Valletta
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Basisdaten | |
Fläche: | 0.55 km² (kleinste EU-Hauptstadt) |
Einwohner: | 7.048 (offizielle Schätzung 2002) |
Bevölkerungsdichte: | 12.815 Einw. je km² |
Zeitzone: | UTC+1 |
Name der Einwohner: | Beltin (von Il-Belt) |
Bürgermeister: | Dr. Paul Borg Olivier |
Website: | www.cityofvalletta.org |
Valletta ist die Hauptstadt von Malta. Sie bildet das politische und ein kulturelles Zentrum des Landes und liegt an der Nordostküste der Insel und gilt heute als die am besten befestigte Stadt der Welt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Lage
Valletta liegt an der Nordostküste der Insel. Sie befindet sich auf der Spitze einer Landzunge (Monte Sciberras), die von den beiden gewaltigen Naturhäfen Grand Harbour und Marsamxett Harbour umschlossen ist. Valletta grenzt im Südwesten an die Nachbarstadt Floriana.
[Bearbeiten] Klima
In Valletta herrscht, wie auf dem gesamten maltesischen Archipel, typisches Mittelmeerklima: Es gibt warme, trockene Sommer mit Temperaturen um die 30° Celsius und feuchte milde Winter, in denen die Werte auf etwa 15° Celsius fallen. Wegen der typischen Insellage sind die täglichen Temperaturunterschiede meistens sehr gering (5° Celsius - 10° Celsius). Es fallen circa 500 Millimeter Niederschlag pro Jahr, wobei sich 80 % dieser Menge auf die Zeit von Oktober bis März verteilen.
[Bearbeiten] Geschichte
Nachdem die Belagerung durch die Osmanen im Jahre 1565 mit einem militärischen Erfolg für die Malteser zu Ende gegangen war, entschlossen sich die zu der Zeit machthabenden Ritter des Malteserordens auf der Landzunge hinter dem zuvor hart umkämpften Fort St. Elmo eine Festungsstadt nach den neuesten Erkenntnissen der Militärarchitektur und der zeitgenössischen Idealstadt-Theorien zu errichten. Die Halbinsel bot eine strategisch hervorragende Warte, um die natürlichen Häfen auf beiden Seiten zu kontrollieren.
Der Grundstein hierfür wurde am 28. März 1566 durch den Großmeister des Ordens, Jean de la Valette gelegt. Die Planungen für die geometrische Anlage der Befestigungsmauern und des rechtwinkligen Straßennetzes stammten von dem italienischen Architekt und Festungsbaumeister Francesco Laparelli. Der Entwurf einiger wichtiger Einzelbauwerke oblag dem maltesischen Architekten Gerolamo Cassar.
Als Laparelli die Insel 1568 noch vor Abschluss der Bauarbeiten wieder verließ, übernahm sein Assistent Cassar die Gesamtleitung des Vorhabens. Am 18. März 1571 wurde der Ordenssitz mit einer feierlichen Zeremonie offiziell von Birgu in die neue Stadt verlegt. La Valette, der 1568 verstarb, konnte das Ende seines Projektes nicht mehr miterleben. (Ihm zu Ehren erhielt die Stadt jedoch seinen Namen.) An seine Stelle trat Pietro del Monte.
Bis zur Kapitulation der Malteserritter unter ihrem Großmeister von Hompesch vor Napoleons Flotte im Jahr 1798, bei der kein Schuss abgegeben wurde, blieb Valletta uneingenommen und unzerstört.
Erst im Zweiten Weltkrieg wurde es durch deutsche und italienische Luftangriffe weitläufig verwüstet, während die mächtigen Befestigungsmauern dem Bombenhagel trotzten (siehe Hauptartikel: Zweite große Belagerung Maltas). Der Archipel wurde dabei zeitweise mit nur drei Flugzeugen verteidigt. Der britische König verlieh dem maltesischen Volk im Jahre 1942 daraufhin das George Cross für besonderes Heldentum.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Wichtigste Einnahmequelle Vallettas ist der Tourismus; über 70 Prozent der Erwerbstätigkeit sind im Dienstleistungsbereich anzusiedeln.
Der Grand Harbour ist Maltas wichtigster und größter Hafen. (Er ist sogar der größte Hafen im gesamten Mittelmeerraum.) Neben den langgezogenen Kajen für Container- und sonstige Frachtschiffe wurde vor kurzem eine neue Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe gebaut. Diese befindet sich hinter der großen Kaimauer, die einst der Großmeister Manuel Pinto de Fonseca errichten ließ.
[Bearbeiten] Demografie
Die Bevölkerung von Valletta wurde über die Jahre beständig weniger und heute leben nur noch ein Drittel so viel Menschen in der Stadt wie noch zu demografischen Hochzeiten. Dieser Prozess wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch beschleunigt, als die Menschen in die umliegenden Vororte zogen, um dem Angriffsfokus auszuweichen. Doch auch heute, wo Valletta Maltas kommerzielles und administratives Zentrum ist, ist diese Entwicklung weiter zu beobachten.
[Bearbeiten] Kultur
In der Stadt gibt es zahlreiche historische Cafés, Treffpunkte, Restaurants, Banken, Hotels und Regierungsgebäude und öffentliche Gärten gewähren einen fantastischen Blick über den Grand Harbour und andere Bereiche.
Das Manoel Theatre in der Old Theatre Street bietet seit 1732 Vorführungen an. Vom Großmeister Antonio Manoel de Vilhena gebaut und vor kurzem erst zu altem Glanz restaurisiert, gehört es zu Europas ältesten Theatern. Es ist auf die klassischen darstellenden Künste spezialisiert, inszeniert aber auch Poesie, Jazz, Folk und Rockkonzerte.
Das Fest des Paulus von Tarsus wird am 10. Februar gefeiert, während anderen Heiligen wie Dominikus oder Augustinus von Hippo das ganze Jahr über gedacht wird. Darüber hinaus gibt es eine Prozession für die Heilige Rita von Cascia.
An jedem dritten Wochenende im Juli findet seit 1991 das jährliche Malta Jazz Festival statt. Vor der Kulisse der historischen Festungsmauern am Grand Harbour (Ta' Liesse) treten hier an drei aufeinanderfolgenden Abenden international renommierte Künstler auf.
Die Stadt dient immer wieder größeren Filmproduktionen als Kulisse, zuletzt Steven Spielbergs München. Ganz Malta bietet viele interessante Locations, die schon in zahlreichen Kino-Produktionen (z.B. Gladiator), TV-Serien, Werbespots, etc. genutzt wurden. Die lokale Filmindustrie um die Mediterranean Filmstudios (MFS) in Kalkara ist besonders auf Über- und Unterwassereffekte spezialisiert.
Besucher können sich die Geschichte der Stadt in aufwendigen Multimediashows ansehen, The Malta Experience und The Great Siege of Malta, die im Mediterranean Conference Centre in Valletta im stündlichen Rhythmus präsentiert werden.
[Bearbeiten] Sport
Valletta ist der Sitz eines der erfolgreichsten Fußballvereine in der Maltese Premier League, des Valletta FC. Zudem verfügt die Stadt über ein Freilicht-Becken für Wasserball, eine auf Malta äußerst beliebte Sportart. Diese wird auf der Insel jedoch ausschließlich in unüberdachten Schwimmbecken gespielt.
[Bearbeiten] Grünanlagen
Valletta verfügt, wie die hohe Bevölkerungsdichte andeutet, kaum über Erhohlungsräume. Die zwei bekanntesten Parks sind die Barrakka Gardens hoch über dem Grand Harbour.
Während die Upper Barrakka Gardens eine normale Grünanlage darstellen, steht in den Lower Barrakka Gardens ein dem römischen Stil nachempfundener Marmortempel.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Grand Master's Palace
Der Grand Master's Palace (Großmeisterpalast) ist das vermutlich prunkvollste Gebäude Maltas. Er wurde im Jahre 1571 nach Plänen von Gerolamo Cassar fertiggestellt und nimmt heute einen ganzen Straßenblock ein. Nachdem Valletta Birgu als Ordenssitz abgelöst hatte, residierten hier zwischen 1575 und 1798 (Eroberung Maltas durch die Franzosen unter Napoleon) einundzwanzig Großmeister. Nach der Vertreibung der Franzosen durch die Engländer im Jahre 1800 wurde das Gebäude Sitz des britischen Gouverneurs. Seit 1976 ist der Palast Sitz des maltesischen Parlamentes und Amtssitz des Staatspräsidenten.
Im Palst, der einen großen Innenhof umschließt, befinden sich zahlreiche historisch bedeutsame Säle. Unter ihnen sind die Supreme Council Hall (auch Hall of St. Michael and St. George), in der früher der Große Rat der Ritterschaft tagte und die Council Chamber die bekanntesten. Berühmt sind die vielen alten Gobelin-Wandteppiche, die in einigen Räumen hängen. Außerdem zu besichtigen ist das offizielle Zimmer für Staatsempfänge, welches mit goldenem Mobilar ausgestattet ist. Der Grand Master's Palace beherbergt zudem die Palace Armoury, ein umfangreiches Waffenuseum mit Austellungsstücken aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
[Bearbeiten] St. John's Co-Cathedral
Die St. John's Co-Cathedral, von außen recht unscheinbar aussehend, wird gemeinhin als einer der am schönsten ausgestalteten Kirchenbauten des Mittelmeerraumes angesehen. Das Kalkstein-Gebäude wurde unter der Federführung des Architekten Gerolamo Cassar in den Jahren 1573 bis 1577 errichtet. Es sollte allerdings noch mehr als einhundert Jahre dauern, bis auch die Innenausstattung und die Schmuckelemente vollendet waren.
Die Kathedrale verfügt über insgesamt zwölf Apsiden, von denen sieben von den einzelnen „Zungen“ (siehe: Auberges) des Malteserordens gestaltet worden sind. In den Boden des Gotteshauses sind auf einer Länge von 58 Metern 375 Grabplatten aus Einlegearbeiten in verschiedenfarbigem Marmor eingelassen, unter denen Ordensritter bestattet wurden. Auch fast alle Großmeister (bis auf zwei) fanden hier ihre letzte Ruhe. Ihre Sarkophage zählen zu den „vollkommensten Kunstwerken des Hochbarock“. Die Mehrzahl befindet sich jedoch in der Krypta. In einer angeschlossenen Galerie ist neben anderen Gemälden „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ von Michelangelo da Caravaggio zu besichtigen. Auch in der Kathedrale hängen wie im Grand Master's Palace unzählige Wandteppiche.
[Bearbeiten] Fort St. Elmo
Dieses Fort, an der Nordspitze Vallettas gelegen, existierte schon vor der Gründung der Stadt und war ein bedeutender Schauplatz der osmanischen Belagerung. Heutzutage erfüllt das Fort keine militärische Aufgabe mehr. In seinen Räumen befindet sich jedoch das National War Museum, in dem Dokumente der 2. Maltesischen Belagerung (1940 bis 1943) zu sehen sind. Ausgestellt sind des weiteren eine Gloster Gladiator sowie das originale George Cross.
[Bearbeiten] Die Auberges
Der Johanniterorden gliederte sich ursprünglich in verschiedene Nationalitäten, so genannte „Zungen“ (langues). Jede einzelne dieser „Zungen“ besaß eine eigene Herberge, beziehungsweise einen eigenen Palast. Diese Auberges (frühere Wortbedeutung: Unterkunft mit Verpflegung) wurden allesamt in den 1570er Jahren vom Meisterarchitekten des Ordens, Gerolamo Cassar, entworfen.
- Auberge de Castile et Léon: Beste heute erhaltene Auberge. Die Fassade wurde im Jahre 1741 von Andrea Belli ergänzt. Das Gebäude dient heute als Sitz des Premierministers.
- Auberge de Provence: Diese Auberge beherbert das National Museum of Archaeology. Hier werden all jene Gegenstände ausgestellt, die in den steinzeitlichen Tempeln des Landes geborgen worden sind. Zudem besitzt dieses Gebäude prachtvolle Wand- und Deckengemälde aus dem 18. Jahrhundert.
- Auberge d'Aragon: Dient heute als Sitz für eine staatliche Behörde.
- Auberge d'Italie: Dieses Gebäude beherbergte bis vor einigen Jahren das Hauptpostamt von Valletta und dient heute als Sitz für eine staatliche Behörde.
- Auberge d'Angleterre et Baviere: Dient heute als Sitz für eine staatliche Behörde.
- Auberge d'Allemagne: Diese Auberge wurde im Jahre 1838 abgerissen.
- Auberge d'Auvergne: Im Zweiten Weltkrieg zerstört.
- Auberge de France: Im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Aufgrund all dieser Zeugnisse vergangener Zeiten ist Valletta heute UNESCO-Welterbe.
[Bearbeiten] Herkunft des Namens
Der offizielle Name, den der Malteserorden der Stadt einst gab, war Humilissima Civitas Valletta, was übersetzt so viel heißt, wie eine Stadt der Bescheidenheit verpflichtet. Doch als Stadt der mächtigen Bastionen und der barocken Gebäude in seinen Straßen bekam es als Superbissima den Ruf, das prächtigste der herrschenden Häuser in Europa zu sein. Im Maltesischen wird Valletta umgangssprachlich auch als Il-Belt bezeichnet, was ganz einfach Die Stadt bedeutet.
[Bearbeiten] Sonstiges
Der Johanniterorden plante früher, innerhalb der Stadt ein Flüsschen eigens für die Streitflotte anlegen. Da dieses Vorhaben jedoch nie vollendet werden konnte, wurde dieser Bereich, Manderaggio genannt (im Maltesischen il-Mandraġġ), teils von Obdachlosen übernommen. Noch heute zeugt die ungeordnete Bauweise an dieser Stelle von damals dunklen Durchgängen und ungenügender sanitärer Versorgung des Viertels. Die Manderaggio wurde in den 1950er Jahren teilweise zerstört, um eine Wohnsiedlung zu bauen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Albert Ganado: Valletta Città Nuova : A Map History (1566-1600). Publishers Enterprises Group (PEG) Ltd., San Gwann/Malta 2003, ISBN 99909-0-346-8
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Valletta – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Offizielle Seite der Stadt Valletta (engl.)
- Valletta auf www.VisitMalta.com (engl.)
- Stadtplan mit detaillierter Übersicht über die Sehenswürdigkeiten und Kulturzentren
- Fotoreiseberichte.de: Malta – Die Hauptstadt Valletta
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