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Lebenshilfe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Lebenshilfe bedeutet, Menschen dabei zu helfen, ihren Alltag zu meistern. Viele Menschen sind zeitweise oder auch langfristig nicht in der Lage, ihren Alltag weitgehend selbstständig zu organisieren. Manchmal aus physischen, manchmal aus kognitiven Gründen. Ihnen eine "Hilfe zur Alltags- und Lebensbewältigung" zu bieten ist die Aufgabe und der Wunsch anderer Menschen. Diese Menschen nennen sich selbst "Lebenshelfer". Es gibt viele Menschen, die sich selbst nicht helfen können, und es gibt mehr Menschen, die ihnen zur Seite stehen.

Die Lebenshilfe e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich in vielen Ländern als Dienstleister und Interessenvertretung für die Belange von Menschen mit insbesondere geistiger Behinderung und ihrer Familien einsetzt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begrifflichkeiten

Zunehmend wird der Ausdruck "geistige Behinderung" kritisiert, da er von vielen Menschen als definitorisch unscharf und teils auch als diskriminierend empfunden wird. Einige Ortsverbände der Lebenshilfe haben aufgrund ihrer Öffnung für anderen Behindertenrichtungen den Begriff "geistige" schon aus ihrem Namen gestrichen, während andere bei der alten Bezeichnung geblieben sind. In einer von der Bundesvereinigung Lebenshilfe herausgebrachten Informationsbroschüre (Gemeinsam kommen wir weiter- Lebenshilfe auf dem Weg in die Zukunft / Dezember 2005) wird bereits eingeräumt, dass "geistige Behinderung .. vielleicht kein Wort für die Zukunft" sei und man es nur solange weiter verwende, bis ein besserer Begriff gefunden wird.

Die Lebenshilfe Österreich hat sich z.B. bereits dazu entschlossen, sich auf Bundesebene nunmehr "Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung" zu nennen und auf das "geistiger" vollständig zu verzichten. Momentan wird über Alternativen nachgedacht; es soll "eine neue Definition und eine Klassifikation gefunden werden, die auf der Beschreibung von kognitiven Fähigkeiten" basiert (Quelle: Lebenshilfe-Zeitung, 12/2005, Seite 10)

[Bearbeiten] Grundziele

Durch seine Aktivitäten möchte die Lebenshilfe erreichen, dass Menschen mit Behinderung durch möglichst individuell bedarfsgerechte Hilfen so selbständig und normal (im Sinne des Normalisierungsprinzips) leben können wie möglich. Dazu bietet sie selbst Hilfen und Dienstleistungen an und vertritt in der Öffentlichkeit und auf politischer Ebene die Interessen von Menschen mit Behinderung.

[Bearbeiten] Struktur

Die Lebenshilfe gründet sich auf rechtlich selbstständige Ortsvereine, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Ausgelöst wurden die Gründungen häufig durch die Initiative der Eltern von Kindern mit Behinderung. Auch die Gründung der Lebenshilfe selbst ist auf das Engagement von Eltern von Kindern mit Behinderung zurückzuführen.

Die Ortsvereine sind häufig Träger von Lebenshilfe-Einrichtungen vor Ort, z.B. von Frühförderstellen, Wohnstätten, Werkstätten sowie Bildungs- und Erholungseinrichtungen wie etwa Haus Hammerstein. Seit einigen Jahren gehört oft auch das ambulant betreute Wohnen zu den Angeboten und in zunehmendem Maße erschließt sich die Lebenshilfe das Gebiet der Möglichkeiten der Integration von Menschen mit Behinderung in das allgemeine Gesellschafts- und Arbeitsleben.

Als übergeordnete Strukturen bestehen in den einzelnen Bundesländern Landesverbände. Die Bundeszentrale der Lebenshilfe hat ihren Sitz in Marburg. An die Zentrale sind unter anderem ein eigener Verlag (Lebenshilfe-Verlag) und ein Fortbildungsinstitut angegliedert.

[Bearbeiten] Geschichte

Im November 1958 entstand die Lebenshilfe als Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind durch Elterninitiative. Zehn Jahre später hatte der Verein bereits über 300 Orts- und Kreisverbände und 38.000 Mitglieder; in Sonderkindergärten, Schulen und Werkstätten betreute er über 18.000 Menschen. Ab dieser Zeit bot die Lebenshilfe auch die Wohnplätze in Wohneinrichtungen an. Bis zur Wiedervereinigung stieg die Zahl der Orts- und Kreisvereinigungen auf 400; 1988 hatte die Lebenshilfe 100.000 Mitglieder.
In der DDR wurde 1990 zunächst eine eigene Lebenshilfe gegründet; allerdings erfolgte noch im selben Jahr der Zusammenschluss mit der Bundesvereinigung. Nach der Einführung des neuen Lebenshilfe-Logos 1995 wurde im Folgejahr auch der Name geändert; der Verband trat fortan als "Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V." auf. Mittlerweile ist der Ausdruck "geistige Behinderung" vielerorts in die Kritik geraten, sodass insbesondere Ortsverbände der Lebenshilfe zunehmend auf das Wort "geistige" im Namen verzichten.

Im Jahr 2002 bestanden 533 Orts- und Kreisvereinigungen, die Lebenshilfe hatte über 133.000 Mitglieder.

[Bearbeiten] Kritik

Kritiker bemängeln, dass durch die Doppelfunktion, einerseits als Interessenvertreter, andererseits aber als Dienstleister für Menschen mit Behinderung, ein Interessenkonflikt entsteht. In der Funktion als Interessenvertreter müsste die Lebenshilfe z.B. die Forderung von Mitarbeitern der Werkstätten für Behinderte nach höheren Löhnen unterstützen, da diese dadurch unabhängiger von ergänzender Sozialhilfe oder Unterhaltszahlungen durch Angehörige werden würden, als Betreiber solcher Werkstätten müsste sie aber eine solche Forderung aus Kostengründen ablehnen.

[Bearbeiten] Sonstiges

Als Partner des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) war die Lebenshilfe Deutschland, vertreten durch den Landesverband Nordrhein-Westfalen und die Bundesvereinigung, mit verantwortlich für die Planung und Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Menschen mit Behinderung, die erstmals in Deutschland stattfand. Für Willi Breuer, den Trainer der deutschen Nationalmannschaft, ist das mit 260.000 - 300.000 Zuschauern in den Stadien überwältigende Interesse der Bevölkerung an der Weltmeisterschaft insbesondere auf das Engagement des Vereins zurückzuführen: „Der Schlüssel zum Erfolg war die Lebenshilfe. Wir hatten noch nie so viele Zuschauer. Ich kann`s beurteilen. Ich war bei allen vier Weltmeisterschaften dabei." (Lebenshilfe aktuell, 12/2006, S. 4)

[Bearbeiten] Weblinks

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