Geschichte der Kartografie
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Die Geschichte der Kartografie befaßt sich mit den Methoden und Verfahren der Kartografie in historischer Hinsicht. Davon zu unterscheiden ist die Kartengeschichte, die Entstehung und Schicksal einzelner Karten oder Kartenwerke und damit die Entwicklung des Erdbildes erforscht und beschreibt. In der fachlichen Praxis und im sprachlichen Allgemeingebrauch werden die beiden Fachgebiete oft nicht scharf getrennt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Definitionen
[Bearbeiten] Geschichte der Kartografie
Die eigentliche Geschichte der Kartografie betrachtet im Einzelnen folgende Themen:
- Entwicklung der technischen Verfahren der Kartenherstellung und der Kartenreproduktion.
- Entwicklung der kartografischen Zeichensprache, der Kartengestaltung, der Kartenprojektionen und der Kartennutzung.
- Biografische Aspekte der einzelnen Kartografen.
- Bildung von kartografischen Schulen, Ausbildungstraditionen, Institutionen und Organisationen.
- Entstehung von Kartensammlungen.
- Erfassung und Dokumentation der kartografischen Literatur.
Die Geschichte der Kartografie ist ein stark interdisziplinäres Arbeitsgebiet mit engem Bezug zu anderen Wissenschaften wie Wissenschaftsgeschichte, Kulturgeschichte, Kunstgeschichte, Polygrafie, Buchwesen, Verlagswesen, Bibliothekswesen, Archivwesen, Globenkunde, Vermessungswesen und Entdeckungsgeschichte. In diesem Sinne ist die Geschichte der Kartografie nicht Bestandteil der Kartografie, sondern stellt mittlerweile ein eigenes Fachgebiet dar.
[Bearbeiten] Kartengeschichte
Die Kartengeschichte bearbeitet folgende Themen:
- Entstehung und Entwicklung von einzelnen Karten und Kartenwerken
- Beschreibung der Geschichte von kartenverwandten Darstellungen wie Globen und Panoramen
[Bearbeiten] Entwicklung der Kartografie und der Karten
[Bearbeiten] Urgeschichte
Aus der Zeit der Urgeschichte hat man fast nur Vermutungen und dürftige Nachrichten über Karten primitivster Art, von denen sich fast keine Spuren erhalten haben. Die bisher älteste kartografische Darstellung fand man im Jahre 1963 im türkischen Çatal Hüyük bei den Ausgrabungen einer neolithischen Siedlung. Die Wandmalerei zeigt die Siedlung um 6200 v. Chr. mit ihren Häusern und dem Doppelgipfel des Vulkans Hasan Dağı (3.270 m).
[Bearbeiten] Frühgeschichte
Illustration der Himmelsscheibe von Nebra |
Ca. 3800 v. Chr. wurde eine Karte von Nord-Mesopotamien in die so genannte Tontafel von Nuzi (auch Ga-Sur), dem heutigen Jorgan Tepe, südwestlich von Kirkuk im Irak, geritzt. Auf der 7 cm x 7 cm großen Tontafel sind Berge, Flüsse und Städte eingezeichnet. Die Erde schwimmt als runde Scheibe im Weltmeer.
Die zwischen 1800 v. Chr. und 1600 v. Chr. erschaffene Himmelsscheibe von Nebra ist die älteste bekannte Himmelsdarstellung und evtl. auch die älteste astronomische Sternkarte der Menschheitsgeschichte.
Ca. 1500 v. Chr. entstand im heutigen Italien die in einen Felsen geritzte Karte von Bedolina nahe der Ortschaft Capo di Ponte im Tal Val Camonica. Sie zeigt auf 4,16 m x 2,30 m den Plan eines Ortes sowie Tiere und Menschen.
Ebenfalls um ca. 1500 v. Chr. entstand in Babylonien ein Stadtplan von Nippur auf einer 21 cm x 18 cm großen Tontafel, die das Stadttor, Gebäude und den Euphrat zeigt und in sumerischer Keilschrift beschriftet ist.
Aus der Zeit um 1300 v.Chr. ist eine ägyptische Papyruskarte von den nubischen Goldminenfelder erhalten. Sie stellt das Becken östlich von Koptos mit einer Hauptstraße und dem Ammonstempel dar.
Aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammt eine in eine Tontafel geritzte Weltkarte, die das babylonische Weltbild als Kreis zeigt.
[Bearbeiten] Antike
Der Grieche Anaximander (ca. 600 v.Chr.) soll eine Weltkarte gezeichnet haben, die aber nicht überliefert ist. Hekataios von Milet (ca. 500 v.Chr.), ebenfalls Grieche, hat diese für seine Aufzeichnungen und seine weiteren Arbeiten benutzt. Seine Ergebnisse sind überliefert und zeigen noch ein kreisförmiges Kartenbild, auch wenn seine Aufzeichnungen bereits eine sphärische Himmelsvorstellung dokumentieren. Zur gleichen Zeit gibt Herodot eine ausführliche Beschreibung, wie eine Weltkarte im Einzelnen zu zeichnen wäre. Die Grenzen seines Welthorizontes sind Nordeuropa (s.a. Hyperborea), das kaspische Meer, Westindien und im Süden die Sahelzone. Dies entspricht in etwa dem Bild von Hekataios.
Kurz vor 200 v.Chr. gelingt es dem Griechen Eratosthenes von Kyrene auf Basis des Sonneneinstrahlwinkels sogar den Erdumfang zu berechnen. Ein kugelförmiges Weltbild liegt zugrunde. Sein Kartenbild gibt nur noch zu 25% das zu diesem Zeitpunkt nahezu maximal ausgedehnte römische Weltreich wieder.
Zur Zeitenwende entwarf der Grieche Strabon mit seiner 17-bändigen Geographica ein Werk, das nicht zuletzt eine Weltkarte enthielt, nicht ohne auf zahlreiche Unsicherheiten der eingearbeiteten Informationen aufgrund der Quellenlage speziell Bezug zu nehmen.
Ferner gibt es aus nachchristlicher Zeit (Original nicht erhalten, aber Inhalte der Kopien zeigen Orte ab 50 n.Chr., Gesamtheit wird auf ca. 400 n.Chr. eingestuft) die Tabula Peutingeriana, eine von West nach Ost unnatürlich verzerrte Straßenkarte des römischen Reichs mit Angabe der Militärstationen und Entfernungsangaben in Meilen.
Als für die weiteren Epochen prägend sollte das Weltbild des Griechen Ptolemäus (ca. 100 n.Chr.) werden, das ebenfalls die Ansicht der Kugelgestalt der Erde integrierte und zugleich die Erde in den Mittelpunkt des Weltalls setzte. Insbesondere aber ging er, angelehnt an Poseidonios, bei seinen Arbeiten von einem Erdumfang aus, der einige tausend Kilometer zu wenig betrug. In den ältesten Manuskripten seiner Kosmographie finden sich auch Handzeichnungen von Karten. Das Werk war jedoch im Kern ein Verzeichnis von rund 8000 Ortspositionen mit den Attributen Breite und Länge (vergleichbar mit den heutigen Koordinatenverzeichnissen), dessen Fehler auf Grund der berechneten Länge am Ostende des Mittelländischen Meers ca. 20° und an der Gangesmündung im östlichen Indien schon 46° betrug. Eine fälschlicherweise zunächst ihm zugeschriebene Weltkarte reichte im Osten bis China und im Süden bis hinter die Mondberge welche die Quellen des Nils darstellen.
[Bearbeiten] Mittelalter
Am Ende des Mittelalters bestanden drei völlig verschiedene Traditionen nebeneinander, nämlich (in der chronologischen Reihenfolge ihrer Entwicklung): Mappae mundi, Portolankarten, Ptolemäus-Karten.
[Bearbeiten] Mappae mundi
Die europäische Kartografie zu Beginn des Mittelalters war, verglichen mit dem hohen Wissensstand der antiken Welt, ein bedeutender Rückschritt, vor allem aufgrund der weitgehenden Herrschaft der Kirche auch für Angelegenheiten der Forschung. Die bereits vorhandenen Kenntnisse wurden in der islamischen Welt weitergepflegt, deren Kartografie und Mathematik später wegweisend für die europäische Kartografie der Renaissance werden sollte.
Die ältesten erhaltenen mappae mundi stammen aus dem 8. Jahrhundert. Sie und ihre Nachfolger bis ins 15. Jahrhundert wurden meist von Mönchen, die im mitteleuropäischen Raum lebten, angefertigt. Es ging bei diesen religiösen Darstellungen nicht um eine im naturwissenschaftlichen Sinn exakte Kartierung der Welt. Wichtig war die zentrale Lage Jerusalems im stets runden Kartenbild. Die obere Hälfte nahm gewöhnlich Asien ein, während der Viertel links unten für Europa und der Viertel rechts unten für Afrika reserviert war. Man nennt diesen Typus von Karten deshalb auch T-O-Karten.
Zu dieser Kategorie von Karten zählen:
- die Ebstorfer Weltkarte (ca. 1235),
- die Hereforder Weltkarte (ca. 1270),
- die Karte des Marino Sanuto (1320),
- die Karte Andrea Biancos (1436),
- die Weltkarte im Palazzo Pitti zu Florenz (1447),
- die Weltkarte des Andreas Walsperger (1448/9)
- sowie jene des Fra Mauro in der Biblioteca Marciana (Markusbibliothek zu Venedig, 1453).
[Bearbeiten] Portolankarten
- Siehe Hauptartikel Entwicklungsgeschichte der Seekarte
Ein Portolan (auch: Portulan) (von ital.: portolano, abgeleitet von lat. portus, „Hafen“), dessen Verwendung für das Jahr 1285 erstmalig belegt ist, bezeichnete ursprünglich ein Buch mit nautischen Informationen wie Landmarken, Leuchttürmen, Strömungen und Hafenverhältnissen. Im Unterschied dazu werden die kartografischen Darstellungen Portolankarten genannt. Sie zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus: sie sind sehr genau, nur die Küstenumrisse und die Namen der Hafenorte sind eingetragen, sie sind von einem Netz sich in Kompassrosen kreuzenden Linien überzogen. Üblicherweise wurde die Haut eines Schafes oder eines Rindes als Zeichenträger verwendet, wodurch die Portolankarten eine charakteristische Form aufweisen. Am häufigsten anzutreffen sind Portolankarten des Mittelmeeres.
Beispiele für diese Kartenkategorie:
- die Pisaner Karte (letztes Viertel des 13. Jahrhunderts,
- die Florentiner Seekarte (1351),
- die so genannte Katalunische Karte bzw. der "Katalanische Atlas" (1375), der den jüdisch-mallorquinischen Kartografen Abraham und Jehuda Cresques (Vater und Sohn) zugeschrieben wird.
[Bearbeiten] Ptolemäus-Karten
Im 14. Jahrhundert gelangte ein griechisches Manuskript der Geografie des Ptolemäus von Byzanz nach Italien und wurde dort ins Lateinische übersetzt. In kürzester Zeit wurden davon Abschriften erstellt, die sich enormer Beliebtheit erfreuten. Sie galten als bedeutende Errungenschaft gegenüber den in Europa geläufigen mappae mundi, obwohl sie im Vergleich zu den Portolankarten (die allerdings keine Landflächen abbildeten) keineswegs genauer waren. Im Gegenteil, die Autorität des Ptolemäus wurde zunächst kritiklos anerkannt und damit dessen Längenfehler nicht hinterfragt. Beispielsweise war auf den Ptolemäus-Karten Asien so weit gegen Osten gerückt, dass Kathai (China) am Ende nur noch 130° westlich von Spanien lag.
Das Werk des Ptolemäus erfuhr durch den einsetzenden Buchdruck um 1450, also über 1000 Jahre nach seiner Entstehung in der Antike, eine enorme Verbreitung. Erst die verstärkte weltweite Seefahrerei um 1500 und die Werke Mercators läuteten eine Wende hin zu mehr Realitätsnähe bei der Kartografie ein. Die Kartografen begannen, im Anhang der Atlanten neue Karten einzurücken, ohne die alten Karten wegzulassen. Ptolemäus-Atlanten des 16. Jahrhunderts sind deshalb ein eindrückliches Zeugnis vom Wandel des Weltbildes am Ende des Mittelalters. Auch Kolumbus war im Besitz eines Ptolemäus-Atlas.
Der Globus des Nürnberger Gelehrten Martin Behaim von 1492, auch Martin Behaims Erdapfel genannt, kann als Schlussstein dieser Periode angesehen werden. Er trägt noch alle Spuren des unvollkommenen Wissens und der Irrtümer seiner Zeit.
[Bearbeiten] Frühe Neuzeit
In diesem Zeitabschnitt machen sich die Fortschritte der Kartografie schon sehr bemerkbar. Allmählich vollzieht sich die Emanzipation von Ptolemäus, die Adaption bestimmter Projektionen, die Auswechslung fabelhafter und hypothetischer Ausfüllung mit den Ergebnissen neuer Entdeckungen im Bereich des asiatischen und amerikanischen Kontinents.
Im Jahre 1507 gab Martin Waldseemüller zusammen mit Matthias Ringmann einen Globus und eine Weltkarte sowie eine "Einführung in die Kosmografie" heraus. Auf der Karte findet sich erstmals die Kontinentbezeichnung Amerika, welche auf Drängen von Ringmann, andere Quellen benennen Waldseemüller, aus dem Vornamen des italienischen Forschers und Geografen Amerigo Vespucci gebildet wurde. Dieser hatte wiederum mit seinen Berichten (Briefe 1497-1503, "Mundus Novus" Druck ab 1504) ein sehr solides Fundament (nur drei falsche Positionsangaben in den erhaltenen Fassungen) zur Geografie Südamerikas abgeliefert.
Die spätmittelalterliche Tradition der Portolankarten wurde in Venedig, Genua, Lissabon, Mallorca und anderen Orten weitergeführt. Auch die Kartografen des Nordmeers waren nicht untätig, so hat unter anderem die vorangegangene Blützezeit der Hanse mit dazu bei getragen, dass umfangreiches Material über Meere, Häfen, Orte und Länder vorhanden ist so dass erfolgreiche Schritte zur Feingliederung des Kartenbilds der bekannten Welt gemacht werden können. Dank den neuen Entdeckungen wurden nun nicht nur Portolankarten des Mittelmeeres gefertigt, sondern eigentliche Weltkarten. Beispiele sind die Carta marina von Portugal (1504), die Karte von Piri Reis (1513), die Weltkarten von Descelliers (1553), Gaultier (1512), Diego Ribero (1529), Cabot (1544) u.a.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts treten an die Stelle der Portolankarten ganze Atlanten, z.B. der Atlas von Mercator (gest. 1595), den dessen Söhne vollendeten, diejenigen von Ortelius ("Theatrum Orbis Terrarum", 1570), Jodocus Hondius (1563-1612), Johannes Jansson (1636, 6 Bände mit 451 Karten), Willem Blaeu (1571-1638) und seinen Söhnen (372 Karten) usw. Die Niederländer waren damit tonangebend auf dem Gebiet der Kartografie.
In der frühen Neuzeit kam es auch in benachbarten Sektoren der Kartografie zu Neuerungen, deren praktischer Nutzen vor allem Reisende erfreut. Reisekarte (ein Vorläufer des Straßenatlas), Meilenscheibe (eine Frühform der Entfernungstabelle), Stadtplan und auch die Stadtansicht aus der Vogelschau eröffnen Druckern und Verlegern Verdienstchancen.
[Bearbeiten] Einsetzende Moderne
Der Landkartenstich war, wie der Buchdruck, ein Gewerbe geworden. Für Deutschland sind zu nennen Johann Baptist Homann (1664–1724) in Nürnberg (etwa 200 Karten) und Seutter in Augsburg (Atlas, Wien 1736, 50 Blatt). Mit Jacques und César Cassini, welche 1750 bis 1793 die große Triangulation von Frankreich und die darauf begründete große topografische Karte vollendeten, begann endlich die Zeit der genauen topografischen Aufnahmen und der kritischen Bearbeitung der Karten.
In ersterer Beziehung stand nun Frankreich an der Spitze, doch genügten die großartigen Leistungen der beiden Cassini nicht: Es wurde eine neue, große topografische Karte geplant, deren letzte Blätter (267) erst Ende des 19. Jahrhunderts erschienen sind. Dem Beispiel Frankreichs folgten nach und nach alle europäischen Staaten, und es fehlt nicht mehr sehr viel, um Europa, mit Ausnahme der Türkei und größerer Teile von Spanien sowie der nördlichsten Teile von Skandinavien und Russland, mit allem Aufwand gereifter Geodäsie trigonometrisch ausgenommen und topografisch mappiert anzunehmen. Unter den asiatischen Ländern erfreut sich Ostindien, unter den amerikanischen die Union des allmählichen Zustandekommens guter Spezialkarten.
Für die genaue Aufnahme der Küstenstriche aller Ozeane wirken in erster Linie die britische Admiralität, in zweiter die nordamerikanische und französische Marine. Tausende von Seekarten und von topografischen Sektionen beweisen die überall erwachte Tätigkeit der Marinen, der Generalstäbe und Ingenieur-Geografenkorps.
Selbstverständlich ist dieser Umschwung nicht ohne Einfluss auf die Privatindustrie geblieben, und es kann auf die Leistungen der geografischen Institute zu Gotha und Leipzig, auf die Produktion vieler Verleger von London, Paris, Berlin (Reimer), Sankt Petersburg etc., auf die zahlreichen Illustrationen zu den Mitteilungen der verschiedenen geografischen Gesellschaften hingewiesen werden, um die Überzeugung zu erlangen, dass die Kartografie beschleunigt in allen Richtungen fortschreitet. Nicht nur der Gelehrte, der Forscher, der Militär, auch Geschäftsleute und selbst die lange vernachlässigte Schule finden Befriedigung für ihre mannigfaltigen Bedürfnisse, obgleich noch lange nicht alle Kombinationen erschöpft sind, um den überreichen Stoff dem Fachmann und dem Lernenden mundgerecht zu gestalten.
[Bearbeiten] 19. und Anfang 20. Jahrhundert
Mitte 19. Jahrhundert wurde von General Guillaume-Henri Dufour eine Kartenserie 1:100 000 der Schweiz mit einer Beleuchtungsrichtung aus Nordwest erstellt. Diese Beleuchtungsrichtung wurde in der Folge von vielen Kartographen übernommen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es auch üblich Karten mehrfarbig zu drucken. Dadurch wurde das Kartenbild anschaulicher. Die dominierenden Schraffuren wurden vielfach durch Flächentöne ersetzt.
Bei Straßenkarten und Stadtplänen prägte der Falk-Verlag durch seine patentierte Falttechnik für Karten den Namen "Falkplan". Bei Karten die diesem Schma folgen ist es möglich sich die Inhalte fast wie mit einem Buch erblättern. Vorteile ergeben sich besonders beim Einsatz in PKWs.
Im Bereich der Schulkartografie machte sich besonders Carl Diercke mit dem nach ihm benannten Diercke-Atlas einen Namen.
[Bearbeiten] Ab Mitte 20. Jahrhundert (Computerzeitalter)
Nach jahrhundertelanger, hauptsächlich handwerklicher Tätigkeit bei der Originalherstellung oder Reproduktion von kartografischen Erzeugnissen, hat sich mit dem Aufkommen der Computer das Bild der Kartografie stark gewandelt. Mit heutigen Geoinformationssystemen (GIS) arbeiten Kartografen eher am Bildschirm mit Maus und Tastatur als über dem Leuchttisch mit Griffel und Tuschefeder. Der Karteninhalt wird jedoch meist aus dem GIS in eine Graphiksoftware konvertiert und dort auf den Druck vorbereitet.
Als Grundlage für neue Karten sind seit frühester Zeit die Ergebnisse der Geodäsie (Vermessungskunde) interessant gewesen. Mit der Eroberung der Lüfte und später auch des Weltalls wurde mit der Fernerkundung und Photogrammetrie eine neue reichhaltige Datenquelle, das Luftbild und Satellitenbild gefunden, die heute nicht mehr wegzudenken ist. Im Rahmen der Etablierung von Routenplanern auf CD und als Online-Dienst sowie von GPS-Navigationssystemen hat sich die Entwicklung in vielen Produkten nieder geschlagen.
Die rasante Entwicklung von interaktiven Karten im Internet oder bei mobilen Endgeräten, meist Navigationsgeräte mit GPS-Einheit und grafischer Anzeige, sind Schwerpunkt zahlreicher Vorhaben, aber auch Forschungsbereiche wie Virtuelle oder Erweiterte Realität sind heute in der Kartografie vertreten. Als Masstab für die 3D-Kartendarstellung für die Heimanwendung auf Standard-PCs gilt derzeit die Software Google Earth.
[Bearbeiten] Literatur
- Cartographica Helvetica. Fachzeitschrift für Kartengeschichte. Murten: Cartographica Helvetica, 1990– [halbjährlich]. ISSN 1015-8480
- Harley, J.B.; Woodward, David (Hrsg.): The history of cartography. Chicago: University of Chicago Press, 1987– [Englisch; bis jetzt 4 Bände erschienen]
- Kretschmer, Ingrid et al. (Bearb.): Lexikon zur Geschichte der Kartographie. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. Wien: Deuticke, 1986. (Die Kartographie und ihre Randgebiete, Band C). ISBN 3-7005-4562-2
- Schneider, Ute: Die Macht der Karten. Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute. 2. Aufl. Darmstadt: Primus Verlag, 2006. ISBN 3-89678-292-4
- Stams, Werner: Kartographiegeschichte. In: Bollmann, Jürgen; Koch, Wolf Günther (Hrsg.): Lexikon der Kartographie und Geomatik. Band 2. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, 2002. S. 4–11. ISBN 3-8274-1056-8
[Bearbeiten] Weblinks
Metaseite zur Geschichte der Kartografie [strukturierte, fachlich betreute Linksammlung; Englisch]