Ehrengrab
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Ehrengrab ist Ausdruck der Ehrung Verstorbener durch Städte oder Gemeinden für Bürger, die zu Lebzeiten besondere Verdienste erworben haben. Wenn keine Nachkommen oder Institutionen vorhanden sind, die sich um die Gräber dieser Persönlichkeiten kümmern, übernehmen die Gemeinden oder Städte zudem die Verantwortung für die Gräber und finanzieren die Grabpflege. So wird zum einen die Erinnerung an die verdienten Bürger wach gehalten. Zum anderen werden mit den Ehrengräbern vielfach Zeugnisse der Kulturgeschichte bewahrt, wenn zum Beispiel Friedhöfe geschlossen und kunstvolle Grabstätten durch aufwändige Umbettungen nur mit öffentlichen Mitteln erhalten werden können.
Die Vergabe, Finanzierung und Pflege von Ehrengräbern wird in den deutschsprachigen Ländern in ihren Grundzügen ähnlich gehandhabt. Deshalb wird im folgenden am Beispiel Berlins, das die größte Anzahl derartiger Stätten unterhält, die entsprechende Verordnung stellvertretend für weitere Gemeinden und Städte dargestellt. Die anschließende Auflistung einiger weiterer Städte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und hat illustrativen Charakter.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Berlin
Von den rund 200 Berliner Friedhöfen enthalten ca. 80 Friedhöfe rund 740 Ehrengrabstätten mit über 800 Ehrengräbern; die Differenz erklärt sich aus der Tatsache, dass in einigen Familiengräbern mehrere geehrte Personen bestattet sind. Die Berliner öffentliche Ehrengrabpflege geht auf einen Beschluss des Senates aus dem Jahr 1952 zurück und wurde durch eine Allgemeine Anweisung für die Anerkennung, Überlassung und Pflege ... geregelt, die zu Beginn 60 Grabstätten zu Gute kam. Die heutige Grundlage bildet § 12, Abs. 6 des „Gesetzes über die landeseigenen und nichtlandeseigenen Friedhöfe Berlins“ (Friedhofgesetz) vom 1. November 1995. Danach stellt das Land Berlin unentgeltlich Ehrengräber zur Verfügung, deren Kosten von den zuständigen Bezirksämtern getragen werden:
- Für Verstorbene, denen die Bundesregierung oder die Regierung eines Landes ein Staatsbegräbnis gewährt hat oder denen das Ehrenbürgerrecht verliehen worden ist, sowie für ihre Ehegatten über den Ablauf der Ruhezeit hinaus.
- Für Verstorbene, denen die Ehrenbezeichnung «Stadtältester» verliehen worden ist sowie deren Ehegatten für die doppelte Dauer der Ruhezeit.
- Für Verstorbene, die Empfänger von Ehrenruhegeld waren oder sich um Berlin besonders verdient gemacht oder über Berlin hinaus hervorragende Leistungen vollbracht haben oder deren Andenken in der Öffentlichkeit fortlebt, sowie für deren Ehegatten.
Vorschläge zur Anerkennung von Ehrengräbern kann jeder Bürger bei der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einreichen. Die Ernennung erfolgt – frühestens 5 Jahre nach dem Tod der vorgeschlagenen Person – durch Senatsbeschluss für die geltende Mindestruhezeit von 20 Jahren, die in der Regel anschließend verlängert wird. Die Grabstätten werden mit rötlichen Steinen gekennzeichnet, die die zweizeilige Aufschrift Ehrengrab, Land Berlin über dem Wappen der Stadt tragen. Berliner Ehrengräber haben beispielsweise Dietrich Bonhoeffer, Bertolt Brecht, Wilhelm Busch, Theodor Fontane, die Brüder Grimm, Heinrich von Kleist, Otto Lilienthal, Felix Mendelssohn Bartholdy, Ernst Reuter, Joachim Ringelnatz, Heinrich Zille und Arnold Zweig.
Im Jahr 2003 entschied der Senat, die aus den USA überführte Urne des in Berlin geborenen Philosophen Herbert Marcuse in einem Ehrengrab beizusetzen. Auch der 2004 verstorbene Starfotograf Helmut Newton, der 1920 als Helmut Neustädter in Berlin zur Welt kam, erhält auf Beschluss ein Ehrengrab, wobei der Senat von der Regel, erst 5 Jahre nach dem Tod zu entscheiden, als Ausnahmeregelung abrückte. Eine weitere Ausnahmeregelung hatte der Senat beispielsweise 2002 für Hildegard Knef vorgenommen.
[Bearbeiten] Wien
Um den Wiener Zentralfriedhof für die Bevölkerung attraktiv zu machen, wurden in vielen Teilen Ehrengräber angelegt, die berühmten Persönlichkeiten gewidmet waren. Zu diesem Zweck wurden bereits vor Anlegung des Zentralfriedhofes verstorbene Berühmtheiten wie Ludwig van Beethoven und Franz Schubert hierher überführt und in Ehrengräbern bestattet oder erhielten wie Wolfgang Amadeus Mozart ihnen gewidmete Grabdenkmäler. Zur Zeit gibt es 338 Ehrengräber und 571 ehrenhalber gewidmete Gräber.
[Bearbeiten] Salzburg
In Salzburg erfolgt die Erklärung zum Ehrengrab durch den Gemeinderat der Stadt für einen dreißigjährigen Zeitraum und kann dann jeweils um dreißig Jahre verlängert werden. Dem Schriftsteller Hermann Bahr, dem Bergsteiger Ludwig Purtscheller und rund weiteren 25 verdienten Bürgern richtete die Mozartstadt Ehrengräber auf dem Kommunalfriedhof ein.
[Bearbeiten] Zürich
Zürich unterhält beim Krematorium Nordheim ein so genanntes Ehrengrab der Anatomie. In diesem Gemeinschaftsgrab werden auf Wunsch die Urnen von Personen beigesetzt, die sich nach ihrem Tod dem Anatomischen Institut der Universität Zürich für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt hatten.
[Bearbeiten] Weitere Städte
- Deutschlands größter Parkfriedhof, der Hamburger Friedhof Ohlsdorf, richtete zum Gedenken das Ehrengrab für die Opfer des Nationalsozialismus und Widerstandes 1933-1945 ein.
- Unter den 49 Ehrengräbern von Hannover befindet sich die Ruhestätte von Kurt Schumacher.
- Die Stadt Kassel erinnert mit einem Ehrengrab an Louis Spohr.
- Kiel unterhält rund 25 Ehrengräber, beispielsweise auf dem Friedhof Russee eine Stätte für den Lehrer Johann Heuck.
- Der Schriftsteller Cäsar Flaischlen fand ein Ehrengrab auf dem Stuttgarter Pragfriedhof.
Siehe auch: Liste berühmter Friedhöfe, Liste der Ehrenbürger, Auszeichnung
[Bearbeiten] Quellen und Weblinks
Die Zitate sind folgender Website der Edition Luisenstadt entnommen: