Heiliges Grab (Nachbildung)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Heiliges Grab werden Kenotaphe Christi bezeichnet. Üblicherweise handelt es sich um eine Nachbildung der Grabeskirche in Jerusalem oder um eine Tumba mit dem Leichnam Christi und trauernden Personen.
- In der Stiftskirche St. Cyriakus zu Gernrode (Anhalt) befindet sich das wohl älteste deutsche "Heilige Grab". Es wird zwischen 1190 und 1220 datiert. Das im südlichen Seitenschiff befindliche Monument besteht aus 2 Kammern. Die Stuckwandfriese stellen Begegnungen mit dem auferstandenen Christus, also Ostergeschichten, dar. 1972 wurde die Liturgie des damit verbundenen österlichen Grabritus wieder aufgefunden und wird heute wieder aufgeführt.
- Das Kloster Stift zum Heiligengrabe in der Prignitz/Brandenburg wurde 1287 als Zisterzienserinnenkloster gegründet und nach der Einführung der Reformation 1539 in Brandenburg ein evangelisches Klosterstift (1548). Es enthält eine Nachbildung des Heiligen Grabes in der Heiliggrabkapelle.
- Das Heilige Grab in Görlitz wurde von dem Görlitzer Tuchmacher Georg Emmerich gestiftet. Er war 1465 zu einer Pilgerreise aufgebrochen, nachdem er die Tochter des Ratsherren Hörschel geschwängert hatte, aber nicht heiraten konnte oder wollte. In Jerusalem wurde er zum Ritter des Heiligen Grabes geschlagen und kehrte rehabilitiert zurück. 1481 wurde mit dem Bau der Kreuzkapelle begonnen, später kam die Golgathakapelle und 1500 die Grabkapelle hinzu. Die Kapellen sind in einen Landschaftsgarten eingebettet, der die Topographie Jerusalems einschließlich Golgota, Kidrontal, Ölberg und Ölbergarten nachempfindet. Die Grabkapelle ist eine exakte verkleinerte Kopie der Jerusalemer Grabeskapelle.
- Das Heilige Grab auf dem Reformierten Friedhof von Bad Homburg wurde ursprünglich 1490 in Gelnhausen erbaut; als es dort einem Straßenbau weichen sollte, wurde es 1825 abgetragen und Stein für Stein in Bad Homburg wieder aufgebaut
- Das Heilige Grab im Chor der Gottesackerkapelle in Waldshut wurde 1683 durch den kaiserlichen Salz-Handelsmann Adam Tröndlin aus Tirol gestiftet. Es wurde in Anlehnung an Vorbilder aus Tirol erbaut.
- Im Chemnitzer Schloßbergmuseum steht ein Heiliges Grab aus der Chemnitzer Marktkirche, das einer gotischen Kathedrale nachempfunden ist. Es wurde um 1500 für die Chemnitzer Jakobikirche hergestellt. An ihm stehen auf Konsolen vollplastische Figuren: Joseph von Arimathäa, Nikodemus, Maria, ihre Schwester Maria Kleopha, Maria Magdalena und die beiden Apostel Johannes Evangelista und Petrus. Die Figuren auf den Eckkonsolen sind nicht erhalten. Außerdem fehlt der Korpus Christi, der mit beweglichen Armen und Beinen ausgestattet war, damit er symbolisch gekreuzigt, vom Kreuz abgenommen und beigesetzt werden konnte.
- Bei dem Heiligen Grab der St.-Albanus-Gemeinde in Diedorf im Eichsfeld handelt es sich lediglich um eine lebensgroße Darstellung der Grablegung Christi. Der tote Jesus ist umgeben von Josef von Arimatäa, Maria Magdalena, seiner Mutter Maria, Johannes, Maria Salome, Veronika und Nikodemus. Eine Inschrift am Sockel des Sarkophages nennt als Urheber einen Hans Tasch und seine Gemahlin Elisabeth sowie den Tag Sankt Egidien im Jahr 1501. Gemäß Überlieferung stand die Grablegung zunächst in einer St.-Egidien-Kapelle bei Eisenach, bis es 1525 vor dem Bauernkrieg gerettet werden musste. 1728 wurde für die Grablegung eine eigene Kapelle an die Diedorfer Kirche angebaut, die jedoch 1897 einem neuen Kirchenbau weichen musste. Jetzt steht sie in einer Nische der Nordwand der Kirche.
- Das Heilige Grab in Bernbeuren am Auerberg (Bayern) befindet sich seit 1995 in der Pfarrkirche St. Nikolaus. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert.
- Das als Grotte gestaltete Heilige Grab in der Hofmarkkirche Heiliges Kreuz in Schönbrunn (Landkreis Dachau) befindet sich in einem der nördlichen Nebenräume.
- Die Kapelle Klein-Jerusalem in Neersen (einem Stadtteil der Stadt Willich) enthält ein Heiliges Grab aus dem Jahr 1660. Der Erbauer war der Priester Gerhard Vynhoven, der sich selbst mehrere Jahre in Palästina aufgehalten hatte. Das Heiliges Grab gilt als besonders original, da es sich in ihrer Form und ihrer Symbolik auf die Jerusalemer Grabeskirche zu dieser Zeit bezieht, die aber seitdem vielfach umgebaut wurde.
- Das Heilige Grab in der aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kapuzinerkirche in Eichstätt ist eine um 1160 entstandene romanische Anlage.
- In Konstanz befindet sich im Münster Unserer Lieben Frau ein Heiliges Grab in der 940 erbauten Mauritiusrotunde: um 1260 als 12-eckiger Sandsteinbau errichtet. Die Forschung betrachtet ihn als Nachbau der sehr ähnlich aussehenden 16-eckigen Kapelle im Dom zu Magdeburg.
- Das Heilige Grab in der Johanniskirche in Saalfeld ist eine um 1400 entstandene Nachbildung des Christusgrabes.
- Die Heiliggrabkapelle in Weilburg an der Lahn wurde Anfang des 16. Jahrhunderts vermutlich auf Initiative des Landesherrn Graf Johann von Nassau-Dillenburg erbaut.
- Das Heilige Grab in Saarbrücken, das Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken (Onkel des Grafen Johann von Nassau-Dillenbur) bauen ließ, nachdem er 1495 auf einer Pilgerreise in Jerusalem war, ist nicht mehr erhalten.