Friedrich Ratzel
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Friedrich Ratzel (* 30. August 1844 in Karlsruhe; † 9. August 1904 in Ammerland am Starnberger See) war ein deutscher Zoologe und Geograph.
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[Bearbeiten] Leben
Friedrich Ratzel war das jüngste von vier Kindern seines Vaters Carl Ratzel, der als Kammerdiener am Hof des Karlsruher Markgrafen diente. Behütet und sorgenfrei wuchs er in der Hofbeamtenfamilie auf. Nach Beendigung der Schulzeit begann er in Eichtersheim eine Ausbildung zum Apotheker. Nachdem er 1863 seine pharmazeutische Prüfung abgelegt hatte, arbeitete er einige Jahre als Apothekergehilfe. Zu diesem Zeitpunkt wuchs sein Interesse am naturwissenschaftlichen und philologischen Studium. Er studierte schließlich im Alter von 21 Jahren Geologie und Zoologie in Heidelberg, Jena, und Berlin. 1868 promovierte er an der Universität Heidelberg im Fach Zoologie.
Geldmangel zwang ihn schließlich, von einem seiner Reiseziele in Südfrankreich, seine Reisebriefe Mittelmeer an die Kölnische Zeitung zu senden. Ratzels Reiseberichte wurden von der Leserschaft der Zeitung gut aufgenommen und so wurde er fest angestellt. Er unternahm weitere Studienreisen nach Italien, Kuba, Mexiko, Ungarn und in die USA. 1871 ging Friedrich Ratzel an die Technische Hochschule München, um seine naturwissenschaftlichen Studien fortzuführen. Die Geographie gewann für ihn immer größere Bedeutung. 1875 schloss Ratzel seine Reisen ab und begann an der Technischen Hochschule München als Privatdozent für Geographie. Ein Jahr später erhielt er eine außerordentliche Professur in Geographie. Während seiner Tätigkeit in München veröffentlichte er unter anderem seine Werke „Die Erde in 24 gemeinverständlichen Vorträgen über allgemeine Erdkunde“ (1881) und „Die Vereinigten Staaten von Amerika“ (2 Bände, 1878-1880). Seine Werke waren der Beginn der Anthropogeographie als eigene Fachrichtung.
1877 heiratete Friedrich Ratzel eine Reisebekanntschaft aus England, Marie Wingers. 1879 und 1881 wurden seine Töchter Hedwig und Lila geboren.
1886 wurde Friedrich Ratzel an die Universität Leipzig berufen. Er erhielt den Lehrstuhl für Geographie, der durch das Ausscheiden von Ferdinand von Richthofen zur Verfügung stand. Während der nächsten 18 Jahre sollte Ratzel in Leipzig forschen und arbeiten. Einflussreiche Freunde fand er im Nationalökonomen und Historiker Wilhelm Roscher, dem Chemiker Wilhelm Ostwald und dem Psychologen und Philosophen Wilhelm Wundt. Er setzte sich für die Vergrößerung der Bibliothek und die Ausdehnung des Seminarbetriebes ein. Aufgrund seiner Beliebtheit bei der Studentenschaft stieg die Zahl der Hörer seiner geographischen Vorlesungen rasch an. Er war Mitglied in mehreren Geographischen Gesellschaften sowie im Vorstand der Leipziger Sektion der Deutschen Kolonialgesellschaft.
Noch während der Ausübung seiner wissenschaftlichen Arbeit und Lehrtätigkeit, verstarb Friedrich Ratzel am 9. August 1904, kurz vor seinem 60. Geburtstag während seines Sommerurlaubes am Starnberger See.
[Bearbeiten] Bedeutung
Ratzel gilt als Begründer der Anthropogeographie und der Politischen Geographie. Er betrat mit seiner Anthropogeographie, welche das menschliche Wesen in die geographischen Überlegungen einbezieht, bis dahin unentdecktes Neuland. Die Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen Erde, Natur und Mensch sah Ratzel als zentrale Aufgabe der neugeschaffenen Disziplin. Dadurch erhoffte er sich das Verständnis größerer Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten.
Ratzel ging von der Einheit der Menschheit aus: „So weit die Erde für den Menschen bewohnbar ist, finden wir also Völker, die Glieder einer und derselben Menschheit sind. Die Einheit des Menschengeschlechts ist also das tellurische oder planetarische Merkmal, das der höchsten Stufe der Schöpfung ausgeprägt ist. Es gibt nur eine einzige Menschenart, deren Abwandlungen zahlreich sind, aber nicht tiefgehen.“
Als einer der wichtigsten Wegbereiter der Geopolitik in Deutschland orientierte sich Ratzel stark an Charles Darwin und dem Sozialdarwinismus. Für die Beschreibung der Entwicklung von Staaten lehnte er sich an biologistische Begrifflichkeiten an, den Staat verglich Ratzel mit einem biologischen Organismus. Wachstum (und Schrumpfen) von Staaten erklärte er mit dem "Gesetz der wachsenden Räume". Diese Ideen von Ratzel, die später von dem Geographen Karl Haushofer weiterentwickelt wurden, gelten als wichtiger Impuls für die Lebensraumideologie im Nationalsozialismus. Auch für die Legitimierung der deutschen Kolonien-und Flottenpolitik spielten Ratzels geopolitische Arbeiten eine wichtige Rolle.
[Bearbeiten] Werke
- Die Vereinigten Staaten von Amerika, 1878 - 1880
- Anthropogeographie - Die geographische Verbreitung des Menschen, 1882 - 1891
- Völkerkunde, 1885
- Politische Geographie oder die Geographie der Staaten, des Verkehrs und des Krieges, 1897
- Deutschland. Einführung in die Heimatkunde, 1898
- Völkerkunde, 1901
- Die Erde und das Leben, 1902
[Bearbeiten] Literatur
- Günther Butthmann: Friedrich Ratzel. Leben und Werk eines deutschen Geographen, 1844-1904. Stuttgart 1977
- Friedrich Ratzel: Erdenmacht und Völkerschicksal. Eine Auswahl aus seinen Werken. Stuttgart 1940
- Knox/Marston: Humangeographie. Heidelberg 2001 (dt. Ausgabe hersg. von Gebhardt/Meuseburger/Wastl-Walter), S. 443ff.
[Bearbeiten] Siehe auch
Geopolitische Kriegstheorien, Völkerkunde
[Bearbeiten] Weblinks
Wikisource: Friedrich Ratzel – Quellentexte |
Personendaten | |
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NAME | Ratzel, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Zoologe und Geograph |
GEBURTSDATUM | 30. August 1844 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 9. August 1904 |
STERBEORT | Ammerland am Starnberger See |