Jean Parisot de la Valette
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Fra' Jean de la Valette, auch Vallette, genannt Parisot, (* 1494 in La Valette-du-Var, Frankreich; † 21. August 1568 in Birgu, Malta) war von 1557 bis zu seinem Tod 1568 der neunundvierzigste Großmeister des Souveränen Malteserritterordens und Begründer der heutige Hauptstadt Maltas, Valletta.
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[Bearbeiten] Biografie
Valette stammte aus einer in der Provence in Frankreich ansässigen adligen Familie. Mit zwanzig Jahren entschloss er sich, dem Johanniterorden, der zu dieser Zeit noch auf der Mittelmeerinsel Rhodos ansässig war, beizutreten. 1541 wurde Valette bei einem Seegefecht mit einer osmanischen Flotte schwer verwundet und gefangen genommen. Ein Jahr lang teilte er das Los eines Galeerensklaven, ehe er im Rahmen eines Gefangenenaustausches wieder frei kam.
In den folgenden Jahren durchlief Valette fast alle wichtigen Ämter des Ordens. So übernahm er unter anderem den schwierigen Posten des Gouverneurs von Tripolis, was allerdings auch eine Art von Strafexil war, da er wiederholt gegen Ordensregeln verstoßen hatte. Dank seiner militärischen Fähigkeiten stieg er 1554 zum Admiral der Ordensflotte auf, ein Posten, der eigentlich italienischen Ordensrittern vorbehalten war. 1557 wurde er 63-jährig einstimmig zum Großmeister des Ordens, der seinen Sitz jetzt auf Malta hatte, gewählt. Sogleich stellte er sein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl mit der Begnadigung des ehemaligen Großmeisters Juan de Homedes y Coscon, der zu Unrecht wegen des Verlustes von Tripolis angeklagt und eingekerkert worden war, unter Beweis. Danach machte er sich daran, die Unabhängigkeit des Ordens zu stärken, indem er den spanischen Philipp II. veranlasste, den Johannitern die Zuständigkeit in Lehnsstreitigkeiten zuzubilligen. Beim Vizekönig von Sizilien setzte er durch, dass der Orden künftig nicht mehr um Belehnung nachsuchen musste. Außerdem erreichte er, dass die Rechte und Privilegien, die bisher für den maltesischen Adel galten, auch auf den Orden übertragen wurden.
Zu seiner schwierigsten Aufgabe wurden die Vorbereitungen zur Abwehr des sich abzeichnenden Türkenangriffs. Dieser begann am 18. Mai 1565 mit einer 40.000 Mann starken Invasionsstreitmacht unter Admiral Piale Pascha und General Mustafa Pascha. Valettes taktisches Geschick und seine militärische Erfahrung verhinderten die Einnahme Maltas, und am 8. September 1565 gaben die Türken die Belagerung auf. Valette hatte sich zum Schluss auf die Verteidigung Birgus konzentriert, wo er die maltesischen Truppen zusammengezogen und die Brücke zum Fort St. Angelo gesprengt hatte. „Es gibt kein Zurück, nur Sieg oder Tod!“ soll er gesagt haben.
Nach diesem grandiosen Sieg trug ihm Papst Pius V. die Kardinalswürde an, doch Valette lehnte ab.
Am 28. März 1566 legte er den Grundstein für Maltas künftige Hauptstadt, die nach ihrer Fertigstellung 1571 seinen Namen erhielt. Jean Parisot de la Valette war zu diesem Zeitpunkt bereits tot; er war am 21. August 1568 während des Gebetes im Fort St. Angelo in Birgu gestorben. Heute glaubt man, dass er nach einem Jagdtag einem Hitzschlag erlegen ist. Er wurde in der Ordenskirche von Birgu beigesetzt. Später wurden seine Gebeine in die St. John's Co-Cathedral von Valletta umgebettet. Auf seinem Grabmal steht die Inschrift: „Er war der Schutzschild Europas“.
[Bearbeiten] Literatur und Quellen
- Ernle Bradford: Der Schild Europas. Ullstein Buchverlag, ISBN 3548349129 (aus dem Englischen, Titel der Originalausgabe The Great Siege, Malta 1565).
- Francesco Balbi di Correggio (1568 übersetzt 1965): The Siege Of Malta 1565. Penguin – Books ISBN 0-14-101202-1
[Bearbeiten] Adaption im Roman
- Wolfgang Hohlbein nutzte die Belagerung Maltas als Hintergrund seines Horror-Romans "Der Gejagte". De la Valette wurde darin als gealterter, aber tapferer und hochintelligenter Heerführer beschrieben, dessen Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit die Insel ihre Rettung verdankte.
- Tim Willocks hat einen umfangreichen Roman über die Belagerung Maltas durch die Türken geschrieben "Das Sakrament", in dem auch de la Valette in seiner historischen Rolle als Großmeister des Ordens und Oberbefehlshaber der Verteidiger beschrieben wird.
[Bearbeiten] Weblinks
- Artikel über Jean de la Valette in der Catholic Encyclopedia (engl.)
Vorgänger |
Großmeister des Malteserordens 1557-1568 |
Nachfolger Pierre de Monte |
Personendaten | |
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NAME | Valette, Jean Parisot de la |
ALTERNATIVNAMEN | Parisot, Jean |
KURZBESCHREIBUNG | der neunundvierzigste Großmeister des Souveränen Malteserritterordens |
GEBURTSDATUM | 1494 |
GEBURTSORT | La Valette-du-Var, Frankreich |
STERBEDATUM | 21. August 1568 |
STERBEORT | Valletta, Malta |