Torgau
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Regierungsbezirk: | Leipzig | |
Landkreis: | Torgau-Oschatz | |
Koordinaten: | Koordinaten: 51° 34′ N, 13° 0′ O51° 34′ N, 13° 0′ O | |
Höhe: | 78 m ü. NN | |
Fläche: | 42,08 km² | |
Einwohner: | 18.743 (31. Okt. 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 445 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 04860 (alt: 7290) | |
Vorwahl: | 03421 | |
Kfz-Kennzeichen: | TO | |
Gemeindeschlüssel: | 14 3 89 320 | |
Stadtgliederung: | Kernstadt; 3 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 04860 Torgau |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeisterin: | Andrea Staude (SPD) |
Torgau ist eine Kreisstadt im Landkreis Torgau-Oschatz in Sachsen. Torgau hat knapp 19.000 Einwohner und bildet mit drei Gemeinden die Verwaltungsgemeinschaft Torgau.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn) Zinna, Elsnig, Großtreben-Zwethau, Beilrode, Arzberg, Pflückuff, Mockrehna und Dreiheide.
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Ortsteile sind Graditz, Melpitz und Repitz.
[Bearbeiten] Geschichte
Erste urkundliche Erwähnung fand der Ort unter dem Namen Torgove in einem Dokument aus dem Jahr 973. Wann der Ort eine Stadt wurde, ist nicht datiert. Zumindest aus dem Jahr 1267 findet sich eine Notiz, die von der Stadt Torgau spricht.
1344 erfolgte die Ersterwähnung der Bürgerwehr Die Geharnischten im Städtebund Torgau, Oschatz und Grimma, die in der Wurzener Fehde 1542 Berühmtheit erlangte.
1485 fand die Leipziger Teilung zwischen den Brüdern Ernst und Albert statt. Ernst machte Torgau zur Residenz seines Machtbereiches. 1529 verfasste Martin Luther aus dem nahen Wittenberg gemeinsam mit Jonas, Melanchthon und Bugenhagen die Torgauer Artikel. Doch schon 1547 war es vorbei mit der Residenzstadt: Der Kurfürst Johann Friedrich verlor gegen Kaiser Karl V., und sein Fürstentum wurde dem seines Vetters Moritz in Dresden zugeschlagen.
1552 reiste Luthers Witwe, Katharina von Bora, nach Torgau, um sich vor der in Wittenberg ausgebrochenen Pest in Sicherheit zu bringen. Bei einem Kutschenunfall brach sie sich jedoch das Becken und starb drei Wochen später, am 20. Dezember 1552, in Torgau.
In ihrem Sterbehaus befindet sich heute ein ihr gewidmetes Museum, und ihr Grabmal in der Kirche St.Marien ist eine der Torgauer Sehenswürdigkeiten.
Am 3. November 1760 fand mit der Schlacht bei Torgau auf den Süptitzer Höhen die letzte große Schlacht des Siebenjährigen Krieges statt.
Im Jahr 1811 versuchte man durch den Ausbau der Festung auf Befehl Napoleons, das Unmögliche noch zu verhindern. Doch auch dieser Herrscher fand seine Bezwinger und so fiel Torgau nach dem Willen der Sieger und den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 an Preußen.
Zur Zeit des Nationalsozialismus, in den Jahren 1943-45, war Torgau Sitz des Reichskriegsgerichts. Im Wehrmachtgefängnis Torgau auf Fort Zinna wurden über 1.000 Todesurteile verhängt und vollstreckt. Opfer der Hinrichtungen waren Wehrdienstverweigerer, Zeugen Jehovas, Widerstandskämpfer, amerikanische Kriegsgefangene u. a. Heute befindet sich hier ein von Stiftung sächsische Gedenkstätten betreutes Museum.
Torgau erlangte Ende des Zweiten Weltkrieges internationale Berühmtheit, als sich am 25. April 1945 sowjetische und amerikanische Truppen an der Elbe bei der Stadt trafen und am 26. April 1945 dieses Ereignis nochmals für die Kameras nachträglich in Szene setzten. Der erste Kontakt der beiden Armeen während des Krieges in Europa fand bereits am 25. April 1945 in Strehla an der Elbe statt. Heute erinnert der Elbe Day als Gedenktag an dieses symbolische Ereignis. Einer der damals am Treffen teilnehmenden US-Soldaten, Joe Polowsky, setzte sich später für die Anerkennung des 25. April als "Weltfriedenstag" ein. Gemäß seinem letzten Willen wurde er nach seinem Tod 1983 auf dem evangelischen Friedhof in Torgau begraben.
Von September 1945 bis Oktober 1948 betrieb der NKWD in Torgau die Speziallager Nr. 8 und Nr. 10. Sie waren im früheren Wehrmachtgefängnis Fort Zinna und der nahegelegenen Seydlitz-Kaserne untergebracht. Während Nr. 8 vor allem nationalsozialistisch Belastete internierte, diente Nr. 10 als Durchgangsstation für politische Häftlinge, die als potentielle Gefahr für die Errichtung der sozialistischen Gesellschaftsordnung angesehen wurden, und auch für Sowjetbürger, in sowjetische Zwangsarbeitslager. In drei Jahren verstarben in Torgau etwa 1500 Gefangene [1].
Nach der Wende wurde Torgau 1990 wieder sächsisch, nachdem es 1945 bis 1952 zu Sachsen-Anhalt gehört hatte.
[Bearbeiten] Eingemeindungen
Am 1. Januar 1994 wurden Graditz und Melpitz eingemeindet. Zur Zeit soll Dreiheide eingemeindet werden, dies stößt jedoch auf erbitterten Widerstand in Dreiheide.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
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- Datenquelle ab 1999: Statistisches Landesamt Sachsen
1 einschließlich Garnison (4. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 72, Pionier-Bataillon Nr. 3 und I. Abteilung/1. Thüringisches Feldartillerie-Regiment Nr. 19)
2 29. Oktober
3 31. August
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
Nahe der Elbe steht Schloss Hartenfels, ein prachtvoller Renaissancebau, der Sitz der albertinischen Wettiner war und u.a. die Dauerausstellung Torgau - Ein Fürstenhof der Renaissance behebergt.
Von Mai bis Oktober 2004 fand in Torgau die 2. Sächsische Landesausstellung statt. Im Mittelpunkt stand die Reformationsgeschichte.
Jährlich im August findet Endless-Summer-Open-Air, ein zweitägiges Musik-Festival mit zwei Bühnen und Camping-Gelände, auf dem Entenfang statt.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Die drei größten Arbeitgeber in Torgau sind der Autozulieferer Flachglas Torgau GmbH mit 550 Mitarbeitern, die Porzellanmanufaktur Villeroy & Boch und die Justizvollzugsanstalt Torgau.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Nikolaus von Amsdorf, Theologe und Reformator
- Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen (1463–1525)
- Johann Friedrich der Großmütige, Kurfürst von Sachsen (1532–1547), Herzog von Sachsen (1547–1554)
- Johann Friedrich II. der Mittlere, Herzog zu Sachsen
- Leonhart Schröter (1532–1601), lutherischer Kantor und Komponist
- Paul Zwilling (1547-1581) neulateinischer Epiker
- Johann Wilhelm I. (Sachsen-Weimar), Herzog von Sachsen-Weimar
- Eduard Oscar Schmidt, Zoologe
- Georg von Siemens, Bankier, Vetter von Werner von Siemens
- Werner Obst (1930–2006), Wirtschaftsjournalist und Schriftsteller
- Olaf Marschall, Fußballnationalspieler
- Manuel Bauer, Autor und Schriftsteller gegen Rechtsextremismus
- Johannes Meisner, (1615-1681), deutscher lutherischer Theologe
[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Claus Narr (vor 1486-nach 1530), bekannter Hofnarr
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Jan v.Flocken/Michael Klonovsky Stalins Lager in Deutschland, Ullstein 1991, ISBN 3550074883
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Torgau – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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