John Hurt
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
John Vincent Hurt CBE (* 22. Januar 1940 in Chesterfield, Derbyshire, England) ist ein britischer Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Nach eigenen Angaben beschließt John Hurt bereits im Alter von neun Jahren, Schauspieler zu werden: I had had an enormous sense of theatre [...] from an early age (dt.: „Ich hatte schon in jungen Jahren einen riesigen Sinn fürs Theater“). Als Konsequenz betätigt er sich in der Schule an Theateraufführungen. Für seine konservativen Eltern (sein Vater ist Pfarrer) ist der Beruf des Schauspielers aber keine gute Karrierewahl, sie betrachten ihn als „zu unsicher“ und schicken ihren Sohn daher auf die Londoner Saint-Martins-Kunsthochschule, damit er später Kunstlehrer werden könne.
Als ihm aber ein Theater-Stipendium an der renommierten Royal Academy of Dramatic Art angeboten wird, bricht er sein Kunststudium 1962 ab, um dort die Schauspielerei zu lernen.
Da seine Eltern dies nicht unterstützen, nimmt er jede Rolle an, um sich finanziell über Wasser zu halten. Er tritt in den unterschiedlichsten Theaterstücken und Fernsehserien auf, macht sich damit aber gleichzeitig in der Schauspielszene bekannt und erhält eine Hauptrolle im Stück Little Malcolm and His Struggle Against the Eunuchs. Hurt sieht dieses Stück inzwischen als seinen Durchbruch an, da es in Dublin Premiere feiert, wo Hurt den Filmregisseur Fred Zinnemann trifft. Dieser ist von Hurts Leistung derart beeindruckt, dass er ihm eine Nebenrolle in dem Historiendrama Ein Mann zu jeder Jahreszeit anbietet. Der Film wird zu einem der erfolgreichsten Werke von Zinnemann und erhält sechs Oscars.
Die Arbeit zwischen Zinnemann und Hurt läuft derart gut, dass Zinnemann seinen Freund John Huston auf Hurt aufmerksam macht. Dieser besetzt ihn daraufhin – gegen den Widerstand des Studios, das ihn für zu unbekannt hält – in der Hauptrolle seiner Komödie Dave – Zuhaus in allen Betten. Obwohl der Film ein Flop wird, nimmt Hurt weiterhin Filmrollen an. 1972 wird er für seine schauspielerische Leistung als Timothy Evans im Thriller John Christie, der Frauenwürger von London mit einer Nominierung für den BAFTA-Award bedacht.
Seine Filmkarriere erhält nun an mehr Schwung, und seine Leistungen werden von Kritikern gelobt (insgesamt wird er in seiner bisherigen Karriere sechs Mal für den BAFTA-Award nominiert, drei Mal kann er ihn gewinnen).
Hurt lässt sich dabei nicht auf Genres festlegen und nimmt die verschiedensten Rollen an – mit wechselndem Erfolg. Seine markante Stimme bringt ihm dabei auch Rollen als Synchronsprecher für Zeichentrickfilme ein, unter anderem in Watership Down – Unten am Fluss (1978) und im selben Jahr in der Zeichentrick-Version von Der Herr der Ringe (1978).
Auf internationaler Bühne macht er sich vor allem mit seinen Auftritten in 12 Uhr nachts – Midnight Express (1978 – erste Oscar-Nominierung) und Ridley Scotts Alien einen Namen. Sein Auftritt in Alien ist recht kurz, doch spielt er die Hauptfigur in der einprägsamsten und blutigsten Szene des Films, in der ein Alien aus seinem Brustkorb schlüpft. Hurt wird bis heute auf der Straße und in Interviews auf diese Szene angesprochen. In Mel Brooks Spaceballs parodiert er acht Jahre später diese Szene.
Eine Rolle, die er bis heute als die körperlich anstrengendste Rolle seiner Karriere bezeichnet, folgt im Jahr 1980 in David Lynchs Der Elefantenmensch. Hurt übernimmt die Hauptrolle des Elefantenmenschen John Merrick. Das Auftragen des ausgefallenen Make-Ups dauert dabei etwa zwölf Stunden. Hurt soll während der Dreharbeiten deshalb zu seiner Frau gesagt haben: „Ich glaube, sie haben mich jetzt dazu gebracht, das Schauspielern zu hassen.“ Die Mühe wird ihm aber mit einer weiteren Oscar-Nominierung belohnt.
Vier Jahre später übernimmt er die Rolle des Winston Smith in der Verfilmung von George Orwells dystopischen Romans 1984.
Im Jahr 2006 spielt er ironischerweise den Großkanzler Sutler (Führer des autokratischen Großbritanniens) im Film V wie Vendetta.
Hurt entzieht sich allerdings dem Starsystem, er übernimmt weiterhin schwierige, unsympathische Rollen, die ihm zwar kein großes Publikum, aber dafür eine Herausforderung bieten. Wie er selbst zugibt, übernimmt er von Zeit zu Zeit auch Rollen in größeren Hollywood-Produktionen, um damit seine kleinen Rollen finanzieren zu können.
John Hurt war drei Mal verheiratet und hat zwei Kinder mit Jo Dalton, seiner letzten Frau. Als Grund für das Scheitern seiner Ehen wird (besonders in der Boulevard-Presse) sein Alkoholismus verantwortlich gemacht. Er taucht immer wieder wegen seiner Eskapaden und anschließenden Entziehungskuren in den Schlagzeilen auf.
Im Juni 2004 wurde er von der englischen Königin Elisabeth II. zum Commander of the Order of British Empire (CBE) ernannt.
[Bearbeiten] Filmographie (Auswahl)
- 1966 - Ein Mann zu jeder Jahreszeit (A Man for All Seasons)
- 1967 - Dave – Zuhaus in allen Betten (Sinful Davey)
- 1969 - Bevor der Winter kommt (Before Winter Comes)
- 1972 - Der Rattenfänger von Hameln
- 1974 - Little Malcolm
- 1975 - Wie man sein Leben lebt (The Naked Civil Servant)
- 1975 - Der Ghul (The Ghoul)
- 1976 - Ich, Claudius, Kaiser und Gott ("I, Claudius") (Mini-Serie)
- 1978 - Watership Down - Unten am Fluß (Stimme)
- 1978 - 12 Uhr nachts - Midnight Express (Midnight Express)
- 1979 - Der Herr der Ringe (Stimme)
- 1979 - Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt
- 1980 - Der Elefantenmensch (The Elephantman)
- 1980 - Das Tor zum Himmel (Heaven´s Gate)
- 1981 - Mit dem Wind nach Westen
- 1981 - Mel Brooks' Die verrückte Geschichte der Welt (History of the World: Part I)
- 1983 - Das Osterman-Weekend (The Osterman Weekend)
- 1984 - King Lear (Fernsehfilm)
- 1984 - 1984
- 1984 - Die Profikiller
- 1987 - Spaceballs
- 1988 - Die Bengalische Nacht (La Nuit Bengali)
- 1990 - Tod in Namibia (Windprints)
- 1990 - Das Feld (The Field)
- 1991 - King Ralph
- 1993 - Cowgirl Blues (Even Cowgirls Get the Blues)
- 1995 - Dead Man
- 1995 - Rob Roy
- 1995 - Wild Bill
- 1996 - Privateer 2 The Darkening
- 1997 - Liebe und Tod auf Long Island (Love and Death on Long Island)
- 1997 - Contact
- 1999 - Going South (If... Dog... Rabbit...)
- 1999 - You Are Dead (You're Dead...)
- 1999 - Watership Down - Unten am Fluss (Fernsehserie) (Stimme)
- 2000 - Lost Souls – Verlorene Seelen (Lost Souls)
- 2001 - Corellis Mandoline
- 2001 - Harry Potter und der Stein der Weisen
- 2003 - Owning Mahowny
- 2003 - Dogville (Erzähler)
- 2004 - Hellboy
- 2005 - Manderlay (Erzähler)
- 2005 - Der verbotene Schlüssel
- 2006 - V wie Vendetta
[Bearbeiten] Auszeichnungen
[Bearbeiten] Oscar
- 1979 - nominiert als bester Nebendarsteller für 12 Uhr nachts - Midnight Express
- 1981 - nominiert als bester Hauptdarsteller für Der Elefantenmensch
[Bearbeiten] BAFTA-Award
- 1976 - bester Hauptdarsteller für Wie man sein Leben lebt
- 1979 - bester Nebendarsteller für 12 Uhr nachts - Midnight Express
- 1980 - nominiert als bester Nebendarsteller für Alien
- 1981 - bester Hauptdarsteller für Der Elefantenmensch
[Bearbeiten] Golden Globes
- 1979 - bester Nebendarsteller für 12 Uhr nachts - Midnight Express
- 1981 - nominiert als bester Hauptdarsteller für Der Elefantenmensch
[Bearbeiten] Zitate
I've done some stinkers in the cinema. You can't regret it; there are always reasons for doing something, even if it's just the location. (dt.: "Ich habe einige miserable Filme gemacht. Das kann man nicht bereuen, es gibt immer einen Grund, etwas zu machen, selbst wenn es nur der Drehort ist")
I turn up in Los Angeles every now and then, so I can get some big money films in order to finance my smaller money films (dt.: "Von Zeit zu Zeit tauche ich in Los Angeles auf um Filme mit einem großen Budget zu machen, damit ich die Rollen in Filmen mit kleinem Budget machen kann.")
[Bearbeiten] Weblinks
- John Hurt in der Internet Movie Database
- Biographie (deutsch)
- Ausführliches Interview im Guardian (englisch)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hurt, John Vincent |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 22. Januar 1940 |
GEBURTSORT | Chesterfield, Derbyshire, England |