Dschinn
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Dschinn (arabisch: جني/جن/جان Dschinni bzw. kollektives „Dschinn” bzw. „Dschann”, „Dämon”, „Geist” von جن dschunna, „besessen oder wahnsinnig sein”; auch Djinni oder Jinns)
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[Bearbeiten] Merkmale
Bereits in früherer Zeit, von den Nomadenstämmen des iranischen Hochlandes, sind Wesen bekannt, die als willensfreie Geschöpfe Gottes außer dem Menschen existieren. Bei den vorislamischen Arabern rührte die „Unheimlichkeit” ungewöhnlicher Dinge von den Dschinn (Geistern) her. Die Dschinn sollen sich in der Wüste, Bäumen, Sträuchern, Ruinenstätten, Schlangen und vor allem an Orten, die dunkel und/oder feucht sind, wie Erdlöcher, oder nachts in einem Hamam aufhalten. Dschinn sind in der koranischen Schöpfungsgeschichte von Engeln dadurch zu unterscheiden, dass sie aus „rauchlosem Feuer” (Sure 15, 27) erschaffen sind, wohingegen die Engel aus Licht erschaffen wurden. Anders als Engel und Peris sind Dschinn Lebewesen, die, wie die Menschen, die Schöpfung bevölkern. Sie haben Familien (der Volksmund kennt sogar Geschichten von Menschen, die mit Dschinnen verheiratet sind - Rafik Schami hat so einer Verbindung sogar eine Erzählung gewidmet), Religionszugehörigkeiten, Vorlieben und Abneigungen.
Sie unterliegen, wie die Menschen, den Gesetzen des Koran (sie haben aber, wie Menschen, einen eigenen Willen und können sich auch bewusst gegen die Gesetze Gottes wenden) und müssen sich ebenso wie diese um ihr Seelenheil bemühen (durch Beten, Fasten etc.). Und so wie Menschen gibt es unter den Dschinnen solche mit gutem und solche mit bösem Charakter - was ihnen jedoch allen zueigen ist, ist ihre Scheu vor dem Menschen. Zusammenkünfte zwischen den beiden sind also rein zufälliger Natur oder sie müssen vom Menschen bewusst durch Beschwörung (z.B. durch das Zitieren oder das falsch Zitieren bestimmter Koranverse, über ein Medium wie Wasser, Feuer, Papier, usw.) erzwungen werden. Diese Beschwörung bereite einem Dschinn jedoch ungeheure Schmerzen, weswegen er nur ungern mit dem Menschen kooperieren, sondern eher dessen Wünsche vereiteln, zu dessen Ungunsten auslegen oder sich im schlimmsten Fall sogar an seinem Beschwörer rächen würde. Bestechungsversuche seien daher ratsam.
Die Beschwörung ist im islamischen Glauben verboten, dennoch ist die Ausübung der Geisterbeschwörung und Magie, besonders in Afrika, weit verbreitet.
Gegen die Einflüsse der Dschinn rät der türkische Volksglaube das Tragen von Cevşen, einem meistens ledernen Amulett, in das Koranverse und Gebete eingebunden sind. Wobei, je nach Auslegung, der Dschinn (wenn er denn böse war) vor den heiligen Worten zurückschreckt oder die Worte Gottes die Ordnung herstellen, in dem sie den Dschinn wieder in seine Welt zurückbringen.
Zahlreich erscheinen Dschinne in den Erzählungen aus 1001 Nacht. Hier unterscheidet der heute lebendige Volksglaube aber Märchen und „Wirklichkeit”. Während die Dschinne in Märchen unglaublich mächtige Individuen mit übernatürlichen Kräften sind, sind die „echten” Dschinne in ihren Möglichkeiten weitaus begrenzter. Sie haben jedoch die Möglichkeit, dem Menschen Schaden zuzufügen, insbesondere wenn dies durch Magier heraufbeschworen wird. Es ist anzunehmen, dass es sich bei den meisten parapsychologischen Phänomen um Dschinn und nicht etwa um die Geister verstorbener Menschen handeln könnte. Dschinn sind wahrscheinlich auch dazu in der Lage, Menschen zu töten. Aicha Qandicha ist eine Erscheinung gewesen, die laut marokkanischen Erzählungen zahlreiche Männer verführt und getötet haben soll.
Im Koran werden die Dschinn häufig erwähnt, ja sogar eine eigene Sure ist ihnen gewidmet (Sure 72). Man sagt, es gäbe drei Dschinn-Arten:
- Dämonen, die den Menschen Schaden und Schrecken zufügen,
- Mittelwesen, die wie die Menschen die Schöpfung bevölkern und
- Doppelgänger der Menschen.
Weitverbreitet ist der Glaube, dass ein Mensch, der im Traum oder in der Wirklichkeit von einem Dschinn eingeladen wird und ihm folgt, in seiner Welt verschwindet und nie wieder gesehen wird. Ähnliches berichtet auch der nordische Seelen- und Marenglaube über Feen.
Andere Geschichten erzählen, dass man Schweigen muss, wenn man einem Dschinn begegnet oder man würde seine Zunge verlieren.
Im Islam sind Dschinn in verschiedene Klassen unterteilt, die je nach Tun und Motivation unterschieden werden. Dabei gibt es muslimische und nicht-muslimische Dschinn. So stellten einige Dschinn bei einer Versammlung fest, dass sie keine Engel sprechen hörten. Sie zogen auf der Suche nach dem Grund los und fanden Mohammed beim Koran lesen. Jene Dschinn konvertierten zum Islam. Die nicht-muslimischen Dschinn dagegen können auf Grund ihrer Willensfreiheit jeder Glaubensrichtung angehören.
Die Sage des Dschinn kommt aus Arabien. Es heißt, dass Dschinn aus Feuer gemacht worden sind, wie der Mensch aus Erde und Engel aus Licht. Den Legenden zufolge hat der Dschinn eine große Abneigung gegen die verschiedensten Metalle. Silber ist hierbei das am häufigsten genannte Metall, das gegen Dschinn helfen soll; es soll ihre Haut verbrennen. Dschinn sollen sich in Tiere oder Gegenstände verwandeln können, oder auch in der Lage sein, von anderen Lebewesen Besitz zu ergreifen. Nach der modernen Roman-Trilogie von Jonathan Stroud leben die Dschinn in einer anderen Welt, die sich „der Andere Ort” nennt.
Die Beschwörung von Dschinn soll ihnen schreckliche Qualen bereiten, was sie dazu bringt, sich gegen den Beschwörer aufzulehnen und nicht seine Wünsche, sondern seine Ängste zu erfüllen. Dies erreichen sie manchmal durch eine etwas spitzfindige Auslegung dieser, meist sehr egoistischen und materiellen Wünsche. Man denke als Vergleich an die Sage von König Midas, auch wenn sie aus einem anderen mythologischen Kreis stammt. Daher wäre von einer solchen Beschwörung abzuraten, selbst wenn sie funktionieren würde.
Es gibt auch recht unterschiedliche Meinungen, wie alt ein Dschinn werden kann. So wird zum Beispiel überliefert, dass die Lebenskraft erst versiegt, wenn die Zauberkraft oder die Macht, sich zu verwandeln, aufgebraucht sind. Andere Überlieferungen sprechen von relativer Unsterblichkeit, d.h., sie sterben keines natürlichen Todes, könnten aber sehr wohl getötet werden.
Zum Dschinnglauben gehört auch der Glaube an die drei freien Wünsche. Danach gilt: wenn ein Dschinn (in eine Flasche) eingesperrt wurde und sie geöffnet wird, muss der Dschinn dem Öffner drei Wünsche erfüllen. Die Dschinn sind Teil einer Kategorisierung von „Wesenheiten” des „anderen Ortes”. Diese Wesen unterteilen sich (nach J. Stroud) in einer Rangfolge von vergleichsweise niederen Wesen wie Kobolden, hin zu Foliots, Dschinn, Afriten, (Ifriten) und Mariden.
Die Dschinn gaben u.a auch Christoph Martin Wielands Märchensammlung Dschinnistan ihren Namen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Zbinden, Ernst: Die Djinn des Islam und der altorientalische Geisterglaube. Paul Haupt Verlag 1953.
- Die Geschichte Aladin und die Wunderlampe ist eines der bekanntesten Märchen, die in Europa als „Märchen aus 1001 Nacht” überliefert werden. Mit Hilfe eines Dschinns, ein guter Geist aus der Öllampe, besteht er seine Abenteuer.
- „Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer” von Philip Kerr
- As-Safa (auch: Safa), Ihwan (auch: Ikhwan oder Ichwan): Mensch und Tier vor dem König der Dschinnen. Aus den Schriften der Lauteren Brüder von Basra. (etwa 10. Jhdt). Hrsg. u. übers. v. Alma Giese, ca. 200 S. Hamburg: Felix Meiner, 1990. Gerichtsverhandlung um das Problem, ob sich die Menschen als Machthaber über die Tiere aufführen dürfen; viel Aufschlussreiches über die Dschinn. Ist ein Teil von: Rasa'il ichwan as-safa' wa chillan al-wafa. Siehe: Enzyklopädien aus dem arabischen Kulturkreis.
- Jonathan Stroud: Bartimäus - Das Amulett von Samarkand, Bartimäus - Das Auge des Golem und Bartimäus - Die Pforte des Magiers