Geschichtsatlas
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Ein Geschichtsatlas ist ein systematisches Werk der Kartografie, das einen Sachverhalt der Vergangenheit, zum Beispiel ein Ereignis der Weltgeschichte, durch eine Folge von thematischen Karten als Atlas zusammenfasst.
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[Bearbeiten] Begriff
Der Begriff Geschichtsatlas wird in der kartografiehistorischen Fachliteratur eindeutig verwendet. Eine einzelne Karte wird Geschichtskarte genannt.
Geschichtsatlanten werden von Kartenverlagen aber oft als Historischer Atlas betitelt. Dieser Begriff ist in der Umgangssprache nicht ganz eindeutig, da er auch als alter Atlas verstanden werden kann. Anders liegt der Fall beispielsweise auf Englisch, wo historical atlas stets einen Geschichtsatlas meint und im Allgemeinen nicht mit einem alten Atlas verwechselt wird.
Selbstverständlich kann ein Geschichtsatlas aus dem 18. Jahrhundert, der noch weiter zurückliegende Ereignisse darstellt, aus heutiger Sicht zugleich ein alter Atlas sein (alte Atlanten sind je nach Definition vor 1800 oder vor 1850 erschienen).
[Bearbeiten] Geschichte der Geschichtsatlanten
Ein frühes Beispiel ist das 1721 von Herman Moll (1654-1732) in London gedruckte Atlas Thirty two new and accurate Maps of the Geography of the Ancients.
Wegbereiter für die Weiterentwicklung als nationales Standardwerk war in Deutschland der von Friedrich Wilhelm Putzger erstmals 1877 vorgelegte Historische Schulatlas. Dieser auch mit Karten von Schlachtordnungen historische Bedeutung ausgestattete Schulatlas prägte mit seinen 170 Auflagen das Geschichtsverständnis von Generationen. Als anspruchsvollerer Geschichtsatals mit genaueren topografischen Grundkarten etablierte sich 1886 Gustav Droysens Allgemeiner Historischer Handatlas von Dr. Richard Andree.
Der von Hans Zeissig in Zusammenarbeit mit ausländischen Fachwissenschaftlern 1950 erarbeitete Neue Geschichts- und Kulturatlas von der Urzeit zur Gegenwart aus dem Paul List-Verlag erhielt den Charakter eines Arbeitsbuchs für den kulturgeschichtlichen Unterricht. Eine moderne Weiterentwicklung ist der 1964 erstmals von Hermann Kinder und Werner Hilgemann vorgelegte dtv-Atlas zur Weltgeschichte, der als Darstellungsform historischer Prozesse durch Übersetzungen weltweite Verbreitung gefunden hat und in seiner Darstellungstechnik auch die Kartografie in den historischen Museen prägte - die Kartenbilder im Haithabu-Museum stammen sogar von den Autoren des dtv-Atlas. Als dessen Gegenmodell erschien 1976 in zwei Bänden der vom Zentralinstitut für Geschichte betreute marxistische Atlas zur Geschichte.
[Bearbeiten] Online-Geschichtsatlanten
- Atlas-Historique.net © Guillaume Balavoine
[Bearbeiten] Literatur
- Black, Jeremy: Maps and history : constructing images of the past; New Haven [u.a.] : Yale Univ. Press, 1997 267 S. ISBN 0-300-06976-6
- Dörflinger, J[ohannes]: Geschichtskarte. In: Kretschmer, Ingrid et al. (Bearb.): Lexikon zur Geschichte der Kartographie. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. Wien: Deuticke, 1986. (Die Kartographie und ihre Randgebiete, Band C). S. 265–268. ISBN 3-7005-4562-2
- ders.: Geschichtsatlanten vom 16. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. In: 400 Jahre Mercator - 400 Jahre Atlas : die ganze Welt zwischen zwei Buchdeckeln ; eine Geschichte der Atlanten / hrsg. von Hans Wolff; Weißenhorn i.B. : Konrad, 1995 (Ausstellungskataloge / Bayerische Staatsbibliothek ; 65) S. 179-198
- Goffart, Walter A.: Historical atlases : the first three hundred years, 1570 – 1870; Chicago [u.a.] : Univ. of Chicago Press, 2003 XXIII, 603 S. : Kt. ISBN 0-226-30071-4
[Bearbeiten] Weblinks
- Maps from the 'Imperial Gazetteer of India' (ein Angebot der 'Digital South Asia Library', Center for Research Libraries)