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Digital Audio Broadcasting - Wikipedia

Digital Audio Broadcasting

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Digital Audio Broadcasting (DAB) ist ein digitaler Übertragungsstandard für terrestrischen Empfang von Hörfunkprogrammen (siehe Digitaler Rundfunk). Es ist für den Frequenzbereich von 30 MHz bis 3 GHz geeignet und schließt somit auch eine Verbreitung über Kabel und Satellit ein. Entwickelt wurde DAB im Eureka-147-Projekt der EU in den Jahren 1987–2000. Der DAB-Standard ist unter dem Code „EN 300 401“ online von der europäischen Standardisierungsorganisation ETSI kostenlos erhältlich[1].

Für DAB wurde 2001 stellvertretend der allgemeinverständlichere Begriff „Digital Radio“ (zwei Wörter) und ein Logo eingefügt. Dies führte zum einen zur leichteren Erklärbarkeit, aber teilweise auch zur Verwirrung, da nach wie vor auch gleichbedeutend die Abkürzung „DAB“ Verwendung findet, aber unter dem Wort Digitalradio allgemein auch alle digitalen Hörfunksysteme bezeichnet werden.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Verfügbarkeit

DAB ist in Deutschland, Teilen der West- und Deutschschweiz, Südtirol, Belgien und dem Vereinigten Königreich fast flächendeckend verfügbar. In Frankreich sind bisher nur einzelne Empfangsinseln um Paris und Lyon verfügbar, ebenso in den Niederlanden und Österreich. In Italien treiben vor allem die Privatsender den DAB-Ausbau in den norditalienischen Großräumen voran, und in Kanada werden einige Ballungsräume in Ontario, Québec und British Columbia versorgt. Insgesamt wird DAB derzeit in mehr als 40 Ländern eingesetzt. 500 Millionen Menschen werden derzeit von DAB-Sendern erreicht. Es wurden weltweit etwa 12 Millionen Empfänger verkauft.

[Bearbeiten] Verfügbarkeit in Deutschland

Die DAB-Sendeabdeckung in Deutschland beträgt 80 Prozent. Die Abdeckung und die Versorgung in den einzelnen Gebieten ist sehr unterschiedlich. Allerdings wurde auf Verlangen des Bundesministeriums für Verteidigung, welches eine Störung der im benachbarten Kanal 13 angesiedelten Dienste befürchtet, die Sendeleistung im VHF-Band III auf Kanal 12 auf max. 1 KW (ERP) begrenzt, so dass eine Inhouse-Versorgung nicht immer gewährleistet ist. Ziel ist jedoch eine Aufhebung dieser Beschränkung zu erreichen, zumal andere NATO-Länder diese Befürchtungen nicht teilen und DAB mit Sendeleistungen von bis zu 10 KW (ERP) problemlos ausgestrahlt wird. Der VDA hat diesbezüglich die „DAB-Plattform im VDA“ eingerichtet, deren Mitglieder sich aus Automobilherstellern, Sendernetzbetreibern, Programmanbietern, Industrie, dem Bundesministerium für Wirtschaft und dem ZVEI zusammensetzen.

Insgesamt gibt es im gesamten Bundesgebiet etwa 100 DAB-Programme. Eine bundesländerspezische Übersicht der regional verfügbaren Programme ist unter Digitalradio.de [2] verfügbar.

[Bearbeiten] Verfügbarkeit in der Schweiz

Der Bundesrat erteilte am 17. Februar 1999 der SRG SSR idée suisse die Konzession zum Aufbau eines DAB-Netzes in der Schweiz. Noch im gleichen Jahr gingen im Grossraum Bern-Solothurn die ersten Sender in Betrieb. Weiter folgten in den Jahren 1999 und 2000 die Regionen Interlaken-Bern-Biel, Baden-Zürich-Winterthur, sowie die Genferseeregion und die Agglomeration Basel. Seit 2001 ist DAB auf den Hauptverkehrsachsen Ost-West (inklusive der grossen Tunnels) und Teilen der Nord-Südachse empfangbar. Derzeit (Stand März 2007) können 80 % der Schweizer Bevölkerung DAB empfangen. Bis Ende 2009 soll DAB in der die ganzen Schweiz zu empfangen sein.

Die SRG SSR idée suisse strahlt in den drei Sprachregionen je ein eigenes Programmensemble mit 9 bis 11 Sendern aus. Voraussichtlich im Frühling 2007 werden 8 private Programme für das 2. DAB-Ensemble in der Deutschschweiz konzessioniert. 18 Anbieter haben dafür ein Konzessionsgesuch eingereicht. Die SRG SSR idée suisse erhält zwei zusätzliche Konzessionen.

[Bearbeiten] Ausbau

Offiziell erklärtes Ziel der Europäischen Kommission ist es, den analogen Rundfunk bis zum Jahr 2010 (siehe Analogabschaltung) abzulösen. Aufgrund der derzeitigen Fortschritte wird es allerdings nicht anzunehmen sein, dass dieses Ziel erreicht wird. Im Zuge auslaufender Förderprogramme haben in der Vergangenheit einige Programme die Ausstrahlung über DAB eingestellt, während auf der anderen Seite jedoch wieder neue hinzukamen.

Im Juni/Juli 2006 tagte in Genf die Internationale Wellenkonferenz RRC 06, in deren Rahmen die Frequenzen für den digitalen Rundfunk (Hörfunk und TV) im VHF-Band III und im UHF-Bereich (Band IV und V) neugeordnet wurden. Im Ergebnis wurde dem Wunsch der Bundesrepublik Deutschland vollständig entsprochen, so dass zukünftig zwei weitere nationale Bedeckungen mit rund 12–18 DAB- oder entsprechend viele DMB-Programme möglich sind. Insgesamt stehen somit dann drei Bedeckungen mit rund 18–24 Programmen im VHF-Band III und weitere drei Bedeckungen mit ebenfalls 18–24 Programmen im L-Band zur Verfügung.

Darüber hinaus wird die ARD DVB-T aus dem VHF-Band III in den für DVB-T günstigeren UHF-Bereich verlegen. Damit stehen für DAB/DMB im VHF-Band III weitere vier nationale Bedeckungen für ca. 24 - 36 DAB- oder entsprechend viele DMB-Programme zur Verfügung. Insgesamt bietet sich somit die Möglichkeit im Band III über 7 Bedeckungen rund 42 - 63 DAB-Programme und im L-Band über 3 Bedeckungen zusätzlich rund 18 - 24 DAB-Programme, also insgesamt über 10 Bedeckungen rund 60 - 87 DAB- oder entsprechend viel DMB-Programme zu verbreiten.

Die entsprechenden Abstimmungen mit den Landesmedienanstalten mit dem Ziel einer zügigen Umsetzung der RRC 06 dazu laufen bereits. Endgültige Ergebnisse werden noch in diesem Jahr erwartet, so dass die Ausschreibungen für weitere DAB-Programme dann zügig beginnen können.

[Bearbeiten] Markt

DAB wird in Deutschland als Digital Radio beworben. Seit 2004 steht für interessierte Verbraucher eine größere Auswahl an Empfangsgeräten zur Verfügung, womit ein Hemmnis aus den Anfangsjahren aus dem Weg geräumt wurde. Weltweit wurden etwa 12 Millionen DAB-Empfänger verkauft. Davon in Deutschland ca. 200.000 bis 300.000.

In Großbritannien ist DAB aufgrund einer guten Inhouse-Versorgung, der Programmvielfalt in Verbindung mit starker Promotion des Sendernetzbetreibers Digital One, der BBC und dem DRDB sehr erfolgreich. Es wurden bislang 3,5 Millionen DAB-Empfänger verkauft. Die Handelskette Dixons hat UKW-Radios aus dem Verkauf genommen, da sie sich zukünftig ganz auf den Verkauf digitaler Empfänger konzentrieren möchte. DAB-Empfänger werden in Großbritannien umgerechnet bereits ab 44 € angeboten.

In Deutschland rät der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) beim Neukauf eines Radios zur Anschaffung eines Kombigerätes (für UKW- und DAB-Empfang). Der ADAC fordert, dass zukünftig kein Autoradio mehr ohne DAB verbaut werden sollte, und rät seinen 16 Mio. Mitgliedern ebenfalls zur Anschaffung eines Kombigerätes.

Die Gründe für die zögerliche Marktdurchdringung in Deutschland sind vielfältig. Einerseits ist der Anschaffungspreis eines DAB-Empfängers im Vergleich zu herkömmlichen UKW-Empfängern noch sehr hoch. Außerdem ist der funktionsbedingte größere Energieverbrauch der DAB-Empfänger im Vergleich zu UKW-Empfängern besonders für den Empfang mit portablen Geräten sehr problematisch. Weitere Gründe liegen im noch nicht ausreichenden Programmangebot und der nicht immer ausreichenden Inhouse-Versorgung. Mit der Umsetzung der RRC06 werden jedoch in Zukunft deutlich mehr Programme mit Sendeleistungen bis zu 10 KW ausgestrahlt. Darüber hinaus erwartet man einen deutlichen "Push" vom sogenannten Handy-TV, da zumindest die auf terrestrischem DMB-Empfang basierenden Geräte auch DAB empfangen können.

DAB ist länderbezogen unterschiedlich erfolgreich. Eine gute Übersicht bezüglich des länderspezifischen Ausbaus befindet sich unter Worlddmb.org [3].

[Bearbeiten] Technik

Die Audiodaten der Programme werden bei DAB zunächst mittels MUSICAM (MP2) mit Datenraten von 32 bis 256 kbit/s codiert. Die Bitrate liegt zwar um den Faktor 7 unter der einer Audio-CD, durch spezielle Codec-Verfahren wird aber eine der Audio-CD vergleichbare Qualität erreicht, solange die Bitrate nicht zu gering gewählt wird (vgl. mp3). Aus Kostengründen wird von vielen Sendern die maximal mögliche Datenübertragungsrate nicht realisiert.

Um den Qualitätsanspruch auch mit niedrigen Bitraten erfüllen zu können, reichte WorldDMB das Verfahren HE AAC+ v2 als weiteres Kodierungsverfahren für DAB zur Standardisierung ein. [4].

Für die Übertragung werden mehrere Audiodatenströme zusammen mit ebenfalls möglichen reinen Datendiensten zu einem sogenannten Ensemble mit hoher Datenrate zusammengeführt. Der so entstandene Multiplex wird mittels Coded Orthogonal Frequency Division Multiplex (COFDM) moduliert. Dieses Verfahren ist im Vergleich zur analogen Ausstrahlung deutlich robuster gegenüber Störungen. Zudem ist es möglich, weite Flächen mit nur einer Frequenz abzudecken (Gleichwellennetz). Dadurch ist die Frequenzökonomie, also der Verbrauch von Spektrum je Programm, bei DAB meist deutlich besser.

Für DAB verwendet in Deutschland zur Übertragung die folgenden Frequenzbereiche:

  • im Band III (174–230 MHz), bisher der ehemalige Fernsehkanal 12 (223–230 MHz), sowie
  • im L-Band den Bereich von 1452–1492 MHz.

Das Band III findet überwiegend Verwendung für die regional ausgestrahlten Ensembles, während das L-Band, aufgrund höherer Kosten, bei DAB zur Ausstrahlung lokaler Ensembles genutzt wird.

Da die Frequenzen im L-Band aufgrund der hohen Frequenz eine höhere Sendeleistung erfordern, wird DAB im L-Band mit Sendeleistungen von bis zu 4 KW ausgestrahlt.

Seit dem 30. Mai 2006 wird im L-Band in den Ballungsräumen DMB ausgestrahlt. Informationen dazu unter Digital Multimedia Broadcasting.

[Bearbeiten] Probleme mit dem Sendeplatz

Für DAB reicht eine Sendeleistung von 10 kW aus, um eine ausreichende Inhouse-Versorgung zu gewährleisten. Oft werden für die Übertragung eines vergleichbaren Programmes auf UKW 100 kW eingesetzt. Die für DAB verwendeten Frequenzen liegen im Band III auf den Kanälen 12 A bis D direkt neben den von der Bundeswehr genutzten Kanälen 13 A bis F, die ursprünglich auch DAB zugewiesen worden sind, jedoch entgegen dieser Zuweisung nicht geräumt wurden [5]. Die Bundeswehr befürchtet, im Gegensatz zu anderen Natostaaten, Störungen auf Ihren Frequenzen und erlaubt für DAB, je nach Kanal, nur eine Sendeleistung von maximal 1 bis 4 KW, was einen Inhouse-Empfang erschwert. Auch die Ausstrahlung im hochfrequenten L-Band erweist sich als wenig ideal. Hohe Frequenzen werden durch Mauerwerk u. ä. wesentlich stärker absorbiert als niedrigere Frequenzen. Deshalb ist entweder eine deutlich höhere Abstrahlleistung notwendig oder die Sender müssen enger gesetzt werden. Dieser Erkenntnis wurde zwischenzeitlich Rechnung getragen. Man setzt nunmehr auch für die Verbreitung der lokalen Hörfunk-Programme verstärkt auf das Band III.

[Bearbeiten] Datendienste

Neben der reinen Audioübertragung sind folgende Datendienste und Typen in DAB bereits spezifiziert:

MOT (Multimedia Object Transfer Protocol, ETSI-Standard EN 301 234): MOT ist ein Protokoll, um in einem Push-Broadcast-Verfahren beliebige Dateien an den Empfänger zu übertragen. Im Gegensatz zu FTP und anderen IP-bezogenen Protokollen berücksichtigt MOT die Schwierigkeiten bei einer unidirektionalen Verbindung. Dateien werden als Segmente übertragen, die wiederholt werden können, sodass der Empfänger die vollständige Datei über die Zeit hinweg zusammensammeln kann. Spezielle Zusatzinformation (im MOT-Header) beschreiben das übertragene Objekt sowie weitere Attribute (Kompression, Anwendungstyp etc.). MOT ist die Basis für das Broadcast-Website-Verfahren (BWS), mit dem dem Empfänger ein ganzer HTML-Baum mit Startseiten und interaktiven Elementen übertragen werden kann. MOT kann entweder im MP2-Datenstrom eines Audiokanals übertragen werden (PAD, Programm Associated Data) oder als reiner Datendienst in einem Paketdatenkanal (manchmal N-PAD genannt). Eine interaktive Online-Demo befindet sich hier.

DLS (Dynamic Label Service): Übertragung von Radiotext-ähnlichen Informationen (Interpret etc.) in einem Audioprogramm als PAD. Es können maximal 128 Zeichen pro Nachricht übertragen werden.

IP over DAB (ETSI-Standard EN 101 735): Übertragung von IP-Paketen über DAB; damit können IP-basierte Dienste (zum Beispiel Videostreams) auf den Empfänger übertragen werden. Ohne Rückkanal sind allerdings nur Broadcast/Multicast-Daten sinnvoll.

TMC (Traffic Message Channel): Aus RDS übernommene Übertragung kodierter und stark komprimierter Verkehrsinformationen, die über ein Codebuch wieder in lesbaren Text bzw. Hilfestellungen für Navigationssysteme umgewandelt werden können.

Weitere Dienste sind problemlos in DAB zu übertragen, da sie über spezielle Verwaltungsinformationen im Multiplex signalisiert werden können.

TPEG (Transport Protocol Experts Group): Multimodale Verkehrs- und Reiseinformationen.

DAB/DMB eröffnet somit die Möglichkeit eines schnellen Datenkanals, auf dem neben TMC-Daten (Traffic Message Channel) wesentlich größere Datenmengen mit einer um Faktor 100 höheren Geschwindigkeit übertragen werden können. Dies ermöglicht nicht nur die Übertragung wesentlich detaillierter Meldungen, sondern zusätzlich auch innerstädtische Meldungen, welche aufgrund des hohen Datenvolumens und einer nach oben begrenzten Location-Liste über TMC nicht mehr übertragen werden können. TPEG befindet sich derzeit in der RTIG (Road Traffic Information Group) in Spezifikation. Die RTIG ist ein Zusammenschluss des TMC-Forums unter ERTICO in Brüssel und der TPEG-Group bei der EBU in Genf. Darüber hinaus gibt es noch in Deutschland die Arbeitsgruppe mobile.info unter Beteiligung von BMW, DaimlerChrysler, VW-Audi, Bosch-Blaupunkt, DDG, FhG, GEWI, Navteq, Tele Atlas, T-Systems und VDO-Siemens. Diese Gruppe spezifiziert in Abstimmung mit der RTIG ein besonders schlankes, auf die automobilen Belange zugeschnittenes TPEG Automotive, welches sich durch sehr geringe Verbreitungskosten bei hoher Effizienz auszeichnet.

[Bearbeiten] Quellen

  1. ETSI.org Von hier kann das DAB-Spezifikationsdokument der ETSI nach einer kostenlosen Registrierung bezogen werden; der Suchstring lautet 300401
  2. Digital Radio.de zeigt Übersicht über regional verfügbare DAB-Programme in den deutschen Bundesländern
  3. WorldDMB bietet Übersicht des länderspezifischen Ausbaus von DAB-Netzen
  4. Details unter WorldDMB News PDF auf WorldDMB "NEWS" zum zusätzlichen Kodierungsverfahren HE AAC+
  5. heise.de: Digitalradio im Auto

[Bearbeiten] Siehe auch

Digitalradio – alle technischen Verfahren für digitalen Hörfunk im Überblick

[Bearbeiten] Weblinks

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