Deutschland (Etymologie)
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Siehe auch: Deutschland (Begriffsklärung), Deutschland, Deutsch (Etymologie).
Zunächst existierten die Vorformen des Attributs „deutsch“ (diutisk = dem Volke) nur als eigenständige Wörter. Diese wurden auch mit dem Wort „Land“ = corum (latein) verknüpft, allerdings nur in den Formen „ein deutsches Land“ oder „die deutschen Länder“, nicht aber „das deutsche Land“. Gemeint waren damit Länder mit einer Elite bzw. Herrschaft, die sich auf den politischen Herrschaftsanspruch bezog, der durch das (ost)fränkische-römische (Kaiser-)Reich begründet worden war.
Seit der Frühen Neuzeit wurde auch das zusammengesetzte Wort „Deutschland“ auch als Synonym für Staaten und Staatenbünde verwendet, die in wesentlichen Bereichen des deutschen Sprach- und/oder Herrschaftsgebiets bestanden:
- „Heiliges Römisches Reich (Deutscher Nation)“, etwa 962-1806, zwischen 12. Jahrhundert und 1648 Entwicklung zu modernem Staatenbund. Benutzung des Ausdrucks „Deutschland“ beispielsweise in: Samuel von Pufendorf, Die Verfassung des deutschen Reiches, 1667.
- Deutscher Bund, 1815-1866, von Österreich und Preußen dominierter Staatenbund.
- Norddeutscher Bund bzw. Deutsches Reich, 1866/1867/1871-1945/1949, von Preußen dominierter Bundesstaat, „Kleindeutschland“.
- Deutsche Demokratische Republik, 1949-1990, Zentralstaat, „Ostdeutschland“.
- Bundesrepublik Deutschland, seit 1949, Bundesstaat, 1949-1990 „Westdeutschland“.
Im Laufe der Jahrhunderte verengte sich der Begriff also auf das Gebiet des (neueren) Deutschen Reiches und das der gegenwärtigen Bundesrepublik. Die wichtigsten aus diesem kulturell-politischen Bedeutungshorizont herausgetretenen Gebiete sind vor allem: bereits im Mittelalter (politisch 1579/1581/1648) die niederfränkischen bzw. niederdeutschen Niederlande (vgl. Ausdruck Dutch), seit 1499/1648 die südwestdeutsche Schweiz, seit 1648/1789 Lothringen und das Elsass, seit 1866/1949 Österreich, 1945/1949 die von Polen neubesiedelten Gebiete.
Trotz der Kontinuität des Begriffes „Deutschland“ vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart besteht jedoch weder de iure noch de facto eine durchgehende lineare politisch-historische Entwicklung eines „Deutschlands“. Vielmehr eignet(e) sich der Begriff, auch unter Eindruck des französischen Vorbilds, während der Entwicklung zu einem bürgerlichen (kapitalistischen) Einheitsstaat als einigender Kitt für die regionalen und lokalen bürgerlichen Eliten.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde diskutiert, das Ende der Monarchie mit der Ersetzung des Namens „Deutsches Reich“ durch „Republik Deutschland“ zu unterstreichen, jedoch behielt auch die Weimarer Republik den alten Namen „Deutsches Reich“ bei. Der Begriff „Deutschland“ fand erst 1949 im Namen der Bundesrepublik namentliche Verwendung.