Karl Valentin Müller
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Karl Valentin Müller, (* 26. März 1896 in Bodenbach, † 3. August 1963 Nürnberg) war eugenisch orientierter Gewerkschafter, Soziologe, Sozialanthropologe und Hochschullehrer mit nationalsozialistischer Orientierung.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Nationalsozialismus (1933 - 1945)
Vor 1933 setzte sich Karl Valentin Müller in der Gewerkschaftspresse für Lebensraumerweiterung und Kolonialismus ein. Nach 1933 legte er diese Position in seiner Schrift Der Aufstieg des Arbeiters durch Rasse und Meisterschaft nieder. Hier offenbarte er seine nationalsozialistische Einstellung. Karl Valentin Müller war ein sozialimperialistisch und eugenisch orientierter Gewerkschafter. Nach 1933 ging er auf völkische Positionen über:
- Gesetzmäßigkeit bei Wandlungen im sozialanthropologischen Gefüge von rassisch nahestehenden Nachbarvölkern durch Umvolkungsvorgänge (1937)
- Die Bedeutung des deutschen Blutes im Tschechentum (1939)
Nach dem Studium der Sozialanthropologie an der Universität Leipzig habilitierte er sich 1936. 1939 wurde er Professor an der Technischen Hochschule in Dresden. Von 1941 bis 1945 war er Professor an der Universität in Prag und Spezialist für die Rassenlehre des Nationalsozialismus und für die Historiografie der böhmischen Länder. Eines seiner Forschungsziele war die „Behandlung der volkstumspolitischen Verfügungsmasse“ in Osteuropa und die Umvolkung von Tschechen.
Karl Valentin Müller arbeitete mit führenden Ostforschern wie Eugen Lemberg und Ernst Lehmann zusammen.
[Bearbeiten] Bundesrepublik Deutschland (1949 - 1963)
Müller machte eine Wissenschaftskarriere als Sozialanthropologe und NS-Rassenlehrer, die er nach 1945 als Vertriebenenberater und Soziologieprofessor fortsetzen konnte.
1955 wurde Müller auf den Lehrstuhl für Soziologie und Sozialanthropologie an der Hochschule für Wirtschaft und Sozialwissenschaften, der späteren Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berufen. Auf der Berufungsliste zur Besetzung des Lehrstuhls stand nur ein Name: Prof. Dr. Karl Valentin Müller. Die Hochschule hatte sich verpflichtet, einen "kw-Professor", d.h. einen heimatvertriebenen Hochschullehrer zu berufen.
Seine Rassentheorien und seine völkischen Annahmen aus der Ostforschung wurden, so Andreas Wiedemann, von der Zwischenkriegszeit über den Nationalsozialismus bis in die bundesrepublikanische Anthropologie übernommen. Dazu gehörten seine Vorstellungen über Vererbung, der Rassenhygiene und der Selektion sozialer Gruppen. Noch Ende der fünfziger Jahre, so Gesa Büchert, pflegte Müller Kontakte zu Funktionären der NS-Zeit. Richard Korherr, ehemals leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter und Vertrauter des Reichsführers SS Heinrich Himmler, hatte vom Wintersemester 1959/60 bis Sommersemester 1962 einen Lehrauftrag für Methoden der empirischen Sozialforschung und Demographie an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an Müllers Lehrstuhl inne.
[Bearbeiten] Literatur
- Gesa Büchert, Harald Fuchs, Peter Löw (Hg.): Kleine Geschichte einer großen Fakultät. 75 Jahre Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Nürnberg. Nürnberg 1994
- Eduard Kubu: „Die Bedeutung des deutschen Blutes im Tschechentum“. Der ‚wissenschaftspädagogische‘ Beitrag des Soziologen Karl Valentin Müller zur Lösung des Problems der Germanisierung Mitteleuropas. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder 45 (2004), S. 93–114.
- Michael Schwartz: Sozialistische Eugenik. Eugenische Sozialtechnologien in Debatten und Politik der deutschen Sozialdemokratie 1890-1933. Bonn 1995.
- Andreas Wiedemann: Die Reinhard-Heydrich-Stiftung in Prag (1942–1945). Dresden 2000.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Karl Valentin Müller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die "sudetendeutsche Geschichtsschreibung" 1918-1960
- Zentrum für Vertriebenenforschung. Was ist Bohemistik?
Personendaten | |
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NAME | Müller, Karl Valentin |
KURZBESCHREIBUNG | Gewerkschafter und und NS-Rassenlehrer |
GEBURTSDATUM | 26. März 1896 |
GEBURTSORT | Bodenbach |
STERBEDATUM | 3. August 1963 Nürnberg |