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Freilichtmuseum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Freilichtmuseum (auch Freilandmuseum, Freiluftmuseum oder Museumsdorf) ist eine Institution, die eine Sammlung interessanter Bauten bzw. Gegenstände für die Öffentlichkeit begehbar macht. Meist wird ein Eintrittsgeld erhoben, das dem Erhalt der Anlagen zugute kommt. Ziel eines Freilandmuseums ist es, die Besucher über ein bestimmtes Thema und/oder eine Epoche zu informieren. Vorzugsweise zeigen Freilandmuseen Häuser und Anlagen vergangener Zeiten. Sie bieten so einen lebendigen Eindruck damaliger Bau- und ggf. auch der Lebensweisen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Definition und Geschichte

[Bearbeiten] Volkskundliche Freilichtmuseen

Der am häufigsten anzutreffende Typ eines Freilichtmuseums ist der des Volkskundlichen Freilichtmuseums. Volkskundliche (oder ethnologische) Freilichtmuseen sind wissenschaftlich geführte Einrichtungen zum Erhalt, zur Erforschung und Präsentation von Zeugnissen, in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle des vorindustriellen ländlichen Bauens, Wohnens und Lebens. Auf eigens dazu vorbereitetem Gelände werden in der Regel die historischen Gebäude von ihren Originalstandorten umgesetzt und zu neuen, thematisch sinnvollen Ensembles zusammengefügt. Auswahlkriterien sind neben der prinzipiellen Verfügbarkeit das Alter und der Zustand, der Bedeutungsgehalt und die Relevanz der mit dem jeweiligen Gebäude unter musealen Bedingungen zu vermittelnden Inhalte.

Im Zuge der europaweit im Gefolge der Industrialisierung aufkommenden „Heimatschutzbewegung“ wurden die ersten konkreten Bemühungen nach Rettung von Zeugnissen des „Traditionellen“ (=Vorindustriellen) schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Skandinavien unternommen.

  • Das schwedische Freilichtmuseum Skansen in Stockholm, gegründet 1891, war der Ausgangspunkt für alle anderen europäischen Freilichtmuseen.
  • Das erste zentrale Freilichtmuseum Dänemarks wurde 1901 in Lyngby bei Kopenhagen
  • das der Niederlande 1912 in Arnheim aufgebaut.
  • Der erste deutsche Versuch zur Gründung eines größeren Freilichtmuseums geschah 1909 in Königsberg (Preußen), doch die in diesem Museum erstellten Bauernhäuser waren keine versetzten Originalgebäude, sondern nur Rekonstruktionen aus verschiedenen Landschaften Ostpreußens und Litauens.1940 wurde dieses Museum demontiert und nach Hohenstein gebracht, wo es heute als Teil des dortigen Polnischen Freilichtmuseums besucht werden kann.

Die Thüringer Bauernhäuser in Rudolstadt gelten als eines der ältesten Freilichtmuseen Deutschlands. Drei aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammende Häuser wurden in den Jahren 1913/14 in umliegenden Dörfern abgetragen und im Rudolstädter Stadtpark wieder aufgebaut. Auch andere kleinere Anlagen wie in Diesdorf in der Altmark, das Ostenfelder Bauernhaus bei Husum oder Bad Zwischenahn können mit gewisser Berechtigung das Attribut des „ältesten“ deutschen Freilichtmuseums für sich reklamieren. Zur ersten Gründung eines wirklich großen und bedeutenden Freilichtmuseums kam es in Deutschland allerdings später.

Das Museumsdorf Cloppenburg (Cloppenburg in Niedersachsen), gegründet 1934, gilt als das erste größere „zentrale“ Freilichtmuseums Deutschlands. Das älteste Freilichtmuseum in Süddeutschland ist das 1955 eröffnete Schwäbisches Bauernhofmuseum (Illerbeuren in Bayern). In den 1960er Jahren kam es dann zu einer Gründungswelle von Freilichtmuseen. Anlagen wie das Rheinische Freilichtmuseum in Kommern oder das mit derzeit über 100 ha Geländegröße und über 110 Museumsgebäuden größte deutsche Freilichtmuseum, das Westfälische Freilichtmuseum Detmold entstanden zu dieser Zeit. Eine weitere Gründungswelle erfasste ab den 1970er Jahren auch den bis dahin unterrepräsentierten deutschen Süden. Neben bedeutenden Anlagen wie dem Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim entstanden vor allem kleinere, regionale Museen, die im Gegensatz zu „zentralen“ Freilichtmuseen die Gegebenheit und Kontinuität des Ortsbezuges und der regionaltypischen Authentizität (Zusammenhang von Haus- und Landschaftsform) für sich beanspruchen.

Für die benachbarten Länder sind von herausragender Bedeutung fernerhin das Schweizerische Freilichtmuseum Ballenberg, das Salzburger Freilichtmuseum Großgmain, das Nederlandse Openluchtmuseum Arnhem/Niederlande, das Openluchtmuseum Bookrijk in Belgien oder das Ecomusee d'Alsace (Freilichtmuseum des Elsass) in Ungersheim bei Mulhouse, letzteres mit einem wiederum eigenen, weiterführenden konzeptionellen Ansatz, nämlich dem des Einbeziehens naturräumlicher Strukturen. Eine Besonderheit der dänischen Freilichtmuseen ist, dass sie in den Sommermonaten - etwa im Zeitraum der dänischen Schulferien - je nach Museumsgröße mit oft 100 und mehr Personen in entsprechenden Trachten, von der Steinzeit bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, belebt werden.

Die Arbeit der Freilichtmuseen ist in allen Bereichen den Kriterien des internationalen Museumsrates ICOM verpflichtet. Es gibt sowohl auf regionaler, wie auch auf nationaler und europäischer Ebene verschiedene Zusammenschlüsse und Kooperarationsforen, etwa die „Sieben im Süden“ oder die „Arbeitsgemeinschaft Freilichtmuseen in Deutschlands Mitte“ oder auf europäischer Ebene den „Europäischen Verband der Freilichtmuseen“. Der Dachverband (meist) nordamerikanischer Freilichtmuseen ist die Association for Living History, Farm and Agricultural Museums.

Freilichtmuseen gehören zu den am häufigsten besuchten Museen, die deutschen Freilichtmuseen haben nach den laufenden Erhebungen des Berliner Instituts für Museumskunde jährlich etwa 6 Mio Besucher.

[Bearbeiten] Andere Freilichtmuseen

Eine Variante der eher auf ländlichen Bereich ausgerichteten oben beschriebenen Freilichtmuseen, sind Museen, die kein historisches Dorf sondern eine historische Stadt darstellen. Die größten und bekanntesten derartigen Museen sind Den Gamle By in Århus, Dänemark und das Freilichtmuseum Gamle Bergen in Norwegen. Die Museen liegen in (Århus) oder am Rande (Bergen) der jeweiligen Stadt. Historische Städte im Rahmen eines sonst eher ländlich ausgerichteten Freilichtmuseums gibt es im Freilichtmuseum Hessenpark (städtischer Marktplatz vor dem Museumseingang) und in der Domein Bokrijk (Flandern/Belgien). Bei letzterem wurde nach einem Wechsel in der Museumsleitung der Bau der Alten Stadt eingestellt, da es aus deren Sicht nicht sinnvoll war, städtische Gebäude auf dem platten Land wieder aufzubauen. Zeitweise wurden die Informationen über diesen Museumsteil auch aus den offiziellen Führern (nahezu) getilgt. Auch auf der derzeitigen (2006) Internetseite des Museums befinden sich über die Alte Stadt nur ganz wenige Informationen.

Neben den volkskundlichen Freilichtmuseen nennen sich manche Museen mit ganz anderer fachlicher Freilichtmuseum. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Sammlung nicht nur in einem einzigen Gebäude gezeigt wird.

  • Archäologische Freilichtmuseen sind typischerweise nicht nur eine für die Öffentlichkeit zugängliche Ausgrabungsstätte. Sie umfassen an historischer oder anderer Stätte erhaltene oder rekonstruierte Bauten, ggf. auch ein Besucherzentrum. Dabei reicht das Spektrum von Steinzeit-, Eisenzeit-, Kelten- und Wikingerdörfern bis zu römischen Villen. Ein typischer Vertreter letzterer ist die römische Villa in Hechingen-Stein. Auch das Museum der Höhlenkirchen in Göreme in Kappadokien nennt sich in der deutschen Übersetzung Freilichtmuseum.
  • Montanhistorische Freilichtmuseen bestehen aus begehbaren Tagebauen, Stollenpfaden (Wanderwegen von Stollen zu Stollen) und/oder Bergwerksanlagen und Bergwerkssiedlungen. Oft existieren derartige Anlagen in Zusammenhang mit einem Besucherbergwerk. Fließend ist hier der Übergang zum Ecomuseum - wie z. B. dem Ekomuseum Bergslagen
  • Militärhistorische Freilichtmuseen - insbesondere solche zur Geschichte des Gebirgskriegs im ersten Weltkrieg finden sich in beträchtlicher Zahl in den Dolomiten, den Lienzer Dolomiten, in den Karnischen Alpen,der Adamello-Presanella-Gruppe und dem Monte Pasubio.
  • In Mödlareuth gibt es ein Freilichtmuseum mit erhaltenen Resten der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze (litte Berlin).
  • Freilichtmuseen mit meist moderner Kunst befinden sich meist in Parks, in denen meist großformatige Plastiken aufgestellt sind. Ein Typischer Vertreter hierfür ist das Hakone Freilichtmuseum (Japan)

[Bearbeiten] Siehe auch:

[Bearbeiten] Weblinks

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