Gretsch
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Gretsch ist ein Unternehmen, das akustische und elektrische Gitarren sowie Schlagzeuge herstellt. Es wurde 1883 vom Emigranten Friedrich Gretsch aus Mannheim in Brooklyn gegründet und ist seitdem mit Ausnahme der Jahre 1967 bis 1985 als Teil von Baldwin in Händen der Familie - über mittlerweile fünf Generationen. Seit 2002 jedoch ist Gretsch im Besitz von Fender/Kaman.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Die Anfänge
Friedrich Gretsch begann 1883 in einer kleinen Werkstatt in Brooklyn mit der Fertigung von Banjos, Tamburinen und Trommeln. Bereits 1895 verstarb er im Alter von nur 39 Jahren, und sein Sohn Fred übernahm den Betrieb. Er begann einen Umzug in ein größeres, zehnstöckiges Gebäude im Bezirk Williamsburg, der 1916 beendet war. Gretsch hatte sich zu einem der bekanntesten amerikanischen Hersteller von Musikinstrumenten entwickelt.
[Bearbeiten] Die Fetten Jahre
Ihre größten Erfolge feierte die Marke Gretsch ab Mitte der 1950er Jahre unter der Leitung von Freds Söhnen Fred Jr. und Bill. Zu dieser Zeit stellte das Unternehmen innovative neue E-Gitarren vor, darunter die Modelle 6120 und White Falcon.
Den wichtigsten Beitrag zum Erfolg von Gretsch leistete Chet Atkins, einer der bedeutendsten Gitarristen seiner Zeit. Dank seines Endorsements erhielt Gretsch eine realistische Chance, im Wettbewerb gegen die weit bekannteren Hersteller Fender mit den Modellen Telecaster und Stratocaster sowie Gibson mit der Les Paul zu bestehen. Es gelang Gretsch, tausende Gitarren mit Chets Namenszug auf dem Schlagbrett abzusetzen, insbesondere die Modelle Country Gentleman (benannt nach einem erfolgreichen Song von Chet Atkins) und Tennessean, eine preisgünstigere Version der Country Gentleman.
Viele Rockabilly-Gitarristen mit Vorbildern wie Eddie Cochran wählten Gretsch Modelle, ebenso wie Cliff Gallop als Gitarrist von Gene Vincent und nicht zuletzt Elvis Presley persönlich. Elvis' Gitarrist Scotty Moore bevorzugte Gitarren von Gibson, doch der King selbst spielte auf der Bühne und im Tonstudio eine Variante der Gretsch Country Gentleman, die heute unter dem Namen "Gretsch Country Classic" vertrieben wird. Gretsch entwickelte sich bald zum ernsthaften Rivalen von Gibson und deren wichtigste Konkurrenten, Fender und Rickenbacker. Einen weiteren Beitrag zum Erfolg von Gretsch leistete George Harrison, der Mitte der 1960er Jahre in der Ed Sullivan Show mit einer eine Country Gentleman auftrat. In den auf diese Sendung folgenden zwölf Monaten stieg der jährliche Absatz des Modells von etwa 50 auf über 2000 Stück. Ab 1966 waren Produkte des Unternehmens jede Woche im Fernsehen zu sehen, da Gretsch die Gitarren und das Schlagzeug für die Gruppe The Monkees bereitstellte. Der Werbeeffekt war ähnlich erfolgreich wie der von Jimi Hendrix für die Fender Stratocaster oder der von Eric Clapton für die Gibson Les Paul. Schon bald konnte Gretsch die Nachfrage nach den Instrumenten nicht mehr befriedigen.
[Bearbeiten] Die elektrische zwölfsaitige Gretsch und die Monkees
Nach dem Audiokommentar von Michael Nesmith der Folge "I've Got A Little Song Here" auf dem DVD-Set The Monkees:Season One bevorzugte Nesmith vor seiner Zeit bei den Monkees zwölfsaitige E-Gitarren. Zu jener Zeit stellte nur Rickenbacker solche Instrumente in Serie her. Der bluesig-nasale Gretsch-Klang gefiel Nesmith jedoch viel besser als der typische poppige Sound einer Rickenbacker. Also ließ er sich von einem darauf spezialisierten Gitarrenbauer in Los Angeles eine Country Gentleman entsprechend umbauen. Diese Gitarre spielte er in der Pilotfolge von The Monkees, "Here Come The Monkees". (Hinweis: Nach eingehender Betrachtung des Filmmaterials handelt es sich bei der von Nesmith als Country Gentleman bezeichneten Gitarre in Wirklichkeit um eine Gretsch Nashville.)
Die erfolgreiche Pilotfolge führte zur Produktion der Fernsehserie. Nachdem man mit Gretsch wegen der Bereitstellung der benötigten Instrumente überein gekommen war, wandte sich Nesmith mit der Anfrage wegen einer zwölfsaitigen E-Gitarre an Fred Gretsch. Der stimmte zu und konstruierte jene legendäre "blonde" zwölfsaitigen E-Gitarre, die Nesmith fortan in allen Monkees-Folgen sowie im Studio und auf der Bühne spielte. Fred Gretsch fand Gefallen an diesem Instrument und ließ sie fortan in Serie bauen. Eine der ersten wurde an George Harrison verkauft.
Von 1966 bis 1968 produzierte Gretsch darüber hinaus die Gretsch 6123, ein sechssaitiges Monkees-Sondermodell.
[Bearbeiten] Schlagzeuge
Auch Schlagzeuge der Marke Gretsch waren bei Jazz- und Rockdrummern sehr gefragt. Die Bezeichnung der Gretsch Schlagzeug-Linie Broadkaster bildete den Anlass dafür, dass Leo Fender den Namen seiner bahnbrechenden ersten Solidbody-E-Gitarre änderte. Diese hatte zunächst "Broadcaster" geheißen, wurde jedoch in "Telecaster" umbenannt. Instrumente völlig ohne Bezeichnung aus der Übergangsphase, die sogenannten "Nocasters", sind heute extrem seltene Sammlerstücke.
Datieren von GRETSCH Drums
Durch zwei große Brände in den GRETSCH Fabriken in der Vergangenheit wurden die meisten historischen Aufzeichnungen vernichtet, einschließlich der Seriennummern der Schlagzeugproduktion. Deshalb ist es leider nicht möglich, exakte Produktionsjahre anhand der Seriennummer zu nennen.
Um einen groben Anhaltspunkt zum Alter einzelner GRETSCH Drums zu geben, bleibt nur einen genauen Blick auf die Badges (Typenschilder) zu werfen:
Badge #1 (1920 – 1971) Das originale GRETSCH Round Badge Design - Dies war das erste Badge, das auf GRETSCH Drum Sets zum Einsatz kam. Das Badge war rund mit dem Schriftzug „GRETSCH“ oben und „DRUM MAKERS SINCE 1883“ unten. Eine genauere Datierung ist dann nur noch über den Kessel an sich (3-lagig bis irgendwann in den 50er Jahren, danach 6-lagig) und die verwendete Kesselhardware möglich. Die letzten GRETSCH Drums mit dem Round Badge wurden im Jahre 1971 produziert.
Badge #2 (1972 – 1979) Das „Stop Sign“ Badge - Das achteckige Messing-Badge zeigte den GRETSCH Schriftzug mit seitwärts verlängertem „T“. Links neben der Luftausgleichsloch-Öse, mittels derer das Badge befestigt war, war das Wort „DRUMS“ zu finden, rechts der Öse stand „U.S.A.“ Unter dem Luftloch war der Slogan „THAT GREAT GRETSCH SOUND“ zu lesen.
Badge #3 (1979 – 1980) 2. Version des „Stop Sign“ Badges - Produktion ab Ende 1979. Dieses Badge ähnelt dem Vorherigen stark, jedoch kehrten GRETSCH wieder zu ihrem Claim „DRUM MAKERS SINCE 1883“ in Blockbuchstaben zurück.
Badge #4 (1980) Ein erstes Auftauchen des aktuellen Badges - Aufgrund der Popularität immer größerer, individuellerer Drum Sets wurde das GRETSCH Badge als Quadrat mit abgeschnittenen Ecken gestaltet. Egal, wie man die Trommel platzierte, das Logo Badge sah immer gleich aus. Der GRETSCH Schriftzug war über der Öse in Blockbuchstaben und unterhalb nochmals kopfüber platziert. „U.S.A.“ stand links und rechts neben der Öse, links ebenfalls kopfüber.
Badge #5 (Anfang 1981) Kurze Rückkehr zum „Stop Sign“ - Diesmal kam jedoch der GRETSCH Schriftzug mit dem charakteristischen „G“ zum Einsatz, sowie unterhalb der Öse „DRUM MAKERS SINCE 1883“.
Badge #6 (Ende 1981 bis heute) Das Modern Day Badge - Ende 1981 kehrte das quadratische „180° drehbare“ Badge aus Messing zurück. Dieses Badge ziert bis heute jede GRETSCH USA Custom Drum.
Hier sind noch die BROADKASTER und USA MAPLE Badges zu erwähnen. Von der Form genau wie das „Modern Day“ Badge sind diese jedoch statt dem üblichen Messing in antiker Zinn-Optik gehalten. Die moderne BROADKASTER Serie wurde 1998 wieder aufgelegt. Die Kesselhardware ist bei diesen Drums in „Gunmetal-Finish“ gehalten. Die USA MAPLE Serie gibt es seit Mitte 2001.
[Bearbeiten] Verkauf und neues Interesse der Familie Gretsch
Fred und Bill gelang es nicht, einen angemessenen Nachfolger für die Geschäftsleitung zu finden. Daher wurde Gretsch als Tochterunternehmen an Baldwin Pianos verkauft. In der Folge litt die Qualität der Instrumente und damit das Renommée des Markennamens zunehmend unter Sparmaßnahmen. Brände in der Fabrik in den frühen 1970er Jahren verursachten zusätzliche schwere Probleme, so dass Baldwin die Produktion 1981 schließlich einstellte.
1984 kaufte die Familie Gretsch das Unternehmen zurück und nahm die Fertigung wieder auf. In den 1990er Jahren zeichneten sich Gretsch Gitarren durch eine hohe Produktqualität aus und waren entsprechend teuer. Die Produktpalette umfasste vorwiegend Neuauflagen früherer Modelle, die inzwischen den Status von Klassiken hatten.
[Bearbeiten] Neu erwachendes Interesse
In den 1980er Jahren belebte Brian Setzer von den Stray Cats mit einem Rockabilly-Revival das Interesse an Gretsch-Instrumenten; heute produziert Gretsch ein entsprechendes Sondermodell. Auch Chris Isaaks Wechsel zum Mainstream-Rock trug zum neuen Erfolg bei. Der prägnante Gretsch-Gitarrensound bildete geradezu ein Erkennungsmerkmal seiner Band Silvertone. Er weckte das Interesse so illustrer Zeitgenossen wie Avantgarde-Filmregisseur David Lynch an Isaaks Musik, der sie in seinen Filmen Blue Velvet (1986) und Wild at Heart (1990) einsetzte, um eine surreale 1950er Jahre-Atmosphäre zu erzeugen. 1997 wurde die australische Punk/Rockabilly-Band The Living End erfolgreich. Zu den zahlreichen von ihrem Gitarristen Chris Cheney verwendeten Gretsch-Modellen zählen eine White Falcon und eine Duo Jet. Das war jedoch keine Premiere: Bereits Billy Zoom der US-Punk-Band X spielte eine Silver Jet, während Hardrock-Gitarrist Malcolm Young von AC/DC eine Duo Jet mit zwei Cutaways und gelegentlich eine White Falcon benutzte (etwa im Video zu Back in Black.) In den 1990er Jahren spielte Chris Cornell von Soundgarden eine Duo Jet, etwa im Video zu Black Hole Sun. Im Videoclip zu Malibu von Hole begleitet sich Frontfrau Courtney Love auf einer Gretsch. Der Titel Californication von den Red Hot Chili Peppers wurde auf einer originalen White Falcon aus den '50er Jahren eingespielt, die ebenfalls im Video zu sehen ist. Einer der jüngsten Gretsch-Epigonen ist Ross Phillips von Hard-Fi. Bono von U2 besitzt ebenfalls ein eigenes Sondermodell, die grüne "Irish Falcon", auf deren Schlagbrett der Slogan 'The Goal Is Soul' aufgedruckt ist.
[Bearbeiten] Fender erwirbt Anteile an Gretsch
Im Jahr 2003 schlossen Gretsch und Fender eine Vereinbarung, mit welcher Fender die überwiegende Kontrolle über die Herstellung und den Vertrieb von Gitarren übertragen wurde und sie damit auch im bislang von Gibson dominierten Markt für Hohlkörper-Gitarren Fuß fassen konnten. Zuletzt erschienen in rascher Folge neue und Verbesserungen alter Modelle, womit sich für Gretsch eine neue „goldene Ära“ anzubahnen scheint.
Die Gretsch-Familie betätigt sich weiterhin im mittlerweile von Kaman übernommenen Bereich für Schlagzeuge, deren Qualität nach wie vor als solide angesehen wird.
[Bearbeiten] Bekannte Gretsch-Spieler
[Bearbeiten] Gitarre
- Mark Chadwick - The Levellers
- Chris Cheney - The Living End
- Chris Cornell - Soundgarden, Solokünstler, Audioslave
- Bo Diddley - Solokünstler
- Duane Eddy - Instrumentalist der 1950er - ???, gilt als Erfinder des Twang
- John Frusciante - Red Hot Chili Peppers
- Peter Furler - Newsboys
- Billy Gibbons - ZZ Top
- David Gilmour - Pink Floyd, Solokünstler
- Martin L. Gore - Depeche Mode
- George Harrison - The Beatles, Solokünstler
- Reverend Horton Heat - Gitarrist und Bandleader der gleichnamigen Gruppe
- Chris Isaak - Chris Isaak w/ Silvertone, Solokünstler
- Johnny Marr - The Smiths
- Brian Setzer - The Brian Setzer Orchestra, Stray Cats, Solokünstler
- John Squire - Stone Roses
- Stephen Stills - Buffalo Springfield, Crosby, Stills and Nash (and Young), Solokünstler
- Farin Urlaub - Die Ärzte
- Jack White - The White Stripes, The Raconteurs
- Malcolm Young - AC/DC
- Daniel Meister - Tyrehead, Unshaved Blues
- Robert Smith - The Cure
- Neil Young - Solokünstler, Cross Stills Nash & Young
- Bono - U2 - eigene Signature Gretsch "Irish Falcon"
- The Edge - U2
[Bearbeiten] Schlagzeug
- Cindy Blackman - Lenny Kravitz, Jackie McLean, Joe Henderson, Don Pullen und andere
- Rob Bourdon - Linkin Park
- Vinnie Colaiuta - Studio/Session
- Phil Collins - Genesis, Solokünstler
- Sebastien Grainger - Death From Above 1979
- Nick Hodgson - Kaiser Chiefs
- Elvin Jones - John Coltrane, Solokünstler
- Debbi Peterson - The Bangles
- Peter Schorowsky - Böhse Onkelz
- Martin Stoeck - Pur
- Charlie Watts - The Rolling Stones
- Tony Williams - Miles Davis, Solokünstler
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Website (Englisch)
- Offizielle GRETSCH Drums Website (Deutsch)
- Gretsch in the Drumming Database
- Gretsch Guitars (Fender)
- Gretsch Drums (Kaman)
- Gretschfanseite (Deutsch)
- Vorlage:Harmony Central