film von Pawel M Starost
Personendaten | |
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NAME | Michalczewski, Dariusz |
KURZBESCHREIBUNG | polnisch-deutscher Boxer |
GEBURTSDATUM | 5. Mai 1968 |
GEBURTSORT | Danzig, Polen |