Florentine Rost van Tonningen
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Florentine „Florrie“ Sophie Rost van Tonningen-Heubel (* 14. November 1914 in Amsterdam als Florentine Heubel; † 24. März 2007 in Waasmunster) war eine rechtsextreme niederländische Aktivistin und eine Leitfigur der Rechtsradikalen und Revisionisten Europas.
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[Bearbeiten] Leben und Tätigkeit bis 1945
Florentine Heubel wurde in Amsterdam als jüngstes Kind einer angesehenen Bankiersfamilie geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie mit ihren beiden älteren Brüdern und ihrer älteren Schwester in Hilversum. Wegen ihrer Ähnlichkeit wurde sie gelegentlich mit der Prinzessin und späteren Königin Juliana verwechselt, die sie auch persönlich kannte.
Anfang der 1930er Jahre schloss sie sich der Jugendbewegung der Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) von Anton Adriaan Mussert an. Zeitweise studierte sie auch in Berlin Biologie mit Schwerpunkt Zoologie und kam dabei in Kontakt mit Konrad Lorenz. In dieser Zeit verschrieb sie sich dem Sozialdarwinismus und begeisterte sich für die NS-Ideologie und die Hitler-Jugend.
1934 schwebte sie nach einer missglückten Operation in Lebensgefahr und verbrachte fast zwei Jahre im Krankenhaus, bis sie im Februar 1936 entlassen wurde.
Nachdem sie 1937 nach Niederländisch-Indien (heute: Indonesien) umgezogen war, verließ sie nach ihrer Rückkehr in die Niederlande zeitweilig die NSB.
Mitte 1939 lernte sie Meinoud Rost van Tonningen kennen, der bereits zu dieser Zeit einer der einflussreichsten Männer der NSB war und den sie am 21. Dezember 1940 heiratete (Trauzeuge war der "Reichsführer-SS" Heinrich Himmler).
Im April 1941 wurde Meinoud Rost van Tonningen niederländischer Finanzminister und gleichzeitig Nationalbankpräsident. Er half an führender Stelle der deutschen Besatzungsmacht bei der Kriegsführung. Dem Ehepaar wurden zwischen 1941 und 1945 drei Söhne geboren, der dritte Sohn Herre am 28. April 1945, als Florentines Bruder Wim als Wehrmachtssoldat gegen die Rote Armee fiel. Ihre drei Söhne distanzierten sich später von den politischen Aktivitäten der Mutter.
Die Alliierten und die Niederländer verhafteten nach der Befreiung der Niederlande Meinoud Rost van Tonningen als einen der führenden Kollaborateure und brachten ihn ins Gefängnis von Scheveningen. Am 6. Juni 1945 beging er dort Selbstmord, indem er sich über ein Geländer in die Tiefe stürzte.
Florentine Rost van Tonningen und ihre Anhänger haben stets bezweifelt, dass es sich um einen Selbstmord handelte, und behaupten stattdessen hartnäckig, ohne stichhaltige Indizien oder Beweise zu erbringen, er sei ermordet worden, indem er über eine Balustrade vom Treppenabsatz in die Tiefe gestoßen worden sei, nachdem man ihm mit einem Gewehrkolben den Kopf zertrümmert hätte. Schon zuvor sei er tagelang brutal gefoltert und gequält worden. In ihrem Buch Auf der Suche nach meinem Ehering schreibt Florentine Rost van Tonningen die angebliche Ermordung ihres Mannes dem Mitglied der Königsfamilie, alliierten Offizier und seit 1944 auch Oberbefehlshaber der niederländischen Streitkräfte, Prinz Bernhard zu.
Auch sie selbst wurde wegen Kollaboration angeklagt und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
[Bearbeiten] Politische Aktivitäten nach 1945 bis zu ihrem Tod
Nach ihrer Entlassung aus der Haft Anfang der fünfziger Jahre setzte sie sich mit allen Mitteln für die posthume Rehabilitation ihres Ehemannes ein. Zum Zeichen ihrer anhaltenden Trauer und zur Mahnung trat sie stets in schwarzer Kleidung auf, was ihr in den Niederlanden die Bezeichnung Schwarze Witwe eintrug. Ihre rechtsextremen Freunde und Anhänger aus ganz Europa bezeichneten sie dagegen als Florrie.
Anfang der siebziger Jahre bezog sie eine Villa im niederländischen Velp, die bald zu einer Art Wallfahrtsort für Rechtsextreme, Alt- und Neonazis, Revisionisten und Holocaustleugner wurde. Diese sehen in ihr bis heute ein Idol und eine Autorität. Die Villa wurde mehrfach von der Polizei nach verbotenem NS-Propagandamaterial durchsucht, das jeweils beschlagnahmt wurde. Über die Hausdurchsuchungen beklagte sie sich in ihren in rechtsextremen Kreisen weit verbreiteten Schriften. Öffentliche Proteste kamen auf, als Mitte der 80er Jahre in den niederländischen Medien bekannt wurde, dass sie seit vielen Jahren vom niederländischen Staat eine Pension erhielt.
Als Reaktion darauf verlegte sie im Jahr 2000 ihren Wohnsitz nach Belgien, wo sie auch zum rechtskonservativen Vlaams Blok Kontakt hielt. Mit dem belgischen NS-Kollaborateur Léon Degrelle war sie bis zu dessen Tod im spanischen Exil eng befreundet. Sie pflegte mit Gudrun Burwitz, der Tochter ihres Trauzeugen Heinrich Himmler und großen alten Dame der deutschen Rechtsextremisten, enge Beziehungen, ebenso wie mit Thies Christophersen und Robert Faurisson, und unterstützte den 1951 von Helene Elisabeth Prinzessin von Isenburg mit hochrangigen Exponenten der Kirchen (Theophil Wurm und Johannes Neuhäusler) und einer Reihe von ehemaligen hochrangigen NS-Funktionären gegründeten und bis heute aktiven Verein "Stille Hilfe".
Sie war trotz ihres hohen Alters bis zuletzt regelmäßige Teilnehmerin an Veranstaltungen der rechtsextremen Szene wie dem Ulrichsbergtreffen in Österreich und dem Europäischen Kongress der Jugend in Thessaloniki. Bis zu ihrem Tod hielt sie an der NS-Ideologie des Rassismus, Sozialdarwinismus, des Führerkults und des Antisemitismus fest. Sie war gleichzeitig seit den achtziger Jahren Vorsitzende des rechtsextremen Vereins Consortium de Levensboom („Konsortium Der Lebensbaum“), der einschlägige Schriften herausgibt.
[Bearbeiten] Bibliografie (Auswahl)
[Bearbeiten] Schriften von Florentine Rost van Tonningen
- Auf der Suche nach meinem Ehering: Ein Stück europäischer Zeitgeschichte in Holland der Jahre 1900–1990. Remer-Heipke-Verlag. Bad Kissingen 1993 – ISBN 3980280721
- Die unzerstörbaren Erlöser. Heilbringend – Unverbrüchlich. Consortium de Levensboom. Velp (Niederlande) 1993
- Holland und das Deutsche Reich. Drei Reden. Teil II. Consortium de Levensboom. Velp (Niederlande) 1989
[Bearbeiten] Über Florentine Rost van Tonningen
- Oliver Schröm/Andrea Röpke: Stille Hilfe für braune Kameraden. Aufbau-Verlag. Berlin 2006 (Taschenbuchausgabe) – ISBN 3-7466-7054-3
- Brigitte Bailer-Galanda/Wolfgang Benz/Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Die Auschwitzleugner. Elefanten-Press. Berlin 1996 – ISBN 3-88520-600-5
- Franziska Hundseder: Rechte machen Kasse. Droemer-Knaur Verlag. München 1995 – ISBN 3426800470
- Deborah Lipstadt: Leugnen des Holocaust. Rechtsextremismus mit Methode. Rowohlt-Verlag. Reinbek bei Hamburg 1996 – ISBN 349960101X
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Rost van Tonningen, Florentine |
ALTERNATIVNAMEN | Heubel, Florentine |
KURZBESCHREIBUNG | rechtsextreme niederländische Aktivistin und Leitfigur |
GEBURTSDATUM | 14. November 1914 |
GEBURTSORT | Amsterdam |
STERBEDATUM | 24. März 2007 |
STERBEORT | Waasmunster |