Herbert Spencer
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Herbert Spencer (* 27. April 1820, Derby; † 8. Dezember 1903, Brighton) war ein englischer Philosoph und Soziologe. Als erster wandte er die Evolutionstheorie (hier: das Konzept des survival of the fittest) auf die gesellschaftliche Entwicklung an und begründete damit das Paradigma des Evolutionismus, das von manchen als Vorläufer des Sozialdarwinismus angesehen wird.
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[Bearbeiten] Leben
Nach seiner Erziehung, die sich größtenteils zu Hause zutrug, arbeitete Spencer ab 1836 bei der englischen Eisenbahn. Er schrieb in seiner Freizeit. Aufgrund dieser Schriften und durch Vermittlung seines Onkels bekam er 1848 die Anstellung als Redakteur des Economist. Der Tod seines Onkels Thomas Spencer 1851 und die damit verbundene Erbschaft erlaubte es Spencer, seinen Posten aufzugeben und als freier Autor zu leben.
Als Soziologe und Philosoph war Spencer ein Autodidakt. Er las vor allem biologische Texte (Lamarck, Carpenter) und wandte die dort gewonnenen Ideen auf die Gesellschaft an.
Politisch war Spencer fest im klassischen Liberalismus verwurzelt, was sich vor allem in seinem Spätwerk niederschlug.
[Bearbeiten] Werk
Wie Saint-Simon, Auguste Comte oder Karl Marx suchte Spencer nach einer Erklärung gesellschaftlichen Wandels beziehungsweise der Entwicklungsstufen einer Gesellschaft. Beeindruckt von den Thesen Lamarcks wandte er diese in Soziale Statik (1851) erstmals auf soziale Systeme an. Lamarck postulierte, dass die Evolution der Lebewesen aufgrund äußerer Faktoren stattfinde, während das gängige sozialwissenschaftliche Paradigma jener Zeit, der Positivismus, die Gesellschaft nur mit gesellschaftlichen Faktoren erklärte. In Soziale Statik beschreibt Spencer die Gesellschaft als einen "Überorganismus" mit Organen, die den Lamarck'schen Gesetzen von Wachstum und Niedergang folgen. In Der Soziale Organismus (1860) arbeitet er diese Ideen aus.
Um 1860 begann Spencer sein Lebenswerk: Die Niederschrift des gesamten menschlichen Wissens, bezogen auf ein einziges in allem Lebendigen wirkendes Prinzip: Der Evolution. Spencer war davon überzeugt, in der sich selbst organisierenden Genese der Dinge einen wichtigen Schlüssel zu ihrem Verständnis gefunden zu haben. Der Ansatzpunkt, dass sich die Dinge in der Welt ohne göttliche (oder anderweitige) Lenkung selbst entwickeln und dabei aus "Einfacherem" etwas "Komplexeres" oder "Höheres" entsteht, war für seine Zeit revolutionär. Ausgehend von der Biologie arbeitete sich Spencer über die Psychologie und die Soziologie bis zur Ethik vor - eine damals vermutlich typische Reihenfolge in der "Ordnung der Dinge" - um überall das Evolutionsprinzip aufzuspüren und herauszustellen. Vor diesem Hintergrund wird es nicht verwundern, dass einige seiner Thesen insbesondere in der Soziologie heftig kritisiert wurden, z. B. von seinem französischen Zeitgenossen Emile Durkheim.
Nach der Lektüre von Carpenter übernimmt Spencer dessen Thesen in seinen Ersten Prinzipien (1860) und postuliert, dass sich auch im gesellschaftlichen Bereich alle Dinge vom Homogenen zum Heterogenen hin entwickeln. Per Deduktion postuliert er sein "Universelles Postulat der kulturellen Evolution": nicht nur biologische Organismen, sondern auch die Erziehung, die Lebensweisen, die sozialen Konventionen, die Psychologie, die Politik usw. würden diesem Gesetz folgen und zwar ohne "göttliche" oder anderweitige Einwirkung von außen (Erste Prinzipien, 1862). In einem Punkt befindet sich S. hier auf einer Linie mit seinen positivistischen Zeitgenossen (beispielsweise Comte): Auch sie sehen die Entwicklung der Soziologie eingebettet in eine breite Entwicklung beziehungsweise Reorganisation aller Wissenschaftsdisziplinen einerseits, und eine gleiche, alles durchdringende Gesetzmäßigkeit, andererseits.
Schließlich entwickelt Spencer in seinen weiteren Prinzipien, ausgehend von den verschiedenen zuvor entwickelten Evolutionstheorien, eine Allgemeine Philosophie: Das gesamte Universum funktioniert wie ein gigantischer Organismus, die immer höhere Spezialisierung und Differenzierung führt mit der Zeit zu einer immer harmonischeren Koordination der einzelnen Komponenten. Wie zuvor schon Comte, stellt Spencer dieselbe Entwicklung nicht nur für das Gesamte, sondern innerhalb jeder einzelnen Komponenten fest. In den Prinzipien der Biologie (1864-67) integriert Spencer sowohl die Theorien von Charles Darwin, Alfred Russel Wallace, aber auch Henri Milne Edwards über die Arbeitsteilung in Organismen.
Als Soziologe und Evolutionstheortiker wird Spencer von einigen als Begründer des Sozialdarwinismus betrachtet. Allerdings sind seine Theorien ungleich mit dem, was man sonst unter diesem Begriff versteht.
Er popularisierte den Begriff der Evolution für gesellschaftliche Entwicklung, ebenso wie er (und nicht Charles Darwin) den Begriff des "Survival of the fittest" (Überleben des am besten Angepassten, siehe Evolutionstheorie) prägte. Eine gesellschaftliche Entwicklung verläuft Spencer zu Folge ähnlich der eines biologischen Organismus. Gesteuert durch die unsichtbare Hand der Evolution setzt sich langfristig das durch, was am besten zum Überleben des Organismus beiträgt.
Anders als spätere Sozialdarwinisten war Spencer jedoch fest im Liberalismus verwurzelt. Ausgehend von seiner protestantischen Ethik postulierte er das Law of Equal Freedom (LEF; Gesetz gleicher Freiheit), dass ein Mensch jede Freiheit habe, so lange er nicht in die Freiheit eines anderen eingreife. Sowohl aus diesen ethischen Gründen als auch weil sie der Logik der Evolution widersprächen lehnte Spencer jeden Eingriff des Staates in die menschliche Gesellschaft ab. In seinem politischsten Werk The Man Versus the State ging er konsequenterweise so weit, das Recht eines jeden Individuums auf Sezession vom Staat zu fordern.
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Primärliteratur
- Social Statics (1851)
- System of Synthetic Philosophy (1860)
- The Social Organism (1860)
- Education (1861)
- First Principles (veröffentlicht in 6 Teilen 1860-1862)
- Principles of Biology (1864-1867)
- Principles of Psychology (1870-1872)
- Principles of Sociology (1874, ISBN 0765807505) (dt: Die Principien der Sociologie 1877 B. Vetter Bd. 1 - 4)
- dt. Erläuterung: Die Prinzipien der Soziologie. (2001). Kellermann P. S. 468-471 ISBN 3-531-13235-0. auch: Jolandos Verlag, ISBN 3-936-67952-5
[Bearbeiten] Sekundärliteratur
- David Duncan: Life and Letters of Herbert Spencer (2 Bände), University Press of the Pacific, 2002
- Johann G. Muhri: Normen von Erziehung. Analyse und Kritik von Herbert Spencers evolutionistischer Pädagogik. 1982. ISBN 3-770-520-653
- W. C. Owen: The Economics of Herbert Spencer. 2002. ISBN 1-410-200-043
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Herbert Spencer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)
Personendaten | |
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NAME | Spencer, Herbert |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Philosoph und Soziologe |
GEBURTSDATUM | 27. April 1820 |
GEBURTSORT | Derby |
STERBEDATUM | 8. Dezember 1903 |
STERBEORT | Brighton |