Garamanten
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Die Garamanten waren ein im Fessan ansässiges antikes Volk der Berber. Sie besiedelten spätestens seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. das Innere Libyens im heutigen Fessan um die Hauptorte Zinchecra und Garama (Djerma nördlich von Murzuk). Durch die Pferdezucht und die Nutzung von Streitwagen konnten sie die umliegenden Völker unterwerfen. Von den Garamanten existieren auch Felszeichnungen in der Sahara.
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[Bearbeiten] Transsaharahandel
Die Garamanten beherrschten den frühen Transsaharahandel zwischen der Mittelmeerküste Libyens und dem Tschadsee. Gehandelt wurden vor allem Sklaven, Elfenbein, Häute, Edelsteine und wilde Tiere für den Bedarf der römischen Zirkusse gegen Luxuswaren. Der Handel lief zunächst über die griechische Kolonie Cyrene, nach der Eroberung des Gebietes durch die Römer über die Stadt Leptis Magna. Herodot berichtet von der Reise einiger Berber vom Stamm der Nasamonen von der Cyrenaika durch die Sahara bis ins Land der Schwarzen (wohl in die Gebiete des Niger).
Als südlichste Stadt des Garamantengebietes gilt heute Ghat.
[Bearbeiten] Felszeichnungen und Schrift
Im ehemaligen Siedlungsgebiet der Garamenten sind an geschützten Felswänden und in Höhlungen Felszeichnungen und Schriftzeichen in der Tifinagh-Schrift erhalten. Diese Schrift wird auch heute noch von den Berbern und Tuareg verwendet und ist höchstwahrscheinlich aus dem altlibyschen bzw. dem phönizischen Alphabet entstanden.
[Bearbeiten] Geschichte
Im 1. Jahrhundert v. Chr. kam es zu Kämpfen mit den Römern, welche unter Prokonsul Lucius Cornelius Balbus Minor in die Sahara vordrangen und die Hauptstadt Garama zerstörten (20–19 v. Chr.). Zwar kam es in der Folgezeit weiter zu vereinzelten Kämpfen, doch wurde die militärische Überlegenheit der Römer am Ende des 1. Jahrhunderts anerkannt. Die von dem französischen Völkerkundler Henri Lhote (1903–1991) vorgetragene These, die Römer hätten sich bei ihrem großen Vorstoß gegen die Garamanten im Jahre 69 n. Chr. erstmals der Dromedare als Reittiere bedient, ist zwar verführerisch, aber historisch unbewiesen. Dies gilt auch für die Theorie desselben Forschers, die Römer seien unter dem Kommando des Proconsul Valerius Festus dank der Kamele bis an den Niger am Südrand der Sahara vorgestoßen. Auch wenn die Nachrichten mit dem Niedergang des Römischen Reichs nachlassen, scheint das Reich der Garamanten noch bis ins 7. Jahrhundert existiert zu haben. Gegen Ende der 60er Jahre des 6. Jh. n. Chr. nahmen die Garamanten den christlichen Glauben an [1] [2]. Die Garamanten fielen erst den Vorstößen der muslimischen Araber in den Fessan zum Opfer und in der ersten Hälfte des 7. Jh. n. Chr. wurde während der arabischen Invasion der letzte Herrscher von Garama abgesetzt.
[Bearbeiten] Nachfahren
Die Tuareg der zentralen Sahara sollen Nachfahren der Garamanten sein. Der deutsche Afrikaforscher Dr. Heinrich Barth (1821–1865) und sein französischer Kollege Henri Duveyrier (1840–1892) entdeckten und beschrieben als erste Europäer die archäologischen Überreste des Garamantenreiches. Auf Grund von Erzählungen der einheimischen Tuareg begab sich Barth im Jahr 1850 allein in das südlibysche Idinen-Massiv, das im Volksmund „Burg der Geister“ hieß und voll von geheimnisvollen Bauwerken sein sollte. Die Hoffnung, Spuren der untergegangenen Kultur zu finden, erfüllte sich nicht, aber der Forscher hätte in der zerklüfteten Einöde beinahe das Leben gelassen. Ein Tuaregkrieger, der die Geister offenbar nicht fürchtete, rettete den Christen vor dem Tod durch Verdursten.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Iohannes Biclarensis anno III Iustini Imp I. (zum Jahre 569 n. Chr.), in: Monumenta Germaniae historiae auctores antiqui, Bd. 11..
- ↑ Franz Altheim: Christliche Garamanten und Blemyer, in: Ders. / Ruth Stiehl (Hrsg.): Christentum am Roten Meer. Zweiter Band, Berlin & New York u. a. 1973, S. 322-332 (hier: S. 329)
[Bearbeiten] Literatur
- Robin Law: The Garamantes and trans-Saharan trade in classical times. in: Journal of African History 8 (1967), 181–200.
- Henri Lhote: A la découverte des fresques du Tassili. Paris 1958.
- Henri Lhote: Chameau et dromadaire en Afrique du Nord et au Sahara. Recherche sur leurs origines. Algier 1987.
- Théodore Monod: L' émeraude des Garamantes – souvenirs d'un Saharien. in: Actes Sud 1992, ISBN 2-86869-825-5
- Erwin M. Ruprechtsberger: Die Garamanten: Geschichte und Kultur eines libyschen Volkes in der Sahara., von Zabern,Mainz 1997, ISBN 3-8053-1544-9
- John T. Swanson: The Myth of Trans-Saharan Trade during the Roman Era. in: The International Journal of African Historical Studies 8 (1975), 582–600.
- Joachim Willeitner: Libyen. Dumont Kunst Reiseführer, Köln 2001, ISBN 3-7701-4876-2
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/5/0,1872,3913029,00.html ZDF, Schliemanns Erben: Das Geheimnis der Wüstenkönige, die Garamanten
- Les Garamantes, conducteurs de chars et bâtisseurs dans le Fezzan antique par Gabriel Camps, Ancien directeur du Musée national d’ethnographie et de préhistoire du Bardo à Alger.
- SPIEGEL-Artikel vom 29.10.06 - leider nicht immer korrekt recherchiert
- Lange, D., "West Africa and the Classical World - neglected contexts"in: H. Bley et al. (Hg.), Afrika im Kontext: Weltbezüge in Geschichte und Gegenwart, 19 Internationale Tagung des VAD, Hannover 2004, 20 S. (Transsaharanischer Handel in der Antike)