Lorentzkraft
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Die Lorentzkraft ist nach Hendrik Antoon Lorentz die Kraft, die auf elektrische Ladungen in elektromagnetischen Feldern wirkt.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird oft nur die magnetische Komponente als Lorentzkraft bezeichnet.
- Kraft
- Elektrische Ladung
- Geschwindigkeit der Ladung
- Elektrisches Feld
- Magnetische Flussdichte
- Vektorielles Kreuzprodukt
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lorentzkraft auf einen stromdurchflossenen Leiter
Ein elektrischer Strom in einem Leiter besteht aus bewegten elektrischen Ladungen. Befindet sich der Leiter in einem Magnetfeld, wird daher eine Kraft auf ihn ausgeübt.
Wie oben zu sehen ist, ist die Lorentzkraft proportional zur Geschwindigkeit , mit der sich die Ladung durch das Magnetfeld bewegt. Da die Stromstärke misst, wieviele Ladungsträger q sich pro Zeiteinheit t durch einen Querschnitt A des Leiters bewegen, wird mit der Länge des Leiters bestimmt, wieviele sich bewegende Ladungsträger im Leiter befinden, und wie schnell sie daher driften müssen.
Kraft auf eine bewegte Ladung q:
Ist der Weg, den die Ladung q in der Zeit t zurücklegt, kann man die Geschwindigkeit ausdrücken als
Eingesetzt ergibt sich:
Die Stromstärke ergibt sich aus der Anzahl von Ladungsträgern q, die sich pro Zeiteinheit t durch einen Querschnitt des Leiters bewegen:
- , wenn I wie hier konstant ist. Umgeformt:
Eingesetzt ergibt sich damit:
Wenn man die Länge von bei gleicher Stromstärke I verdoppelt, so sind auch doppelt so viele Ladungsträger dem Magnetfeld ausgesetzt, und somit ist die Lorentzkraft doppelt so groß. (Vorausgesetzt das Magnetfeld B ist auf der ganzen Länge hinreichend homogen.)
Die entsprechende Betragsgleichung lautet:
wobei α der Winkel zwischen Leiter und Magnetfeld ist. Die Richtung der Kraft geht aus dieser Gleichung nicht hervor und muss separat hergeleitet werden, vgl. oben, Lorentzkraft auf eine bewegte Ladung.
Im speziellen Fall eines Leiters, der senkrecht zum Magnetfeld verläuft, ist sinα = 1. Damit lässt sich der Betrag der Lorentzkraft besonders einfach berechnen:
[Bearbeiten] Lorentzkraft auf eine bewegte Ladung
Die vom Magnetfeld verursachte Lorentzkraft ist sowohl zu den magnetischen Feldlinien als auch zur Bewegungsrichtung der Ladung senkrecht und lenkt die betroffene Ladung ab, ohne den Betrag ihrer Geschwindigkeit zu verändern. (Beweis folgt über die Ableitung des Betrages nach der Zeit, die das Skalarprodukt aus Beschleunigung und Geschwindigkeit enthält. Dieses verschwindet, da die Kraft (bzw. die Beschleunigung) senkrecht zur Bewegungsrichtung (bzw. der Geschwindigkeit) ist.)
Im allgemeinen Fall berechnet sich der Vektor der magnetischen Komponente der Lorentzkraft mit folgendem Kreuzprodukt:
Wobei die Magnetische Flussdichte ist, q die Elektrische Ladung des Teilchens und seine Geschwindigkeit. Die Polarität der Ladung q muss durch ein Vorzeichen berücksichtigt werden; handelt es sich bei der bewegten Ladungen z. B. um ein Elektron, ist q = −1,602·10−19 C (negativ). Handelt es sich um positiv geladene Teilchen, ist q > 0 und zeigt damit in die entgegengesetzte Richtung.
Die entsprechende Betragsgleichung (mit α als Winkel zwischen und ) lautet:
Wenn sich ein geladenes Teilchen senkrecht zum Magnetfeld bewegt ist sinα = 1. Damit lässt sich der Betrag der Lorentzkraft besonders einfach berechnen:
Während sich bei der Vektorrechnung die Richtung der Kraft automatisch richtig ergibt, muss sie bei der Betragsrechnung separat hergeleitet werden. Dabei hilft die Drei-Finger-Regel oder die Rechte-Faust-Regel. Diese Regeln berücksichtigen – korrekt angewandt – sowohl die Polarität der Ladung als auch deren Bewegungsrichtung im Magnetfeld.
[Bearbeiten] Theorie der Lorentzkraft
Die Lorentzkraft kann als Axiom aufgefasst oder aus der Lagrangeschen Formulierung der Elektrodynamik hergeleitet werden. Das elektromagnetische Feld ist durch das Viererpotential
gegeben. Für die Lagrangefunktion eines geladenes Teilchen mit Ladung q und Masse m gilt
Hierbei ist die Vierergeschwindigkeit gegeben durch die Ableitung der Koordinaten xμ nach der Eigenzeit τ:
mit dem Zusammenhang zwischen Eigenzeit und Zeit im Inertialsystems des Beobachters
mit β = v / c. Das Prinzip von Hamilton verlangt die Stationarität der Wirkung
und das führt auf die Euler-Lagrange-Gleichungen
Einsetzen unserer Lagrangefunktion für ein geladenes Teilchen im EM-Feld liefert die Bewegungsgleichung
Hierbei sind die Felder durch
definiert und der Impuls lautet
[Bearbeiten] Beispiele
Wenn man im stehenden Auto bei laufendem Motor das Licht (oder die Heckscheibenheizung oder beides) einschaltet, sinkt ganz kurz die Drehzahl ab, bis die Motorsteuerung die Drehzahl wieder stabilisiert hat. Das passiert, weil sich die Lichtmaschine plötzlich „schwerer“ drehen lässt. Jede Kraft erfordert eine Gegenkraft. Immer wenn Energie „verbraucht“ wird (in der Glühlampe) muss sie ja irgendwo herkommen. Energielieferant im Auto ist letztendlich der Kraftstoff. Den Strom, den ein Generator abgibt, kann durch den so genannten Erregerstrom, der über Spulen ein Magnetfeld im Generator erzeugt, gesteuert werden. Ist kein Magnetfeld vorhanden, gibt der Generator keinen Strom ab und benötigt auch keine Antriebsleistung, sondern läuft im Leerlauf. Dort wird nur sehr wenig Leistung zur Überwindung der Reibung benötigt.
Technisch angewandt wird die Lorentzkraft
- im Elektromotor bzw. -generator
- im Ablenkmagnet zur Fokussierung von Elektronenstrahlen (z. B. in der Kathodenstrahlröhre und im Synchrotron)
- im Wienfilter
- im Hallsensor (siehe auch Hall-Effekt) und Drehspulmesswerk
- im Sektorfeldmassenspektrometer
Auch die Ablenkung des Sonnenwinds durch die Magnetfelder der Erde und anderer Planeten ist auf die Lorentzkraft zurückzuführen.
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Lorentz-Kraft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Java-Applet zum Experimentieren mit der Lorentzkraft
- Ein weiteres Modell, bei dem q, v und B variiert werden können
- Versuche und Aufgaben zur Lorentzkraft
- Flash-Animation zum Leiterschaukel-Versuch (dwu-Unterrichtsmaterialien)
- Youtube-Film: Wasser fliesst bergauf mit Lorentzkraft
Siehe auch: Induktionsgesetz – das ist quasi der umgekehrte Weg (Erzeugung von Strom durch Bewegung von Leitern in einem Magnetfeld).