Flavius Dalmatius
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Flavius Dalmatius († 337/38), auch bekannt als Dalmatius der Zensor, war der Sohn des Constantius Chlorus und seiner Frau Theodora und damit Halbbruder Konstantins des Großen. Dalmatius gelangte als Mitglied der konstantinischen Dynastie zu beträchtlichem Einfluss am Hof Konstantins, der ihn zum Konsul des Jahres 333 ernannte und für ihn den Titel eines Zensors reanimierte. Dalmatius wurde schließlich 337 oder 338 – wie seine Söhne Dalmatius und Hannibalianus – in den Wirren nach dem Tod Konstantins ermordet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Das römische Reich durchlief zu Beginn des 4. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Wandel. Dalmatius’ Halbbruder Konstantin der Große hatte sich in den Nachfolgekämpfen, die mit dem Ende der von Kaiser Diokletian begründeten Tetrarchie ausbrachen, durchgesetzt und begründete so die konstantinische Dynastie, der auch Dalmatius angehörte.
Bedeutsam war seine Regierungszeit vor allem aus zwei Gründen: Zum einen verlagerte Konstantin die Zentralmacht mit der neuen Hauptstadt Konstantinopel in den Ostteil des Reiches, der ohnehin immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte. Zum anderen förderte er das Christentum und leitete somit die Christianisierung des römischen Reiches ein. Auch wenn die traditionellen Götterkulte nicht abgeschafft wurden, verloren sie doch an Kraft und Einfluss.
[Bearbeiten] Leben
Dalmatius war der Sohn des Constantius Chlorus und seiner Frau Theodora. Seine Geschwister waren Julius Constantius, Flavius Hannibalianus, Flavia Iulia Constantia, Anastasia und Eutropia. Er war vermutlich – abgesehen von dem aus einer anderen Verbindung seines Vaters stammenden Konstantin – der älteste Sohn.[1] Dalmatius verbrachte seinen Jugend im gallischen Tolosa, dem heutigen Toulouse, vermutlich, weil er von Konstantins Mutter Helena vom Hof ferngehalten wurde.[2] Dort wurden vermutlich auch seine beiden Söhne Dalmatius und Hannibalianus geboren. Im Verlauf der 320er Jahre kehrte er nach Konstantinopel an den Hof seines Halbbruders zurück und wurde 333 zum Konsul ernannt. In die gleiche Zeit fällt seine Auszeichnung mit dem alten Titel des Zensors, den Konstantin offensichtlich eigens für seinen Halbbruder wiederbelebte.
334 residierte Dalmatius in Antiochia, wo er vor Gericht den Fall des antiarianischen Bischofs Athanasius untersuchte, der des Mordes angeklagt war. Im selben Jahr unterdrückte Dalmatius die Revolte des Calocaerus, der auf Zypern zum Kaiser ausgerufen worden war. Dalmatius ließ den Usurpator in Tarsus verbrennen. Im darauffolgenden Jahr rettete er mit einigen Soldaten Athanasius beim Konzil von Tyros das Leben. Damit war dessen Leidensgeschichte aber noch lange nicht zu Ende. Ein möglicher weiterer Aufstieg blieb Dalmatius verwehrt, denn nach dem Tod Konstantins im Mai 337 fiel er einer von Soldaten ausgeführten Säuberungsaktion zum Opfer. Auch der jüngere Dalmatius und Hannibalianus wurden getötet. Es ist unsicher, wer diese Morde in Auftrag gab und wann genau sie stattfanden.[3]
[Bearbeiten] Literatur
- Wilhelm Ensslin: Dalmatius Censor, der Halbbruder Konstantins I. In: Rheinisches Museum für Philologie 78, 1929, S. 199–212.
- Timothy David Barnes: The New Empire of Diocletian and Constantine. Harvard University Press, Cambridge–London 1982, S. 105.
- Bruno Bleckmann: Flavius Dalmatius [1]. In: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Band 3, Sp. 287f.
- Arnold Hugh Martin Jones, John R. Martindale und John Morris: Fl. Dalmatius 6. In: The Prosopography of the Later Roman Empire. Band 1, Cambridge 1971, S. 241.
- Klaus Rosen: Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, S. 37, 49f., ISBN 3-608-94296-3.
- Otto Seeck: Delmatius (2). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band IV,2, Sp. 2455f.
[Bearbeiten] Weblinks
- Michael DiMaio, Jr.: Fachwissenschaftliche Kurzbiografie (englisch) aus De Imperatoribus Romanis (inkl. Literaturangaben).
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ So Otto Seeck, RE, Bd. IV,2, Sp. 2455, weil er als erster Konsul wurde und bei Aufzählungen der Brüder immer als erster genannt wird.
- ↑ Libanios, Rede 1,434.
- ↑ Zu den Morden nach Konstantins Tod siehe etwa Richard Klein, Die Kämpfe um die Nachfolge nach dem Tode Constantins des Großen, in: Richard Klein, Roma versa per aevum. Ausgewählte Schriften zur heidnischen und christlichen Spätantike, hrsg. von Raban von Haehling und Klaus Scherberich, Georg Olms Verlag, Hildesheim–Zürich–New York 1999, S. 1–49, ISBN 3-487-11032-6 (Spudasmata 74).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Flavius Dalmatius |
ALTERNATIVNAMEN | Dalmatius der Zensor |
KURZBESCHREIBUNG | Konsul und Zensor unter seinem Halbbruder Konstantins des Großen |
STERBEDATUM | 337/38 |