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Hauptfriedhof Braunschweig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Koordinaten: 52° 15' 26" N, 10° 33' 40" O Der 1887 in Braunschweig als Centralfriedhof angelegte heutige Hauptfriedhof ist der größte kirchliche Begräbnisplatz in der Bundesrepublik Deutschland.[1] Betrieben wird er vom Evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband. Die Gesamtanlage mit einer Fläche von 100.000 m² umfasst auch Friedhöfe und Gräberfelder anderer Religionsgemeinschaften sowie städtische Anlagen. Das Gelände liegt an der Helmstedter Straße im Osten der Stadt im heutigen Stadtbezirk Viewegs Garten-Bebelhof, in dem noch weitere, historische Friedhöfe liegen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Bis zum 18. Jahrhundert wurden verstorbene Bürger der Stadt auf den die Stadtkirchen direkt umgebenden „Kirchhöfen“, also direkt innerhalb der Stadtmauern bestattet. Aufgrund der in der Bevölkerung wachsenden Sensibilisierung für die dadurch ausgehenden Gesundheitsgefahren, untersagte Herzog Karl I. jedoch ab 1764 die weitere Nutzung dieser Innenstadtfriedhöfe, so dass die bisherigen Kirchhöfe vor die Tore der Stadt verlegt wurden. Die alten innerstädtischen Friedhöfe wurden zumeist eingeebnet und mit Bäumen bepflanzt.

Anfang der 1870er Jahre trat zum ersten Mal das Problem der drohenden Überfüllung eines Friedhofes ein, nämlich des der Katharinenkirche[2] Ende des 19. Jahrhunderts war der Zeitpunkt erreicht. Im Rahmen der Stadterweiterung Braunschweigs Ende des 19. Jahrhunderts sowie damit einhergehenden verkehrstechnischen Gründen, wurde schließlich der Hauptfriedhof zwischen der Helmstedter Straße und den Bahnanlagen am östlichen Stadtrand eingerichtet. Hier am Streitberg befand sich im Mittelalter der Ort Morthop, der um 800 entstanden sein soll und wohl nach der Gründung des Klosters Riddagshausen im 12. Jahrhundert wüst gefallen war.

Am 1. Oktober 1887 wurde der „Centralfriedhof“ eingeweiht und ersetzt seither die protestantischen Friedhöfe der einzelnen Kirchengemeinden. Die bisherigen Friedhöfe wurden allerdings nicht aufgelöst, sondern lediglich nicht mehr neu belegt, es sei denn, Grabstellen waren bereits frühzeitig reserviert und bis spätestens 31. Dezember 1894 belegt worden.[3] Stadtbaurat Ludwig Winter entwarf zur Eröffnung 1887 die Friedhofskapelle und 1911 das Krematorium.

Seit November 1954 sind der Hauptfriedhof und das Krematorium an die Straßenbahnlinie 4 angeschlossen. 1962 erhielt die Kapelle des Hauptfriedhofs eine neue Orgel, und am 7. Oktober 1976 wurden das neue Eingangsgebäude und der neu gestaltete Vorplatz durch das Stadtkirchenbauamt ihrer Bestimmung übergeben.

[Bearbeiten] Bekannte Bestattete

Auf dem Hauptfriedhof sind u.a. Otto Bennemann, Oswald Berkhan, Wilhelm Bode, Ernst Böhme, Heinrich Büssing, Richard Dedekind, Walter Dexel, Rudolf Huch, August Merges, Adolf Quensen, Wilhelm Raabe und seine Tochter Margarethe, Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, Franz Trinks, Constantin Uhde und Ludwig Winter beigesetzt.

Die Gebeine von Dr. Hermann Blumenau wurden am 20. Juni 1974 exhumiert und in die von ihm 1850 in Brasilien gegründete Stadt Blumenau überführt, wo ein Mausoleum für ihn errichtet wurde.

[Bearbeiten] Besondere Friedhöfe und sonstige Anlagen

[Bearbeiten] Katholischer Friedhof

Der Katholische Friedhof an der Helmstedter Straße wurde am 1. November 1901 eingeweiht und ab August 1957 erweitert. Am 16. Mai 1974 wurde die neue Kapelle geweiht.

[Bearbeiten] Ehrenfriedhof

Inf.-Reg. 92
Inf.-Reg. 92

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden auf dem Hauptfriedhof Denkmäler für die Gefallenen der Braunschweiger Heeresteile errichtet: Husarenregiment Nr. 17 (27. November 1921), Infanterie-Regiment 92 (19. September 1922) und Reserve-Infanterie-Regiment 78 (6. Juli 1924). Am 13. Mai 1928 wurde dann der Ehrenfriedhof mit einem Ehrendenkmal für die im Weltkriege vermissten Braunschweiger eingeweiht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde erst 1956 auf dem „Heldenfriedhof“ ein Ehrenmal für die gefallenen Fallschirmjäger eingeweiht (20. Mai). Ein neu ausgestellter „Ehrenteil I“ wurde im selben Jahr durch das Friedhofsamt der Stadt übernommen. Am 4. Mai 1958 wurde ein weiteres Denkmal für die Gefallenen des Infanterie-Regiments 92 auf dem Ehrenfriedhof eingeweiht, das zuvor in Belgien gestanden hatte.

[Bearbeiten] Städtischer Urnenfriedhof

„Den Toten des Krieges, der Gewaltherrschaft, der Vertreibung“
„Den Toten des Krieges, der Gewaltherrschaft, der Vertreibung“

Der städtische Urnenfriedhof an der Helmstedter Straße wurde am 28. Juni 1930 eröffnet. Hier wurde am 6. Juli 1958 ein Mahnmal für die elf Opfer der Rieseberg-Morde von 1933 errichtet. Am 18. November 1962 wurde ein Gedenkstein für die Toten beider Weltkriege, der Gewaltherrschaft und der Vertreibung enthüllt, an ihm findet alljährlich am 15. Oktober eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Bombenangriffs vom 15. Oktober 1944 statt.

Seit April 1974 existiert auch ein Urnenhain für anonyme Bestattungen, auf dem eine Plastik mit dem Titel „Besinnung“ einen Ort des Gedenkens darstellt.

[Bearbeiten] Jüdischer Friedhof

Auf dem jüdischen Friedhof an der Helmstedter Straße, dessen Kapelle 1914 von Georg Lübke entworfen wurde, erinnert seit dem 16. November 1958 ein Gedenkstein an die Opfer der jüdischen Gemeinde unter der nationalsozialistischen Herrschaft. Die jüdische Kapelle wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten im Juni 1981 wieder eingeweiht.

[Bearbeiten] Griechisch-orthodoxe Kapelle

Am 9. Oktober 1960 wurde auf dem Hauptfriedhof auch eine griechisch-orthodoxe Kapelle eingeweiht.

[Bearbeiten] Ausländerfriedhof

Am Brodweg befindet sich der Ausländerfriedhof. Dorthin wurden am 26. Juni 1974 50 verstorbene ehemalige russische Kriegsgefangene umgebettet, deren Gräber bisher verstreut auf dem Hauptfriedhof, dem Gliesmaroder und dem Querumer Friedhof lagen.

[Bearbeiten] Gräberfeld für Muslime

Am 22. April 1994 wurde auf dem Hauptfriedhof ein Gräberfeld für Muslime übergeben.

[Bearbeiten] Grabmalmuseum

Im westlichen Teil des Friedhofsgeländes befindet sich ein Ausstellungsgelände für historische Grabmale.

[Bearbeiten] Sonstiges

Auf dem Gelände befindet sich ein gesondertes Areal zur Bestattung der Schwestern des nahe gelegenen Krankenhauses Marienstift. Seit 2006 existiert auf dem alten Teil des Geländes ein sogenanntes „Columbarium“, zur Bestattung von Urnen in einer Wandnische, die nach der Bestattung verschlossen wird.

[Bearbeiten] Literatur

  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992
  • Ev.-luth. Stadtkirchenverband (Hrsg.): Hauptfriedhof Braunschweig. Geschichte und Gegenwart, 2. Auflage, Braunschweig 1997
  • Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon – Ergänzungsband, Braunschweig 1996

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Ev.-luth. Stadtkirchenverband (Hrsg.): Hauptfriedhof Braunschweig. Geschichte und Gegenwart, 2. Auflage, Braunschweig 1997, S. 3
  2. Rudolf Blasius: Braunschweig im Jahre MDCCCXCVIII. Festschrift den Theilnehmern and der LXIX Versammlung deutscher Naturforscher und Aertze, Braunschweig 1897, S. 363
  3. Rudolf Blasius: Braunschweig im Jahre MDCCCXCVIII. Festschrift den Theilnehmern and der LXIX Versammlung deutscher Naturforscher und Aertze, Braunschweig 1897, S. 364

[Bearbeiten] Weblinks

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