Königsberger Tiergarten
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Königsberger Tiergarten (später Kaliningrader Zoo) wurde 1896 in Königsberg eröffnet und ist somit einer der ältesten Tiergartens in Russland.
Im heutigen Zoo, der gleichzeitig ein Dendropark ist, leben mehr als 2200 Tiere. Auf dem Territorium stehen viele Tierskulpturen, einige Gebäude und Anlagen sowie eine Leuchtfontäne aus der deutschen Geschichte der Stadt sind auch heute noch erhalten geblieben.
[Bearbeiten] Geschichte
Schon in den 80. Jahren des 19. Jahrhunderts gab es Bestrebungen zum Eröffnen eines zoologischen Gartens in Königsberg, diese Idee konnte jedoch wegen fehlender Mittel nicht verwirklicht werden. Im Jahre 1895 fand auf dem Hufenpark nahe der Stadt die Nordostdeutsche Gewerbeausstellung statt. Auf Initiative des Leiters der Gewerbeausstellung Herman Claaß und des Leiters des zoologischen Instituts der Albertina Professor Maximilian Braun wurde am 28. August ein Verein zur Schaffung eines Tiergartens gegründet. Die Öffentlichkeit hat die Idee unterstützt, mit den angesammelten Spenden konnte der Verein einige Gebäude der Gewerbeausstellung nach deren Ende kaufen. Die Gebäude wurden für neue Zwecke umgebaut, neue Anlagen wurden erstellt. Die meisten Tiere wurden von der Tierhandlung Hagenbeck in Hamburg erworben.
Am 21. Mai 1896 wurde der Königsberger Tiergarten feierlich eröffnet. 893 Tiere in 262 Arten konnten besichtigt werden. Es gab schon einige große Tiere: Löwen, Tiger, einen Leopard, einen Puma, einen Bär, einen Elefant, einen Dromedar und ein Känguru.
Um für Haltung der Tiere benötigte Mittel zu erwerben (der Tiergarten wurde vom Stadt nicht finanziert), wurden den Besucher zahlreiche Vergnügungsveranstaltungen angeboten: exotische Ausstellungen, regelmäßige Musikkonzerte, täglich spielte ein Blasorchester. Darüber hinaus gab es ein Restaurant, ein Weinlokal, eine Konditorei, zehn Tennisspielplätze. 1898 bot der Zoo eine ungewöhnliche Attraktion an: für 3 Goldmark konnte man mit einem Heißluftballon auf 300 Meter Höhe aufsteigen. 1910 kostete eine Tageskarte in den Zoo 50 Pfennig für Erwachsene, 20 Pfennig für Kinder. Mit dem erworbenen Geld konnten neue Tiere angekauft werden. 1910 besaß der Zoo 2161 Tiere, diese Rekordzahl konnte fast 100 Jahre nicht überboten werden.
Mit dem Ersten Weltkrieg begannen schwierige Zeiten für den Zoo: alle verfügbaren Räume wurden von Militär benutzt. Großer Teil des Personals musste Kriegsdienst leisten, der Tiergarten wurde für den öffentlichen Besuch geschlossen. Wegen der Futterknappheit musste der Tierbestand drastisch vermindert werden: einheimische Vögel und Kleintiere wurden in Freiheit gesetzt, einige Großtiere abgeschossen.
Im Jahre 1918 wurde der Tiergarten wieder geöffnet. In den zwanziger Jahren erholte sich der Tierbestand wegen der Wirtschaftsflaute nur langsam, 1920 gab es 380 Tiere, 1924 – 700 Tiere in 200 Arten. 1920 wurde im Tiergarten die erste Deutsche Ostmesse abgehalten und von Reichspräsident Friedrich Ebert eingeweiht.
In den dreißiger Jahren musste der Zoo wegen der Raumnot umgebaut werden. Aus dieser Zeit blieb bis heute das Eingangsgebäude im Bauhaus-Stil erhalten. Ab 1938 ist der Zoo Eigentum der Stadt, der Tiergarten-Verein hat sich aufgelöst. Völkerpark Denkstein, das erste deutsche Freilichtmuseum, der 1912 entstand, musste in den dreißiger Jahren vom Gebiet des Tiergartens nach Hohenstein (heute Olsztynek in Polen) verlegt werden. Der Ausbau des Tiergartens konnte aber wegen des Zweiten Weltkrieges nicht fertig gestellt werden.
Der letzte Leiter des Königsberger Zoos Dr. Hans-Georg Thienemann, Sohn eines der bedeutendsten Ornithologen Johannes Thienemann, konnte mit einer großen Zahl von Mitarbeitern seine Arbeit im Zoo Duisburg nach dem Krieg fortsetzen.
Beim Sturm der Stadt durch sowjetische Streitkräfte im Frühling 1945 wurden viele Gebäude und Anlagen beschädigt und zerstört. Nur vier Tiere haben den Zweiten Weltkrieg überlebt: Ein Damhirsch, ein Dachs, ein Esel und ein Nilpferd. Das Nilpferd, das man vor dem Krieg "Rosa" und nach dem Krieg "Hans" nannte, hatte bei Kämpfen 7 Granatsplitter abbekommen und war in einen Graben am Parkrand abgestürzt. Das Nilpferd war in einem kläglichen Zustand, da es fast zwei Wochen nichts zu trinken und fressen bekommen hatte. Nach zwei Monaten medizinischer Behandlung war "Hans" wieder gesund und war das erste Großtier des neuen Zoos. Ein Flusspferd ist Symbol des Kaliningrader Tiergartens.
Ab 1946, nach der Umbenennung Königsbergs in Kaliningrad, trägt der Zoo seinen heutigen Namen. Am 27. Mai 1947 wurde der Kaliningrader Zoo erstmals nach dem Krieg für die Öffentlichkeit eröffnet. 50 Tierarten konnten dabei besichtigt werden, Tierbestand konnte mit Hilfe anderer Zoos der Sowjetunion schnell erweitert werden. Auch Seeleute der sowjetischen Ostseeflotte brachten viele exotische Tiere mit und schenkten sie dem Zoo.
1973 wurde Institution der Patenschaft eingeführt: mit Hilfe verschiedener Organisationen und Betriebe der Stadt wurden in den nächsten Jahren mehr als 130 Anlagen und Gebäude neu erstellt und renoviert, Staudämme und Brücken über den Parkbach gebaut, Wege, Strom-, Wasser- und Kanalisationsleitungen angelegt.
Aus dem Jahr 1982 stammt ein Kinderspielplatz mit bunten Holzbauten. Um diese Zeit waren auf dem Eingangsgebäude Tierskulpturgruppen aufgestellt.
[Bearbeiten] Tiergarten heute
Der 16,5 Hektar große Tierpark ist gleichzeitig ein Dendropark mit exotischen Bäumen und Sträuchern. Am Parkeingang steht zum Beispiel Ginkgo, ein lebendes Fossil.
Bären- und Löwen-Freianlagen, Adlervoliere und Seetierhaus mit Außenbecken sind einige wenige erhaltene Vorkriegsbauten. Auch die Leuchtfontäne, die viele Jahrzehnte nicht funktionierte, war zum 100-jährigen Jubiläum des Tiergartens im Jahre 1996 restauriert und wieder in Betrieb genommen. Mit einem bis zu 18 Meter hohen Wasserstrahl ist sie eine der größten Fontäne Kaliningrads
Erhalten geblieben ist auch das 1911 gebaute Gesellschaftshaus in neuzeitlichem Barockstil. Das von Otto Walter Kuckuck projektierte Gebäude mit zwei Stockwerken, Palmensaal und Terrassen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg umgebaut und dient als Elefantenhaus.
Unweit der Hauptallee steht eine bronzene Figur zu Ehren des ersten Zooleiters Herman Claaß. Die Skulptur war von Walter Rosenberg erstellt und zeigt einen Knaben, der eine Panter und zwei ihre Jungen füttert. Diese Skulptur wurde am 14. Juni 1913 enthüllt und galt nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit als verschollen. Erst 1990 wurde sie aufgefunden, restauriert und auf ihren Sockel aufgestellt.
Im Tiergarten gibt es auch andere steinerne und bronzene Tierskulpturen.
Kaliningrader Zoo ist Mitglied der Euroasiatischen regionalen Assoziation von Tiergärten und Aquarien und nimmt an vielen internationalen Projekten zur Erhaltung und Zucht bedrohter Tierarten teil. Dem Zoo ist es unter anderem gelungen, Nachwuchs von folgenden Tieren zu bekommen: Schneeleopard, Zebra, Flachlandtapir, Gänsegeier.
Im Jahre 2005 gibt es im Zoo mehr als 2200 Tiere in 315 Arten, davon 56 Arten stehen in der Roten Liste gefährdeter Arten.
Der Zoo ist heute wie vor 100 Jahren eine beliebte Erholungsstätte.
[Bearbeiten] Weblink