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Mahabad - Wikipedia

Mahabad

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Stadt Mahabad. Für den zaratustranischen Propheten bitte unter Mahabad (Prophet) schauen.
Blick über Mahabad
Blick über Mahabad
Lage der Provinz West Aserbaidschan im Iran
Lage der Provinz West Aserbaidschan im Iran

Mahabad (persisch: مهاباد [mæɦɔːˈbɔːd], kurdisch: Mehabad مه‌هاباد [məhɑːˈbɑːd]) ist eine Stadt im Nordwesten des Irans in der Provinz West-Aserbaidschan und Hauptstadt des gleichnamigen Distriktes. Sie hat etwa 162.434 Einwohner (Schätzung 2005)[1]. Die Stadt liegt südlich des Urmia-Sees, in einem engen Tal auf 1.300 m Höhe.

Mahabad ist das Zentrum einer großen Agrarindustrie. Jedoch ist die Stadt selber für iranische Verhältnisse relativ wenig entwickelt.[2] Über Fernstraßen ist es mit dem 300 km nördlich gelegenen Täbris und dem ebenfalls 150 km nördlich gelegenen Urmia verbunden. Für das Jahr 2008 soll in Mahabad von der Mahabad Petrochemical Company ein swing plant errichtet werden.[3]. In Mahabad befindet sich die Islamic Azad University von Mahabad.[4] Mahabad hat ebenfalls einen Flughafen, der die Kennung OITB trägt.[5]

Die Bevölkerung besteht zum Großteil aus Kurden. Einige bezeichnen Mahabad auch als heimliche Hauptstadt Kurdistans. So war Mahabad, das im Osten Kurdistans liegt, vom 22. Januar bis zum 16. Dezember 1946 die Hauptstadt eines kurdischen Staates der Neuzeit, der Republik Mahabad. Auf dem dortigen Car-Cira-Platz wurden am Ende der Republik, deren Anführer hingerichtet. Seitdem ist die Stadt in den Bergen eines der wichtigsten Symbole des kurdischen Nationalismus.[6] Jedoch wird so klar, was für einen Wert diese Stadt für viele Kurden, auch über den Iran hinaus hat. In Mahabad wurde auch der Führer der Demokratischen Partei Kurdistans Masud Barzani geboren. Sein Vater Mustafa Barzani wurde hier am 5. März 1979 begraben. 1993 wurde sein Grab dann in sein Dorf überführt, wo er neben seinem Sohn Idris Barzani begraben ist.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Im ersten Jahrtausend vor Christus war die Region um Mahabad, das Zentrum des Königreich der Mannäer gewesen. Diese waren in der Eisenzeit in der Region ein Machtfaktor gewesen. Sie standen auch mit Assyrien und anderen Völkern in der Region in Kontakt.

Mahabad oder wie es unter dem alten Namen Sablakh (سابلاخ) bekannt war, war ein kleines Dorf in der Deryaz-Ebene, bis der Chef des kurdischen Mukri-Stammes Budaq Sultan es mit dem Einverständnis der Safawidenkönige zur Hauptstadt seiner Region machte. Der Name Sablakh ist vielleicht mongolischen Ursprungs. Während der Dynastie der Safawiden war die Region von Mukriyan („Land der Mukri“), welche Mahabad einschloss, eines der Zentren des Widerstandes gegen Schah Abbas I. den Großen. In den Jahren 1609 und 1610, während der „Schlacht bei Dimdim“, unterstützen die Gebiete der Mukri Emîr Xan Lepzêrîn. Dieser war ein Khan der Goldenen Hand und Herrscher von Beradost.[7][8] Nach der Niederlage gegen Abbas ordnete dieser ein Massaker an der Bevölkerung der Stadt an. Das selbe Schicksal erlitten die Bewöhner von Beradost. Auch wurden viele Kurden nach Chorassan deportiert. Die Mukri regierten über die Stadt bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Ersten Weltkrieg war die Stadt Zentrum der Kampfhandlungen zwischen den Russen und den Osmanen. 1935 zerstörte eine Flut die Stadt und die moderne Stadt wurde darauf auf den Ruinen der Alten errichtet.

Die Umgebung von Mahabad ist voller historischer Spuren, die in vorislamische und vorchristliche Zeit zurückreichen. In der Nähe des Dorfes Inderghasch bei Mahabad liegt Faghrigha , eine in Felsen geschlagene Grabkammer aus der Zeit der Sassaniden. An vielen Stellen findet man dort Reliefs, Stelen und Begräbnisstätten. Die Stadt Mahabad ist umgeben von zahlreichen Quellen. Diese und der Fluss, der früher am Stadtrand vorbeifloss und jetzt die größergewordene Stadt durchfließt, sorgen für ein angenehmes Klima und sind die Voraussetzung für viel Grün in der Stadt. Den Quellen in der Nähe wird eine heilende Kraft zugeschrieben. Vor allem sollen sie für entschlackende Trinkkuren, andere gegen Hautkrankheiten helfen. In der Stadt gibt es daneben armenische und jüdische Gassen, in denen Wein- und Spirituosenhandel betrieben wurde oder in denen Goldschmiede angesiedelt waren. Dieses war bei den Moslems verpönt.[9] Ein Mausoleum des Bedaghol-Sutans findet sich südwestlich der Stadt.[10]

Während der Islamischen Revolution im Iran, wurde am 3. September 1979 Mahabad, nachdem vorher schon andere Städte angegriffen wurden, von der iranischen Armee bombardiert und besetzt. Dies passierte, da sich die Kurden mit Chomeini, der ihnen keine Autonomie geben wollte, überwarfen.

[Bearbeiten] Kultur

Mahabad ist eines der Zentren der kurdischen Kultur und Literatur in Iranisch-Kurdistan. Viele Dichter und Schriftsteller haben in dieser Stadt im 20. Jahrhundert gewirkt. So unter anderem Hejar (Abdurrahman Sharfkandi) (1920-1990), Hêmin (Sayyed Moháammad Amini Shaykho-al-Eslam Mokri) (1920-1986), Abdorrahamn Zabihi (1920-1980) und Giw Mukriyani um wohl einige der Wichtigsten zu nennen. Zum Beispiel wurde das erste Kurdisch-Persische Wörterbuch im Iran von Hejar geschrieben. Der Titel Kurdistans National-Dichter wurde Hejar, analog wird der Name Hêmin verwendet, während der kurzen Zeit der Republik Mahabad verliehen. Der Grund war die Anerkennung seiner Leistungen als Dichter.[11] Der Dialekt von Mahabad ist im westlichen Iran literarischer Standard der kurdischen Sprache. Er ist eng verwandt mit dem im irakischen Teil Kurdistans gesprochenen Sorani.

[Bearbeiten] Unruhen in Mahabad im Juli 2005

Im Juli 2005 brach nach der Tötung des kurdischen Jugendlichen Schuaneh Ghaderi (26 J.), in der Stadt ein Aufstand gegen die iranische Regierung aus. Der Aufstand breitete sich auf etwa zehn kurdische Städte aus. Bislang kamen dabei etwa 20 Menschen ums Leben. Auch wurden Verwaltungs- und Regierungsgebäude beschädigt oder zerstört.[12] Die iranische Regierung bezeichntete die Aufständischen als Hooligans und verlegte 100.000 Soldaten in die kurdischen Gebiete.[6][13] Davon wurden 3000 Soldaten nach Mahabad selbst gesendet.[14] Der Jugendliche war beschuldigt worden, die Unabhängigkeit Kurdistans zu fordern und die Ernennung des Kurden Dschalal Talabani zum Präsidenten Iraks zu feiern.[15] Sein Leichnam soll laut einem Bericht auf der Homepage der US-Regierung iranische Soldaten zu einem Militärfahrzeug gebracht und ihn dann durch die Stadt geschleift haben. Laut US-Regierung geschah dies in klarer Absicht, um die Bevölkerung einzuschüchtern und zukünftige Proteste abzuschrecken.[16] Anderen Berichten zur Folge, soll es weitere Proteste gegebenen haben. Das Repräsentantenbüro der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran kurz: DPKI für internationale Beziehungen in Wien, meldete am 25. Juli 2005 in einer Presseerklärung, dass in den iranischen Kurdengebieten friedlichen Demonstrationen stattfanden, um gegen die Festnahme von etwa 200 Personen in den Kurdenstädten Mahabad, Piranshahr, Marivan und Sardasht und deren Folterung in den Gefängnissen sowie gegen die Plünderungen von Häusern und Geschäften durch die Revolutionswächter zu protestieren.[17]

Car-Cira-Platz bei Nacht.
Car-Cira-Platz bei Nacht.

So sollen auf dem Car-Cira-Platz laut Angaben der DPKI bis zu 50.000 Personen an Demonstrationen teilgenommen haben.[18]

Die immer noch inhaftierte Frauenrechtlerin Roya Tuloui aus der Stadt Sanandadsch beklagt eine anhaltende Diskriminierung der Kurden, obwohl diese sich durchaus als iranische Staatsbürger verstünden. Auch in einem UN-Bericht ist der Regierung in Teheran unlängst Diskriminierung der von kurdischen und anderen ethnischen Minderheiten besiedelten Gebiete vorgeworfen worden: In den Kurden-Regionen sei die Wasser- und Stromversorgung besonders schlecht, hieß es in dem UN-Bericht, und auch der Aufbau der Infrastruktur dort sei völlig unzureichend. Der iranische Journalist Khosrow Kordpour aus der Stadt Mahabad beklagt dies ebenfalls: „Gemäß Artikel 48 der iranischen Verfassung darf es keine Diskriminierung geben, was das Nutzen natürlicher Ressourcen und die Aufteilung der nationalen Einkommen zwischen den Provinzen des Landes anbetrifft.“ Die Diskriminierung der Provinz Kurdistan sei somit verfassungswidrig, aber existiere schon seit langem.[12] Der iranische Schriftsteller Ali Schirasi, schreibt in seinem Webblog über den Beginn der Unruhen, dass die Menschen in den verschiedenen Städten von Kurdistan, besonders in Mahabad, vor den Wahlen oft auf die Strassen gekommen sind und für ihre Rechte demonstriert haben. Der erschossene junge Mann war ein wichtiger Organisator dieser Demonstrationen. Bei dem Versuch ihn am 9. Juli festzunehmen floh er und wurde dabei von der Polizei erschossen.[19] Zu den Unruhen trägt auch mit bei, dass nun durch die positiven Entwicklungen in der Kurdenfrage im Irak, wie auch in der Türkei, das Mitglied der EU werden will, die iranischen Kurden auch mehr Rechte von der iranischen Regierung verlangen.[12] In dem von Kurden bewohnten Westen Irans herrscht laut der Nachrichtenagentur Kurdishmedia seit den Unruhen die Ausgangssperre. Der Verkehr zwischen den größeren Städten sei weitgehend eingestellt worden.[18] Human Rights Watch berichtet, dass 17 kurdische Menschen durch iranische Sicherheitskräfte während den Demonstrationen im Juli und August 2005 in verschiedenen kurdischen Städten getötet wurden.[20] Die Heinrich-Böll-Stiftung meldete in ihrem Iran-Report Nr.11, dass es aber am 26. Oktober 2005 erneut zu Demonstrationen im Mahabad kam, an denen mehrere Tausend Menschen teilgenommen haben. Anlass zu der spontanen Demonstration war das Todesurteil gegen einen jungen Mann kurdischer Abstammung, dem vorgeworfen wurde, einen Polizeioffizier getötet zu haben. Bei den Demonstrationen ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen.[21]

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

  • Masud Barzani, kurdischer Politiker und Präsident der Autonomen Region Kurdistan.
  • Hejar, kurdischer Dichter, Schriftsteller und Übersetzer.
  • Hemin Mukriyani, kurdischer Journalist und Verleger.
  • Giw Mukriyani, kurdischer Schriftsteller
  • Abdorrahamn Zabihi (1920-1980), kurdischer Schriftsteller

[Bearbeiten] Quellen

  1. World Gazetteer: Iran: Die wichtigsten Orte mit Statistiken zur ihrer Bevölkerung, [10.1.2006]
  2. LexicOrient: Mahabad. [12.62006]
  3. Basell Corporate Communications: Lorestan and Mahabad Petrochemical Companies select Basell's Spherilene technology. 01. November 2005, [11.1.2006]
  4. Homepage der Universität, auf persisch.[1]
  5. jetliners.net: Airport ICAO Codes By Airport. [31.03.2006]
  6. a b Unruhen in den kurdischen Gebieten Irans. In: NZZ. 9. August 2005, [10.1.2006]
  7. Amir Hassanpour: Dimdim. [16.1.2006]
  8. Kurds. [16.1.2006]
  9. Z. D.: Mahabad. Mai 2004, [17.1.2006]
  10. Iran Chamber of Commerce, Industries & Mines: WEST AZARBAIJAN. [31.03.2006]
  11. Culture. Bei: http://members.chello.se/yamulki/, [10.1.2006]
  12. a b c Davoud Khodabakhsh: Politischer Mord in Mahabad. In: Deutsche Welle World. 21. August 2005, [10.1.2006]
  13. 14 killed in Kurdish riots in Syria. 30. März 2005, [10.1.2006]
  14. Nick Brauns: Proteste in Mahabad. In: Junge Welt. 18. Juli 2005, [10.1.2006]
  15. Volker Schmidt: Spannungen in iranischen Kurdengebieten nehmen zu. In: Frankfurter Rundschau. 05. August 2005, [10.1.2006]
  16. Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor with the Bureau of Public Affairs: Iran: Voices Struggling To Be Heard. 3. November 2005, [10.1.2006]
  17. Abubekir Saydam/Demokratischen Partei Kurdistans-Iran: APPELL an die Internationale Gemeinschaft und Gremien. 27. Juli 2005, [10.1.2006]
  18. a b Die iranischen Kurden feiern die irakische Verfassung. In: NZZ. 13. März 2004, [10.1.2006]
  19. Ali Schirasi: Blog. [10.1.2006]
  20. Human Rights Watch: Iran: Security Forces Kill Kurdish Protestors. 11. August 2005, [10.1.2006]
  21. Heinrich-Böll Stiftung: Iran-Report Nr. 11/2005. (PDF) November 2005, [10.1.2006]

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 36.45.5° N, 45.43.3° E

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