Liberale Theologie
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Liberale Theologie ist eine breite theologische Strömung im evangelischen Christentum, mit dem Ansatz, die Theologie aufgrund von humanistischen und geisteswissenschaftlichen Grundlagen zu betreiben, und dadurch unabhängiger von Dogmen, kirchlichen Traditionen und Glaubensinhalten zu sein. Die Säkularisierung ursprünglich religiöser Inhalte und die Auflösung von "Kirche" in "Welt" und Kultur hinein wird von der Mehrzahl liberaler Theologen als jesusgemäß bezeichnet und begrüßt.
Der größte protestantische Kritiker des theologischen Liberalismus war im 20. Jahrhundert Karl Barth. Im 19. Jahrhundert sind der englische Konvertit John Henry Newman und der deutsche Lutheraner Wilhelm Löhe als weitere Gegner zu nennen. Ihnen gemeinsam ist die Überzeugung, es gebe kein Christentum ohne sichtbar-sakramentale Kirche und keine Kirche ohne verbindende Bekenntnisgrundlage. Der Verzicht darauf sei Schwärmerei.
Die Bezeichnung liberale Theologie geht zurück auf Johann Salomo Semlers "Institutio ad doctrina Christianam liberaliter discendam" und wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich.
Die liberale Theologie ist in sich nicht homogen und lässt sich auf verschiedene philosophische Strömungen wie Aufklärung und Idealismus zurückführen, wo bereits einige ihrer Positionen vertreten wurden, z.B. von Jean-Jacques Rousseau, Gotthold Ephraim Lessing, Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Hermann Samuel Reimarus.
Wesentliche Themen der liberalen Theologie sind Exegese (Bibelkritik, Literarkritik, die historisch-kritische Exegese) und Kirchengeschichte, insbesondere die geschichtliche Erforschung des Lebens Jesu, wobei sie zwischen dem ihrer Meinung nach Mythos vom Gottmenschen Christus und der historischen Persönlichkeit Jesu unterscheiden will.
Dabei berufen sich liberale Theologen auf die Erkenntnisse der Aufklärung. Und unter anderem auf das Zitat von Immanuel Kant: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit".
[Bearbeiten] Vertreter liberaler Theologie
- Johann Salomo Semler (1725-1791) (Kanon-Kritik)
- Raymund Dapp (1744-1819)
- Friedrich Schleiermacher (1768-1834) (Erfahrungstheologie)
- Ferdinand Christian Baur (1782-1860) (Tübinger Schule)
- David Friedrich Strauss (1808-1874) (Tübinger Schule)
- Alois Emanuel Biedermann (1819-1885)
- Albrecht Ritschl (1822-1889)
- Wilhelm Herrmann (1846-1922)
- Adolf von Harnack (1851-1930)
- Heinrich Lang (1826-1876)
- Ernst Friedrich Langhans (1829-1880)
- Ernst Troeltsch (1865-1923)
- Albert Schweitzer (1875-1965)
- Rudolf Bultmann (1884-1976)
- Fritz Buri (1907-1995)
[Bearbeiten] Kritiker liberaler Theologie
[Bearbeiten] Literatur
- Manfred Jacobs: Art. Liberale Theologie. In: Theologische Realenzyklopädie 21 (1991), 47-68