Leipziger Volkszeitung
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Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) war eine wichtige Zeitung der Arbeiterbewegung und ist gegenwärtig die einzige lokale Tageszeitung in Leipzig.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Leipziger Volkszeitung blickt auf eine lange sozialdemokratische Geschichte zurück. Seit ihrer Erstgründung 1894 mit einer Startauflage von 11.000 Exemplaren als Nachfolgerin der bisherigen Zeitung Wähler stellte sie eine der wichtigsten Zeitungen der Sozialdemokratie mit einer über die Leipziger Region herausgehenden Bedeutung dar. In den Anfangsjahren waren die Redaktion, die Setzerei und die Druckerei noch in der Leipziger Mittelstraße untergebracht. Von 1902 bis 1907 war Franz Mehring ihr Chefredakteur, von 1908 bis 1913 Paul Lensch; in dieser Zeit war die LVZ (mit 1914 einer Auflage von 53.000) das wichtigste Sprachrohr des linken SPD-Flügels um Rosa Luxemburg. 1917 nach der Spaltung der SPD ging die Zeitung in den Besitz der USPD über und erschien nach deren Wiedervereinigung mit der SPD 1922 bis zum Verbot 1933 erneut als SPD-Organ.
Auf dem durch den Krieg zerstörten Gelände der Leipziger Neuesten Nachrichten entstand von 1946 bis Mitte der 1950er Jahre eine neue Druckerei und Redaktion für die LVZ, die ab 19. Mai 1946 als Parteiorgan der SED für Westsachsen und später für Nordwestsachsen und bis zur Wende 1989 als Organ und Sprachrohr der SED-Bezirksleitung Leipzig wirkte. An der traditionsreichen Leipziger Volkszeitung beteiligen sich heute jeweils zu 50 Prozent die Verlage Axel Springer, der offiziell keinerlei redaktionellen Einfluss hat, und Madsack (Hannover), die den Verlag 1991 von der Treuhand zu gleichen Teilen gekauft haben. Sie erscheint weiter in der nord- und mittelsächsischen Region um die Messestadt Leipzig und im Nordteil des thüringischen Landkreises Altenburger Land. Teilweise erscheint sie, wie in Döbeln oder Altenburg, unter eigenem Namen, teilweise trägt sie den Namen der Lokalausgabe im Untertitel.
Seit 1999 arbeitet die Redaktion der LVZ in einem neuen Gebäude am Leipziger Peterssteinweg 19. Es entstand für etwa 50 Millionen D-Mark durch eine vollständige Sanierung des in der Nachkriegszeit gebauten Druckerei- und Verlagsgebäudes. Seit 2004 sind im gegenüber liegenden Gebäude die Geschäftsstelle und die Online-Redaktion der LVZ untergebracht. 2004 wechselte der Chefredakteur des Göttinger Tageblatts, Bernd Hilder, in gleicher Position zur Leipziger Volkszeitung. Er löste Hartwig Hochstein ab. (Chefredakteure seit 1946: W. Richter, Georg Stibi, Kurt Hanke, Walter Hedeler, Prof. Teubner, Pommert, Werner Stiehler)
[Bearbeiten] Lokalausgaben
[Bearbeiten] mit eigenem Namen
- Döbelner Allgemeine Zeitung (DA), Döbeln - auch "Döbelner Allgemeine"
- Oschatzer Allgemeine, Oschatz
- Osterländer Volkszeitung (OVZ), Altenburg
- Torgauer Zeitung, Torgau
[Bearbeiten] als LVZ mit Untertitel
- Delitzsch/Eilenburg (Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung)
- Grimma/Wurzen (Muldentaler Kreiszeitung)
- Borna/Geithain (Borna-Geithainer Zeitung)
[Bearbeiten] Verbreitung und heutige Bedeutung
Die Leipziger Volkszeitung erscheint jeden Tag mit 9 regionalisierten Ausgaben. Im Verbund mit dem Naumburger Tageblatt ist sie über den Großraum Leipzig hinaus in drei Bundesländern - Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt - präsent. Auch die LVZ musste in den letzten Jahren Einbußen bei der Auflage in Kauf nehmen. Im vierten Quartal 2004 konnte sie noch 274.366 Exemplare (IVW Q4/2004) verkaufen, im vierten Quartal 2005 waren es noch 265.933 (IVW Q4/2005). Die letzte Analyse ergab eine verkaufte Auflage von 251.530 (IVW Q4/2006) täglichen Exemplaren der Zeitungsgruppe (davon 157.947 Exemplare der Stadtausgabe Leipzig). Damit erreicht sie knapp eine Dreiviertelmillion Leser.
Die LVZ ist in Leipzig und Umgebung die einzige große Tageszeitung. Mit der Zeitung verbunden sind auch die Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN) und die Torgauer Zeitung. Bundesweit ist die LVZ eine der meistzitierten Tageszeitungen. Nach einer Analyse des Fachmagazins Medientenor aus dem Jahr 2005 liegt sie bundesweit mit 236 Nennungen an neunter Stelle.
[Bearbeiten] Blattstruktur und Layout
Die LVZ erscheint werktäglich, seit dem 13. Januar 2007 in vier Büchern. Das erste Buch beinhaltet den Mantel- und den Wirtschaftsteil, es folgen Kultur, Lokales und Sport. In der Freitagsausgabe ergänzt diese Bücher das politisch orientierte "Magazin", in der Wochenendausgabe das unterhaltungsorientierte "Journal" sowie diverse Extraseiten. Seit dem Relaunch der LVZ hat sich nicht nur die Blattstruktur, sondern auch das Layout gewandelt. War es bis Anfang 2007 von der auch im Titel vertretenen Hausfarbe der LVZ, einem Cyan-Blau geprägt, sind das Logo und markante Elemente der LVZ seit dem 13. Januar 2007 in einem dunklen Blau gehalten. Die Titelköpfe der Aufschlagseiten sind in einem dunklen Rot gestaltet. Zudem hat mit dem Relaunch jeder Teil der Zeitung eine eigene Farbe erhalten. So ist das Magazin Dunkelgrün, das Journal Orange, der Stellenmarkt Olivgrün, der Reiseteil Lindgrün, der Immobilienteil Braun und der Automobilteil Silberblau. Die Hausschrift der LVZ ist die "Centennial" der Firma Linotype GmbH.
[Bearbeiten] Druckerei
Die LVZ wird, wie auch die Bild-Zeitungsausgabe Leipzig, die Leipziger "Rundschau", der "Sachsen-Sonntag" und einige andere Druckerzeugnisse, im Druckhaus der Zeitungsdruckerei Leipzig in Stahmeln gedruckt. Dieses 350 Millionen D-Mark teure Gebäude wurde 1993 als größte Zeitungsdruckerei der Neuen Bundesländer (59.000 Quadratmeter) eingeweiht und erhielt 1994 den erstmals verliehenen „Sächsischen Staatspreis für Architektur und Bauwesen". Im Jahr 2006 wurden die alten Druckmaschinen des Typs Colorman 35 verkauft und eine neue Rotation mit Maschinen des Typs KBA Commander der Firma Koenig & Bauer AG Würzburg eingerichtet. Mit dieser 30 Millionen Euro teuren Investition wurde eine durchgehend farbige Vierbuchproduktion möglich. Seit dem 13. Januar 2007 erscheint die LVZ in diesem neuen Layout. Die Zeitungsdruckerei Leipzig verbraucht jährlich 33.395 Tonnen Papier und 393 Tonnen bunte sowie 295 Tonnen schwarze Farbe. 500.000 Druckplatten werden pro Jahr für den Druck der verschiedenen Erzeugnisse produziert, 99,8 Prozent aller Druckabfälle, die hier entstehen, sind recyclebar.
[Bearbeiten] Redaktions- und Ressortleiter
[Bearbeiten] Hauptausgabe
- Chefredakteur: Bernd Hilder
- Stellvertretende Chefredakteure: André Böhmer, Michael Schneider
- Chef vom Dienst: Michael Schneider
- Layout: Klaus Kaßler
- Politik und Zeitgeschehen: André Böhmer, Stellvertreter: Dr. Anita Kecke, Olaf Majer
- Regionales: Roland Herold
- Chefreporter: Thomas Mayer
- Wirtschaft und Verbraucher: Thilo Boss, Stellvertreter: Dr. Ulrich Langer
- Kultur: Peter Korfmacher
- Medien: Norbert Wehrstedt
- Sport: Winfried Wächter
- Lokalsport: Kerstin Förster
- Bild: Volkmar Heinz
- Lokales Leipzig: Ulrich Milde, Stellvertreter: Kai-Uwe Brandt
- Kommunalpolitik: Klaus Staeubert
- Polizei und Justiz: Frank Döring
- Umland: Jörg ter Vehn
- Berliner Büro: Dieter Wonka
- Dresdner Büro: Jürgen Kochinke
[Bearbeiten] Lokalausgaben
- Döbelner Allgemeine Zeitung: Hagen Rösner
- Oschatzer Allgemeine: Björn Meine
- Torgauer Zeitung: Thomas Stöber
- Osterländer Volkszeitung: Günther Neumann
- Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung: Kristian Teetz
- Muldentaler Kreiszeitung: Thomas Müller
- Borna-Geithainer Zeitung: Frank Prenzel
[Bearbeiten] Preisträger der LVZ bei Journalistenpreisen
[Bearbeiten] Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung
Die Leipziger Volkszeitung erhielt dreimal den Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung:
- 1995 erhielt sie den Sonderpreis für eine zweiwöchige Serie, in der die LVZ auf den Tag über das berichtete, was sich in Leipzig und der Region vor 50 Jahren abgespielt hatte. Für diese Serie, der eine 40-seitige Verlagsbeilage folgte, konnte die LVZ den Militärhistoriker Dr. Dieter Kürschner gewinnen.
- 1998 erhielt die LVZ-Redaktion in Eilenburg den zweiten Preis für ihre Serie "Nachgehakt". Sie wurde durch den heutigen stellvertretenden Ressortleiter Politik der LVZ, Olaf Majer, konzipiert. Eine einmal monatlich erscheinende Sonderseite griff Themen des Vorjahres wieder auf und drehte sie weiter.
- 2002 erhielt die LVZ für ihre Serie "Warum?" den ersten Preis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Eine zwölfteilige Serie stellte die Frage "Warum?" für auffällige Gegensatzpaare, etwa: "Warum ist die eine Straße eine beliebte Einkaufs- und Kulturmeile, während auf einer vergleichbaren anderen die Läden schließen?"
[Bearbeiten] Sonstige Preise
Im Jahr 2001 erhielt Chefreporter Thomas Mayer den "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. Er initiierte 1999 die Leipziger Spendenaktion "Kosovo-Hilfe" und begleitete die Hilfstransporte.
[Bearbeiten] Literatur
- Natürlich - die Tauchaer Strasse!. Beiträge zur Geschichte der "Leipziger Volkszeitung". Gesellschaft für Nachrichtenerfassung und Nachrichtenverbreitung, Verlagsgesellschaft für Sachsen/Berlin mbH, Berlin 1997. ISBN 3932725344