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Axel Springer AG - Wikipedia

Axel Springer AG

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt den Medienkonzern Axel Springer AG. Für den davon unabhängigen wissenschaftlichen Verlag, siehe Springer-Verlag.
Axel Springer AG
Unternehmensform AG
Slogan Lesen, Hören, Sehen
Gegründet 1946
Unternehmenssitz Berlin
Unternehmensleitung Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender
Mitarbeiter 10.166 (2005)
Produkte Zeitungen, Zeitschriften, Elektronische Medien, Druckereien
Webadresse www.axelspringer.de

Der von Axel Springer 1946 gegründete Verlag Axel Springer ist Deutschlands größter Zeitungsverlag und verlegt unter anderem Bild und Die Welt.

Der Sitz des Unternehmens ist Berlin mit weiteren Zentralen in Hamburg und München.

Inhaltsverzeichnis

Eigentümerverhältnisse, Geschäftssituation, Strategische Ausrichtung

Aktionärsstruktur

Aktionäre der Axel Springer AG, vor den Verkäufen 2006
Aktionäre der Axel Springer AG, vor den Verkäufen 2006

Die 34 Millionen Aktien (Nennwert 3,00 €) des Konzerns werden an der Frankfurter Börse unter der WKN 550135 gehandelt. Einen Höchstwert von 153,50 € erreichte die Aktie im Jahr 2000, ihm folgte ein Aktiensplit im Verhältnis 1:10. Im ersten Halbjahr 2006 bewegte sich der Aktienkurs zwischen 101 und 113 Euro.

50 % (plus 10 Aktien) der Anteile werden von der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. gehalten. An dieser sind Friede Springer zu 90 % sowie Ariane und Axel Sven Springer zu je 5 % beteiligt. Friede Springer hält zudem direkt 5 % der Aktien und kontrolliert somit insgesamt 50,00003 %, also die Mehrheit der stimmberechtigten Aktien.

Weiterhin hält die Hellman & Friedman LLC 19,4 % der Aktien. 9,8 % gehören der Aktiengesellschaft selbst, 3 % hält der Brite Michael Lewis und 2 % erwarb Dr. Mathias Döpfner im Juli 2006. 10,8 % befinden sich in Streubesitz. [1], [2]

Vorsitzender des Vorstands ist Dr. Mathias Döpfner, Vorsitzender des Aufsichtsrats Dr. Giuseppe Vita. Einzelnen Zeitungsgruppen sind eigene Verlagsgeschäftsführer zugeordnet.

Beteiligungen

siehe auch: Beteiligungen der Axel Springer AG

Das Kerngeschäft der AG stellt immer noch der Verlag von Tageszeitungen und Zeitschriften dar. Hierbei sind neben der überregionalen Bild und Die Welt vor allem die Berliner und Hamburger Lokalzeitungen (B.Z., Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt) nennenswert.

Neben der Hörzu verlegt die AG die Fernsehzeitschriften BildWoche, Funk Uhr, TV Neu und TV Digital. Auch in diesem Bereich wurden Redaktionen zusammengelegt, da der Verlag sich Synergieeffekte erhoffte.

Sie besitzt weiterhin eigene Druckereien und ist am Pressegroßhandel beteiligt. In den letzten Jahren wurden Beteiligungen an Online-Diensten erworben.

Geschäftssituation und Beschäftigtenzahl

Für das Geschäftsjahr 2005 verzeichnete der Konzern einen "historischen Ergebnisrekord" (Döpfner). Zwar ging der Umsatz um 10 Mio. € leicht zurück auf 2,39 Mrd. €; Grund waren die Auslagerung des Tiefdruckbereichs in ein mit Bertelsmann und Gruner + Jahr betriebenes Ko-Unternehmen. Der Jahresüberschuss stieg jedoch auf 230,7 Mio. € - das entspricht einer Steigerung von über 56 Prozent! Das EBITA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) wuchs leicht auf 338,3 Millionen Euro, die EBITA-Rendite betrug 14,1 Prozent. Pro Aktie sollen 1,70 € ausgeschüttet werden; im Vorjahr waren es noch 1,45 €.

Auf der Aktionärsversammlung am 27. April 2005 in Berlin lobte Döpfner neben BILD, die Berliner Morgenpost und die Welt am Sonntag als Zeitungsgewinner des vergangenen Geschäftsjahres.

Der Umsatz im Geschäftsjahr 2004 betrug rund 2,40 Mrd. €, zusammengesetzt aus Umsätzen aus dem Vertrieb (1,17 Mrd. €), dem Anzeigengeschäft (0,95 Mrd. €) und übrigen Umsätzen (0,29 Mrd. €). [3] Der Konzern erwirtschaftet also rund die Hälfte seiner Umsätze mit dem Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften.

Die Beschäftigtenzahl stagnierte im Jahr 2005 weiterhin bei etwas mehr als 10.000 Festangestellten. Zum Amtsantritt vor Vorstandschef Döpfner lag die Zahl noch bei 14.000 Beschäftigten.

Strategische Ausrichtung

Die Springer AG hat nach Meinung von Vorstandschef Döpfner nur zwei Optionen für weiteres Wachstum: ein verstärktes Engagement im TV-Bereich oder die Internationalisierung des Printgeschäfts. Nach dem Scheitern der ProSiebenSat.1-Übernahme (siehe unten; Springer hält weiterhin knapp 12 Prozent der Fernsehgruppe) will Springer nun im Ausland expandieren; außerdem soll der Bereich Internet (Digitalisierung des Printangebots) massiv erschlossen werden. Noch 2006 soll die 29. internationale Ausgabe von Auto Bild in Dänemark erscheinen, in Russland die achte Ausgabe von Computer Bild. In Polen soll nach dem Erfolg des Boulevardblatts Fakt die überregionale Tageszeitung Dziennik ("Tageszeitung") die Marke von 150 000 Verkaufsexemplaren erreichen. Im Online-Sektor soll der Auftritt der Tageszeitung Welt optimiert werden und zur „führenden Nachrichten- und serviceorientierten Webseite“ ausgebaut werden. Daneben sollen E-Commerce und Gaming (Internetspiele -Plattformen) weitere Umsatzanteile generieren. Die Kooperation mit dem Postzusteller PIN Group soll bis 2010 einen Marktanteil von 10 Prozent erreichen; nach dem Ende des Briefmonopols 2007 soll das Joint Venture die Nummer zwei nach der Deutschen Post werden.

Firmengeschichte

Axel-Springer-Haus in Berlin
Axel-Springer-Haus in Berlin

siehe auch: Geschichte der Axel Springer AG

Nach der Gründung im Jahr 1946 gab Springer in seinem Hamburger Verlag zunächst die Fernsehzeitschrift Hörzu, die ursprüngliche Bild sowie Die Welt heraus. 1959 erwarb er die Mehrheit am Berliner Ullstein-Verlag und damit an der B.Z. und der Berliner Morgenpost.

Im Jahre 1966 wurde das Verlagshaus an der Berliner Mauer erbaut.

Die 68er-Bewegung protestierte gegen die „Springerpresse“ – neben dem Meinungsmonopol warf man Bild vor allem die „reaktionäre Berichterstattung“ vor. Die Proteste verschärften sich nach dem Attentat auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 durch den vermutlich rechtsextremen Josef Bachmann. Zuvor wurde Rudi Dutschke von der Bild als „Staatsfeind Nr. 1“ bezeichnet und zum „Ergreifen“ der „Rädelsführer“ aufgerufen. Bei den folgenden Kundgebungen kam es zu den schwersten Ausschreitungen in der Geschichte der Bundesrepublik. Heinrich Böll veröffentlichte 1974 seine Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, in der er die Boulevardpresse scharf kritisierte.

Nach dem Tod Axel Springers 1985 übernahm seine Witwe Friede die Konzernleitung und erweiterte die Geschäftstätigkeit in den 1990er Jahren ins europäische Ausland.

Der Medienunternehmer Leo Kirch schied 2002 endgültig aus dem Unternehmen aus.

Die gescheiterte Übernahme von ProSiebenSat.1

Anfang 2005 war die Springer AG nur am Hamburger Lokalsender Hamburg 1 sowie an zwei Produktionsgesellschaften beteiligt.

Im Sommer 2005 kündigte Springer an, sie wolle ihren bisherigen Anteil an der ProSiebenSat.1 Media AG (die TV-Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N 24, 9Live) erheblich ausweiten und neben allen (stimmberechtigten) Stammaktien auch rund ein Viertel der Vorzugsaktien erwerben. Das Gebot des Springer-Konzerns an die Investorengruppe um den US-Amerikaner Haim Saban betrug 4 Mrd. Euro. Der Umstand entbehrte nicht einer gewissen Ironie: Saban hatte 2003 die TV-Gruppe für preisgünstige 500 Mio. Euro erworben; der Springer-Konzern war vor einer (damals viel billigeren) Übernahme zurückgeschreckt.

Im November 2005 wurde die Übernahme vorläufig untersagt. Die Medienkommission KEK kritisierte ein Meinungsmonopol, wenn die Bild-Zeitung und ProSiebenSat.1 in einer Hand lägen. Als Kompromiss schlug sie einen Beirat vor, der die inhaltliche und wirtschaftliche Kontrolle über einen der beiden großen Sender ProSieben oder Sat.1 übernehmen sollte. In einem Zwischenbescheid des Bundeskartellamts im selben Monat wies dieses darauf hin, dass die Fusion aufgrund zu starker wirtschaftlicher Konzentration im Medienmarkt wahrscheinlich nicht genehmigungsfähig sei. Springer wollte jedoch die volle wirtschaftliche Kontrolle über die Sender behalten und auch keinen von beiden zu veräußern. Im Gegenzug bot das Unternehmen an, sich von Überkreuzbeteiligungen mit dem Medienkonzern Bertelsmann zu trennen und ferner die fünf Programmzeitschriften des Verlags zu verkaufen.

Das Angebot bewertete die KEK als nicht genügend und gab darum am 10. Januar 2006 bekannt, dass sie die Springer-Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG als nicht medienkonzentrationsrechtlich unbedenklich bestätigen könne: Springer müsse sich entweder von der Bild-Zeitung trennen, oder einer der beiden großen TV-Sender (Sat.1 oder ProSieben) müsse vor einer Übernahme durch Springer aus dem Konglomerat herausgelöst werden. Darauf bot Springer am 11. Januar den Verkauf von ProSieben an, zog das Angebot aber am 16. Januar wieder zurück. Begründung: Springer könne VOR der Übernahme keinen TV-Sender verkaufen, der ihm formaljuristisch ja noch gar nicht gehöre. Zudem schien dem Vorhaben Haim Saban ablehnend gegenüber zu stehen, der die TV-Sender nur im Komplett-Paket abzugeben bereit scheint.

Am 24. Januar 2006 verbot das Bundeskartellamt endgültig die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Springer-Konzern. Dagegen konnte Springer nur noch auf zwei Wegen vorgehen: mit einer Klage gegen das Bundeskartellamt oder mit der Einholung einer Ministererlaubnis, die innerhalb eines Monats nach einem definitiven Votum des Bundeskartellamts zu beantragen gewesen wäre. Der Ministerentscheid hätte dann innerhalb von vier Monaten ergehen müssen.

Gegen den negativen Bescheid der KEK konnte hingegen nicht Springer, sondern ausschließlich eine der Landesmedienanstalten Einspruch einlegen. Diesen kündigten die Landesmedienanstalten Bayern und Rheinland-Pfalz am 26. Januar an. (Ein KEK-Votum kann mit einer Dreiviertel-Mehrheit der Stimmen der 15 Medienanstalten im Rahmen der Konferenz der Direktoren der Landesmedienanstalten aufgehoben werden).

Am 1. Februar 2006 erklärte der Springer-Konzern jedoch überraschend, dass er von seinen Übernahmeplänen endgültig Abstand nehme. Springer wolle sich nicht weiter einem langwierigen und in der Konsequenz unabsehbaren Prozedere zu unterwerfen. Man wende sich digitalen Märkten zu und wolle im Ausland expandieren. Dennoch gab das Verlagshaus am 24. Februar bekannt, dass es vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf gegen die Entscheidung des Bundeskartellamts Beschwerde einlegen werde. Das Verfahren solle Rechtssicherheit für künftige Akquisitionen schaffen, da das Unternehmen bei Aufrechterhaltung der Untersagungsgründe kaum noch Raum sähe für Zukäufe in Deutschland.

Die gescheiterte Übernahme von ProSiebenSat.1 kann als erste Niederlage von Springer-Vorstandschef Döpfner gesehen werden.

Verlagshaus in Hamburg
Verlagshaus in Hamburg

Orthographie

Die Rechtschreibreform von 1996 wurde von vielen Journalisten des Verlags kritisch beurteilt. Nachdem die Reform 1999 zunächst umgesetzt wurde, entschied man sich 2004 für eine eigene, an die „klassische Rechtschreibung“ angelehnte Hausorthographie. Diese wurde im August 2005 noch einmal erweitert auf rund 350 Seiten. Zugleich wurde eine öffentlichkeitswirksame Kampagne gegen die Reform gestartet („Schlechtschreibreform“).

Am 7. März 2006 gab der Konzern bekannt, den Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 2. März für die reformierte Rechtschreibung entsprechend der Vorschläge des Rats für deutsche Rechtschreibung ab den 1. August für alle Erzeugnisse zu übernehmen, jedoch bei optionalen Schreibweisen weitgehend die „klassische“ Rechtschreibung anzuwenden. Die frühere Ablehnung kommentierte Mathias Döpfner in der Süddeutschen Zeitung mit folgenden Worten: „Der Ansatz war völlig richtig. Wir haben aber die politische Wirkung unterschätzt. Das war naiv. Denn sofort begannen die Angriffe, ein Kartell habe sich Rechte angemaßt, was allein dem Parlament und dem Gesetzgeber zustehe. Warum haben Politiker eigentlich mehr Rechte als die, die von Sprache leben: Schriftsteller, Journalisten, Verleger?“ Schließlich teilte der Verlag am 28. Juni 2006 mit, bei allen Medien den Schreibempfehlungen des Duden zur reformierten Rechtschreibung zu folgen.[1]

Ausbildung

Der Konzern betreibt seit 1986 in Hamburg und Berlin eine eigene Journalistenschule und bildet in mehreren kaufmännischen und technischen Berufen aus.

Auszeichnungen

Anlässlich des Treffens des Art Directors Club (ADC) in Berlin vergibt die Axel Springer AG seit 1993 jährlich einen „Journalistenpreis für wegweisende Printwerbung“.

Personen mit Bezug zur Axel Springer AG

Kritik

Siehe auch: Springerpresse, Kölner Zeitungskampf

Journalismus

Dem Verlag wird nachgesagt, dass er politisch im konservativen Lager angesiedelt sei. Kritiker werfen dem Verlag ein Agenda Setting vor, das Wahlwerbung der Linkspartei aus den Publikationen ausschließt, was vor allem den Großparteien Deutschlands zugute käme.

Beziehung zu Politikern

Bild-Chefredakteur Kai Diekmann ist eng mit dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl befreundet, dessen Erinnerungsbuch „Ich wollte Deutschlands Einheit“ er mitverfasste; Friede Springer wird ein freundschaftliches Verhältnis mit Angela Merkel nachgesagt.[2]

Literatur

  • Claus Jacobi: 50 Jahre Axel-Springer-Verlag. 1946 - 1996. Axel-Springer-Verlag, Berlin und Hamburg 1996

Quellen

  1. http://www.axelspringer.de/inhalte/pressese/inhalte/presse/unternehmen/675.html
  2. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/137/58079/

Weblinks

eigene

andere

Zum Geschäftsbericht für das Jahr 2005

Zur gescheiterten Übernahme von ProSiebenSAT.1

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