Gelenkbus
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Ein Gelenkbus (Umgangssprachlich oft auch als "Schlenki" oder "Ziehharmonikabus" bezeichnet) ist ein Omnibus, der als Gelenkfahrzeug gebaut ist, um trotz seiner Länge auch in engen Straßen einsetzbar zu sein.
Gerade im Stadtverkehr ist die Länge von Bussen wegen enger Kurven nur sehr begrenzt steigerbar. Um trotzdem auf stark nachgefragten Streckenabschnitten genügend Kapazitäten bieten zu können, ohne dass zusätzliche Busse eingesetzt werden müssen, wurden Busse mit Anhängern eingesetzt. Spätestens nachdem die Fahrgastbeförderung in Anhängern verboten worden war, konstruierten verschiedene Hersteller einachsige Anhänger, die mit einem Gelenk mit dem Zugfahrzeug verbunden waren. Das Gelenk zwischen den Wagenkästen wird dabei mit einem Faltenbalg vor Wettereinflüssen geschützt.
Es gibt verschiedene Gelenkbus-Konstruktionen. In Deutschland am häufigsten anzutreffen ist der Schubgelenkbus, bei dem der Motor im hinteren Fahrzeugteil sitzt und die hinterste Achse antreibt. Hauptvorteil dieser Konstruktion ist der einfache Zugang zum Motor für Wartungsarbeiten, der relativ einfach aufgebaute Antriebsstrang ohne Gelenkwellen für große Knickwinkel und die Tatsache, daß die Antriebsachse auch bei leerem Bus schon ausreichend belastet ist. Außerdem begünstigt die Unterbringung des Motors im Heck die Niederflurbauweise.
Nachteilig ist die notwendige aufwendige Konstruktion des Drehgelenks, welches lenkwinkelabhängig gedämpft werden muss, um ein Einknicken des Busses auf glatter Fahrbahn zu verhindern.
Früher war es üblich, bei Gelenkbussen die zweite von drei Achsen anzutreiben. Dies konnte geschehen durch einen Unterflurmotor im Vorderwagen (Nachteil: Schlechte Zugänglickeit des Motors für Wartungsarbeiten, hoher Fahrzeugboden und damit hohe Einstiegsstufen) oder durch einen Motor im Heck (Nachteile: Gelenkwelle mit hohem Knickwinkel erforderlich, Antriebsachse bei leerem Bus nur gering belastet, Gefahr des Durchdrehens der Antriebsräder). Aus diesen Gründen ist man zum Schubgelenkbus (Pusher) übergegangen.
[Bearbeiten] Doppelgelenkbusse
Doppelgelenkbusse werden seit einigen Jahren in Südamerika eingesetzt. In Europa fahren sie in der Schweiz (in Genf als Doppelgelenktrolleybus), Frankreich (Bordeaux), Deutschland (Aachen, Hamburg), Luxemburg (Luxemburg_(Stadt), den Niederlanden (Utrecht) und Ungarn.
Es handelt sich um Fahrzeuge der Hersteller Marcopolo, Ciferal, Renault 180, Van Hool und Ikarus 293. Der deutsche Hersteller MAN stellte Anfang 1983 einen 24 Meter langen Doppelgelenkbus des Typs MAN SGG 280 vor, der 225 Fahrgäste aufnehmen konnte. Dabei handelt es sich allesamt um hochflurige Doppelgelenkbusse.
Als niederflurige Konstruktionen fahren Doppelgelenkbusse jetzt in den Niederlanden, Deutschland und Schweden. Dabei werden vor allem Fahrzeuge des belgischen Herstellers Van Hool, Typ AGG 300, eingesetzt. Seit 2005 fahren diese Busse bei der Aachener ASEAG im Linienbetrieb (Öcher Long Wajong).
Auch der schwedische Hersteller Volvo hat mit dem Modell V7500 (Bild) einen Doppelgelenkbus entwickelt. Er wird seit 2005 in Göteborg eingesetzt.
Als erstes deutsches Verkehrsunternehmen testete die ASEAG aus Aachen bereits 2003 Doppelgelenkbusse der belgischen Firma Van Hool und setzt diese als bundesweit erstes Verkehrsunternehmen seit September 2005 im Linienbetrieb, zunächst auf den Linien 5 und 45, ein.
Nach einjähriger Testphase werden sie seit Dezember 2005 auch von der Hamburger Hochbahn im Linienbetrieb auf der stark überlasteten Linie Metrobus 5 eingesetzt, die mit mehr als 50 000 Fahrgästen täglich die meistgenutzte Buslinie Europas ist. Die vierachsigen Busse bieten auf einer Gesamtlänge von 24,8 m Sitz- und Stehplätze für etwa 180 Personen. Dieser Bus wurde danach auch in Dresden auf der Linie 61 getestet.
Vom 21. Januar bis 3. März 2006 testeten die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) einen Doppelgelenktrolleybus mit einer Fahrgastkapazität von 200 Personen bei einer Gesamtlänge von 25m. Die Tests verliefen erfolgreich, sodass die VBZ bei der Schweizer Firma Carrosserie Hess AG 17 DTGs bestellt hat, welche ab Sommer 2007 innerhalb eines Jahres geliefert werden und vorläufig auf der Linie 31 zum Einsatz kommen. In Luzern verkehren diese Doppelgelenktrolleybusse bereits seit Fahrplanwechsel 2006. Somit ist Luzern noch vor Zürich die erste Deutschschweizer Stadt mit Doppelgelenktrolleybussen.
Mercedes-Benz hat mit dem CapaCity im November 2005 einen Prototypen vorgestellt, welcher bei einer Gesamtlänge von 19,54 m 193 Personen Platz bietet. Der Bus hat nur ein Gelenk, aber im hinteren Teil eine mitlenkende Doppelachse, so dass das Fahrzeug in der Schleppkurve eines normalen Gelenkbuses bleibt und – im Gegensatz zu einem Doppelgelenkbus – ohne Probleme rückwärtsfahrfähig ist. Nach Herstellerangaben schwenkt der Nachläufer nur bis zu 40 cm aus.
Ein Bus dieses Typs fährt - nach einem zunächst einwöchigen Probebetrieb vom 27.November bis zum 3.Dezember 2006 - ebenfalls bei der Aachener ASEAG auf den vielfrequentierten Linien 5 und 45. Da für 2007 die Anschaffung mehrerer Großraumbusse geplant ist, möchte man dort ausloten, ob der CapaCity eine Alternative zu den Doppelgelenkbussen der Firma Van Hool darstellen kann.
Wenn Gelenkbusse spurgeführt betrieben werden, können ähnliche Leistungen wie mit einer Tram erbracht werden. Man spricht dann von einer Busbahn, besonders beim Einsatz von spurgeführten Trolleybussen.
Die Türen im Nachläufer, die nicht immer vom Busfahrer eingesehen werden können, sind meist mit Lichtschranke gesichert und werden automatisch geschlossen. Bei neueren Bussen kündigt sich das Schließen durch einen Piepton an.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Gelenkbusse – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |