Franz Ferdinand von Österreich-Este
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Franz Ferdinand von Österreich-Este (* 18. Juli 1863 in Graz; † 28. Juni 1914 in Sarajevo, ermordet), war österreich-ungarischer Erzherzog und Thronfolger. Er war Sohn von Karl Ludwig von Österreich und Prinzessin Maria Annunziata von Neapel-Sizilien und der Neffe von Franz Joseph I. Das Attentat von Sarajevo, bei dem der Thronfolger und seine Frau ums Leben kamen, gilt als Auslöser des Ersten Weltkriegs.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Jugend
Durch Zufall fiel ihm als halbes Kind eine riesige Erbschaft in den Schoß. Der Herzog von Modena, Massa, Carrara und Guastella hatte seinem Vater, Karl Ludwig angeboten, einen seiner Söhne als Erben einzusetzen - mit einer Bedingung: der Erbe sollte den Namen Este annehmen und innerhalb von 12 Monaten leidlich Italienisch erlernen. Karl Ludwig informierte seine beiden älteren Söhne davon (Ferdinand Karl war noch zu jung), wobei Erzherzog Otto das Ansinnen, die italienische Sprache zu erlernen, strikt ablehnte. Franz Ferdinand hingegen verpflichtete sich dazu und nachdem der Kaiser seine Erlaubnis erteilt hatte, wurde Este seinem habsburigschen Namen angefügt und er erhielt Italienischunterricht. Das Lernen wurde für ihn allerdings fast zur Qual, da er nicht zu den vielen anderen Mitgliedern der Familie gehörte, die besonders sprachbegabt waren. Er fühlte sich sogar sein ganzes Leben lang von dieser Sprache abgestoßen und übertrug seine Abneigung sogar auf das italienisch Volk. Er hat in der Folge niemals seine ausgedehnten Besitzungen und all die prachtvollen Schlösser in Oberitalien besichtigt. Sein Interesse daran bezog sich nur darauf, möglichst viel Gewinn daraus zu erzielen.
Ab 1878 erfuhr Franz Ferdinand eine militärische Ausbildung bei der böhmischen Infanterie, den ungarischen Husaren und den oberösterreichischen Dragonern, 1899 wurde er zum General der Kavallerie befördert. Während seiner Militärzeit erkrankte er mehrmals an Lungentuberkulose, an der schon seine Mutter gestorben war, und musste im Herbst 1895 sogar vorübergehend aus dem aktiven Dienst scheiden.
Von 1892 bis 1893 unternahm er auf ärztlichen Rat mit einer Gefolgschaft eine Weltreise auf dem Torpedorammkreuzer „Kaiserin Elisabeth“. Die Reise führte ihn von Triest nach Indien, Indonesien, Australien, Japan, Kanada und Nordamerika. Seine so entstandenen Eindrücke und Erfahrungen beschrieb er im Buch „Tagebuch meiner Reise um die Erde“ (Wien, Alfred Hölder, 1895).
In den Wintern 1895 und 1896 unternahm er Kuraufenthalte in Ägypten und erholte sich entgegen vielen Erwartungen von seiner Krankheit. Nach dem Selbstmord seines Cousins Kronprinz Rudolf auf Schloss Mayerling am 30. Jänner 1889 und dem Tod seines Vaters Karl Ludwig am 19. Mai 1896 wurde Franz Ferdinand österreichischer Thronfolger.
Mehrere Versuche, ihn standesgemäß zu verheiraten, unter anderem mit der verwitweten Kronprinzessin Stephanie oder der sächsischen Prinzessin Mathilde, schlugen fehl.
[Bearbeiten] Heirat mit Sophie Chotek
Am 1. Juli 1900 heiratete Franz Ferdinand Sophie Gräfin Chotek, Hofdame (von Erzherzog Friedrich und dessen Gattin Isabella von Croy) und Tochter eines böhmischen Grafen, die anlässlich der Hochzeit zur Fürstin von Hohenberg und erst 1909 zur Herzogin von Hohenberg erhoben wurde. Trotz ihrer Herkunft aus dem böhmischen Uradel (siehe Chotek von Chotkow) galt sie als den Habsburgern nicht ebenbürtig, außerdem wurde sie von ihr übel gesonnenen Höflingen als schlicht, herb, selten lächelnd, dienstwillig, hausfraulich, bescheiden und buchstabengetreu gottesfürchtig wahrgenommen. Da sich Kaiser Franz Joseph I. nicht dazu überwinden konnte, ihre Familie in die Liste der ebenbürtigen Geschlechter aufzunehmen, erlaubte er nach langem Widerstreben nur eine morganatische Heirat, unter der Bedingung dass Sophie nicht „die künftige Kaiserin-Gemahlin“ sondern nur „Gemahlin des künftigen Kaisers“ werde, und die späteren Nachkommen des Paares, die den Familiennamen von Hohenberg trugen, keinen Anspruch auf den Thron haben.
In Böhmen und Ungarn herrschte hingegen eine konfessionelle Toleranz. Sophie hätte durchaus Königin von Böhmen und/oder Ungarn werden können, nur nicht Kaiserin von Österreich.
Die Hochzeit mit Sophie brachte Franz Ferdinand in einen großen Konflikt mit seinen Verwandten. Franz Ferdinands jüngere Brüder Otto und Ferdinand Karl erschienen nicht zur Hochzeit, ebenso wenig die Schwester Margarete Sophie. Nur seine Stiefmutter Maria Theresa kam mit ihren beiden Töchtern Maria Annunziata und Elisabeth Amalie. Ausgerechnet der brüderliche Moralapostel Ferdinand Karl heiratete später eine Bürgerliche und wurde deswegen aus dem Hause Habsburg ausgeschlossen.
Die Familie hatte ihren Sitz auf Schloss Belvedere in Wien, ihre Sommerresidenz war Schloss Konopiště in Böhmen.
Der Ehe von Franz Ferdinand mit Sophie von Hohenberg entsprossen vier Kinder:
- Sophie, Fürstin von Hohenberg (1901-1990) ∞ 1920 Friedrich, Graf von Nostitz-Rieneck (1893-1973)
- Maximilian, Herzog von Hohenberg (1902-1962) ∞ 1926 Elisabeth, Gräfin von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee
- Ernst, Fürst zu Hohenberg (1904-1954) ∞ 1936 Maria Therese Wood
- Totgeborener Sohn (*/† 1908)
[Bearbeiten] Politik
Obwohl er offiziell nie an der Führung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn beteiligt war, wirkte er aktiv in der kaiserlichen Politik mit. Dazu residierte er mit einem Beraterstab im Belvedere. Nach seiner Thronbesteigung hätte er den Namen Franz II. gewählt. Er forcierte den militärischen Aufbau der Streitkräfte (Armee und Kriegsmarine) und plante unter anderem, die Doppelmonarchie durch den „Trialismus“ zu reformieren.
Die Reformen hätten den Zusammenschluss von Kroatien, Bosnien und Dalmatien zu einem eigenen Reichsteil zur Folge gehabt, was mit dem Interesse Serbiens konkurriert hätte, ein südslawisches Königreich unter serbischer Führung zu gründen. Diese Pläne und die angeheizte öffentliche Diskussion schürten den Hass der Serben gegen Franz Ferdinand und die Habsburger. Umgekehrt gab es beim österreichisch-ungarischen Bürgertum und Adel einen antiserbischen Hass („Serbien - muß sterbien“), der von den amtlich kontrollierten Zeitungen emsig genährt wurde.
Der „Trialismus“ war als ein Schritt in Richtung der von Aurel Popovici lancierten Vereinigten Staaten von Groß-Österreich gedacht. Auf jeden Fall hätten diese Pläne die staatsrechtliche Auflösung der Union von Ungarn und Kroatien zur Folge gehabt, was Franz Ferdinand die Feindschaft der Ungarn zugezogen hätte.
Franz Ferdinand entwickelte sich dadurch zu einem gefährlichen Gegner aller Kreise bei Hofe, die durch seinen Herrschaftsantritt aus ihrer Beschaulichkeit gerissen worden wären, der ihm verhassten Ungarn und vor allem der serbischen Nationalisten.
Franz Ferdinand sorgte auch dafür, dass der 1911 wegen der Verfolgung von Präventivkriegsplänen gegen Serbien von seinem Onkel entlassene Generalstabschef Franz Graf Conrad von Hötzendorf 1912 in sein Amt zurückkehren konnte. Allerdings galt er als Gegner unüberlegten militärischen Dreinschlagens und wollte einen Krieg mit Russland vermeiden, damit der Zar und der Kaiser von Österreich sich nicht gegenseitig vom Thron stürzen und der Revolution den Weg freimachen.
Trotz seiner Reformpläne und seiner morganatischen Ehe ist er nie zu einer populären Figur geworden, was wohl auch an seinem als wenig gewinnend beschriebenem Wesen liegen dürfte. Karl Kraus, der mit ihm sympathisierte, formulierte es so: Er war kein Grüßer. Sein bis ins Reaktionäre gehende Unverständnis gegenüber allen neuen kulturellen Entwicklungen trug zusätzlich zu einem schlechten Nachruhm bei.
Im Alter von 12 Jahren nahm er den Namen Este an, weil das eine Bedingung für die Annahme des reichen Erbes des letzten Herzogs von Modena (Franz V.) war.
[Bearbeiten] Attentat von Sarajevo
Hauptartikel: Attentat von Sarajevo
Der 28. Juni gilt in Serbien als Nationaltrauertag. Es ist der Tag, an dem die serbische Armee 1389 auf dem Amselfeld von den Türken geschlagen wurde. Für die Serben war es deshalb eine Provokation, als der Erzherzog genau an diesem Tag das vor kurzem von Österreich-Ungarn annektierte Bosnien und seine Hauptstadt Sarajevo besuchen wollte, um einem Manöver der k. u. k. Truppen beizuwohnen. Die Untergrundorganisation „Mlada Bosna“ plante mit Hilfe von Mitgliedern der serbischen Geheimorganisation „Schwarze Hand“ für den Anlass ein Attentat in Sarajevo. Nach einem fehlgeschlagenen Bombenattentat tötete der 19-jährige Schüler Gavrilo Princip den Erzherzog und seine Frau am 28. Juni 1914 mit zwei Pistolenschüssen.
[Bearbeiten] Begräbnis
Franz Ferdinand und Sophie Chotek wurden nach einem vom Hofe wegen der nicht standesgemäßen Heirat bewusst bescheiden gehaltenen „Begräbnis III. Klasse“ in der Familiengruft des Schlosses Artstetten in Niederösterreich beigesetzt. Aus dem Nachlass Franz Ferdinands wurde von seinen Nachfahren im Schloss ein Museum errichtet, das ihn nicht nur als Amtsperson und Würdenträger, sondern auch als Privatmenschen zeigt.
[Bearbeiten] Die politischen Folgen des Attentats
Wie aus Protokollen von Sitzungen des k. u. k. Ministerrates für gemeinsame Angelegenheiten hervorgeht, wollte Österreich-Ungarn Serbien daraufhin mit einem Krieg für immer unschädlich machen, und stellte der serbischen Regierung am 23. Juli 1914 ein äußerst hartes, auf 48 Stunden befristetes Ultimatum, in dem es u. a. die Unterdrückung jeglicher Aktionen und Propaganda gegen die territoriale Integrität der österreich-ungarischen Monarchie verlangte und eine gerichtliche Untersuchung des Attentats unter Mitwirkung österreich-ungarischer Beamter forderte. Das Ultimatum war bewusst so verfasst, dass kein souveräner Staat es vollständig akzeptieren konnte. Das Ultimatum sei aber technisch gesehen gar keines gewesen, weil es nur den Abbruch der diplomatischen Beziehungen und (noch) nicht den Krieg androhte, eine Feinheit, auf deren Betonung der k. u. k. Außenminister Leopold Graf Berchtold großen Wert legte. Serbien antwortete auf das Ultimatum innerhalb der vorgegebenen Frist, akzeptierte es jedoch nicht bedingungslos. Schließlich erklärte Österreich-Ungarn mit deutscher Rückendeckung Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Durch die Bündnispolitik der damaligen Großmächte wurde so der Erste Weltkrieg ausgelöst.
[Bearbeiten] Literatur
- Erika Bestenreiner: Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg. Verbotene Liebe am Kaiserhof, Piper, München 2004, ISBN 3-492-04514-6
- Gordon Brook-Shepherd: Die Opfer von Sarajevo. Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie von Chotek, Engelhorn-Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-87203-037-X
- Beate Hammond: "Habsburgs größte Liebesgeschichte. Franz Ferdinand und Sophie", Ueberreuter, Wien 2001, ISBN 3-8000-3794-7
- Hertha Pauli: "Das Geheimnis von Sarajevo", Paul Zsolnay , Wien/Hamburg 1966
- Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand, der verhinderte Herrscher, Piper, München 1999, ISBN 3-492-21532-7
- Robert Hoffmann: Erzherzog Franz Ferdinand und der Fortschritt. Altstadterhaltung und bürgerlicher Modernisierungswille in Salzburg. Böhlau, Wien, Köln, Weimar 1994
- Justin Stagl (Hg.), Ein Erzherzog reist. Beiträge zu Franz Ferdinands Weltreise, Salzburg 2001.
[Bearbeiten] Weblinks
- Leben und Geschichte Franz Ferdinands (engl.)
- Genealogie Franz Ferdinands
- Miklós Horthys Erinnerungen an Franz Ferdinand (engl.)
- Attentat auf Franz Ferdinand in der österreichischen Presse (Österreichische Nationalbibliothek)
Maria Beatrice d'Este | Ferdinand Karl von Österreich | Ferdinand Karl von Österreich-Este | Franz Ferdinand von Österreich-Este | Karl Ambrosius von Österreich-Este | Maria Leopoldine von Österreich-Este | Marie Therese von Österreich-Este | Maximilian Joseph von Österreich-Este
Siehe auch: Haus Habsburg-Lothringen
Personendaten | |
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NAME | Franz Ferdinand von Österreich-Este |
ALTERNATIVNAMEN | Franz Ferdinand d'Este, Erzherzog Franz Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | österreich-ungarischer Erzherzog und Thronfolger |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1863 |
GEBURTSORT | Graz |
STERBEDATUM | 28. Juni 1914 |
STERBEORT | Sarajevo |