Das Abendmahl
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Das letzte Abendmahl |
Leonardo da Vinci, 1495-97 |
Secco, 422 × 904 cm |
Santa Maria delle Grazie |
Das letzte Abendmahl ist eines der berühmtesten Gemälde der Welt. Es wurde in den Jahren 1494 bis 1498 vom italienischen Maler Leonardo da Vinci geschaffen. Den Auftrag dazu erteilte ihm der Mailänder Herzog Ludovico il Moro. Es ist ein Secco an der Nordwand des Refektoriums (Speisesaal) der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie in Mailand und gilt als Höhepunkt in Leonardos malerischem Schaffen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Allgemeines
Das Bild misst 422 mal 904 cm[1] und zeigt Jesus mit den zwölf Aposteln in dem Augenblick unmittelbar nachdem dieser ihnen erklärt hat: „Einer von euch wird mich verraten“. Es gilt als Meilenstein der Renaissance, denn es nahm wegen seiner korrekt wiedergegebenen perspektivischen Tiefe bahnbrechenden Einfluss auf die Malerei des Abendlandes.
Wegen der Feuchtigkeit der Mauer und des Gebrauchs experimenteller organischer Farben, die sich bald als Fehlgriff erwiesen, erlitt das Gemälde noch zu Lebzeiten Leonardos schwere Schäden durch feine Risse. Im Laufe der Zeit blätterte auch die Farbe über weite Flächen ab. Einer später in die Wand eingezogenen Tür fielen Jesu Füße zum Opfer, die Leonardo ursprünglich abgebildet hatte. Napoleons Besatzungstruppen machten das Refektorium dann zu einem Pferdestall. 1943 überstand das Gemälde einen Bombenangriff, der die Südwand des Saals zum Einsturz brachte.
Das Abendmahl wurde bereits mehrfach restauriert, zuletzt von 1978 bis 1999. Heute wird es durch Sicherheits- und Staubschleusen geschützt, kann aber besichtigt werden. Pro Stunde werden jedoch nur etwa 100 Besucher zugelassen, daher gibt es lange Wartelisten und eine Anmeldung ist notwendig.
1980 wurde die Kirche gemeinsam mit dem Gemälde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
In diesem Bild findet man an vielen Stellen den goldenen Schnitt, zum Beispiel dort, wo Jesus und die Person rechts neben ihm (Jakobus der Ältere), die Hände haben, wird das Bild in diesem Verhältnis geteilt.
[Bearbeiten] Die dargestellten Apostel
- Simon Petrus (5. v. L; spricht zu Joh.)
- Andreas, dessen Bruder - gelbes Gewand (3. v. L)
- Jakobus, der Sohn des Zebedäus, oder Jakobus der Ältere (sitzt von Jesu aus betrachtet direkt an seiner linken Seite)
- Johannes, dessen Bruder (6. v. L))
- Philippus - rotes Gewand (4. v. R, gerade aufgesprungen)
- Bartholomäus (wahrscheinlich identisch mit „Nathanael“ (Rufname) aus dem Johannesevangelium) - blaues Gewand (ganz links)
- Thomas, auch „Didymos Judas Thomas“
- Matthäus, der (ehemalige) Steuerpächter und spätere Evangelist (Identität mit dem Evangelisten Matthäus ist aber nicht nachweisbar) - (3. v. R)
- Jakobus, der Sohn des Alphäus, auch „Jakobus der Jüngere“ - rotes Gewand (2. v. L)
- Thaddäus, dessen Bruder, auch Judas Thaddäus - (2. v. R.)
- Simon Zelotes Kanaanäus - weißes Gewand (ganz rechts)
Bartholomäus, Jakobus der Jüngere und Andreas bilden am linken Rand eine Dreiergruppe, die die Überraschung des Moments ausdrückt.
Judas Ischariot, Petrus (mit Messer dahinter) und Johannes, ebenfalls eine Dreiergruppe. Dabei sitzt Judas im Halbschatten - erkennbar am Geldsäckchen. Vielleicht drückt die angedeutete Drehung Überraschung aus. Johannes sitzt an Jesu rechter Seite.
Jesus (mit rotem Gewand und blauem Überwurf) scheint in Richtung seiner nach oben gedrehten Handfläche zu blicken. Die rechte Hand liegt auf dem Tisch.
Thomas, Jakobus der Ältere und Philippus drücken mehr Zorn und Fragen aus.
Matthäus und Thaddeus wenden sich fragend zu dem ganz rechts sitzenden Simon aus Kanaan.
Leonardos Komposition dieses traditionellen kirchlichen Themas ist lebhafter/bewegter als frühere Werke. Er verzichtet auf Heiligenscheine und die bildhafte Isolierung des Verräters Judas. Er gruppiert die Apostel in 4 Teileinheiten. Durch die Zentralperspektive und den Lichteinfall wird auch bei ihm Jesu Bedeutung klar hervorgehoben.
[Bearbeiten] Die Perspektive
„...ein Auge, das eine Wandmalerei betrachtet, versetzt sich immer in die Mitte des Bildes. Für sich ist die Perspektive, die eine gerade Wand bietet, falsch, wenn sie nicht der Standort des betrachtenden Auges korrigiert, indem er die Wand perspektivisch verkürzt zeigt.“ (Leonardo, Codex Madrid.II, 15 v. - Die Perspektive bei den Wandmalereien)
In der Geschichte perspektivischer Darstellungsweisen vollzog sich im 15. Jahrhundert der Sprung vom Gebrauch handwerklicher Regeln und Erfahrungen zur Anwendung mathematisch fundierter Konstruktionssysteme - das Abendmahl Leonardos ist das Paradebeispiel.
Leonardo schreibt selbst über die Perspektive des Abendmahls: „Wenn man ganz nahe vor dem Abendmahl steht, der Christusfigur gegenüber, erscheinen die seitlichen Teile zwangsläufig verkleinert im Verhältnis zur Mitte des Freskos, die einem näher ist. Wenn, wie wir gesehen haben, die traditionelle -flache- Perspektive die äußersten Seiten des Bildes über Gebühr vergrößert darstellt, so werden sie dafür vom Auge des Betrachters verkleinert, sobald es sich in der Mittelachse befindet; und es lässt sich unschwer zeigen, dass diese beiden Verzerrungen einander aufheben, gesetzt den Fall der Betrachter befindet sich genau an der Spitze der Sichtpyramide, deren Schnitt das Gemälde bilden soll, was der Dritten der vorhin angeführten Voraussetzungen entspricht. In allen anderen Fällen geschieht es, dass die Verzerrungen der flachen Perspektive und die Verzerrungen, welche die kugelförmige, (Leonardos) natürliche Perspektive der wahrgenommenen gemalten Oberfläche aufzwingt, sich summieren oder einander überlagern, anstatt sich aufzuheben; und das Bild erscheint somit -monströs-.“[2]
„Wie schon die Florentiner Künstler vor ihm, stellt Leonardo das letzte Abendmahl des Herrn in einem nach Regeln der Zentralperspektive konstruierten bühnenartigen Raum dar.“[3]
Es handelt sich bei der im Abendmahl angewendeten Perspektive um eine Zentralperspektive, wie wir sie heute noch verwenden. Wie der Name bereits andeutet, definiert sich diese Abbildungsart einer dreidimensionalen Welt auf eine Fläche durch das Vorhandensein eines Projektionszentrums, auch Augpunkt genannt. Bei dem Augpunkt handelt es sich um den Standpunkt des Betrachters. Dieser Augpunkt befindet sich beim Abendmahl nachweislich in der Schläfe der Christusfigur (das ist bei den letzten Restaurierungsarbeiten festgestellt worden - man hat das Loch eines Nagels gefunden[4]), d.h. das von Leonardo da Vinci festgelegte Zentrum des Bildes ist die Schläfe der Christusfigur und gleichzeitig der Punkt, in dem sich alle (perspektivischen) Strahlen treffen. Da Vinci hat die Strahlen mittels eines Nagels und gespannter Schnüre ermittelt. Zur Perspektive des Abendmahls gab es anlässlich einer Ausstellung in der Wiener Minoritenkirche einen Versuchsaufbau, der belegte, dass die Perspektive des Abendmahls eine Zentralperspektive ist bei der sich Augpunkt auf Höhe der Schläfe der Christusfigur befindet. Um das zu beweisen, wurde eine Treppe installiert, die es dem Betrachter ermöglichte, diesen Betrachtungspunkt einzunehmen. Der genaue Abstand des Betrachters wurde von David Sayn durch ein Computermodell errechnet[5].
[Bearbeiten] Das Gemälde in der Modernen Kunst
Andy Warhol: „Seine letzte großformatige Arbeit sollte die Auseinandersetzung mit Leonardo da Vincis Abendmahl werden. Ein riesiger Gemäldezyklus ist daraus entstanden, über 100 meist traditionell mit dem Pinsel gemalte Bilder, teilweise über 4 x 10 Meter groß. Der Schalk saß Warhol noch bis zuletzt im Nacken: Es handelt sich bei den Last Suppers nicht um eine Beschäftigung mit dem Original, sondern um die Weiterbearbeitung einer kitschigen Gipsplastik, die er in einem Ramschladen in Little Italy fand.“
[Bearbeiten] Das Gemälde in der Werbung
1993 erschien ein Werbemotiv der Modemarke Otto Kern, das das Abendmahl zu Werbezwecken nutzte und in Deutschland Kontroversen auslöste: Statt der Jünger saßen barbusige Models um einen Jesus-Darsteller. Das Plakat wurde vom deutschen Werberat gerügt und musste zurückgezogen werden. Das spätere Motiv, in dem 12 Männer um eine Jesus-Darstellerin formiert waren, blieb dagegen weitgehend unbeachtet.
Das französische Modehaus Girbaud warb Ende April 2005 in Frankreich mit einer Anzeige, welche auf dem Abendmahl beruhte. Zu sehen waren zwölf weibliche Models, von denen eine offensichtlich Christus darstellte. Besonders kritisiert wurde jedoch der nackte Rücken des einzig männlichen Apostel-Darstellers, weshalb das Modehaus durch die katholische Kirche wegen Blasphemie verklagt wurde. Am 10. März gab Richter Jean-Claude Magendie dieser Recht und ordnete an, die Plakate in ganz Frankreich binnen drei Tagen zu entfernen. Die Girbauds taten kund, es sei niemals ihre Absicht gewesen, die Gefühle von jemandem zu verletzen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Das letzte Abendmahl – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Leonardo da Vinci - Das Abendmahl (Zoomable Version)
- Leonardo da Vinci, Gallery of Paintings and Drawings
- Das Gemälde in Vergrößerung
- Das Gemälde sehr stark vergrößert
- Besichtigung und Hinweise zur Reservierung - milano24ore
- Besichtigung des Gemäldes (ital.)
- Die Restaurierung des Gemäldes
- Mimik und Gestik der zwölf Apostel
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ 460 x 880 cm nach Prof. Frank Zöllner
- ↑ A. Chastel, Leonardo da Vinci: Sämtliche Gemälde und die Schriften zur Malerei. ISBN 3-88814-286-5
- ↑ Prof. Frank Zöllner: Leonardo da Vinci, Sämtliche Gemälde und Zeichnungen. Taschen Verlag, Köln 2003 ISBN 3822857262
- ↑ Peter O. Chotjewitz: Alles über Leonardo aus Vinci. Hamburg, 2004
- ↑ David Sayn, Christoph Rahofer: Leonardo da Vinci, Mensch - Künstler - Genie (Versuchsaufbau in der Wiener Minoritenkirche 2006)
Kulturlandschaften
Amalfiküste | Nationalpark Cilento und Vallo di Diano (mit Velia, Paestum und Kartause von Padula) | Liparische Inseln | Portovenere und Cinque Terre mit Palmaria, Tino und Tinetto | Spätbarocke Städte des Val di Noto | Val d'Orcia
Historische Stadtzentren
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